M itch
„Guten Abend, Sir.“ Der Türsteher begrüßte mich mit einem Lächeln. Er war ein großer Typ, dunkle, kurze Haare und haufenweise starke Muskeln. Ich sah ihn von oben bis unten an und überlegte, wie genau ich ihn ansprechen sollte. Ich entschied mich für eine neutrale Form. „Guten Abend.“
„Sie sind neu hier, nehme ich an?“
„Ja, bin ich. Ich habe angerufen und wollte heute einen Gästepass beantragen.“
„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Sir. Ich bin Adam. Wenn Sie Probleme oder Fragen haben, sagen Sie mir einfach Bescheid. Ich müsste noch ein paar Sachen ausfüllen, dann können Sie reingehen.“
Er machte sich an die Arbeit, während ein paar andere Gäste hinter mir auftauchten. Adam blickte auf, begrüßte sie mit ihren Namen und ließ sie passieren. Offensichtlich kannte er die regulären Gäste, denn er kontrollierte keine Ausweise oder Ähnliches.
Er gab mir ein paar Dokumente, die ich ausfüllen sollte, und ich holte die Empfehlung meines vorherigen Clubs heraus. Das würde mir zumindest ein bisschen Aufwand ersparen, hier eine neue Mitgliedschaft zu bekommen.
Ich bekam einen kurzen Überblick über die Clubregeln, über das Verbot, irgendwas oder irgendwen zu fotografieren, über die Einhaltung von Sicherheitsregeln und über einige andere Dinge. Das meiste davon war Standard, nichts, was ich mir noch extra merken musste.
Der Club selbst war so, wie ich es erwartet hatte. Er war ziemlich geräumig, elegant und gleichzeitig gemütlich eingerichtet mit dunklen Bänken, Tischen und Stühlen sowie mehr und weniger beleuchteten – und ganz dunklen – Ecken.
Paare und Singles waren unterwegs, unterhielten sich, spielten und hatten allgemein eine gute Zeit. Die Atmosphäre war nett und einladend, und ich fühlte mich hier sofort wie zu Hause. Das war ein gutes Zeichen.
Der Türsteher hatte mir erklärt, dass ich zuerst eine Treppe nach oben gehen sollte, wo ich den Chef finden würde, einen Typen namens Logan.
Ich hatte keine Ahnung, warum mich der Chef selbst herumführen wollte, aber es war auch nicht meine Angelegenheit zu hinterfragen, wie das hier gehandhabt wurde. Wenn der Chef selbst die neuen Mitglieder begrüßte, dann sollte er das eben machen.
Ich blickte an der Bar entlang und betrachtete die Subs und Doms, die dort standen und flirteten oder vielleicht auch Sessions besprachen. Einige waren offensichtlich Pärchen, andere waren wahrscheinlich auf der Suche nach etwas – oder jemandem. Vielleicht würde ich hier auch einen Jungen für mich finden?
Auf der Bühne an der einen Seite fand gerade eine Show statt und ich nahm mir einen Moment, um den Anblick zu genießen. Es war nichts Hartes, aber nett anzusehen, wie der Sub seinem Dom einen blies.
Bevor ich das weiter ansehen konnte, sollte ich allerdings den Chef hier finden, um mich vorzustellen. Das war irgendwie notwendig, bevor ich mich in dem Spaß hier verlor. Die Geräusche aus dem Club wurden sofort leiser, als ich um die Ecke bog und die Treppe fand.
Oben stand ich vor zwei Türen, eine geschlossen, eine offen. Adam hatte nicht gesagt, welche, sondern nur, dass ich hochgehen sollte, also entschied ich mich für die offene. Mein Blick fiel auf das Türschild und eine Millisekunde, bevor mein Gehirn registrierte, wer vor mir saß, bemerkte ich auch den Namen. Den vollen Namen – den Namen meines Ex-Freundes.
Logan.
Logan war nicht nur ein Typ, der den gleichen Vornamen wie mein Ex hatte.
Es war mein Ex. Er saß da und starrte mich mit dem gleichen verblüfften Gesichtsausdruck an, den ich wahrscheinlich auch hatte.
Fuck.
Was zum Teufel sollte das?
