R egen. Immer dieser Regen. Ich werde nie wieder das Rauschen eines Wolkenbruchs mit etwas Positivem verbinden können. Das heißt, ich werde immer an Lev denken müssen. An den Sex mit ihm. Im strömenden Regen. Wie er mich gegen das Auto gedrückt und hemmungslos gevögelt hat.
Wenn ich nach Valentine zurückkehre, werde ich so schnell wie möglich von dort wegziehen. In die Südstaaten. Nach Arizona, oder so. Dahin, wo es so gut wie niemals regnet.
Als ich mich auf den Rücken drehe und mich strecke, merke ich, dass ich noch immer wund bin. Allein die Erinnerung daran, wie Lev sich in mir angefühlt hat, macht mich scharf – und dann schiebt sich ein anderes Bild vor mein geistiges Auge, wie er sich mit harten Stößen in Galina versenkt. Während er mich dreckig angrinst und mich auch noch dazu auffordert, mitzumachen.
Vielleicht hätte ich das tun sollen. Diese eigenartigen Gefühle, die mir bei diesem Anblick hochgekommen sind, hinunterschlucken und wieder die Hure sein, für die mich eh alle in diesem Haus halten.
Ich schätze, ich sollte jeden verdammten Angestellten, der mich mit den entsprechenden Blicken mustert, darauf hinweisen, dass ich in erster Linie Escort bin und keine Nutte. Dabei würde ich mir diese Worte selbst nicht mehr abnehmen. Von daher sollte ich es einfach akzeptieren und sämtliche Angestellten in dem Glauben lassen. Im Übrigen habe ich ohnehin keine Ahnung, ob irgendwer überhaupt Englisch spricht. Außer Galina, natürlich.
Wieder macht sich das stetige Rauschen des Regens bei mir bemerkbar und ich öffne seufzend die Augen. Der gestrige Tag hat so spannend begonnen und entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem reinen Spießrutenlauf. Deswegen habe ich einen Großteil des Tages im Keller verbracht und sogar die ungetragene Kleidung gewaschen.
Wenigstens duftet jetzt alles nach schwarzer Orchidee – was immer das heißen soll – und nicht nach Koffer. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der Google Übersetzer mir die Weichspüler-Aufschrift richtig gedeutet hat.
Danach habe ich stundenlang gebügelt. Sogar meine Höschen mussten dran glauben. Alles, um mich zu beschäftigen, und weil ich davon ausgegangen bin, dass Lev der Letzte ist, der mich in der Waschküche aufsucht. Der Keller wird wohl mein neues Geheimversteck. Nicht das mir zugewiesene Zimmer. Ganz bestimmt nicht.
Das erste, was ich gemacht habe, nachdem Galina mir in Sekundenschnelle die Funktionsweise der Waschmaschine erklärt und dabei immer wieder skeptisch zu meinem Hals geguckt hat, war, den Collar abzunehmen und ihn entrüstet in eine verstaubte Ecke zu werfen. Soll Lev ihn da doch selbst herausfischen.
Ich wette, er wird mich dafür in irgendeiner Weise bestrafen, sollte er mich irgendwann noch einmal in die Finger bekommen. Dass der Collar eine ganz normale Schnallvorrichtung hat, wie die eines Gürtels, war womöglich eine Art Entgegenkommen von ihm.
Während ich auf den ersten Waschgang wartete, habe ich mich nämlich ein bisschen über Collars belesen: Es existieren durchaus Variationen, bei denen der Träger das Halsband nicht ohne Weiteres ablegen kann. Manche funktionieren nur mit Schlüssel, andere lassen sich ausschließlich durch einen speziellen Magneten öffnen.
Das könnte also die nächste Stufe sein, sobald Lev bemerkt, dass ich das Lederhalsband abgenommen habe. Womöglich steckt er mich dann tatsächlich in den Hundezwinger und kettet mich dort irgendwo an. Zuzutrauen wäre es ihm.
Jedenfalls das ist für mich gerade echt belanglos. Ich bin so ... ich habe keinen Schimmer, wie ich mich fühle. Wie ich mich fühlen soll, besser gesagt, wie ich mich fühlen darf.
Zumindest keimt in mir die Hoffnung auf, dass Lev es noch ein paar weitere Tage akzeptieren wird, dass ich ihm aus dem Weg gehe. Mir ist klar, wenn er es nicht akzeptieren würde, gäbe es für mich kein Entrinnen. Nicht einmal in der Waschküche bin ich vor ihm sicher.
Doch gestern hat er mich gelassen. Wir wären uns beinahe im Vestibül begegnet, aber ich habe ihn und seinen gestörten Bruder Nikolaj noch rechtzeitig erkannt, als ich den Fuß bereits auf den Treppenabsatz setzte und die nächste Wäschefuhre anstellen wollte. Ich kann nicht sagen, ob einer von ihnen mich gesehen oder gehört hat – sie standen beide seitlich zu mir. Zumindest reagierten sie nicht auf mich.
