Kapitel Vier

L ogan


Ich wollte ihn auf meinen Schoß ziehen und festhalten. Er war süß, anders konnte man es nicht beschreiben. Eine perfekte Mischung aus Nervosität und Unschuld und sexy auch noch. Ich warf Adam einen kurzen Blick zu. Er hatte mich bereits gewarnt, dass er seinen sehr nervösen Freund mitbringen würde, weshalb Noel keinerlei Check durchlaufen musste, um in den Club zu kommen. Normalerweise überprüften wir Neulinge, aber Adam hatte sich um den ganzen Papierkram gekümmert. Nicht, dass viel nötig gewesen wäre, denn er hatte sich für Noel verbürgt.

Ich hätte ihn schon viel früher dazu bringen sollen, seinen Freund mitzubringen. Himmel, wenn ich gewusst hätte, dass Adams Freund so gut aussah, hätte ich ihm als sein Boss den Befehl gegeben, ihn mitzubringen. Aber jetzt war er immerhin hier, also passte das.

Diese großen, unschuldigen Augen, die etwas zu vollen, üppigen Lippen, die schlanke Statur, der geschmeidige Körper – er war komplett mein Typ, genau das, was mich anmachte. Zumindest bei allen Kerlen außer Mitch, aber an meinen Ex wollte ich jetzt nicht denken.

Irgendwie fand ich sogar diese absolute Unschuld, die er ausstrahlte, unglaublich attraktiv. Das war sonst nicht so meins, aber bei ihm … Ja, doch. Ich konnte mir verdammt gut vorstellen, wie ich ihm ein oder zwei Sachen beibrachte … bis er nur noch unschuldig aussah, es aber ganz sicher nicht mehr war.

Der Gedanke machte es noch verlockender.

Und wenn er noch keine Ahnung hatte, was ihm gefiel? Dann würde ich es mit ihm ausprobieren, sehen, was ihm gefiel, ihm zeigen, wie gut es sein konnte. Was würde er mögen? Schmerzen? Wahrscheinlich nicht. Erniedrigung? Da war ich mir nicht so sicher. Normalerweise war das am Anfang nicht so sichtbar. Ich konnte ihn nicht genug lesen, um es zu erkennen. Was noch? Pet Play? Nicht wirklich mein Favorit, obwohl er als Puppy vielleicht süß aussah. Age Play? Nein, nicht wirklich, ich konnte ihn mir nicht in Windeln vorstellen. Ich vermutete, dass er jemanden brauchte, der die Kontrolle übernahm und ihn entspannen ließ. Sein ganzer Körper schrie vor Anspannung, sobald er eine Entscheidung treffen musste. Das war mir aufgefallen, als ich ihn etwas gefragt hatte. Er hatte in Adams Richtung geblickt, ob er eine Meinung dazu hatte. Ja, das würde ich schätzen. Er brauchte jemanden, der ihm die Last abnahm, Entscheidungen zu treffen.

Jemanden wie mich.

Ich rutschte herum und versuchte meinen Schwanz in meiner Jeans zurechtzurücken, in der Hoffnung, dass er es nicht bemerken würde. Ich hatte nicht vor, meinen Ständer hier zur Schau zu stellen, auch wenn andere Jungs hier viel mehr zeigten, aber das geschah in Sessions oder anderen – vorher vereinbarten – Settings.

Nicht, wenn sie sich nur mit jemandem unterhielten.

Mit einem tiefen Atemzug zwang ich meine Gedanken dazu, sich darauf zu konzentrieren, es für Noel so angenehm wie möglich zu machen, sich mit mir zu unterhalten. Das funktionierte am besten, indem ich die Führung über das Gespräch übernahm und ihm meinen Ständer nicht zeigte.

Kurze Zeit später hatte ich Erfolg und er zeigte langsam eine andere Seite von sich.

„Ich war noch nie in New York City, aber ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich da hinwill. So viele Leute …“ Noel sprach in ganzen Sätzen und erzählte aufgeregt von den Orten, die er gerne besuchen würde. Sein ganzer Körper hatte sich entspannt, und obwohl er immer noch nervös wurde, wenn er merkte, dass er sich tatsächlich mit mir unterhielt, fing er sich ziemlich schnell wieder.