Wie hoch standen die Chancen?
Was zum Teufel hatte ich getan, um das zu verdienen?
Warum musste das passieren?
Wir starrten uns einfach an, zu geschockt, um zu sprechen. Ich dachte nicht einmal daran wegzulaufen, denn ich war wie festgewachsen und zu sehr damit zu beschäftigt, nicht mit offenem Mund dazustehen.
Es kostete einen weiteren langen Moment, bis ich es schaffte, Logan genauer anzusehen. Er war so alt wie ich, Mitte dreißig, und er hatte sich verändert, zumindest äußerlich.
Sein Körper war muskulöser geworden, sein volles braunes Haar war länger als damals und sein Gesicht war härter geworden. Andere Dinge waren so, wie ich sie im Gedächtnis hatte. Seine scharfen, blauen Augen wirkten noch immer, als würde ihm nie etwas entgehen, und seine Lippen waren immer noch einen Tick zu schmal, was sein sowieso ausdrucksstarkes Gesicht noch härter machte, nicht so freundlich und sanft, wie es hätte sein können. Aber ich kannte den Mann hinter dem manchmal grüblerischen Gesicht in- und auswendig, und ich für meinen Teil hatte diese Lippen immer verführerisch gefunden.
Den Gedanken musste ich schnell wieder loswerden, vor allem, weil ich ihm gegenüberstand und immer noch kein Wort herausgebracht hatte. Aber es waren einfach keine da, die ich sagen konnte.
Zumindest schien er das gleiche Problem zu haben, denn auch er starrte mich nur an.
Ich räusperte mich – immer noch in Ermangelung von Worten –, während ich in Gedanken alle Optionen durchging, wie ich mich verhalten könnte. Weglaufen? War das eine Option, zumindest, wenn ich meine Beine dazu bringen konnte, sich zu bewegen? Nein. Das wäre kindisch, und auch wenn es nach der Trennung seltsam war, sich wieder gegenüberzustehen, vor allem so unverhofft, wollte ich das nicht. Ich war aus einem bestimmten Grund hier, und wir beide waren alt genug, um damit umzugehen. Zumindest hoffte ich das.
„Mit der Überraschung habe ich nicht gerechnet“, brachte ich schließlich hervor und ging ein paar Schritte auf seinen Schreibtisch zu, was ihn aus seinem Schockzustand zu reißen schien.
„Es ist keine Überraschung, wenn man mit etwas rechnet.“
Aha. Da war der Logan, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Seine trockene Antwort brachte mich zum Lachen, wie sie es so oft getan hatten. „Du kannst also sprechen. Ich dachte, du hättest es vergessen.“
Er hustete, schien sich dann aber wieder zu fangen und nickte in Richtung der Stühle vor dem Schreibtisch. „Setz dich doch. Ich nehme an, du bist das neue Mitglied, das ich herumführen soll?“
Ich ließ mich auf den bequemen Stuhl sinken und sah mich in seinem Büro um. Dunkler Holzboden, helle Wände und Möbel. So hatte ich mir das Büro eines BDSM-Clubs nicht vorgestellt, eher düsterer, aber andererseits, wer wollte schon in einer komplett schwarzen Umgebung arbeiten? Ich jedenfalls nicht.
„Ähm, ja, ich bin das neue Mitglied. Oder könnte es sein, immerhin wurde ich noch nicht angenommen.“ Ich hob eine Augenbraue. „Und da du dich um die Anträge kümmerst, bin ich mir nicht sicher, ob ich es werde.“
„Ach, komm schon, das mit uns ist ewig her. Ich würde dich ganz sicher nicht deswegen nicht akzeptieren. Und wir haben uns ja nicht im Streit getrennt.“ Seine Lippen bildeten trotzdem einen schmalen Strich.
„Es ist schon ewig her, ja. Aber wir haben eine gemeinsame Vergangenheit, also bin ich mir nicht sicher, ob es die beste Idee ist, hier Mitglied zu werden.“ Ich verzog bereits das Gesicht, als die Worte über meine Lippen kamen. Das hörte sich schrecklich an, sogar in meinen eigenen Ohren.