Ein weiteres Mal bin ich Lev in der Bibliothek über den Weg gelaufen. Ich hatte gerade die Küche aufgespürt und mir ein Sandwich zubereitet. In einem trotzigen Anfall wollte ich es mir für ein paar Minuten in der Bibliothek bequem machen und es dort verputzen – etwas, das Lev definitiv nicht so witzig finden würde.
Doch als ich die Tür zur Bibliothek aufstieß, saß Lev an einem der Tische und hat in sein Notebook gehämmert. Er sah kurz auf und hat direkt das Sandwich in meiner Hand entdeckt. Seinen vernichtenden Blick spüre ich noch immer auf mir.
Postwendend bin ich umgedreht und habe mich im Keller verkrochen. Keine Ahnung, wie lange ich auf der rumpelnden Waschmaschine gesessen und Löcher in die Luft gestarrt habe.
Seufzend reibe ich mir die Augen. Eigentlich könnte ich direkt nach unten gehen und schauen, ob die Sachen, die auf der Wäscheleine hängen, endlich trocken sind. Aus Valentine bin ich es gewohnt, dass meine Klamotten gut und gerne zwei Tage brauchen, bis ich sie von der Wäscheleine nehmen kann. Die Luftfeuchtigkeit ist dort einfach viel zu hoch.
Gerade will ich meine Gedankengänge noch intensiver auf Valentine richten, da schießt mir eine Erkenntnis in den Kopf und ich stutze. Wie bescheuert muss ich sein, dass es mir jetzt erst auffällt?!
Das stetige Wasserrauschen kommt nicht von draußen. Es kommt aus dem Badezimmer.
Wie kann ich bitte das Rauschen von Regen mit dem Rauschen einer Dusche verwechseln – und das im wachen Zustand?
Ich werde noch vollkommen bescheuert, glaube ich.
Wer, zum Teufel, erdreistet sich ...? Na, wer wohl.
Empört werfe ich die Decke beiseite und springe aus dem Bett. Doch auf halbem Weg zum Bad erstarre ich.
Nein. Das ist es, was Lev von mir erwartet: dass ich fuchsteufelswild ins Badezimmer gestürmt komme und ihm die Leviten lese. Das wird er sich wiederum zunutze machen, um mich zu bestrafen.
Also werde ich ganz andere Saiten aufziehen. Das hier ist schließlich sein Haus. Er kann duschen, wo er will. Dass er dafür den Umstand auf sich genommen hat, an mir vorbeizuschleichen, damit er mich möglichst nicht weckt, ist ja nicht mein Problem.
Zurückhaltend drücke ich die Türklinke hinunter und trete ins Bad, das nur noch aus warmen Dunstschwaden besteht, sodass ich kaum die gegenüberliegende Wand erkennen kann.
Aber ja. Da steht Lev unter der Dusche und spült die letzten Schaumreste von seinem tätowierten Oberkörper. Zum Glück ist er allein. Ein winziger Teil von mir hat nämlich damit gerechnet, dass er Galina mit hierher schleift, um mich nochmals zu einem Dreier zu ermuntern.
Einen Teufel werde ich tun. Ich kann, denke ich, froh sein, wenn Galina mir während meines Aufenthalts hier kein Gift ins Essen mischt. Sie ist sicher nicht besonders darüber erfreut, dass Lev mich zurückgeholt hat.
Wenn ich mir einer Sache seit gestern bewusst bin, dann dass ich nichts anderes als ein billiges, austauschbares Spielzeug für Lev bin. Selbst die aktuelle Situation hier ist wieder nur ein Spiel für ihn: Es interessiert ihn, wie ich darauf reagiere, wenn ich ihn unter meiner Dusche vorfinde.
Natürlich malt er sich aus, dass er mich meiner Reaktion entsprechend foltern und quälen kann, denn dazu ist er ja gestern nicht mehr gekommen. Womöglich hat er bereits Entzugserscheinungen.
So ist es. Was immer er und Galina für eine kranke Beziehung führen, ich werde mich da raushalten, soweit es mir möglich ist. Galina kann mich nicht leiden und diesen Eindruck werde ich Lev auch schildern. Ich will ihr nicht in die Quere kommen und von daher sollte sie das nächste Mal das neue Spielzeug aussuchen und nicht Lev.
Während ich ihn einen Sekundenbruchteil lang mustere, zumindest, insoweit sein Körperbau sich durch die Nebelschwaden erkennen lässt, fällt mir jetzt auf, dass ich ihn gestern, als ich ihn mit Galina vorgefunden habe, das erste Mal nackt gesehen habe. Und da hatte ich leider gezwungenermaßen andere Dinge im Kopf, als ihn von oben bis unten zu studieren.
Er ist definitiv athletisch gebaut, so wie ich es schon bemerkt habe. Sonst hätte er mich niemals ohne Probleme gegen das Auto stemmen können und ...
Mit einem Kopfschütteln wende ich mich von ihm ab. Es hat doch keinen Zweck. Lev wird früher oder später merken, dass ich ihn anstarre und das schlimmstenfalls komplett falsch interpretieren. Er wird denken, dass ich ihn beglotze, weil ich nicht damit gerechnet habe, ihn hier in meinem Badezimmer vorzufinden und nicht, weil ich seinen Körperbau bewundere ... Na ja. Vielleicht doch.
Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass Lev sich in genau dieser Sekunde herumdreht, in der ich betont langsam zum Waschbecken tapse. Ich gebe vor, ein Gähnen zu unterdrücken, fahre mir durchs Haar und strecke mich schließlich genüsslich, als ich vor dem Spiegelschrank stehe, der fast vollständig beschlagen ist. Doch durch ein kleines Fragment des Spiegels kann ich Levs Gesicht erkennen, das mir offensichtlich zugewandt ist. Sein Mienenspiel kann ich allerdings nicht analysieren, dafür ist es hier im Raum einfach zu nebelig.
Ich schnappe mir die Zahnbürste, benetze sie in Seelenruhe mit Wasser, gebe etwas Zahnpasta darauf und beginne zu putzen, während ich meine Augenlider weitestgehend gesenkt halte, damit es auf Lev den Eindruck macht, dass ich noch gar nicht richtig wach bin.
»July.«
»Mmh?« Unbeeindruckt putze ich weiter.
»Willst du mich jetzt wie Luft behandeln? Sind wir im Kindergarten?«
Mist. Darauf muss ich reagieren. »Viescho pehannle isch disch ...«
»Dreh dich um und sie mich an, wenn ich mit dir rede!«, donnert es auf einmal direkt hinter mir und ich fahre erschrocken zusammen. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass Lev die Duschkabine verlassen hat. »Und nimm die verdammte Zahnbürste aus dem Mund und ...« Weil es ihm offenbar nicht schnell genug geht, packt er meinen Unterarm und zieht mit einem kräftigen Ruck. »Und spuck aus!«
Auf einmal schlägt mir das Herz wieder bis zum Hals. So rasend und fast panisch hat es zum letzten Mal gestern geklopft, als ich ihn mit ... Nein. Nicht daran denken.
Mit gerunzelter Stirn schaue ich zu ihm hoch und tue schließlich, wie mir geheißen, und spucke den Schaum ins Waschbecken.
Doch das alles scheint Lev noch immer nicht schnell genug zu gehen. Er entreißt mir die Zahnbürste und lässt sie zu dem Schaum ins Waschbecken fallen. Ohne ein weiteres Wort zieht er mich hinter sich her. In die Duschkabine. Ja. Weil da nämlich noch immer Shampoo in seinem Haar haftet und das will natürlich abgespült werden.
Grob wirbelt er mich herum und drückt mich gegen die hellgrauen Fliesen, direkt neben die Duscharmatur. Fünf Zentimeter weiter nach links und ich hätte das Ding in meiner Niere stecken gehabt.
»Müssen wir schon wieder bei null anfangen, July? Kann ich nicht wenigstens ein bisschen Höflichkeit von dir erwarten?« Sein zorniger Blick spießt mich regelrecht auf.
»Was meinst du?«
»Ich kann es nicht leiden, ignoriert zu werden. Du hast mir gefälligst einen guten Morgen zu wünschen.«
»Ähm. Okay. Guten Morgen.« Spontan versuche ich, mich von ihm loszumachen und die Duschkabine zu verlassen.
»Wo willst du hin?« Sein Griff um meinen Unterarm wird fester, sodass ich ungewollt ein schmerzerfülltes Ächzen von mir gebe.
»Zähne putzen.«
Sein Griff wird noch fester. »Und wo ist dein Collar?«
»Weg.«
Im nächsten Moment verpasst er mir eine schallende Ohrfeige. »Wo. Ist. Er.«
Tränen steigen mir in die Augen und ich senke die Lider, während ich die Hände zu Fäusten balle. Auf einmal ist mir so sehr nach Weinen zumute, wie es bestimmt seit Jahren nicht mehr der Fall gewesen ist. Wenn mich dieser Drang nicht derart beherrschen würde, hätte ich diesmal mit Sicherheit zurückgeschlagen. Niemand verpasst mir eine Ohrfeige, ohne sich daraufhin selbst eine einzufangen. Das musste sogar meine Mutter schon diverse Male herausfinden. Und auch Nikolaj wird noch seine Abreibung bekommen. Der kann sich auf etwas gefasst machen.
»Ich habe ihn unten in der Waschküche gelassen«, murmele ich und wage es nicht, Lev anzusehen. Stattdessen betrachte ich meine Hände, die sich immer fester zusammenballen, sodass sich meine Fingernägel tief in mein Fleisch bohren. Ein befriedigendes Gefühl.
Augenblicklich quetschen ein Daumen und ein Zeigefinger meine Wangen zusammen und drücken meinen Kopf in den Nacken.
»Warum.« Das ist keine Frage, die er mir stellt. Es ist eine Aufforderung, ihm in die Augen zu sehen und die Wahrheit preiszugeben.
Doch anstatt Lev das zu geben, was er sich von mir einfordern will, umklammere ich seinen Unterarm und bohre jetzt ihm meine Fingernägel in die empfindliche Haut.
