Kapitel Acht

N oel


Der Freitag vor dem Samstag kam viel schneller als erwartet. Mit ihm kamen die Zweifel und ein endloser Strom von Was wäre wenn? Was, wenn nur die beiden zusammen sein wollten? Was, wenn sie an Adam interessiert waren und nicht an mir? Was, wenn sie –

Ich zwang mich irgendwann, diese Gedanken zu stoppen. Leider merkte Adam genau, dass etwas nicht stimmte. Er kannte mich viel zu lange, um nicht zu wissen, dass ich in meinem Kopf alle möglichen Szenarien durchspielte, also saß ich seinem fragenden Blick gegenüber, als wir uns Freitagmittag mit einer Pizza bei mir trafen.

Er hatte seine Vormittagskurse beendet und musste erst um sechs im Club sein, also hatte er den Nachmittag über Zeit. Das bedeutete, dass wir von Angesicht zu Angesicht reden konnten.

Ich hätte wissen müssen, dass das keine gute Idee war, aber ich schaffte es auch nicht, meinen besten Freund länger als ein paar Tage nicht zu sehen. Außerdem würde er mich sowieso aufspüren und mich zwingen, ihm zu sagen, warum ich ihm aus dem Weg ging.

Es gab kein Entkommen vor seinen Fragen.

Ich knabberte an meiner Pizza, während er seine Füße auf meinen Couchtisch legte und mich anstarrte. „Ich sehe, wie sehr dich die Verabredung nervös macht. Hör auf, dir alle möglichen Szenarien auszumalen.“

„Im Ernst, kannst du nicht einfach aus meinem Kopf verschwinden?“ Ich nahm einen Bissen.

„Nö, sorry.“ Er lachte und griff nach seiner Cola. „Tut mir leid, aber du bist einfacher zu lesen als ein offenes Buch.“

Ich stöhnte.

Er griff nach einem weiteren Stück. Adam konnte so viel essen, wie er wollte, ohne zuzunehmen, was wahrscheinlich daran lag, dass er regelmäßig ins Fitnessstudio ging. Das war eine Sache, die wir nie zusammen machten, denn meine Vorstellung von Training war, an meinem Laptop zu arbeiten, dann zum Desktop zu wechseln und dann wieder zum Laptop zurück. Das war so ziemlich alles, wozu ich mich aufraffen konnte. Er hingegen war nicht glücklich, wenn er nicht mindestens drei oder vier Mal pro Woche trainieren konnte.

Ich verstand es nicht, aber er verstand auch nicht, wie ich meine ganze Zeit am Computer verbringen und trotzdem glücklich sein konnte. Wir waren ein seltsames Paar, aber das hatten wir schon bald nach unserem Kennenlernen herausgefunden.

Es war im Kindergarten gewesen, als er ein paar Mobber davon abhielt, mir das Leben zur Hölle zu machen. Das hatte er viel öfter getan, als ich mir eingestehen wollte, aber ich hatte mich einfach damit abgefunden.

Genauso wie ich mich damit abgefunden hatte, dass ich mich nicht dazu zwingen konnte, weiter zu wachsen, was mich einfach zur Zielscheibe machte. Ich weigerte mich auch, mein Verhalten zu ändern, also war ich dankbar, dass Adam einfach bei mir blieb und mich beschützte. Irgendwann hatten es diese Kinder dann aufgegeben. Manchmal fanden sie neue Ziele, manchmal verließen sie einfach die Schule. Aber egal, was passierte, Adam war immer für mich da und dafür würde ich ihm ewig dankbar sein.

Vor einiger Zeit hatte ich die großartige Idee, meine ehemaligen Klassenkameraden im Internet zu suchen, und fand heraus, dass die meisten von ihnen kinderlos waren und in Beziehungen und Jobs feststeckten, die sie nie wirklich glücklich machen würden. Es war bestimmt ein ganz schöner Schlag für ihr Ego, in einer solchen Situation zu sein, aus der es keinen Ausweg gab.

