Kapitel 20 Evan
Mit großen Augen sah Evan sich um. Seit Tagen hatte er das Hämmern, Schrauben und Sägen im Penthouse über Richards Apartment gehört. Aber das Ergebnis übertraf seine Erwartungen.
Jacks Residenz reichte über drei Stockwerke. Zwei davon hatte er für die Party herrichten lassen.
Heaven & Hell
Ein leuchtendes Schild erwartete die Gäste schon am Übergang vom Aufzug zur Party. Heaven war in goldener Schrift gehalten und Hell in schwarzer. Ein schlauchartiger Gang in weißer und himmelblauer Farbe führte zu den himmlischen Räumlichkeiten. Ein zweiter glühte rot und schwarz und durch ihn gelangte man in die Hölle.
Evan stand davor, lehnte an einem Pfosten, der einem römischen Pfeiler nachempfunden war. Nach und nach kamen immer mehr Gäste an. Nur Jack hatte er noch nicht entdeckt. Gerade schritt ein großgewachsener Engel in langer Robe aus dem Aufzug. An einem roten Halsband führte er einen Dämon, aus dessen String hinten ein Schwanz ragte. Sie lachten und entschieden sich für den höllischen Teil der Party. Die Wahl des Tunnels war ohnehin nicht von Bedeutung. An vielen Stellen gab es solche Übergänge und man konnte von der Hölle in den Himmel wechseln.
Evan grinste. Die Las-Vegas-Party war opulent und beeindruckend gewesen. Aber natürlich musste der Chef des House of Paradise das noch einmal toppen und gleich zwei Bereiche anbieten. Zwischen den Räumlichkeiten befanden sich Bars, Loungeecken und Tanzflächen. Und über allem thronte weder eine Gottheit noch der Teufel. Vielmehr verteilten sich Richard und seine Männer dezent über die Treppe, behielten das Geschehen im Blick. Auch Liam blieb weiterhin abwesend. Wo konnte der sich nur herumtreiben? Diese Stadt war zu groß, um einen jungen Mann zu finden, der überall sein konnte. Aber wo blieb Jack? Dies war immerhin seine Party.
Evan sah zu ihm hinauf und schluckte. Richard trug kein Kostüm, sondern einen seiner gut sitzenden Anzüge. Deutlich sichtbar steckte ein Kopfhörer im Ohr, über den er mit seinen Leuten verbunden war. Ab und an grüßte er jemanden, nickte einem Gast zu. Er arbeitete aufmerksam und sorgte für die Sicherheit.
Eine Woche hatte er in diesem Luxus zusammen mit Richard verbracht. Sunny und Jax nahmen jeden Morgen den Bus nach Williamsburg. Der eine betrieb längst wieder sein Gamers Paradise und Jax besuchte die Schule. Aber am späten Nachmittag kamen sie zurück. Und so aßen sie zusammen, spielten Brettspiele mit Jax und Bonsai bekam mehr Gassirunden, als ihm lieb war. Manchmal versteckte er sich hinter der Couch, wenn Jax fröhlich mit der Leine ankam.
Unruhig bewegte Evan die Schultern. Seine Wellnesstage in diesem Haus waren gezählt. Und dann trennten ihn und Richard wieder fünfzehn Busminuten. Sie hatten beide lange Arbeitstage, würden sich nicht mehr jeden Tag sehen können. Und sie hatten noch nicht über die Zukunft gesprochen. Wie sollte die aussehen? Evan schauderte bei der Erinnerung an seine einsame Wohnung.
„Evan?“, fragte eine bekannte Stimme plötzlich neben ihm.
„Dan!“ Evan grinste breit und umarmte den jungen Mann. Froh, endlich ein vertrautes Gesicht zu sehen, drückte er ihn fest an sich. Dan trug einen weißen Harness, gleichfarbige Briefs, die mit Goldfäden durchwirkt waren, und Engelsflügel auf dem Rücken. Hinter ihm erschienen Gus und Lance, seine Geliebten. Nun, seine Lebenspartner. Der dunkelhäutige Gus hatte sich für enge Satinhosen entschieden und ein Oberteil, das nur aus Metallösen bestand und seinen muskulösen Körper gut betonte. In der Hand hielt er einen feuerroten Dreizack. Lance sah nicht weniger beeindruckend in seinem ledernen Dämonenoutfit aus. Er trug schwarze Hörner auf dem Kopf.