»July … Lass es! « Seine Worte sind ein lautes Zischen und sogar sein Blick erinnert mich an den eines feuerspeienden Drachen: Mit der freien Hand schlägt er meine Finger weg, quetscht mein Gesicht noch brutaler zusammen, presst meinen Hinterkopf mit Nachdruck gegen die harten Fliesen und drängt sich so dicht an mich, dass ich seinen Atem hören kann, der stoßweise auf mein Gesicht trifft. »Warum hast du den Collar abgelegt? Beantworte meine Frage! « Seine Finger gleiten hinunter bis zu meinem Kinn, unter dem er seine Hand zur Faust ballt und somit meinen Kopf endgültig in den Nacken zwingt.
»Ich habe keine Lust mehr. Ich will nach Hause.« Einen Wimpernschlag lang schaffe ich es, seinen eisigen Augen standzuhalten, doch dann kann ich nur noch zittrig ausatmen und schwer schlucken, um die Tränen zurückzuhalten. Mein Magen besteht aus einem glühenden Knäuel und mir ist so elend zumute, dass ich an nichts anderes denken kann, als so schnell wie möglich von hier wegzukommen.
»Was?« Abrupt lässt er von mir ab und weicht einen Schritt zurück. »Meinst du das ernst?«
Ich bin so überrascht über seinen plötzlichen Rückzieher, dass ich fast vornüberkippe, weil mein Körper sich die vergangenen Sekunden darauf verlassen hat, dass Lev mich hält und gegen die Wand drückt.
»Ähm.« Perplex blinzele ich ihn an. Ja, gerade habe ich es ernst gemeint. Aber sein jetziges Verhalten irritiert mich derart, dass ich auf einmal nicht mehr weiß, was ich will. Anders formuliert: Der Teil, der sich wie an Strippen von Lev angezogen fühlt, also der Teil von mir, der sich durch Levs Beziehung mit Galina vor den Kopf gestoßen gefühlt hat, ist mit einem Mal hellhörig geworden und will absolut nicht nach Hause.
»Ja oder nein?«
»Ich ...« Ich atme tief durch und schaue ihn wieder an. »Ich bin nur ein Spielzeug für dich, oder?« Ich räuspere mich leise. »Für dich und Galina.«
»Natürlich bist du das.«
»Dein Spielzeug zu sein, ist okay für mich. Aber ich will nicht zwischen den Fronten stehen. Ich werde nicht geteilt. So war das nicht ausgemacht. Ich gehöre nur dir. Du kannst mit mir anstellen, was du willst, Lev. Aber ich bin nicht dafür da, um ... keine Ahnung, was für ein Problem ihr beide habt.«
»Wir haben kein Problem.« Ein dreckiges Grinsen huscht über sein Gesicht, das er jedoch sofort zu unterdrücken versucht, weil er zu ahnen scheint, dass es mich bloß herausfordern wird. Allerdings nähert er sich mir wieder den einen Schritt, den er eben zurückgewichen ist, und nimmt mein Kinn zwischen zwei Finger, diesmal aber vergleichsweise zärtlich. »Du stehst also nicht auf Dreier?«
»Das hat damit nichts zu tun.« Erneut umfasse ich seinen Unterarm und ziehe seine Hand von meinem Gesicht, was Lev interessanterweise zulässt. »Vielleicht habt ihr beide kein Problem miteinander – was mich auch gar nichts angeht. Aber Galina hat definitiv ein Problem mit mir. Und sofern du mich geholt hast, um ... keine Ahnung, wofür ich herhalten soll, dann solltest du dich künftig besser mit ihr absprechen. Ich habe nämlich keine Lust darauf, in einem Sarg nach Hause zurückzukehren – oder zumindest dialysepflichtig, weil deiner Freundin – oder Frau – mein Gesicht nicht gefällt.«
Wieder huscht dieses Grinsen über Levs Miene und ich bekomme langsam echt das Bedürfnis, es ihm aus der Visage zu kloppen. »Warum denn gerade dialysepflichtig?«
»Weil ... man Frauen ja nachsagt, dass sie vorzugsweise mit Gift töten. Und bei Vergiftungen gehen häufig als erstes die Nieren in die Knie. Habe ich gehört.«
»Und das ist jetzt gar nicht vorurteilsfrei von dir?«
Erzürnt versuche ich, mich an ihm vorbeizudrängeln. »Ist ja auch egal. Jedenfalls stehe ich dir nicht mehr zur Verfügung.«
Blitzschnell umfasst er mein Handgelenk und zieht mich zurück an Ort und Stelle. Er beugt sich so tief zu mir hinunter, dass er seine Worte nur gedämpft zu brummen braucht, damit ich sie verstehe: »Galina ist nicht meine Frau.«
»Das ändert nichts.« Ich will ihm ausweichen, weil sein Mund meiner Halsbeuge ziemlich nahegekommen ist, und seinen unverhohlenen Bissspuren nach zu urteilen, die grün, blau und lila unterlegt sind, wird es nicht sehr schön enden, wenn er mich dort nochmals beißt. »Bitte nicht, Lev.«
Meinem Flehen zum Trotz landet sein Mund unverzüglich auf eben der empfindlichen Stelle, wo er seinen Zahnabdruck bereits verewigt hat. Merklich spanne ich mich unter ihm an, doch er presst lediglich für einen kurzen Augenblick seine Lippen auf meine Haut. »Wenn ich dir verspreche, Galina von dir fernzuhalten, wirst du dann wieder den Collar tragen?«
»Nein.«
Er hebt den Kopf und sein Mund landet an meinem Ohr. »Warum nicht?« Ein Frösteln der angenehmen Art rieselt über meine Unterarme, als ich seinen Atem spüre.