Ich hingegen hatte den besten Job aller Zeiten, also konnte ich mich nicht beschweren. Okay, es gab da das kleine Problem mit einer Beziehung, oder besser, dem Mangel an Beziehung, aber das war nicht das dringendste Problem. Ich konnte wohl nicht alles zur gleichen Zeit haben.

„Spuck’s aus. Was genau macht dich so nervös?“ Adam riss mich aus meinen Gedanken.

Ich schluckte den Bissen Pizza hinunter. „An wem sind die beiden interessiert? Also, warum kommt Mitch mit? Oder Logan? Ich habe keine Ahnung, was ich davon halten soll und mein Verstand sagt mir, dass sie nicht an mir interessiert sein können, weil – ich meine, schau mich an – sondern aneinander, aber warum schleppen sie mich dann mit und –“ Ich stoppte mich selbst und nahm einen Schluck von meiner Cola. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Mitch nur an Logan interessiert ist und deshalb mitkommt. Oder einer von ihnen ist an dir interessiert und –“

Adam unterbrach mich, indem er eine Hand auf meine Schulter legte und sie drückte. „Noel, langsam, und glaub mir eins. Sie sind beide an dir interessiert. Nicht an mir und nicht aneinander.“

Ich starrte ihn an und blinzelte. „Wie kommst du darauf, dass –“

„Bist du wirklich so überrascht davon? Hast du nicht gesehen, wie sie dich angesehen haben? Beide? Sie wollen dich ficken, bis du dich nicht mal mehr an deinen Namen erinnern kannst. Vielleicht sogar beide gleichzeitig?“ Er studierte mein Gesicht. „Du siehst aus, als hättest du gerade etwas geschluckt, das du lieber ausspucken würdest.“ Ein Grinsen spielte auf seinen Lippen.

„Halt die Klappe.“ Ich funkelte ihn an, aber das Grinsen blieb. „Das ist überraschend, ja. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du dieses Mal falschliegst.“

„Ich liege definitiv nicht falsch. Versuche, dich daran zu gewöhnen, dass sie beide an dir interessiert sind.“ Adam schnappte sich noch ein Stück Pizza, ziemlich unbeeindruckt von meinen Zweifeln.

Ich sah das ganz anders, vor allem, weil ich es besser wusste. Aber ich wusste auch, dass ich nicht gewinnen würde, sollte ich mit ihm darüber diskutieren, also ließ ich das Thema fallen. Meine Zweifel jedoch blieben.

Adam ging ziemlich bald wieder, denn er wollte vor der Arbeit noch ins Fitnessstudio. Freak.

Ich wollte selbst noch etwas arbeiten, da ich mir morgen freinehmen musste. Für unser Date. Das keines war.

Trotzdem setzte ich mich an meinen Laptop, als Adam weg war, und fing an.

Ich arbeitete, bis Adam mir eine Nachricht schickte, in der er mich aufforderte, ins Bett zu gehen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits zwei Uhr morgens war und ich seit Stunden gearbeitet hatte.

Ich musste mir das echt abgewöhnen, aber ich schaffte es wirklich nicht, daran zu denken, mit der Arbeit aufzuhören. Und der Wecker funktionierte nur, wenn man ihn stellte …

Aber jetzt, wo ich aufgehört hatte, musste ich auf die Toilette und dann ins Bett. Es wäre zu typisch für mich, morgen zu verschlafen und deswegen mein Date zu verpassen. Und trotz all der Zweifel, die ich hatte, wollte ich das wirklich nicht.

Ich schlief wie im Koma, anders konnte man es nicht sagen. Allerdings träumte ich von Logan und Mitch, die gemeinsam in den Sonnenuntergang ritten. Dann träumte ich von Adam, der mit den beiden rummachte und mir sagte, dass sie mich nicht wollten. Und dann, zu allem Überfluss, träumte ich auch noch, dass Mitch und Logan über mich lachten, weil ich verraten hatte, dass ich sie wollte und sie eigentlich nur aneinander interessiert waren.

Nichts davon klang so, als würde es in der Realität passieren, aber ich konnte meine Träume nicht ändern, so seltsam sie auch waren.