Ich war stolz auf mich, dass ich das geschafft hatte. Immerhin war das eine große Verbesserung zu vorher.

Trotzdem schien er etwas tollpatschig zu sein, egal, ob er nervös war oder nicht. Adam sagte etwas, was ihn zum Lachen brachte, und Noel schaffte es, eine Cola erneut mit dem Arm zu treffen, diesmal allerdings meine, nicht seine.

Ich fing das Glas auf, bevor ich mit einer nassen Hose endete, aber Noel vergrub sein Gesicht wieder in den Händen.

Nachdem ich aufgewischt hatte, was verschüttet worden war, drehte ich mich zu ihm um. Ich wollte ihn in meine Arme ziehen und ihm sagen, dass es in Ordnung war und mir nichts ausmachte, aber das traute ich mich nicht. Nicht, bevor ich nicht wusste, wie er darauf reagieren würde, so berührt zu werden.

Also nickte ich Adam zu, der seinen besten Freund an sich zog und ihm so einen Moment gab, um sich zu sammeln. Er murmelte leise etwas in sein Ohr und hielt ihn fest, und dann entspannte sich Noel endlich wieder.

Ein kleines, unsicheres Lächeln erschien auf seinen Lippen, aber leider in Adams Richtung, nicht in meine. Ich wollte, dass er mich anlächelte und mit diesen braunen Augen ansah. Aber nicht mit einem unsicheren Lächeln, sondern mit einem voller Leben, voller Spaß.

Schließlich wandte sich Noel wieder zu mir um. „Tut mir leid.“ Er errötete, ein süßes Rot, das über seinen Hals bis zu seinen Wangen kroch.

„Keine Sorge, das kommt vor, Süßer.“ Ich klappte den Mund zu. Das hätte nicht rauskommen sollen. Noels Augen weiteten sich kurz, dann errötete er noch mehr, aber er verbarg sein Gesicht nicht.

Adam hingegen schaffte es nicht, sein Grinsen zu verbergen. Das war alles, aber nicht subtil gewesen und ich hatte damit deutlich gezeigt, dass ich Noel gerne noch etwas näher kennenlernen würde, was mein Mitarbeiter anscheinend sehr amüsant fand.

Wahrscheinlich hätte ich mich gar nicht so viel mit ihnen unterhalten sollen, aber ich hätte Noel auf keinen Fall hier allein lassen können, wo ihn jeder aufreißen konnte.

„Da bist du.“

Eine bekannte Stimme unterbrach meine Gedanken.

Ich blickte auf und sah Mitch vor unserem Tisch stehen. Mitch, den ich seit dem desaströsen Treffen vor zwei Wochen nicht mehr gesehen hatte. Mitch, den ich versucht hatte, aus meinen Gedanken zu verdrängen. Mitch, der es irgendwie geschafft hatte, in meinen Träumen aufzutauchen, wenn ich es schaffte, nicht an ihn zu denken, wenn ich wach war.

Mitch, der alte Wunden aufgerissen hatte, stand jetzt direkt vor mir und sah so umwerfend und gut aus wie immer.

Und er starrte Noel an, als hätte er sein neues Lieblingsspielzeug gefunden. Oder als wollte er ihn auf der Stelle vernaschen.

Oh, verdammt. Nein.

Ernsthaft, definitiv nein.

Bitte nicht.

Ich lächelte ihn an, auch wenn es gezwungen war.

„Ja. Hi. Wir sind hier.“ Wie er sehen konnte. Ich wollte mir die Hand auf die Stirn schlagen.

„Störe ich bei irgendetwas, oder ist es okay, wenn ich mich ein bisschen zu euch setze? Schickt mich ruhig weg, wenn ich störe.“

Bevor ich etwas sagen konnte, nickte Adam und deutete auf die Couch. „Nein, du kannst gerne bleiben. Ich zeige nur meinem besten Freund den Club, weil er noch nie hier war. Ich nehme an, du bist ein Freund von Logan?“

Mitch lächelte und pflanzte seinen Hintern neben Adam auf die Couch, wo er Noel gut sehen konnte. Ach, komm schon. Echt jetzt?