„Mich stört es nicht und ich bin bestimmt nicht unten und spiele oder so was. Mittlerweile kümmere ich mich hauptsächlich um die Buchhaltung, während mein Partner Jason den Großteil des Tagesgeschäfts erledigt.“ Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her und versuchte entspannt auszusehen … was ihm spektakulär misslang.
Ich machte ihn nervös. Selbst nach Jahren konnte ich die Anzeichen lesen und meine Nähe ließ ihn nicht so kalt, wie er es mich glauben lassen wollte.
Damit waren wir zu zweit.
Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ich einmal fast quer durch das ganze Land gezogen war und ihm dann so plötzlich wieder gegenüberstand. Okay, er war nicht so weit weg von zu Hause, wie ich es gewesen war, aber trotzdem.
Mein Blick traf seinen. „Jason ist dein Partner?“
Er schnaubte. „Nicht Partner-Partner, sondern Geschäftspartner. Jason hat einen Sub und sie sind absolut glücklich miteinander. Jason und ich … wir würden nicht zusammenpassen. So wie wir beide.“
Und da war es. Der Elefant, über den keiner von uns reden wollte, stand plötzlich mitten im Raum.
Aber er hatte ihn in den Raum geworfen, als wäre er eine heiße Kartoffel, die in Flammen stand. Nun standen wir herum, blickten auf die Flammen und versuchten herauszufinden, wie wir damit umgehen sollten.
Okay, nicht ganz so dramatisch, aber fast.
„Tut mir leid.“ Er wandte den Blick ab. „Das hätte ich nicht sagen sollen.“
Ich schüttelte den Kopf, starre auf meine Hände und hob dann erneut den Kopf. „Es gibt nichts, was dir leidtun müsste. Aber nachdem wir schon über alte Zeiten reden, was gibt es bei dir Neues?“ Ich versuchte das Thema zu wechseln, um uns wenigstens von unserer gescheiterten Beziehung und dem Schmerz, den die Trennung verursacht hatte, abzulenken. Nicht, dass wir nicht vielleicht darüber reden sollten, aber ich konnte das jetzt nicht. Nicht so unverhofft.
Ich war mir allerdings auch nicht sicher, ob ich wirklich wissen wollte, wie es ihm ergangen war. Denn er war über uns hinweg, hatte sein Leben weitergelebt, das war mir klar. Genauso wie ich das alles hinter mir gelassen hatte. Andererseits wollte ich wissen, wie es dem Mann, den ich mehr als alles andere geliebt hatte, ergangen war.
„Alles gut. Sehr gut sogar. Eine Zeit lang war es schwer, weil ich keinen Job fand, den ich wirklich machen wollte, aber dann lernte ich Jason kennen und wir verstanden uns auf Anhieb. Er war gerade dabei, den Club zu gründen, und ich habe die Gelegenheit ergriffen. Es ist mein Traumjob. Und um ehrlich zu sein, was gibt es Besseres, als einen BDSM-Club zu leiten?“
Ich grinste. „Wahrscheinlich nicht viel. Ich bin mir nicht sicher, ob das meine bevorzugte Berufswahl wäre, aber ich kann den Reiz verstehen.“
„Nun, glaub mir, ich habe meinen Traumjob gefunden. Das steht fest. Ich würde ihn gegen nichts eintauschen wollen.“ Sein Blick traf wieder meinen, und ich verlor mich für einen Moment in seinen Augen. Sie waren so blau und geheimnisvoll wie immer. „Und persönlich?“ Auch wenn ich Angst vor der Antwort hatte, musste ich es fragen.
Er war nicht mit diesem Jason zusammen. Gab es jemand anderen, der sein Herz gestohlen hatte?
„Es gibt niemanden, wenn du das wissen willst. Ich hatte ein paar mehr oder weniger ernste Beziehungen, aber es hat nie so funktioniert, wie ich es wollte. Jetzt hatte ich schon eine ganze Weile lang niemanden mehr. Es war einfach keiner dabei, mit dem es gepasst hätte.“ Logan seufzte und starrte auf seinen Schreibtisch.
Eine ganze Weile? Das war seltsam. Damals, als wir noch zusammen waren, wurde er ständig angemacht. Warum hatte sich das geändert?