Als ich aus dem Bett stolperte, war ich noch müder als zu der Zeit, als ich schlafen gegangen war. Es war gerade mal acht Uhr morgens, also hatte ich noch viel Zeit, bis ich mich fertig machen musste. Und ich hatte noch mehr Zeit, um mir Gedanken darüber zu machen, was passieren würde. Denn meiner Meinung nach würde nichts anderes passieren als das, was sich mein Gehirn bereits ausdachte.

Ich machte mir ein Frühstück, Müsli mit Milch, weil mein Kühlschrank so gut wie leer war, und setzte mich dann an meinen Laptop. Ich musste online Lebensmittel bestellen, aber zuerst wollte ich noch etwas arbeiten.

Normalerweise hörte ich nicht mitten in der Arbeit auf, aber gestern war ich nicht so konzentriert, wie ich es eigentlich hätte sein sollen. Das bedeutete, dass ich es nicht geschafft hatte, fertig zu werden, obwohl ich bis spät in die Nacht gearbeitet hatte. Ich wollte also noch ein paar Stunden arbeiten, bis ich ins Bad musste, um zu duschen und mir etwas zum Anziehen zu suchen.

Mein Handy riss mich irgendwann aus meinen Gedanken, als es viel zu laut und zu schrill klingelte. Ich blickte auf und starrte auf die Uhr an meiner Wand. Fuck.

Ich hatte vergessen, mir einen Timer zu stellen, und jetzt war ich wirklich spät dran. Und die Person, die mich anrief, war wahrscheinlich Adam, der sich vergewissern wollte, dass ich fertig war. Was ich nicht war.

Mist. Ich war wahrscheinlich der einzige Typ, der es schaffte, ein Date zu vergessen. Es war unfassbar. Ich schaffte es nicht einmal, lange genug mit der Arbeit aufzuhören, um mich für mein Date fertig zu machen. Oder, noch schlimmer, mich daran zu erinnern, dass ich eins hatte und mich auf den Weg zur Dusche zu machen.

„Ja?“, antwortete ich, als ich auf den Knopf gedrückt hatte, um den Anruf anzunehmen.

„Du hast die Zeit vergessen, oder?“, fragte Adam anstelle einer Begrüßung.

Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht …“ Ich hielt inne, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich wollte ihn nicht anlügen, denn er kannte mich viel zu gut. Andererseits, wollte ich zugeben, was mir passiert war?

„Nachdem du den Satz nicht beendet hast, vermute ich, dass du es vergessen hast. Aber du hast noch Zeit, ich stehe vor deiner Wohnung und du machst besser die Tür auf und bewegst dann deinen Arsch in die Dusche. Sonst lege ich dich übers Knie, worauf du sicher keine Lust hast. Oder, noch besser, einer deiner Jungs wird es tun.“ Ich hörte Adams lautes Lachen, schnaubte und legte auf, ohne etwas zu erwidern. Das war vermutlich nicht weiter nötig.

Stattdessen ging ich zur Haustür und drückte auf den Knopf, um ihn reinzulassen, bevor ich ins Bad verschwand und die Dusche einschaltete, um mich dann aus meiner Jogginghose zu schälen.

Adam würde hochkommen und sich etwas zu trinken holen, oder was auch immer. Das war mir egal, solange ich es schaffte, zu duschen und mich dann für mein Date fertig zu machen, am besten bevor ich ein Spanking bekam. Nicht von Adam, weil – bester Freund und demnach bääääh – oder von den beiden Jungs, mit denen ich kein Date hatte.

Aber ich musste mich trotzdem fertig machen, um wenigstens den Schein zu wahren. Ich konnte keinen Rückzieher machen und Adam vielleicht um sein Date oder seine schnelle Nummer oder was auch immer bringen. Und egal, was genau es war, ich wollte Zeit mit ihnen verbringen. Sie schienen nett zu sein, also würde ich zumindest einen schönen Nachmittag im Zoo haben. Das war besser, als einfach zu Hause zu sitzen und nichts zu tun – oder zu arbeiten, was ich bis jetzt getan hatte. Ich musste Pausen machen, das hielt mir Adam dauernd vor, und er hatte es sich auch zur Aufgabe gemacht, genau dafür zu sorgen.