„Ich bin Mitch, ja. Ein … Freund von Logan. Du bist doch der Türsteher, oder irre ich mich?“

Adam nickte. „Nein, das bin ich. Heute ist mein freier Tag, also habe ich beschlossen, Noel mitzubringen und ihm alles zu zeigen. Er war noch nie in einem Club und ist ein bisschen schüchtern. Ignoriere einfach, wenn er nur rot wird und nichts sagt. Er braucht ein bisschen, bis er sich fängt und wieder reden kann.“

Auch wenn seine Worte hart klingen sollten, sagte er sie mit einem liebevoll neckenden Unterton und ich konnte hören, wie gerne er Noel mochte. Außerdem schien Noel an die Sticheleien gewöhnt zu sein, denn er errötete nur noch mehr und verbarg sein Gesicht in den Händen.

Schade, ich hätte gerne mehr von seinem süßen Gesicht gesehen.

Ich warf einen Blick zu Mitch, der Noel ebenfalls anstarrte. Sein Gesichtsausdruck war leicht zu lesen, zumindest für mich. Er schien darüber nachzudenken, wie er Noel allein erwischen könnte, um ihn zu verführen, ihn zu ficken, was auch immer. Einfach mit ihm allein sein.

Mitchs ausdrucksvolle, dunkelbraune Augen verließen Noels verborgenes Gesicht keinen Moment. Das Verlangen und die Begierde waren so deutlich, dass ich sie ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte. Ich wollte ihm wehtun, dafür sorgen, dass er ihn nie wiedersah, auch wenn das bedeutete, dass ich ihn verprügeln musste.

Okay, nicht wirklich. Ich würde ihm niemals wehtun. Trotzdem war es so verdammt unfair. Noel war der erste Typ seit Ewigkeiten, den ich interessant genug fand, zumindest von seinem Aussehen her und von dem, was ich bis jetzt über ihn erfahren hatte. Er war der Erste, bei dem ich mir vorstellen konnte, ihn besser kennenzulernen und herauszufinden, ob die Chemie stimmte.

Und Mitch war genauso interessiert.

Manchmal fragte ich mich, wann zur Hölle ich Karma so verdammt angepisst hatte, dass es mir das antat. Nicht nur, dass ich mich in den einen Kerl verliebt hatte, den ich nicht glücklich machen konnte, was mich fragen ließ, wo ich Mist gebaut hatte, jetzt schickte es mir auch noch einen anderen, gleichzeitig mit meinem Ex, der genauso an ihm interessiert war.

Ich musste Welpen ins kochende Wasser geworfen haben oder etwas ähnlich Abartiges.

Mitch, der absolut nichts von meinem inneren Aufruhr mitbekam, begann mit mir, Adam und Noel zu reden, obwohl Noel immer noch damit beschäftigt war, sein Gesicht zu verbergen und so zu tun, als wäre er nicht hier.

Ich konnte mir nicht helfen, mein Blick wanderte von Noel zu Mitch und wieder zurück und ich stellte mir die beiden zusammen vor. Mitchs breite Statur im Vergleich zu Noels leichterem Körperbau und wie seine starken Arme Noel an sich drücken würden. Das wäre ein atemberaubender Kontrast, den ich gerne mit eigenen Augen sehen würde. Allerdings würde das bedeuten, dass Noel mit Mitch zusammen wäre, was mir nicht gefiel, auch wenn ich nicht entscheiden wollte, ob es Eifersucht war, die in mir aufstieg. Oder war es Lust? Nein, das war unmöglich. Das konnte nicht sein. Ich schob den Gedanken in eine Schublade in meinem Kopf, um das nicht weiter erkunden zu müssen und stellte mir stattdessen vor, wie heiß es aussehen würde, wenn sie zusammen wären.

Noel würde genauso sprachlos sein wie jetzt, aber aus anderen Gründen. Ich wollte es sehen, wollte es hören. Ich wusste, welche Geräusche Mitch machen würde, und es fiel mir nicht schwer, mir Noel vorzustellen, wenn er sich in der Lust verlor, und ich wollte nichts mehr, als herauszufinden, ob ich recht hatte.