Logan unterbrach die Gedanken, die ich nicht über ihn haben sollte. „Was ist mit dir?“
„Nun, ungefähr wie bei dir? Es gab ein paar Typen, aber keinen, der geblieben ist.“ Ich sah wieder auf, aber er begegnete meinem Blick nicht.
Was stimmte nur nicht mit uns? Wir beide konnten nicht wirklich etwas mit anderen Männern anfangen, weil sie – zumindest in meinem Fall – nicht mit einer Erinnerung mithalten konnten, die ich nie loswurde. Die Erinnerung an den Mann, der mir gegenübersaß und auf seinen Schreibtisch starrte, während ich versuchte herauszufinden, was ich sagen sollte. Ich fand nichts.
Logan räusperte sich und unterbrach damit die Stille. „Okay, also genug davon. Ich führe dich herum und vielleicht findest du hier einen süßen Kerl zum Spielen. Es ist ja nicht so, dass wir nicht Typen für jeden Geschmack hätten.“ Er schenkte mir ein Lächeln, das so unecht war, dass es wehtat.
Ich hatte es oft genug gesehen, wenn er mit seiner Arschlochfamilie zu tun hatte. Und ich wusste, dass es nur hervorkam, wenn ihn etwas wirklich verletzte. Er sah dann so locker und fröhlich aus, aber die Falten um seine Augen verrieten ihn. Er hasste den Gedanken, dass ich jemanden finden könnte.
Nun, ich wollte es. Ich wollte jemanden. Genau genommen den Kerl vor mir. Niemanden sonst.
Aber das hatte vor Jahren nicht geklappt und würde wahrscheinlich auch jetzt nicht klappen. Denn ich glaubte nicht, dass sich einer von uns so sehr geändert hatte. Ich jedenfalls nicht. Und ich bezweifelte, dass er sich genug geändert hatte, um mit meinen Vorlieben umzugehen.
Er führte mich herum, zeigte mir den Club und ging die Regeln durch, von denen ich die meisten ohnehin auswendig kannte und die mir Adam bereits erklärt hatte. Trotzdem war es gut, sie noch einmal zu hören, denn es zeigte mir, wie wichtig es Logan war, einen sicheren Club für alle zu schaffen.
Ich folgte ihm durch den Club, zu den Umkleidekabinen und dann weiter, aber ich ertappte mich dabei, dass ich gedanklich nicht ganz bei der Sache war – weil ich immer wieder auf seinen Arsch starrte.
Und was für ein toller Arsch das war, genau so, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Fest, voll, sexy. Zum Reinbeißen.
Wann immer ich es schaffte, meinen Blick loszureißen und mit dem Träumen aufzuhören, ertappte ich mich, wie ich auf seine breiten Schultern, seine schmalen Hüften und, wenn alles andere versagte, in seine Augen starrte. Diese blauen, tiefgründigen Augen, die mich lesen konnten, wie kein – verdammt, ich hatte es schon wieder getan.
Gott. Ich hatte immer geglaubt, dass die Gefühle, die ich immer noch hatte, nur eine schöne Erinnerung an die einzige Beziehung war, die mir in fast jeder Hinsicht das gegeben hatte, was ich brauchte, aber anscheinend steckte da noch mehr dahinter.
Logan war der Mensch, der mich verstand, der mich wirklich verstand, der immer für mich da war, mich unterstützte, egal was passierte. In meinen anderen Beziehungen, von denen eine hauptsächlich vanilla gewesen war, und ein paar andere mit Subs, hatte ich das nicht erlebt. Entweder gab es jemanden, der ständig mit mir um die Dominanz kämpfte, wie es bei Logan der Fall gewesen war, oder ich hatte einen Sub, um den ich mich kümmern konnte, aber dann fehlte mir jemand, der mir manchmal die Stirn bot. Sprich … niemand konnte mir jemals das geben, was ich mit Logan gehabt hatte, obwohl wir auch nicht das waren, was der andere brauchte. Es war beschissen, egal, wie man es drehte und wendete.