„Cool, was?“, fragte Dan und zeigte auf das rote Lederhalsband, das er trug.
„Sehr.“ Evan atmete tief durch.
Ein rotes Halsband bedeutete, dass Dan jetzt offiziell der Beta von Gus und Lance war. Ein fester Partner, den andere Männer nicht einfach anfassen durften. Und er würde die beiden fragen, wenn er mit einem anderen spielen wollte.
Mit einem Grinsen strich Dan über Evans blaues Halsband. „Dachte ich mir doch, dass es nur Geschwätz im Club ist“, sagte er und klang erleichtert. „Man erzählt sich, dass Mister Sadistic Richard dich entführt und zu seinem Sub gemacht hat.“
Jetzt musste Evan laut lachen. „Das klingt nach einem Las-Vegas-Gerücht. Hier in New York passieren solche Dinge nicht.“
„Glück gehabt“, behauptete Dan und wurde mit einem Mal ernst, zuckte mit den Schultern. „Aber du magst ihn wirklich, oder? Ich habe deine Blicke auf der letzten Party gesehen.“
Evan neigte den Kopf zur Seite und blinzelte. Dan wirkte meist ungestüm und trotzig. Aber dahinter verbarg sich ein aufmerksamer Mensch. „Ich mag ihn nicht“, gab er zurück. „Ich liebe ihn. Und er musste mich nicht entführen, ich habe mich ihm nämlich aufgedrängt.“
Dan nickte, während seine Lover in ein Gespräch mit einem anderen Gast verwickelt waren. „Aber er ist irgendwie kaputt, oder?“, fragte Dan und Evan wiegte nur den Kopf hin und her. Waren sie nicht alle ein wenig defekt? Da beugte Dan sich vor, küsste ihn auf die Wange und lächelte. „Gus und Lance haben sich auch so einen kaputten Kerl angelacht“, erklärte er und legte einen Arm um Evans Schulter. „Und dann haben sie einfach an den wilden Hund geglaubt. Es braucht schon eine Behandlung, aber Risse und Sprünge können heilen und man kann sie mit Gold versiegeln“, sagte er und drückte Evan.
„Ich weiß“, erwiderte Evan und blickte hinauf zu Richard. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment und da war es, das Strahlen, das er von Anfang an in ihm gesehen hatte.
Dank Jacks Einfluss hatte Richard schon letzte Woche einen ersten Therapietermin wahrnehmen können. So bekam er die Gelegenheit, das Trauma des Bombenangriffs endlich zu verarbeiten. Evan seufzte. Sogar für ihn hatte Jack ein Coaching organisiert, in dem er die Entführung aufarbeiten konnte.
Voller Hoffnung legte er Dan eine Hand an die Wange und küsste ihn auf die geschlossenen Lippen. „Dann strahl mal hell heute Abend“, flüsterte er Dan ins Ohr und trat einen halben Schritt zurück.
„Finde mich in der Hölle“, rief er noch und lief vor seinen Partnern durch den dunklen Tunnel.
Evan strich über sein blaues Halsband. Seit er vor drei Tagen endlich für die Party zugesagt hatte, wartete er darauf, dass Richard ihm ein rotes Band gab. Aber der war seit Tagen unentwegt auf den Beinen und mit der Party beschäftigt gewesen. Nachts kroch er müde ins Bett, suchte Evans Körper und schlief ein.
Gedankenverloren betrachtete Evan die ankommenden Männer. Die Mehrheit bestand aus Paaren, viele hielten sich an den Händen, zeigten ihre Zuneigung offen. Sein alter Freund, die Einsamkeit, schlich sich an ihn heran, strich ihm mit kalten Fingern über die Haut. Plötzlich packte ihn jemand am Handgelenk.
„Amüsiere dich nicht mit Straßenkötern“, raunte Richard ihm von hinten ins Ohr. „Bei denen holst du dir Flöhe.“
Evan drehte sich um und strahlte für einen Augenblick. Richard sah umwerfend aus. Der dunkle Anzug wie immer auf Maß geschneidert, dazu trug er eine Krawatte in dunklem Violett. Seine stahlblauen Augen strahlten noch heller als sonst. Wie zufällig schien er das Geschehen im Blick zu behalten. Dabei saß die Miller-Bande inzwischen in Haft und ihr Guru war erneut in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt worden. Zumindest von dieser Seite drohte keine Gefahr mehr. Nur Liam war nicht wieder aufgetaucht. Womöglich hatte er längst den Staat gewechselt.
