»Soziale Konflikte sind nie einfach nur da, sie werden auch gesellschaftlich hergestellt: entfacht, angeheizt, getriggert.«
Von einer »Spaltung der Gesellschaft« ist immer häufiger die Rede. Auch in der Alltagswahrnehmung
vieler Menschen stehen sich zunehmend unversöhnliche Lager gegenüber. So plausibel
sie klingen mögen, werfen entsprechende Diagnosen doch Fragen auf: Wie weit liegen
die Meinungen in der Bevölkerung wirklich auseinander? Und ist die Gesellschaft heute
wirklich zerstrittener als zur Zeit der Studentenproteste oder in den frühen Neunzigern?
Nicht zuletzt weil man eine Spaltung auch herbeireden kann, tut mehr Klarheit not.
Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser kartieren aufwendig die Einstellungen
in vier Arenen der Ungleichheit: Armut und Reichtum; Migration; Diversität und Gender;
Klimaschutz. Bei vielen großen Fragen, so der überraschende Befund, herrscht einigermaßen
Konsens. Werden jedoch bestimmte Triggerpunkte berührt, verschärft sich schlagartig
die Debatte: Gleichstellung ja, aber bitte keine »Gendersprache«! Umweltschutz ja,
aber wer trägt die Kosten? Eine 360-Grad-Vermessung der Konflikte um alte und neue
Ungleichheiten, die eine unverzichtbare Diskussionsgrundlage bietet und viele Mythen
entzaubert.
Steffen Mau, geboren 1968, ist Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sein Buch Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft (st 5092) stand auf Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste von ZDF, Zeit und Deutschlandfunk Kultur. 2021 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Thomas Lux, geboren 1979, und Linus Westheuser, geboren 1989, sind wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrbereich Makrosoziologie der HU.