Als mein letzter Freund seine Koffer packte und ging, hatte ich mich tatsächlich gefragt, ob mit mir etwas nicht stimmte, dank der Worte, die er mir beim Ausräumen des Kleiderschranks zugeworfen hatte. Es war etwas in der Richtung von Den Mann, der dir taugt, muss man erst noch machen . Bis heute dachte ich, er hätte zumindest teilweise recht.
Jetzt wusste ich, dass er das nicht hatte. Mein Herz hing nur noch an Logan, was es mir unmöglich gemacht hatte, mich für eine neue Beziehung zu öffnen.
Das löste nicht die Probleme, die wir miteinander gehabt hatten, aber zumindest wusste ich jetzt, dass es nicht an mir lag. In meinem Herzen war nur einfach kein Platz für eine neue Person gewesen.
Wir waren nicht mehr wirklich befreundet gewesen, nachdem wir uns getrennt hatten, aber trotzdem gehörte ihm ein Stück meines Herzens, da ich die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit liebte und ihn offensichtlich immer noch sehr mochte. Anders konnte man die Gefühle nicht beschreiben, die mich jetzt überfielen und mir das Atmen schwer machten.
Damals hatte es nicht geklappt.
Aber jetzt waren wir älter und vielleicht weiser.
Vielleicht hatten wir jetzt eine Chance, es zu schaffen.
So wie Logan mich ansah, wie seine Augen auf meinem Körper verweilten, konnte ich mir vorstellen, dass es da noch etwas zwischen uns gab. Es war unmöglich, dass er nichts mehr fühlte, denn ich kannte diesen Gesichtsausdruck, hatte ihn so oft gesehen.
Meistens kurz bevor wir miteinander im Bett landeten.
Immer wieder traf sein Blick auf meinen und blieb dort hängen. In seinen Augen brannte Hitze, glühend und intensiv.
Es machte mich verrückt, denn ich wollte ihn noch mehr, wann immer er mich so ansah.
Er leckte sich über die Lippen, aber als ich näher kommen wollte, wandte er seinen Blick wieder ab und starrte auf andere Gäste.
Trotzdem stand er zu nahe bei mir und ich konnte ihn riechen, sein Aftershave, etwas, das ganz er war, etwas Erdiges und doch Frisches. Einfach Logan – Himmel, ich wollte ihn so sehr.
Wann immer ich ihn ansah, ignorierte er mich, aber ich erwischte ihn trotzdem dabei, wie er mir Blicke aus den Augenwinkeln zuwarf. Dann sah er mich an, mit Sehnsucht in den Augen, aber er machte keine Anstalten, dem Verlangen nachzugeben.
Anstatt ihn weiter anzustarren, zwang ich mich, die Subs im Club zu beobachten. Ich sah mir die Doms an, mit denen sie spielten. Ich wollte Logan, ja, aber das würde nicht das sein, was ich brauchte. Es würde zu nichts führen.
Also musste ich jemand anderen finden. Wärme breitete sich in mir aus, als ich mich umsah. Es fühlte sich an wie ein Zuhause. Ich würde jemanden finden, mit dem ich spielen konnte, und vielleicht, nur vielleicht, hatte ich sogar die Chance, jemanden kennenzulernen und eine Beziehung mit ihm einzugehen. Wenn ich Logan vergessen konnte.
Logan unterbrach meine Gedanken. „Hast du noch Fragen? Willst du irgendetwas wissen?“
Ich schüttelte den Kopf und grinste ihn dann an. „Nun, eine Frage hätte ich schon. Kann ich noch mal mit zu dir ins Büro, dann könnten wir noch etwas reden?“ Warum hatte ich das gerade gesagt? Hatte ich nicht vor fünf Sekunden beschlossen, mir jemand anderen zum Spielen zu suchen?
Seine Augen wurden groß. Dann leckte er sich über die Lippen und ein langsames Lächeln erschien auf ihnen. War es falsch, dass ich ihn sofort küssen wollte?
„Nun, wenn du so fragst, das sollte kein Problem sein.“ Trotz der Antwort schien er zu zögern, was ich vollkommen verstand. Ich war mir ebenso wenig sicher, was ich da eigentlich machte. Warum ich gefragt hatte.