„Dan ist ein guter Kerl“, erklärte Evan beiläufig. Verdammt, er wollte Richards Hand nehmen, allen zeigen, dass sie zusammengehörten. Aber Richard befand sich nicht zum Vergnügen hier. „Und mit dem roten Halsband darf ich seinen Schwanz doch ohnehin nicht ungefragt anfassen?“
Richard schnaufte, antwortete nicht auf die Frage. „Tu mir einen Gefallen“, forderte er stattdessen. „Schau dich mal im Wolke-Sieben- Raum um. Ein Gast meint, dort etwas Verdächtiges gerochen zu haben. Wahrscheinlich nur ein schräges Rasierwasser. Wenn es nach Gras riecht, berichte es mir.“
Evan nickte. „Ja, Sir“, erwiderte er und zwinkerte Richard zu. Die Lust auf fremde Haut wollte sich heute nicht so recht in ihm regen. Er wollte Richards vertrauten Geruch, die Berührungen, die ihm so viel Sicherheit gaben. Aber nun war er hier und konnte sich nützlich machen.
„Hey, du hübscher Teufel“, rief ihm ein Teil eines knutschenden Paares im Tunnel zu. „Lust auf Spaß zu dritt?“
Evan sah an sich herunter. Die schwarze Latexhose schmiegte sich um seinen Körper wie eine zweite Haut und war mit einem Reißverschluss versehen. Sowohl an der Vorder- als auch an der Rückseite. Er saß nicht besonders bequem damit, aber die Hose konnte praktisch sein. Sein Oberkörper war nackt. Sunny hatte ihn mit kunstvollen heidnischen Zeichen in Schwarz und Rot verziert und nicht mit Glitter gespart. Die Körperfarbe würde für den Rest des Abends nicht verwischen. Ja, heute wollte er ein teuflischer Sünder sein und Spaß damit haben.
Er sah zu dem Paar. Zwei Männer in weißer Wäsche und mit der Andeutung von Engelsflügeln, die Arme um ihre Schultern gelegt. Ringe glänzten an ihren Fingern. Beide waren Ende dreißig, mit guten Figuren und freundlichen Gesichtern. Und doch würden sie ihm nicht das geben können, was er brauchte, da war er sich sicher.
„Sorry. Vielleicht später“, log er und lächelte.
„Man sieht sich.“ Beide nickten und schon waren sie wieder mit sich beschäftigt.
Evan lief schneller, wollte nicht noch einmal angesprochen werden. Hier und da überhörte er ein anerkennendes Wort oder einen Zuruf.
An das Ende des Tunnels schloss sich eine Halle an. Hier lief ruhige Musik, an zwei Bars bedienten Jungs im Engel-Outfit. Einige Männer saßen in den hellen Loungemöbeln, vergnügten sich zu dritt oder zu viert. Andere unterhielten sich angeregt. Alle schienen sich zu amüsieren, Lob über die ausgefallene Idee und die Dekoration verlautete überall.
Über einem Raum, der sonst als Büro diente, war eine Wolke mit einer großen 7 angebracht. Sämtliches Mobiliar war entfernt worden. Stattdessen fand sich darin nun ein Boden aus weißen Matten, helle Plüschsofas und Sitzsäcke, die ebenfalls an Wolken erinnerten.
Das Licht war gedämmt, aber hell genug, um andere beim Spielen beobachten zu können. Es handelte sich um den kleinsten Spielraum, der mit allem ausgestattet war, was das Herz begehrte. Auf weißen Tischen standen Glasschüsseln voller Kondome und Gleitgel. Nippelklemmen, Fogger und anderes Spielzeug hingen an einer Art Wäscheleine von einer Pappwolke.
Evan schnupperte. Es roch nach Schweiß, Sex und Mann, wie in sämtlichen anderen Räumlichkeiten. Mit Sicherheit nicht nach Gras oder anderen Drogen. Und doch war etwas seltsam – der Raum war vollkommen leer. Dabei wirkte er einladend, bot hinter ausgeschnittenen Wolken hier und da etwas Sichtschutz und eine intime Atmosphäre.