Ich rutschte erneut unauffällig herum und versuchte meine Jeans zurechtzurücken, denn mein Schwanz fand diese Vorstellung sehr interessant. Egal welche, wenn ich ehrlich war, die von Mitch und Noel oder mir und Noel oder – Ich stoppte den Gedankengang. Das war gefährlich, so was auch nur zu denken. Und wenn ich nicht aufpasste, würde ich mich auf jeden Fall blamieren.

Der Gedanke allein war schon genug, um mich wenigstens wieder ein bisschen unter Kontrolle zu bringen. Verdammt, so sehr hatte ich noch nie auf einen Kerl reagiert. Okay, ja, Mitch, aber das war schon ewig her, und ich war viel jünger. Heute war ich stolz auf meine Selbstbeherrschung. Und die hatte sich anscheinend verabschiedet.

Ich schüttelte leicht den Kopf, versuchte die unpassenden Gedanken loszuwerden und konzentrierte mich wieder auf Mitch, der vorsichtig versuchte, Noel in ein Gespräch zu verwickeln. So wie es aussah, war er dabei genauso erfolgreich wie ich, obwohl Noel immer noch rot im Gesicht war. Auch ihm schien zu gefallen, was er in Mitch sah, denn er warf ihm immer wieder verstohlene Blicke zu, und manchmal trafen sich unsere Blicke, wenn ich von Mitch zu ihm sah und er anscheinend mich beobachtete.

Dann zog sich jedes Mal ein noch dunklerer, total süßer Rotton über seine Wagen.

Ich wusste nur nicht, was das zu bedeuten hatte. Und ich hatte nicht gerade darüber nachgedacht, dass Noels Erröten süß war, oder? Irgendwas lief hier komplett schief.

Adam räusperte sich, was mich aus meinen Gedanken wieder in die Gegenwart brachte. Ups. Ich hatte ganz vergessen, dass er hier mit uns saß. „Noel, ich gehe mal schnell auf die Toilette. Willst du mitkommen?“

Noel nickte, dann schüttelte er den Kopf, sah seinen Freund an und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Erneut wurde er rot. „Ich glaube … Ich glaube, ich bleibe, das ist okay. Mir geht’s … Mir geht’s gut, ich denke, du kannst gehen.“

Adam sah Noel mit einer hochgezogenen Augenbraue an, als hätte er eine andere Antwort erwartet. Doch Noel starrte ihn nur an und nach einem leichten, aber entschlossenen Nicken sah Adam sowohl Mitch als auch mich scharf an. „Benehmt euch, ihr zwei. Logan, auch wenn du mein Chef bist, Noel ist mein bester Freund. Wenn du dich nicht benimmst, könnte es sein, dass ich das für einen Moment vergesse. Er ist tabu, zumindest im Moment.“

Sowohl Mitch als auch ich nickten und versuchten unser Lächeln zu verbergen.

Offensichtlich nahm Adam seine Aufgabe, Noel zu beschützen, sehr ernst. Noel schien es zu mögen, da er sich nur entspannte und nicht in irgendeiner negativen Art darauf reagierte, dass sich sein bester Freund so beschützend verhielt. „Adam, jetzt geh schon. Ich komme schon klar. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mich nicht in eine dunkle Ecke zerren und etwas tun, was ich nicht möchte.“

Moment.

Was?

Wir?

Ich hätte fast meine Zunge verschluckt, als mich die Worte wirklich trafen, die er gerade ausgesprochen hatte. Das war ein Versehen, oder? Er hatte das nicht so gemeint. Konnte er nicht. Er war so süß – das Wort süß kam entschieden zu oft in meinen Gedanken vor – und unschuldig und nervös, als so etwas tatsächlich zu sagen. Oder waren es seine geheimsten Gedanken? Wollte er mit einem von uns was? Oder tatsächlich mit uns beiden? Aber das konnte ich mir nicht mal vorstellen, so unschuldig, wie er aussah.

Den Gedanken konnte ich leider nicht verfolgen, denn Noel platzte heraus: „Vergesst, dass ich was gesagt habe. Ich meinte … Ich meinte … egal.“ Er sprang auf und murmelte etwas von mit Adam auf die Toilette gehen , schob sich an Adam vorbei und rannte praktisch weg. Und dann war er weg, Adam hinter ihm.