Ich trat unter das heiße Wasser und wusch mich schnell. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis ich mit tropfnassen Haaren aus dem Bad kam, aber immerhin hatte ich mich trocken gerieben.

Jetzt stand ich vor meinem Kleiderschrank und überlegte, was ich anziehen sollte. Ich hatte ein paar schöne Jeans und ein paar T-Shirts, die wahrscheinlich passen würden. Die würden es tun müssen, ich hatte sonst nichts. Vielleicht hätte ich einkaufen gehen sollen?

Adam öffnete die Schlafzimmertür und streckte seinen Kopf herein.

„Na, wenigstens hast du geduscht.“ Er grinste, kam herein und schien sich nicht daran zu stören, dass ich nur in ein Handtuch gehüllt war, sondern durchstöberte meinen Kleiderschrank.

„Ich habe nichts zum Anziehen“, sagte ich zu seinem Rücken.

„Dachte ich mir fast, aber dafür hast du ja mich.“ Er hielt einen Moment inne, dann fügte er hinzu: „Ich habe dir Jeans und T-Shirts gekauft, wenn du magst?“

Ich starrte ihn sprachlos an. Er hatte Klamotten für mich gekauft?

Bevor ich diese Frage überhaupt stellen konnte, fuhr Adam fort: „Ich dachte mir, dass du nichts haben würdest und bin davon ausgegangen, dass du Panik schieben würdest. Ich kenne dich viel besser, als du manchmal glaubst.“ Er grinste mich an. Es hatte eine Weile gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte, dass er so viel größer war als ich, aber ich hatte es schließlich akzeptiert.

„Danke?“, antwortete ich irgendwann, nicht ganz sicher, ob das die richtige Antwort war.

„Gern geschehen.“ Damit verließ er das Schlafzimmer und kam nach wenigen Sekunden mit zwei Tragetaschen zurück.

„Die sollten passen und ich denke, sie sind ein bisschen schöner als deine eigenen.“ Er grinste erneut, um die Worte abzumildern.

„Vielen Dank“, antwortete ich trocken, aber ich wusste seine Geste zu schätzen. Immerhin hatte er sich die Zeit genommen, mir Kleidung zu besorgen, während ich nicht einmal daran gedacht hatte. Manchmal fragte ich mich wirklich, ob ich keinen Freund brauchte, sondern einen Aufpasser Schrägstrich Babysitter oder so etwas in der Art.

Aber das wäre wahrscheinlich noch schwieriger zu finden als ein Freund, also würde ich Adam einfach in meiner Nähe behalten, solange er mich aushielt. Das war die einzige Möglichkeit für mich, jemanden zu haben, der sich um mich kümmerte.

Adam war damit beschäftigt, Klamotten aus der Tasche zu holen und sie mir zu geben. Ich ließ mein Handtuch fallen, schlüpfte in einen schwarzen Slip und starrte dann auf die Jeans, die er mir hinhielt. Sie war eng, viel enger, als ich es gewohnt war, aber ich kaufte einfach immer die gleichen im Internet. Ich hatte mir nie die Mühe gemacht, Jeans anzuprobieren, und bestellte sie grundsätzlich eine Nummer größer, damit ich sicher sein konnte, dass sie passten.

Ich schaffte es, die Jeans über meinen Hintern zu zerren, sie zu schließen und starrte mich im Spiegel an. Sie schmiegte sich an meine Oberschenkel und meinen Hintern, was ihn extrem betonte.

„Das sieht ziemlich gut aus, wenn du mich fragst.“

Ich hob eine Augenbraue und sah Adam an. „Wenn man bedenkt, dass du derjenige bist, der normalerweise die geschmackvolle Kleidung trägt, vertraue ich dir einfach damit. Irgendwie habe ich die Gene nicht mitbekommen, als sie verteilt wurden.“

Adam lachte, dann gab er mir ein T-Shirt. „Das ist genau der Grund, warum du mich hast. Du wärst völlig verloren.“ Ich versuchte ihn böse anzustarren, konnte mir aber ein Grinsen nicht verkneifen. Er war der Einzige, der so etwas sagen durfte.