Logan wusste nicht, was ich vorhatte. Da waren wir schon zu zweit. Ich wusste nur, dass ich ihn noch nicht gehen lassen wollte. Ich wollte nicht an der Bar sitzen und mit anderen Jungs plaudern. Ich wollte im Moment nicht allein sein. Ich brauchte jemanden, den ich kannte, jemanden, dem ich vertraute.
Das ergab nicht mal in meinem Kopf irgendeinen Sinn, also entschied ich mich dafür, jetzt nicht allein sein zu wollen. Zumindest in meinem Kopf klang das besser, und es wäre einfach nicht dasselbe, mit einem Fremden zu reden.
Logan starrte mich weiter an, und endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, nickte er. „Gehen wir ins Büro. Vielleicht ist das gar keine schlechte Idee.“
Ich folgte ihm, als er die Treppe wieder hinaufging. Sein Hintern war direkt vor mir, bereit ihn zu packen und zu drücken. In ihn zu beißen. Ihn zu ficken, zu lecken. Puh, meine Gedanken gingen heute echt nur in eine Richtung.
Ich hatte noch nie einen Typen so sehr gewollt, wie ich ihn gewollt hatte. Nicht bevor wir uns kennengelernt hatten, und auch nach der Trennung nicht. In den letzten sieben Jahren hatte ich mir eingeredet, dass es nicht so schlimm war. Hatte mir immer wieder gesagt, dass ich es mir nur einbildete. Aber jetzt, wo ich Logan wiedersah, wusste ich, dass ich mich selbst belogen hatte.
Sobald die Tür geschlossen war, gab es kein Halten mehr. Ich konnte einfach nicht anders. Er schaffte es nicht einmal in die Nähe seines Schreibtisches, denn ich griff nach ihm, sobald die Tür zuging.
Ich war mir immer noch nicht ganz sicher, ob ich die Zeichen richtig gedeutet hatte, und legte meine Hände auf seine Hüften, um seinen Rücken an meine Vorderseite zu ziehen, als er gerade um seinen Schreibtisch herumgehen wollte. Ich drückte meine Lippen auf seinen Hals und murmelte: „Du bist doch Single, oder? Nur um sicherzugehen.“
Logan schüttelte den Kopf, dann nickte er. „Single, ja“, antwortete er atemlos.
„Und du weißt, dass du Nein sagen kannst?“, flüsterte ich ebenso leise und er nickte erneut.
Das war alles, was ich brauchte.
Ich zog ihn fester an mich und fuhr mit den Händen über seinen flachen Bauch bis hinauf zu seiner Brust. Gott, das fühlte sich so verdammt gut an. Und er hatte nicht Nein gesagt.
Logans Kopf fiel nach hinten auf meine Schulter. „Was zum Teufel machst du da?“
Ich kicherte leise. „Ich hoffe, es ist noch nicht so lange her, dass du das nicht mehr weißt.“ Ich rieb meinen schnell härter werdenden Schwanz an seinem Arsch, um ihm zu zeigen, was er mit mir machte.
„Scheiße, Mitch, das können wir nicht machen.“ Aber er machte keine Anstalten, mich wirklich aufzuhalten. Stattdessen bedeckte er meine Hände mit seinen und rieb sie über seine Brust, bis er sie auf seine Brustwarzen drückte. Als ich sie zwickte, hörte ich ein weiteres Stöhnen.
Er war noch genauso empfindlich wie früher. Ich wurde noch härter, wollte ihn ficken, mit ihm spielen. Es fühlte sich so perfekt an, so richtig.
Aber was würde danach passieren? Vielleicht könnten wir uns nicht mehr in die Augen sehen, den Anblick des anderen nicht mehr ertragen. Wäre es das wert? Alles in mir schrie Ja!, aber war es wirklich so?
Logan drehte seinen Kopf und versuchte meine Lippen zu erwischen, aber das war unmöglich. Obwohl wir ungefähr gleich groß waren, ging es nicht, ohne uns den Nacken zu verrenken.