Nach ein paar Schritten hatte er ihn erwischt, ergriff seinen Arm und zog ihn in die richtige Richtung zu den Toiletten.

Mitch und ich blieben schweigend zurück und starrten uns gegenseitig an. Ich brauchte einen Moment, um meine Gedanken zu sortieren, denn das war offensichtlich nicht das, was ich erwartet hatte.

„Ich nehme an, du hast ihn gerade erst kennengelernt? Bist du … willst du …“ Mitch hielt inne, starrte auf seine Cola und dann wieder mich an.

Dachte ich es mir doch, dass er auch interessiert war. Ich grinste meinen Ex-Freund an – oder war es eher ein Grinsen mit den Zähnen? – und antwortete: „Oh ja, ich will ihn, wenn er auch Interesse hat. Hast du ihn gesehen?“ Okay, die Frage war rhetorisch, aber ich konnte sie nicht zurückhalten. Mein Kopf war nicht ganz so mit Sauerstoff versorgt, wie er es sein sollte, und außerdem ging mir Mitch auf die Nerven. Ich mochte ihn, normalerweise. Nur gerade eben nicht.

„Ich würde ihn gerne zum Essen ausführen oder so. Ihn kennenlernen.“

Es war wahrscheinlich dumm, das laut zu sagen, oder?

Andererseits sollte Mitch wissen, woran er war. Ich musste sichergehen, dass er wusste, was ich wollte, damit er sich zurückhielt. Vielleicht wollte ich bereits einen Claim abstecken, wie ein Höhlenmensch. Es war nur keine gute Idee, Noel in meine Höhle zu zerren, um ihm zu zeigen, was ich alles mit ihm machen wollte – danke, Gehirn  –, also musste ich es auf diese Weise machen und zumindest Mitch wissen lassen, dass er keine Chance hatte.

„Tja, dann sind wir schon zu zweit.“ Mitch sah mir in die Augen, schluckte und blickte dann auf den Tisch, als wäre es ihm unangenehm.

Das half jetzt auch nicht weiter.

„Und was machen wir jetzt?“ Ich sah meinen Ex-Freund an, auch wenn der die Tischplatte sehr interessant fand, und versuchte eine Lösung für unser kleines Problem zu finden.

Von der Seite konnte ich sein zusammengekniffenes, attraktives Gesicht sehen, auch wenn der Club nicht zu hell beleuchtet war. Er sah nicht so aus, als würde er einfach nachgeben und mich Noel um ein Date bitten lassen, aber ich hatte auch nicht vor, Mitch das Feld zu überlassen. Dafür gefiel mir viel zu sehr, was ich von Noel bis jetzt gesehen hatte. Außerdem schrie mein Beschützerinstinkt, dass ich ihn haben musste, dass ich ihn umsorgen und mich um ihn kümmern musste. Das konnte ich nicht einfach ignorieren. Was, wenn Noel der war, nach dem ich die ganze Zeit gesucht hatte? Es war noch viel, viel, viel zu früh, um über irgendwas nachzudenken, was an eine Beziehung heranreichte, aber es gab zumindest genug Interesse von meiner Seite, um ihn besser kennenlernen zu wollen. Und wenn ich mich nicht wie ein Neandertaler verhalten und Noel einfach in eine Höhle schleppen wollte, musste ich ihn um ein Date bitten.

Es sah nur so aus, als wollte das Mitch auch. Ich konnte es ihm nicht verbieten, auch wenn sich meine Laune noch wesentlich verschlechterte, als ich nur daran dachte.

„Ich habe keine verdammte Ahnung …“, murmelte Mitch.

Bevor ich antworten konnte, kamen Adam und Noel zurück und unterbrachen uns. Noel sah viel gefasster aus als noch ein paar Minuten zuvor, was mich beruhigte. Sein gestresster Gesichtsausdruck hatte mir nicht gefallen.