Hinter ihm war ein Geräusch zu hören. Die Millers! Der Schreck ließ Evan zusammenzucken, blitzschnell fuhr er herum. Langsam atmete er aus. Vor ihm stand – Richard.
Der hatte die Tür wohl hinter sich zugezogen. In diesem Augenblick legte er sein Jackett auf einen der Tische, begann sein Hemd aufzuknöpfen.
„Du willst also verliehen werden?“, fragte er mit tiefer Stimme.
Sofort schüttelte Evan den Kopf. „Nicht heute“, sagte er schnell. „Nicht mehr, seit ich mit dir zusammen bin.“
Ein breites Lächeln zeigte sich auf Richards Lippen. „Dann sind wir uns ja einig“, sagte er und legte das Hemd gefaltet zu seinem Jackett. „Aber etwas wollte ich für dich leihen. Es ist kein Kerl, sondern ein Raum geworden.“
Aufregung pochte durch Evans Adern. Grinsend sah er sich um. „Du hast bei Jack diesen Raum geliehen?“, fragte er ungläubig.
„Umgekehrt“, erklärte Richard und kam einen Schritt näher. „Jack hat sich mein Büro für die Party geliehen. Und das war ein großer Aufwand. Immerhin arbeite ich heute.“ Er zog etwas aus seiner Hosentasche und Evan erkannte ein schwarz-rotes Seidentuch. Es wirkte, als hätte Richard es passend zu seinem Outfit ausgesucht. Jetzt drehte er Evan an den Schultern um, und einen Augenblick später schmiegte sich die kühle Seide über sein Gesicht, verdeckte seine Augen. „Mein Preis für dieses Arrangement waren zwei freie Stunden, in denen wir hier ungestört sind“, raunte er Evan ins Ohr. Evan spürte den warmen Luftzug, der über seine Ohrmuschel strich. Sein Schwanz antwortete mit einem erfreuten Zucken, richtete sich erwartungsvoll auf.
„Das ist wundervoll, Sir“, sagte er und lehnte sich gegen Richard.
Der schob eine Hand über Evans nackte Seite, umfasste seine aufrechte Erektion und die Hoden mit einem erfahrenen Griff.
„Da deine Nummer zwei ja nun eingelöst ist, werden wir meine Nummer eins in Angriff nehmen“, sagte er und lachte.
Sanft drehte er Evan um, verband ihre Lippen und übernahm Evans Mund mit seiner Zunge. Minutenlang standen sie da, verbunden durch so viel mehr als ihre Münder. Da löste Richard sich von ihm, Schritte waren im Raum zu hören. Einen Moment später kam er zurück.
Evan spürte das Seil, das sich zuerst um seine Hüfte schloss, und sein Atem beschleunigte sich. Richard stand so nah. Immer wieder berührte Evan mit seinem Schwanz dessen Hose. Vorsichtig schob er sein Bein vor, tastete und atmete erleichtert aus. Richard war hart wie ein Felsen.
Für einen Moment ließ Richard von seiner Fesselung ab, legte eine Hand an Evans Kinn. „Hattest du wirklich Zweifel?“, fragte er.
„Nein, Sir.“
Richard lachte leise. „Sweetheart, für dich werde ich nach zwölf Stunden Arbeit hart.“ Noch während er die Fesslung fortführte, verteilte er federleichte Küsse über Evans Gesicht, den Nacken und schließlich die Lippen.
Langsam formte sich ein Harness um Evans Brustkorb. Richard führte das Seil auf den Rücken, dann nach unten und knüpfte es spürbar um Evans Oberschenkel. Oder arbeitete er mit mehreren Seilen? Zu gerne wollte Evan es sehen. Aber seine Arme waren inzwischen an seiner Seite gefesselt, die Augen verbunden.
Wie der Shibari-Könner, der er nun einmal war, hatte Richard darauf geachtet, dass die Blutzufuhr und die Nervenbahnen um seine Handgelenke nicht zu sehr eingeschränkt war. Evan fühlte sich wunderbar sicher, konnte seine Gedanken aus sich herausfließen lassen.
Mit einem Mal hantierte Richard mit dem Seilende und schien es nach oben zu werfen. Dann klang es so, als wurde es durch etwas hindurchgezogen. Das Ganze wiederholte sich noch einmal.