„Wenn man bedenkt, dass es deine Schuld ist, dass ich überhaupt ausgehen muss, solltest du dir das vielleicht noch einmal überlegen. Schließlich wäre ich ohne dich gar nicht in dieser Situation.“ Ich pikte ihn in die Seite, bevor ich nach dem T-Shirt griff.

Adam lachte, aber es war kein gemeines Lachen. Stattdessen zog er mich in seine Arme und drückte mich fest an sich.

„Du bist in dieser Situation, weil du dringend einen festen Freund brauchst.“ Er hielt wieder inne und sah mich an. „Oder zwei.“

Ich schnaubte. Genau.

„Du kannst so viel schnauben, wie du willst, aber ich habe die Blicke gesehen, die sie dir zugeworfen haben. Du solltest echt mehr ausgehen und dich daran gewöhnen, Jungs zu lesen.“

„Ich bin froh, wenn ich lesen kann, ob sie mich verprügeln werden oder nicht.“ Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und schloss für einen Moment die Augen. Die Chemie zwischen uns beiden war komplett nicht vorhanden, aber das hieß nicht, dass ich den Körperkontakt nicht genoss. Angesichts der Tatsache, dass er der einzige Mann in meinem Leben war, der mir nahe genug kam, um das zu tun, musste er eben herhalten.

Normalerweise machte ihm das nichts aus, und er umarmte mich genauso oft spontan wie ich ihn.

Nach einem Moment löste er mich sanft von seiner Schulter. „Wir müssen dann los, sorry.“ Er hielt mir ein T-Shirt hin, damit ich es mir ansehen konnte. „Es ist nichts Ausgefallenes, aber ich finde, das würde dir stehen.“

„Er ist auf jeden Fall besser als meine eigenen Sachen, ja.“ Ich zog es mir über den Kopf und sagte dann: „Danke.“

Adam lächelte mich nur an und nickte. „Gern geschehen.“

Ich wusste, dass es nicht üblich war, dass einem die besten Freunde Klamotten mitbrachten, aber so war es nun mal bei uns. Wir waren schon immer so gewesen und hoffentlich würde das auch in Zukunft so bleiben, egal, was passierte.

„Okay, du machst dir die Haare und dann müssen wir los.“ Adam packte mich an den Schultern und schob mich in Richtung Badezimmer.

Ich nickte nur und folgte seinem Beispiel. Nachdem ich mir die Zähne geputzt, meine Haare in Ordnung gebracht und einen letzten anerkennenden Blick von Adam erhalten hatte, saßen wir im Auto.

Er hatte beschlossen, dass wir sein Auto nehmen würden, denn ich war entschieden zu nervös, um selbst zu fahren.

Wir schwiegen während der Fahrt, vor allem, weil mir kein Thema einfiel, das wir noch nicht besprochen hatten, und ich wusste auch nicht, woran Adam dachte, aber er war auf jeden Fall schweigsam. Normalerweise hatten wir uns viel zu erzählen, aber heute gab es nichts zu reden.

Als wir aus dem Auto ausstiegen, sahen wir, dass Logan und Mitch bereits warteten, mit einem ziemlich auffälligen Abstand zwischen sich. Sie hatten sich definitiv nicht unterhalten, während sie auf uns warteten. Müsste ich raten, würde ich sagen, dass es eine Art ungelöstes Problem zwischen ihnen gab, aber ich könnte mich auch komplett irren.

Adam und ich gingen auf sie zu und ich bemerkte, dass sich ein Lächeln auf ihren Gesichtern bildete, als sie uns entdeckten. Schmetterlinge stiegen in meinem Bauch auf, auch wenn ich immer noch nicht herausgefunden hatte, wen von uns beiden sie sehen wollten. Ich wettete immer noch auf Adam. Weil … es war irgendwie offensichtlich.

Logan trat vor, als ich näher kam und zog mich in seine Arme.