Und obwohl ich ein bisschen Pain Play nicht abgeneigt war, war ein verrenkter Nacken nicht ganz das, was ich mir unter sexy vorstellte. Also drehte ich ihn um, drückte ihn an die nahe gelegene Wand und bedeckte seine Vorderseite. Ich hielt ihn eng an meinen Körper gedrückt und sah ihn an, während ich darauf wartete, dass er mir erlaubte weiterzumachen oder mich stoppte. Mein Atem ging schwer und vermischte sich mit seinem.
Das war es, was ich vermisst hatte. Wie konnte sich eine einzige Umarmung so viel besser anfühlen als eine ganze Beziehung?
Aber anstatt mich wegzuschieben, mir zu sagen, ich solle mich verpissen oder was auch immer, fiel ein Stöhnen von Logans Lippen und er legte die Hände auf meinen Hintern, um ihn zu drücken. Als er mich näher zu sich zog, berührten sich unsere harten Schwänze.
Fuck.
Dann schmeckte ich seine Lippen, das erste Mal seit Jahren, und mir wurde in diesem Moment klar, warum ich keine erfolgreiche Beziehung mehr gehabt hatte. Es war einfach unbeschreiblich, wie kleine, elektrische Schocks, die meine Lippen zum Kribbeln brachten.
Ich erwiderte den Kuss, drang in seinen Mund ein, und schon nach wenigen Augenblicken schob sich seine Zunge in meinen Mund und nahm in ihn Besitz, wie er es immer getan hatte.
Es war ein heißer Kuss und ein Kampf um die Vorherrschaft. Das hatte sich überhaupt nicht geändert. Logan war nie der, der sich unterwarf. Er gab. Er nahm nicht. Ich schluckte schwer und rieb mich an ihm. Scheiße. Das würde alles noch viel schwieriger machen. Auch ich hatte mich nicht verändert. Ich unterwarf mich nicht. Trotzdem wollte ich ihn so sehr.
„Ich kann nicht.“
Logan stoppte mich mit diesen zwei einfachen Worten und Eis zog sich durch meine Adern. Hatte ich alles falsch verstanden?
„Ich will … Ich will dich, aber ich glaube nicht, dass sich etwas geändert hat. Oder?“
Langsam trat ich einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf, während mein harter Schwanz meine Jeans spannte. „Nein, ich denke, es hat sich nichts geändert.“
Logan holte tief Luft und versuchte, sich unter Kontrolle zu bringen. Er sah verzweifelt aus. Als wollte er nichts mehr als mich haben, genauso, wie ich ihn wollte.
Aber das hatte damals nicht funktioniert. Es würde auch jetzt nicht funktionieren.
Und obwohl wir jetzt älter waren –
„Ich – Ich habe dich so sehr vermisst, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das noch einmal durchmachen kann.“ Er hielt inne und hob den Kopf, um mir in die Augen zu sehen. Ich sah so viel Schmerz in ihnen. Schmerz, der wahrscheinlich auch in meinen lag.
Ich fuhr mir mit einer Hand durch die Haare und seufzte tief. „Das war eine schlechte Idee, oder?“
Er lächelte, aber es war traurig und tat weh, das zu sehen.
„Wahrscheinlich. Ja. Ich … Verdammt –“ Er stoppte mitten im Satz.
„Ich hätte das nicht tun sollen.“ Ich hatte die falsche Entscheidung getroffen.
Logan schnaubte, schüttelte dann den Kopf und lächelte dann noch trauriger. „Wahrscheinlich nicht. Aber wenn du es nicht getan hättest, hätte ich es getan. Ich dachte dauernd darüber nach, wie ich dich noch mal ins Büro locken könnte, um noch ein paar Minuten mit dir allein zu verbringen.“
Ich schluckte und trat noch einen Schritt zurück, um mehr Abstand zwischen uns zu bringen. Das war für uns beide sicherer.
Logan ging um seinen Schreibtisch herum und ließ sich auf Stuhl fallen, als hätten seine Beine nachgegeben.
Das war besser so. Das harte Holz trennte uns jetzt, sodass ich nicht in Versuchung kam, wieder nach ihm zu greifen und alle guten Absichten zu ignorieren.
Es wäre eine Sache, wenn er mich nicht wollen würde. Das könnte ich akzeptieren. Ich würde es akzeptieren. Ich war schließlich niemand, der ein Nein ignorierte. Aber er wollte mich. Ich wollte ihn. Und ich die ganzen Konsequenzen ignorieren, um nur eine Nacht mit ihm zu verbringen.