»Weil ich mich nicht gut dabei fühle.«
»Darum ging es nie.« Sein Tonfall ist jetzt unerbittlich. Mit versteinerter Miene richtet er sich auf, wendet sich der Armatur zu und dreht das Wasser auf.
»Was soll ... Lev!« Und schon im nächsten Augenblick prasselt der heiße Strahl auf mich nieder.
»Wie fühlt sich das an?« Er hat wieder diesen unheilvollen, knurrenden Bariton an sich, sodass seine Worte durch meinen gesamten Leib vibrieren.
»Heiß. Und nass.« Keine Ahnung, was er von mir will – und deswegen möchte ich lieber nochmals vor ihm zurückweichen; für eines seiner schmerzhaften Experimente habe ich gerade echt keinen Nerv.
»Fühlt es sich gut an?«
Was will er damit bezwecken? »Aktuell nicht.«
»Aber es fühlt sich normalerweise gut an, oder?«
»Ja, verdammt!«
Er presst seinen Mund an meinen Kieferknochen und lässt seine Zähne über meine Haut kratzen, als würde er mich beißen wollen; was er aber nicht tut. Zweimal wiederholt er den Vorgang. Es tut nicht weh. Es wirkt fast vorsichtig. Sanft. »Hat es sich gut angefühlt, als ich dich gewürgt habe? Als ich dich gebissen habe ... hat sich die Ohrfeige eben gut angefühlt?«
»Nein.« Ich drücke meine Hände in seine Brustmuskeln und will ihn mit all meiner Kraft von mir schieben. »Lev ... bitte.«
Er bewegt sich keinen Millimeter und seine Zähne wandern unaufhaltsam zu meiner Unterlippe, bis sie diese behutsam zwicken. »Und was sagt der Teil von dir dazu, der sich gestern von mir hat ficken lassen, July? Der Teil, der Asher angestachelt hat, dich zu mir zu schicken?«
»Jener Teil von mir ist nicht bei Verstand.« Ungewollt gebe ich ein leises Seufzen von mir und lasse mich von Levs suchendem Blick gefangen nehmen, während er nochmals meine Unterlippe zwischen die Zähne nimmt.
»Danach habe ich nicht gefragt, July. Ich möchte wissen, wie sich dieser Teil von dir gefühlt hat, als ich dir das angetan habe. Du präsentierst der Welt deine Würgemale. Du versteckst sie nicht. Und das ist kein Hilfeschrei. Du trägst sie wie etwas, das du dir erkämpft hast. Wie eine Errungenschaft. Ein Schmuckstück, vielleicht.« Seine Worte sind nicht mehr als ein Hauch auf meinen Lippen und ich widerstehe dem Drang, ihn zu küssen, weil es mit Sicherheit das ist, was er provozieren will.
»Ist klar.« Da ich meinen Kopf wegen der Fliesen nicht zurückziehen kann, sehe ich nun endgültig zur Seite und presse fest die Lippen zusammen, sodass Lev nicht mehr auf ihnen herumkauen kann.
Allerdings lässt er sich davon nicht beirren, stemmt beide Hände rechts und links von meinem Kopf gegen die Fliesen und schaut unheildrohend zu mir hinab. »July.«
Jetzt bin ich diejenige, die auf meine Unterlippe beißt und in einem letzten verzweifelten Versuch unter seinem Arm hindurchschlüpfen will, doch Lev lehnt sich ungesäumt mit seinem gesamten Körper in seiner vollständigen nackten Pracht gegen mich.
Bisher habe ich dem Drang widerstanden, es zu untersuchen, aber spätestens, als er seinen Mund auf die Bissspuren gepresst hat, war mir im Grunde klar, dass ihn diese Situation ordentlich anmacht. Jetzt bin ich auch noch nass und unter dem dünnen Shirt, das ich zu meiner Pyjamahose angezogen habe, trage ich keinen BH. Darunter zeichnen sich mit Sicherheit meine Nippel ab und spätestens das könnte Lev durchaus gefallen, schätze ich, denn der Beweis drückt sich gerade hart und pulsierend gegen meinen Bauch.
»July, sag mir, dass es dir gefällt.«
Dass er mir seine Erektion in den Bauch presst? Ja, das gefällt mir dummerweise sehr. Alles andere ... ich weiß es nicht.
Ich zucke mit den Schultern und spanne mich immer mehr an. Meine Handflächen stemme ich fest gegen die kühlen Fliesen und ich hoffe einfach nur, dass Lev nicht versuchen wird, mich zu verführen. Ich möchte damit nichts mehr zu tun haben. Er hat eine Freundin, verdammt! Eine Freundin, die mich tot sehen will, wenn mich nicht alles täuscht.
