M it verschränkten Armen sehe ich dem schwarzen Audi hinterher, wie er im peitschenden Regen verschwindet.
Ich habe July gegenüber behauptet, dass sie eine weitere Nacht hierbleiben muss, weil ich keinen Piloten für sie habe. Das war natürlich gelogen, schon allein, da ich sie höchstpersönlich nach Valentine hätte fliegen können.
Ursprünglich hatte ich vor, ihr noch eine Chance zu geben, aber als sie mich heute Morgen in aller Herrgottsfrühe mit ihrem gepackten Koffer im Vestibül erwartet hat, wusste ich, dass es zwecklos ist.
So eine verdammte Scheiße, July. Ich habe dich mit voller Absicht vertrieben und bereue es bereits. Obwohl ich Gefallen an dir finde, habe ich getan, was Asher von mir verlangt hat, und dir den Kopf zurechtgerückt.
Ich werde dich zurückholen.
Grimmig ziehe ich das Handy aus meiner Hosentasche und drücke auf Ashers Kontakt. Erst nach mehrmaligem Klingeln geht er endlich ran: »Lev, du verfickte Arschgeige. Wie oft muss ich dich noch an die Zeitverschiebung erinnern? Es ist mitten in der Nacht!«
Ich wette, er hat gar nicht geschlafen, sondern irgendein Mädchen gevögelt. Asher steht darauf, eine Frau zu wecken, indem er hart und kompromisslos seinen Schwanz in sie hineinschiebt.
»Arschgeige? So hast du mich zuletzt vor fünfzehn Jahren genannt.«
»Es ist ja auch spät.« Asher gibt ein entnervtes Stöhnen von sich. »Was ist? Hast du sie krankenhausreif geprügelt? Ich habe dir gesagt, dass ...«
»Ich habe sie weggeschickt.«
Asher schweigt. Keine Ahnung, ob vor Überraschung oder weil er damit gerechnet hat. Wenn ich ihm nicht ins Gesicht sehen kann, lassen sich seine Reaktionen schwer einschätzen – und selbst dann liege ich nicht immer richtig.
Auch ich sage nichts. Ich wüsste nicht, was.
»Und?«, erkundigt er sich schließlich, nachdem wir uns sicher eine halbe Minute lang angeschwiegen haben.
»Was und? « Ich schürze die Lippen, als ich merke, dass ich noch immer auf die Stelle starre, wo der Audi im Nebel verschwunden ist und drehe mich auf dem Absatz, um im düsteren Vestibül meiner Villa zu verschwinden.
»Wieso legst du nicht auf?« Er lacht leise. »Freust du dich so sehr, meine Stimme zu hören, Süßer?«
Abrupt bleibe ich stehen. »Pass auf, was du sagst, du Pisser. Ich bin ohnehin schon kurz davor, in einen meiner Jets zu steigen, nur um dir höchstpersönlich den Hals umzudrehen.« Meinen Worten zum Trotz lasse ich ein breites Grinsen mein Gesicht erklimmen.
»Dann müsste ich dir aber dem Klimawandel zuliebe nahelegen, denselben Jet wie Tamara zu nehmen, und ich fürchte, das willst du nicht.«
»Tamara?« Im ersten Moment weiß ich tatsächlich nicht, von wem er redet. Gott, ich kenne diese Frau seit sechsunddreißig Stunden und habe mir das Pseudonym, das ich ihr aufgedrückt habe, derart eingeprägt, dass ich vollkommen verdrängt habe, wie sie wirklich heißt.
Obwohl du dich mit deinem neuen Namen nicht abfinden wolltest, July. Aber das wirst du noch. Du wirst lernen, diesen Namen zu lieben.
»Leidest du an Demenz oder hat sie dich echt so wenig beeindruckt, dass du sie schon wieder vergessen hast?« Ich kann regelrecht hören, wie Asher mit den Augen rollt.
Er scheint mich nicht zu durchschauen. Er lässt nach. Möglicherweise liegt es auch daran, weil ich mich vollkommen untypisch verhalte.
Ich schicke meine Mädchen nicht weg, wenn ich Gefallen an ihnen finde. Ich behalte sie. Ich unterweise sie. Ich zerstöre sie.
Du gefällst mir, July. Sehr sogar. Und trotzdem habe ich dich gehen lassen.
Ich gebe ein leises Knurren von mir. »Das fortschreitende Alter lässt dich verweichlichen, Asher. Du redest von Klimawandel und hast offensichtlich keine Ahnung, weswegen ich sie weggeschickt habe. Oder es interessiert dich gar nicht. Ich frage mich, was schlimmer ist.«
Erneut stößt Asher ein leises Lachen aus. »Ich bin verweichlicht? Wer beschwert sich denn hier über meine Gleichgültigkeit?«
Fuck, er hat recht. »Schick sie nach ihren Prüfungen noch einmal zu mir. Ich will allerdings nicht, dass sie davon erfährt. Sie könnte sich sträuben. Und sorge dafür, dass sie lernt, sich selbst zu verteidigen.«
»What the fuck , Lev. Was hast du mit ihr angestellt?« Auf einmal wirkt er hellhörig, und seinem Tonfall nach zu urteilen, ist er gerade derjenige, der am liebsten in den nächsten Jet klettern würde, um mich windelweich zu prügeln.
»Nichts. Das Spiel hat erst begonnen.« Ich reiße die Tür zur Bibliothek auf. Ich muss Galina finden. Meinen Frust wegvögeln.
»Lev.«
»Was?«
»Willst du sie als Kunde oder als ... kranker Mistkerl?«
Wieder muss ich grinsen. »Als kranker Mistkerl. Und ich will sie am Boden sehen. Ende des Jahres wird sie mir gehören.«
»Oh Mann. Das habe ich befürchtet.«
Als ich Galinas blonden Schopf schon von Weitem erkenne, verlangsamen sich meine Schritte, bis ich letztlich vollends stehen bleibe. Sie ist nicht diejenige, die ich will. »Vergiss es, Ash. Ich hole sie mir jetzt zurück.«
Bevor er irgendetwas sagen kann, lege ich auf und lasse das Handy in meiner Hosentasche verschwinden.
Verdammt, July. Ich kann nicht warten.