„Willst du fliegen, mein Liebster?“, fragte Richard nah an seinem Ohr.
Evan schauderte vor Aufregung und Lust. „Mit dir als Piloten? Jederzeit, Sir“, gestand er.
Und dann hob er vom Boden ab.
Zuerst lösten sich seine Füße von der weichen Matte. Schließlich schwebte sein Körper waagerecht und Richards Fesselung zeigte ihre Wirkung. So fest war sie, dass sie wie eine Art Liebeschaukel wirkte. Er wurde im Rücken über eine Verstärkung gehalten. Seine Beine waren leicht gespreizt. Und plötzlich wurde ihm klar, wieso Richard heute Morgen schon beim Anblick seiner Hose hart geworden war. In diesem Augenblick trat Richard zwischen seine Beine, begann ihn zu berühren.
Evan stöhnte auf, wand sich so sehr, dass er anfing zu schaukeln. Aber Richard stoppte die Bewegung, strich ihm weiter mit seinen wundervollen Händen über den Körper. Ihre Erektionen streiften gegeneinander. Evan grinste unter dem nächsten Lustlaut. Richard war ein Meister der Fesselung, daran bestand kein Zweifel. Er hatte ihn genau auf die richtige Höhe gebracht.
„Du siehst wunderschön aus“, sagte Richard anerkennend. „Ich werde Bondagehaken im Schlafzimmer anbringen lassen. Über die gesamte Wand verteilt.“
Evan legte den Kopf weiter in den Nacken und lächelte selig. Da zog Richard ihm endlich den ersten Reißverschluss auf, befreite seinen pochenden Schwanz. Kurz darauf schwamm Evan in einem Meer aus Lust. Richard musste sich vorgebeugt haben und ließ seine Zungenspitze über Evans Schwanz wandern. Wie eine hungrige Schlange wand er sie immer wieder um den Schaft, legte die Hoden frei und beschäftigte sich lange mit ihnen.
Evan wollte mehr und doch hoffte er, dass die Erlösung noch lange auf sich warten ließ. So sicher und heiß bis in die Haarspitzen hatte er sich noch nie mit einem Mann gefühlt. Da! Endlich nahm Richard seine komplette Länge auf, schrammte so mit den Zähnen darüber, dass es gerade noch gut tat, und begann ihn mit dem Mund und der Zunge zu massieren.
„Zu …“, stöhnte Evan erregt. „Zu viel.“
„Was willst du dann?“, fragte Richard neugierig.
„Dich“, drang es aus Evan unkontrolliert heraus. „Tief in mir, Sir.“
„Und was sagst du, wenn du etwas von mir willst?“ Richard lachte kehlig.
„Bitte, Sir. Bitte fick mich hart.“
In unendlicher Langsamkeit öffnete Richard den zweiten Reißverschluss, bis ein kühler Hauch um Evans Backen wehte. Eine Packung wurde aufgerissen, dann noch eine. Wahrscheinlich ein Kondom und Gleitgel. Evan atmete noch schneller. Verdammt, er brauchte Richard so dringend in sich, musste ihn spüren. Statt eines stattlichen Schwanzes bewegte sich ein Finger um seinen Eingang herum, drang nicht ein.
„Oh Gott, ja, fick mich, bitte“, flehte Evan.
Aber Richard ließ sich nicht stören, massierte dabei mit der freien Hand Evans Hoden und umkreiste immer weiter den Eingang.
„Sir“, bettelte Evan. „Ich brauche deinen harten Schwanz. Jetzt. Ich habe mich vorbereitet.“
„Da kann wohl jemand nicht warten?“ Evan konnte Richards Grinsen förmlich durch sein Seidentuch sehen. Und der ließ sich nicht erweichen. Immer weiter spielte er mit den Fingern über den Eingang, deutete ein Eindringen an, nur um sich wieder zurückzuziehen. „Was willst du?“
„Alles, was du willst, Sir“, antwortete Evan ergeben und spürte, wie die Lust sich unter seine Hingabe mischte. Endlich konnte er aufgeben, Richard wirklich das Ruder überlassen.
Und da schob sich dessen harter Schwanz auch schon durch Evans vorbereiten Eingang. Er drang tief ein, verweilte für einen Augenblick dort. Evan seufzte laut, ließ los und spürte nur noch mit allen Sinnen. Spürte Richard, so tief in sich. Der zog sich zurück und begann einen betont langsamen Ritt. Evan schob ihm seine Hüfte entgegen, ließ sich auf das gemächliche Tempo ein und genoss jeden Stoß.