Sie ließen sich wieder auf ihre Plätze sinken, Noel warf erst Mitch und dann mir einen schüchternen, aber interessierten Blick zu und begann dann, sich im Club umzusehen. Ich überlegte noch, was ich sagen sollte, um ihn wieder in ein Gespräch zu verwickeln, als Mitch begann, sich mit Adam zu unterhalten. Noel war sein bester Freund sehr wichtig, das hatte ich auch schon festgestellt, also würde es Sinn machen, sich gut mit ihm zu stellen. Schade nur, dass ich die Idee nicht gehabt hatte. Noel schien zuzuhören, was die beiden redeten, also beschloss ich, das Gleiche zu tun. Das gab mir die Gelegenheit, Noel einfach nur anzusehen, was ich auch tat.

Mitch und Adam, beiden sprachen viel über die Arbeit. Adam ging aufs College und arbeitete nur nebenbei hier. Das war ziemlich interessant. Ich hatte mir nie die Zeit genommen, ihn wirklich kennenzulernen, also hatte ich diesen Teil absolut verpasst.

Mein Blick blieb vorwiegend auf Noel und ich konnte nicht verhindern, dass ich merkte, wie er sich immer mehr entspannte. Sein ganzes Gesicht wurde ruhiger und gelassener. Es stand ihm gut.

Adam und Mitch waren immer noch in ihr Gespräch vertieft, also lehnte ich mich etwas näher an Noel heran. „Was denkst du? Hättest du Lust, dich noch einmal zu treffen, vielleicht außerhalb des Clubs, wo du dich etwas wohler fühlst?“ Ich hielt den Atem an. Es war ewig her, dass ich jemanden um ein Date gebeten hatte, und ich hatte es wahrscheinlich noch nie mit jemandem gemacht, der so schüchtern und unschuldig war. Aber selbst wenn er Ja sagen würde, müsste ich mit Adam reden, um sicherzugehen, dass Noel nicht nur Ja sagte, weil er glaubte, es zu müssen, und nicht, weil er es wollte. Ich wollte nicht, dass er sich unwohl fühlte, und wenn das der Fall war, musste ich zuerst einen Weg finden, das zu ändern, bevor wir überhaupt ein Date haben konnten.

Noel nickte, auch wenn es kaum zu sehen war, dann sah er mich an. „Ich denke schon, ja. Das könnte schön sein.“ Er errötete, wandte aber nicht den Blick von mir ab. Mein Blick fiel auf seine vollen, verführerischen Lippen. Ich wollte ihn küssen, aber ich hielt mich zurück. Jetzt war weder die Zeit noch der Ort dafür.

Mitch hielt mitten im Satz inne, sah mich an, als hätte er keine Ahnung, wie er darauf reagieren sollte, dass ich Noel um ein Date gebeten hatte, und sagte dann etwas lauter: „Ich würde auch gerne mit dir ausgehen, Noel. Einfach Zeit mit dir verbringen. Vielleicht können wir einen Tag finden, an dem Adam freihat, dann können wir alle zusammen gehen und Spaß haben. Ich glaube, es wäre leichter für dich, wenn du nicht mit einem von uns allein wärst.“

Ich hätte ihn erwürgen können. Hier und jetzt. Ich zog es ernsthaft in Erwägung. Verdammt noch mal. Würde ich damit durchkommen, ihn nach draußen zu schleppen und aus dem Club zu verbannen? Nicht, dass ich es tun würde, aber – ich knirschte mit den Zähnen. Es war nicht mal komplett seine Schuld, sondern auch meine. Ich konnte ihm nicht vorwerfen, dass er Interesse hatte. Er hatte seine Absichten ziemlich deutlich gemacht, und ich hatte den Wettkampf begonnen, indem ich Noel nach einem Date gefragt hatte. Trotzdem hasste ich ihn irgendwie. Okay, nicht wirklich, aber – warum? Warum nur? Warum ausgerechnet Noel?

Aber Noel nickte, diesmal enthusiastischer, und stoppte meine Rachegedanken.

„Das klingt nach einer tollen Idee. Ich liebe es.“

Was hatte ich in meinem Leben bloß falsch gemacht? In diesem oder in einem früheren? Das konnte doch nicht wahr sein. Und wie sollte ich Noel besser kennenlernen, ihm zeigen, wie gut ich für ihn wäre, wie schön es wäre, wenn ich mich um ihn kümmern würde, wenn die beiden auch dabei waren? Das wäre so gut wie unmöglich.