Sein Mund landet auf meinem Haar und ich merke, dass er seine Nase in meine triefenden Strähnen drückt, um ihren Duft in sich aufzunehmen. »Es gefällt dir. Sonst wärst du nicht hier«, murmelt er die Worte, die ich nicht über meine Lippen bringen konnte. »Du hast zu mir gesagt, dass du dich mir zur Verfügung stellen würdest, wenn Galina nicht wäre. Das ist mir eigentlich Antwort genug.« Er küsst meine Schläfe. »Ich will es einmal aus deinem Mund hören. Ich will, dass du mir sagst, dass es dir gefällt, was ich dir antue.« Seine Lippen landen auf meiner Wange und ich stoße zittrig die Luft aus meiner Lunge. »Sag es.«
»Mir gefällt nicht , dass du eine Freundin hast, die auf der anderen Seite des Hauses in deinem Bett liegt und schläft, während du dich in mein Zimmer schleichst, um meine Dusche zu benutzen!«, schimpfe ich, ohne mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. »Mir gefällt nicht , dass du mich gestern gevögelt hast, während deine Freundin hier in Reizwäsche auf dich gewartet hat. Mir gefällt nicht , dass du, kaum als du hier warst, sie gevögelt hast und dabei genau wusstest, dass ich sie gesucht habe und ... du hast es darauf angelegt, dass ich euch beim Sex erwische. Das gefällt mir alles ganz und gar nicht! «
Er gibt ein leises Lachen von sich. »Sag, dass es dich scharfgemacht hat, als du gesehen hast, wie ich sie ficke.«
»Nein.« Widersprüchliche Gefühle durchfluten mich. Es ist, als könnte Lev meine dunkelsten Begierden wie in einem offenen Buch lesen. In gewisser Weise war es tatsächlich heiß, ihm dabei zuzusehen, wie er seinen prallen Schwanz immer wieder in sie gestoßen hat.
»Sag, dass du dich darüber gewundert hast, warum ich sie mit Kondom gefickt habe und dich nicht.«
Endlich drehe ich ihm wieder mein Gesicht zu und ich hoffe, er kann nicht erkennen, dass ich lediglich eine Maske der Wut über meine eigentlichen Emotionen, die in mir toben, gelegt habe: »Das hast du gemacht, weil du es in so einem kurzen Zeitabstand mit uns getrieben hast, dass du gar nicht dazu gekommen bist, dir zwischendurch deinen Schwanz zu waschen!«
»Touché.« Er schenkt mir wieder dieses dreckige Grinsen und diesmal überlege ich wirklich, ob ich es ihm nicht einfach aus dem Gesicht boxen soll. »Trotzdem falsch.«
»Ach ja?«
Schulterzuckend greift er nach rechts und dreht das Wasser ab. »Was würdest du sagen, wenn ...« Er lässt seinen Blick über mein tropfendes Dasein schweifen und bleibt, wie nahezu erwartet, an meinen Nippeln hängen, die sich aufreizend durch mein Shirt drücken.
»Wenn?«
»Hm?« Er schaut zu mir auf, das Grinsen hat sich in ein heimtückisches Lächeln verwandelt.
»Was würde ich sagen, wenn ...?«, wiederhole ich gereizt und schüttele mit einem geringschätzigen Schnauben den Kopf.
»Ich weiß nicht ... vielleicht ... wenn ich dir jetzt einfach das Shirt über den Kopf ziehe und ein bisschen an dir herumspiele?«
Sofort verschränke ich die Arme vor der Brust. »Du willst mir jetzt echt weismachen, dass du mir vorschlagen wolltest, mir das Shirt ...«
»Japp.« Wie zum Beweis umfasst Lev den Saum und will es hochziehen, doch ich drücke seine Arme mit all meiner Kraft von mir weg. »July.« Der drohende Klang seiner Stimme lässt mich zusammenfahren.
»Was?« Super, jetzt klinge ich wieder schnippisch. Das wird ihn wie gewohnt zur Weißglut treiben und bevor ich es überhaupt mitbekomme, würgt er mich oder was auch immer ihm gerade einfällt.
Er beugt sich zu mir hinunter und lehnt seine Stirn an meine; seine Finger krallen sich nach wie vor in den Stoff meines Shirts. »Lass es mich machen, okay? Es wird sich gut anfühlen.«
Ich schüttele den Kopf. »Ich kann nicht, Lev. Ich habe Angst vor Galina. Wirklich.«
»Du hast doch bestimmt wesentlich mehr Angst vor mir, oder?« Sein Mundwinkel zuckt und ironischerweise muss ich mir ebenfalls ein leichtes Schmunzeln verkneifen.
»Ja. Aber ich kann das trotzdem nicht.« Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Es ist nicht nur der düstere Teil von mir, der möchte, dass Lev sich gegen meine Moral durchsetzt, mir einfach das Shirt auszieht und Dinge mit mir tut, die mir, ehrlich gesagt, durch den Kopf schwirren, seitdem mir klar wurde, dass Lev sich in mein Zimmer geschlichen hat, um zu duschen.