Ausgefüllt von Richard schwebte er nicht nur über dem Boden, sondern bald schon über der Welt. Jetzt flog er wirklich. Sorglos, losgelöst von allem und in Richards Hand.
Nach einer langen Zeit beschleunigte Richard das Tempo. Nur einmal hielt er inne, beugte sich zur Seite. Ob er mehr Gleitgel auftragen musste? Aber Evan wollte jetzt nicht mehr denken. Endlich fickte ihn Richard mit schnellen, harten Stößen, nahm Besitz von seinem Körper und ließ ihn schweben.
Richard musste seinen Schwanz kaum berühren. Innerhalb kürzester Zeit kam Evan laut und heftig, immer noch eingehüllt in die Blase, in der er und Richard schwebten.
Unter einem tiefen Lustlaut kam Richard, die Hände um Evans Hüften geklammert. Noch einige Male stieß er zu, bis er aus Evan herausglitt.
Nur einen Moment später löste er eines der Seile, ließ Evans Unterkörper herunter, bis er wieder auf den Füßen stand. Aber sein Oberkörper blieb gefesselt.
Richard trat zu ihm, zog ihn in eine enge Umarmung. Vertrauensvoll lehnte Evan seinen Kopf an Richards Schultern, ließ sich für eine lange Weile halten.
Minuten später ließ Richard seine Hand an Evans Rücken nach oben gleiten. Er öffnete das Halsband, nur um es gleich darauf wieder anzulegen. Mit einem Ruck lüftete Richard die Augenbinde, ließ sie auf die Unterlage gleiten.
Evan stutzte, befühlte seine Hals. Statt des schlichten blauen Bandes fühlte er über eine runde Erhöhung.
Der grinsende Richard hielt ihm einen Handspiegel vors Gesicht, den er aus seiner Hosentasche zog. Evan schluckte mehrmals. Wärme breitete sich von seiner Brust über seinem ganzen Körper aus.
„Das rote Halsband“, sagte er gerührt.
„Was sonst?“ Richard hatte ihm eine Hand in den Nacken gelegt, hielt ihn dort sicher und fest.
Evan nickte. „Ich dachte nur, weil du so beschäftigt gewesen bist.“
„Beschäftigt, dafür zu sorgen, dass du das schönste rote Halsband im gesamten House of Paradise erhältst“, sagte Richard und blinzelte.
Vorsichtig tastete Evan über das Band. Glänzendes rotes Leder und an der rechten Seite prangte eine goldene Plakette. Darin sichtbar – der Buchstabe R.
„Danke“, raunte Evan ergriffen und strich immer wieder über das Herz. „Vielen Dank, Liebling.“
Richard küsste ihn auf die geschlossenen Lippen. „Nur das Beste für mein Sweetheart“, sagte er leise. „Keine Strasssteine wie auf der Frettchenleine.“
„Du bist auch kein Mann für Schmucksteine“, erwiderte Evan grinsend.
„Nur einer für Goldstücke.“ Richard zuckte mit einer Schulter und Evan verstand. „Und das war Nummer zwei auf meiner Liste“, fügte Richard an.
„Haben wir noch Zeit für Nummer drei?“, fragte Evan und schon wieder pochte die Erwartung in ihm.
Bedauernd schüttelte Richard den Kopf. „Ich wollte dich fliegen lassen, dir das rote Halsband geben. Jetzt werden du und ich noch ein wenig die Party erkunden. Luke kann nicht ewig für mich übernehmen.“ Er legte einen Finger unter Evans Kinn, hob es an und küsste ihn. „Gib mir sechs Wochen Zeit für Nummer drei.“
„Du bekommst ein ganzes Leben Zeit“, erwiderte Evan mit fester Stimme. „Mein ganzes Leben.“
„Und ich werde dich so lange lieben. Aber meine Nummer drei bekommst du nur, wenn du mir deine verrätst. Sechs Wochen.“
„Verstanden, Sir.“ Evan lehnte sich gegen Richard, zog ihn noch näher.
Sechs Wochen oder ein Leben, die Zeit spielte keine Rolle, wenn sie so viel wie möglich davon zusammen verbringen konnten.