Aber ich konnte diesen Vorschlag nicht ablehnen, nicht ohne ein Arschloch zu sein. Also schluckte ich meine Frustration herunter und machte gute Miene zum bösen Spiel. „Das klingt gut. Warum gibst du uns nicht deine Nummer und wir machen was aus?“

Adam nickte. „Das ist eine gute Idee. Logan, du hast meine freien Tage. Es sollte gehen, dass wir einen finden, an dem ich nicht arbeite.“

Ich nickte. „Das sollte kein Problem sein. Noel, was ist mit dir? Welche Tage wären für dich in Ordnung?“

„Ich kann weg, wann immer es euch passt. Ich bin selbstständig und kann mir freinehmen, wann immer ich will, also kann ich mich nach Adams freien Tagen richten.“

Ich nickte, denn das machte es einfacher, einen Termin zu finden. Aber jetzt war ich auch neugierig. „Womit verdienst du dein Geld?“, fragte ich.

„Ich programmiere hauptsächlich Computerspiele und versuche herauszufinden, was schiefgelaufen ist, wenn jemand anderes einen Bug hat, den er nicht rausbekommt. Es ist ein ziemlich cooler Job, aber ich mache ihn von zu Hause aus, meistens von meiner Couch, also vergesse ich oft alles, wenn ich arbeite.“

Adam schnaubte trocken. „Das heißt, dass er nichts isst, wenn er in seine Arbeit vertieft ist. Ich habe mittlerweile eingeführt, dass ich ihn mindestens einmal am Tag anrufe, um ihn daran zu erinnern, dass er ein paar Minuten Pause machen muss und was isst. Keine Ahnung, was passieren würde, wenn sich niemand um ihn kümmert. Ich glaube, er würde verhungern oder zumindest Mangelerscheinungen haben, weil er nur kalte Pizza essen würde. Oder aber er würde so wenig schlafen, dass ihn das irgendwann zerstören würde. Aber das haben wir ganz gut im Griff, würde ich sagen.“ Er warf Noel einen bedeutungsvollen Blick zu. „Auch wenn ein gewisser Jemand es schon wieder geschafft hat, die Nacht durchzuarbeiten, weil er vergessen hat, ins Bett zu gehen.“

Noel kicherte leise und peinlich berührt, Adam lächelte ihn an, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, dass man seinen besten Freund so betreute – und ich? Ich kämpfte mit meinem Schwanz, der allein diese Worte mehr erregend fand als vieles andere, was ich sah oder hörte. Obwohl ich in einem BDSM-Club arbeitete.

Dieses Maß von Vertrauen, von Fürsorge … Es war selten, jemanden zu finden, der das mochte. Der es genoss, wenn sich jemand so um ihn kümmerte. Noel war damit eine Ausnahme. Und dann sah er auch noch so aus, wie er es tat. Sexy und unschuldig gleichzeitig.

Ich warf einen Blick auf Mitch. Er sah aus, als hätte er etwas verschluckt, das ihm im Hals stecken geblieben war. Er mochte die gleichen Dinge wie ich … das war also keine Überraschung. Es war eher überraschend, wie gut wir beide uns im Griff hatten und Noel nicht in eine dunkle Ecke zerrten. Andererseits, das war nicht mal das, was ich am meisten wollte.

Mein Gehirn fand etwas viel Besseres, viel Verführerisches. Noel, der auf meinem Schoß saß. Meine Arme waren um ihn gelegt, als ich ihn fütterte, während er noch arbeitete, komplett verloren in seiner Welt. Dann erschien ein anderes Bild: mein ungezogener Junge auf meinem Schoß, der sexy, volle Hintern vor mir, bereit für ein Spanking, weil er mal wieder vergessen hatte, etwas für sich selbst zu tun.

Das geriet alles viel zu schnell außer Kontrolle. Wir mussten mehr Zeit damit verbringen, uns gegenseitig kennenzulernen, bevor wir mit so etwas anfingen. Auch wenn er es mochte, wie Adam sich um ihn kümmerte, bedeutete das nicht, dass er das von einem Partner wollte.

Und ich würde gut daran tun, mir das zu merken.