»Doch, du kannst es, July. Lass es zu.«
»Deine Freundin liegt in deinem Bett und wartet auf dich. Sie würde wahrscheinlich alles dafür geben, dass du sie spontan in die Dusche ziehst, während sie sich eigentlich gerade die Zähne putzen will«, flüstere ich und umschließe mit beiden Händen seine Unterarme, um ihm zu signalisieren, dass ich nach wie vor nicht mit seinem Vorschlag einverstanden bin. »Warum bist du also hier, wenn du es doch viel leichter haben könntest?«
»Ich bin hier, weil ich dich zu mir in die Dusche holen wollte.« Er versucht, mich zu küssen, doch ich weiche ihm aus.
»Nein. Du wolltest mich provozieren. Du willst Galina provozieren, richtig?«
Eine seiner Augenbrauen zuckt empor und tatsächlich lehnt er sich ein paar Zentimeter zurück. »Du hast es erfasst. Das macht mein Verhältnis zu ihr aus. Ich provoziere sie und sie denkt, sie hat es nicht anders verdient.«
»Du bist grausam.«
»Nein. Galina hat es nicht anders verdient. Sie bekommt das, was ihr zusteht.« Seine Miene wird eiskalt. »Aber das geht dich nichts an, July.«
»Sobald sie es auf mich abgesehen hat, wird es mich schon etwas angehen.«
Lev gibt ein erschöpftes Seufzen von sich, löst eine Hand von meinem Shirt und hebt sie an, als würden meine Finger sie nicht fest umklammern und versuchen, ihr Einhalt zu gebieten. Sanft streicht er mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich passe auf dich auf, July. Das verspreche ich dir. Ich werde nicht zulassen, dass Galina dir auch nur ein Haar krümmt. Jedenfalls nicht ohne meine Erlaubnis.«
Zum wiederholten Mal schüttele ich den Kopf. »Ich weiß nicht, wie oft ich dir noch unterbreiten soll, dass es mir nicht darum geht, Lev. Eure Beziehung – sie geht mich nichts an. Und ich werde nicht den Spielball für euch geben. Dafür bin ich nicht hier.«
»Wieso bist du dann hier, wenn du kein Spielball bist?«
»Ich bin vielleicht dein Spielball. Aber meine Aufgabe ist es eben nicht, eure Beziehung aufzupeppen, oder was auch immer euch vorschwebt.«
Erneut gibt Lev ein erschöpftes Seufzen von sich, senkt den Blick und betrachtet meine Hände, die nach wie vor seine Unterarme festhalten. »Wir sind nicht zusammen, July. Ich wollte dich nur in dem Glauben lassen, um ... dich zu testen.«
»Was?!«
»Und da das hier gerade in echt ermüdende Diskussionen mit dir ausartet, ziehe ich jetzt die Reißleine.«
Ohne es selbst zu registrieren, gebe ich ein wütendes Knurren von mir und stoße ihn mehrmals hart vor die Brust. »Du! Arsch! Loch!«
Blitzschnell packt er meine Handgelenke, reißt sie in die Luft und stemmt sie mit einer Hand über meinem Kopf gegen die Fliesen. »Reiß dich zusammen!«
Ich spucke ihm ins Gesicht. »Was fällt dir ein?!«
»Wow.« Oh Gott. Ich habe ihn angespuckt. Ich habe ihn vor die Brust gestoßen. Das werde ich bereuen. Aber so was von. Und Levs eisigem Blick nach zu urteilen, mit dem er mich durchbohrt, bevor er sich mit der freien Hand übers Gesicht wischt, wird die Bestrafung nicht lange auf sich warten lassen.
Trotzdem werde ich nach wie vor von meiner Wut kontrolliert. Ich fühle mich um meinen Schmerz betrogen. Er hat mich verletzt, ja. Es hat mir wehgetan, erkennen zu müssen, dass Lev nicht frei ist. Und das alles für nichts und wieder nichts. Er wollte mich bloß testen. Er wollte herausfinden, wie ich zu ihm stehe.
»Das war längst überfällig!«, fauche ich ihn an, noch während seine Finger sich immer fester um meine Handgelenke verschließen.
»So? War es das?« Seine Stimme klingt emotionslos. »Ich dachte, wir waren uns einig, dass dir gefällt, was ich tue.« Er zieht meine Arme in die Höhe, sodass ich mich auf die Zehenspitzen stellen und meine gesamte Konzentration dafür aufbringen muss, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
»Du warst dir damit einig. Ich habe deiner Theorie niemals zugestimmt.« Ich gebe ein angestrengtes Ächzen von mir, beiße aber die Zähne zusammen. Soll Lev mich doch quälen. Die Genugtuung, die ich verspüre, seitdem ich ihn angespuckt habe, ist es wert. Er muss lernen, dass ich mir nicht alles von ihm gefallen lasse.