„Schön, dich wiederzusehen.“ Er drückte mich fest an sich und hüllte mich in seine Wärme und Stärke ein. Es war sogar noch besser, als von Adam umarmt zu werden.

„Danke, dass ihr mich mit eingeladen habt.“

Ich hörte sein Glucksen, bevor Mitch sich räusperte. „Hör auf seine ganze Aufmerksamkeit zu beanspruchen. Ich will auch Hallo sagen.“

Bevor ich überhaupt reagieren konnte, wurde ich aus Logans Armen gezogen und an eine andere, ebenso starke Brust gedrückt. Verdammt. Wow. Konnte ich einfach hierbleiben und nie wieder gehen?

Das war himmlisch, anders konnte man es nicht sagen.

Mitch hielt mich einfach fest und ließ mir Zeit, seine Nähe zu genießen. Und er, genau wie Logan, roch so verdammt gut. Ich wollte mich in dem Duft wälzen und nie wieder etwas anderes riechen, aber das wäre vielleicht komisch, oder? Es war irgendwas Zitroniges, leichter als Logans mehr erdige Töne, aber beide so verdammt sexy.

Es war Logan, der schließlich meinte, wir sollten reingehen, was Mitch dazu brachte, mich loszulassen. Ich hasste es irgendwie, aber dann blickte ich auf und sah ihn und Adam dort stehen und auf uns warten.

Ich trat zurück und schaute schüchtern hoch zu Mitch. Vielleicht hatte ich es ein bisschen übertrieben, ihn so fest zu umarmen? Aber es hat sich so gut angefühlt, dass ich nicht anders konnte.

Ich war auch nur ein Mann mit Bedürfnissen, auch wenn sie nicht gerade typisch waren.

„Nachdem jetzt alle fertig sind, können wir ja rein“, sagte Logan und führte uns alle vier zum Eingangsbereich. Mitch holte sein Portemonnaie heraus, aber Logan war schneller. „Ich mache das.“ Sein Tonfall ließ keinen Raum für Diskussionen, aber das hieß nicht, dass Mitch es nicht versuchte. Er trat näher an Logan heran und versuchte ihn einzuschüchtern und dazu zu bringen, für sich selbst zu bezahlen. Sogar ich konnte das an seiner Körperhaltung sehen. Das Problem war nur, dass sie ungefähr gleich groß waren, also funktionierte das nicht wirklich.

Ich warf Adam einen Blick zu, aber der grinste nur. Er zog schweigend das Geld heraus, machte sich aber nicht die Mühe, mit den beiden zu diskutieren. Er drückte Logan das Geld in die Hand und ging dann weiter. Ich folgte seinem Beispiel und holte mein eigenes Geld heraus, aber als Mitch mich ansah, stoppte ich. Der Blick sollte vermutlich heißen, dass ich mir das noch mal ganz genau überlegen sollte. Er hob eine Augenbraue und nickte dann in Logans Richtung.

„Denk nicht mal dran.“ Mit diesen Worten nahm er meine Hand und zog mich nach vorne. „Logan macht das.“ Ich starrte Logan an und wartete auf eine weitere Erklärung, aber es kam nichts. Stattdessen bezahlte Logan für uns vier, steckte aber das Geld ein, dass ihm Adam gegeben hatte.

Okay, das machte keinerlei Sinn, oder? Warum durfte ich nicht bezahlen, Adam aber schon?

Ich zerbrach mir immer noch den Kopf darüber, während wir durch die Tore gingen. Es dauerte einen Moment, bis mir auffiel, dass Mitch meine Hand nicht losgelassen hatte, sondern mich immer noch hielt. Er schien auch nicht vorzuhaben, das zu ändern, sondern verschränkte unsere Finger ineinander, was die Schmetterlinge in meinem Bauch zum Explodieren brachte und meine Knie zittrig werden ließ.

Zu erstaunt, um zu reagieren, ging ich einfach mit ihm, bis ich irgendwann Adams Blick auffing. Er grinste so breit, dass es wehtun musste.

Ich schüttelte nur den Kopf. Das hatte definitiv nichts zu bedeuten, auch wenn es verdammt schön war.