Aber er hatte recht. Wir hatten beide recht. Es war eine dumme Idee. Und es würde nur zu noch mehr Liebeskummer und Leid führen. Wir konnten nur befreundet sein, nichts weiter.
Aber konnten wir wirklich Freunde werden, einfach nur Zeit miteinander verbringen, ohne etwas miteinander anzufangen? Ich hatte es kaum geschafft, die Gefühle in mir zu behalten, die jetzt, wo ich ihn wieder gesehen hatte, herauskommen wollten.
Würden wir es schaffen, die Finger voneinander zu lassen, wenn wir mehr Zeit miteinander verbrachten? Das hörte sich fast unmöglich an.
„Es geht nicht, Mitch. Es geht einfach nicht.“ Logan schüttelte den Kopf und räusperte sich dann. Er wühlte in einigen Papieren und sagte schließlich: „Okay, willst du also immer noch Mitglied werden?“
„Ja, sicher.“ Ich nickte. „Wenn du mich jetzt noch aufnimmst“, fügte ich hinzu.
Ich erntete nur ein trockenes Lachen. „Natürlich. Unsere persönliche Geschichte hat nichts mit der Aufnahme in den Club zu tun, das ist also völlig in Ordnung. Ich freue mich, dich als neuestes Mitglied begrüßen zu dürfen.“
Das hätte mich eigentlich glücklich machen sollen, aber das tat es nicht.
Wenigstens würde ich hier ein neues Zuhause finden und vielleicht jemanden, mit dem ich ab und zu spielen konnte.
Und auch wenn das nicht der Fall war, ging ich einfach gerne nach der Arbeit in einen Club und trank etwas. Normalerweise nichts Alkoholisches, denn ich wollte am nächsten Tag nicht verkatert ins Büro gehen, aber es war irgendwie entspannend, anderen Männern in Sessions zuzusehen. Andere Jungs gingen zur Happy-Hour Cocktails trinken, ich trank eine Cola in meinem BDSM-Club. Okay, in dieser Hinsicht war ich sicherlich nicht normal. Aber normal war sowieso langweilig.
„Hast du noch Fragen?“
Ich schüttelte den Kopf. „Brauchst du sonst noch etwas von mir?“
„Hier ist die übliche Liste.“ Logan griff in seinen Schreibtisch und reichte mir eine Liste mit Dingen, die er brauchte.
Und dann schüttelten wir uns die Hände, als hätten wir uns nicht kurz zuvor geküsst.
„Es war schön, dich wiederzusehen“, zwang Logan heraus, aber ich konnte sehen, wie schwer es ihm fiel.
„Geht mir genauso“, sagte ich. „Und ich entschuldige mich noch einmal dafür, dass –“
Er unterbrach mich. „Das ist okay. Es ist nichts passiert und ich denke, wir haben uns früh genug gestoppt.“ Ich wusste, wann er log. Und in diesem Moment war das der Fall. Also trat ich um den Schreibtisch herum und bevor er reagieren konnte, zog ich ihn in eine Umarmung und drückte ihn einen Moment lang an mich, bevor ich ihn losließ.
Mein Herz begann erneut zu rasen und ich atmete tief ein, um noch einmal ein kleines bisschen von seinem Duft zu erwischen. „Es war toll, dich wiederzusehen, vor allem, als ich es am wenigsten erwartet habe.“
Er nickte und fuhr sich wieder mit der Hand durch die Haare, bis sie in alle Richtungen abstanden. Als wäre er gerade – Ich unterbrach diesen Gedankengang. Nein. Ich durfte nicht einmal daran denken. Nie wieder. Das war das Beste, um nicht durchzudrehen.
Zumindest hoffte ich das.
Ich verließ sein Büro, ohne mich noch mal umzudrehen, und versuchte immer noch meine Gedanken zu sortieren.
Ich hatte nie damit gerechnet, ihn wiederzusehen, aber es hieß ja immer, dass man sich im Leben zweimal traf. Das war offenbar das zweite Mal.