»Hast du nicht? Mir war so.« Er zieht mich noch weiter in die Höhe, während er aufmerksam jede Einzelheit meines Gesichts zu analysieren scheint. Es wirkt fast, als sei ich eine Art Versuchsobjekt und er der verrückte Wissenschaftler, der jede meiner Reaktionen genau studieren möchte.
»Nein«, presse ich gequält hervor, weil ich wirklich nur noch wie eine Ballerina auf meinem großen Zeh stehe.
»Tue ich dir weh?«, fragt er scheinheilig und neigt den Kopf zur Seite.
»Fick dich.«
»Das war keine Antwort auf meine Frage.«
»Ja, verdammt!« Was denkt er sich? Seine Hände bohren sich in mein Fleisch, während ich fürchte, dass gleich meine Schultergelenke auskugeln, wenn das so weitergeht.
»Gefällt es dir?« Sein Gesicht kommt meinem immer näher und die Frage, ob mein Anblick ihm gefällt, erübrigt sich, als er von Neuem seine Erektion gegen mich drückt. Ich spüre seinen angestrengten Atem auf meinem Mund. Natürlich ist diese Position auch für ihn kräftezehrend. Ich kann jedenfalls keine sechzig Kilo mit einer Hand hochstemmen.
»Nein. Es … gefällt ... mir ... absolut nicht!«
Für einen Moment schürzt er verärgert die Lippen. »Lerne es.«
Auf einmal lässt er mich los und ich falle.
Nein. In derselben Sekunde, wie meine Füße überfordert zur Seite wegknicken und daraufhin auch meine Knie nachgeben, geht Lev mit mir in die Knie und schiebt in Windeseile seine Hände unter meine Achseln. Ohne zu zögern fängt er mich auf, hält mich und zieht mich auf die Füße.
Obwohl das alles innerhalb eines Sekundenbruchteils passiert, ist es, als würde sich in diesem Moment die Zeit endlos dehnen.
Ich habe keinen Mucks von mir gegeben, als ich zu Boden geglitten bin, und als Lev mich aufgefangen hat, habe ich ihn lediglich mit großen Augen angeglotzt. Und das tue ich nach wie vor, obwohl er mich längst auf meinen Füßen abgestellt hat, mich amüsiert belächelt und seine Hände gelassen an meinen Seiten hinuntergleiten lässt.
»Meinst du, ich riskiere, dass du dir etwas brichst?«, stellt er einfach in den Raum.
Ich zucke mit den Schultern. »Ich weiß nicht.« Mein Herz überschlägt sich von dem Adrenalin, das unaufhaltsam durch meine Adern rauscht, und mein Kopf hat ohnehin Besseres zu tun, als vernünftig zu sein, weil er sich lieber mit der Tatsache beschäftigt, dass es sich richtig gut angefühlt hat, von Lev aufgefangen zu werden. »Danke«, murmele ich leise, obwohl mein Verstand, der sich derzeit ziemlich am Rand des Spielfelds aufhält, sofort zu protestieren beginnt: Es ist eine Selbstverständlichkeit gewesen, dass Lev mich von diesem Sturz abhält, weil er ihn schließlich verursacht hat.
Die Argumentation meines Verstands klingt plausibel, aber trotzdem kommt sie nicht vollständig in meinem Kopf an.
»Wofür?«, fragt Lev jetzt selbst.
»Fürs Auffangen«, erklärt die vollkommen verwirrte Tamara oder July oder wer auch immer ich gerade bin.
Lev gibt ein geringschätziges Schnauben von sich. »Heute scheint dein Glückstag zu sein, an dem sogar meine Brutalität Grenzen kennt. Da deine Füße absolut unkontrolliert weggeknickt sind, hättest du dich definitiv schmerzhaft verletzt. Möglicherweise wäre dir eine Kniescheibe rausgesprungen, oder so.«
Bei seiner bildhaften Erklärung komme ich fast wieder zu Verstand. Aber nur fast. Mein Verstand erklärt mir nämlich gerade, dass Lev unmöglich innerhalb von Sekundenbruchteilen, in denen ich im Begriff war zu fallen, feststellen kann, dass mir etwas zustoßen wird, wenn er mich nicht auffängt.
Aber mein Verstand und ich belassen es dabei. Wir starren Lev viel lieber mit großen Augen an. Mein zittriger Atem kommt nur stoßweise über meine Lippen.
»Was ist?«, erkundigt er sich und grinst mich nochmals dreckig an.
»Nichts.« Ich senke den Blick und versuche, meinen Herzschlag zu beruhigen. Gleich habe ich wieder alle beisammen und kann dort weitermachen, wo ich aufgehört habe: an dem Punkt, wo ich ziemlich sauer auf Lev war. Dann werde ich nämlich als Erstes seine Hände von meinen Hüften schieben, die es sich da inzwischen bequem gemacht haben.
»Okay.« Bevor ich überhaupt registriere, was er vorhat, spüre ich seinen Mund auf meinem.
Bestürzt reiße ich die Augen auf und weiche vor ihm zurück, doch da nur ein paar Zentimeter zwischen mir und den Fliesen sind, stoße ich mir lediglich den Hinterkopf und Lev überbrückt sofort die Distanz.
In einer fließenden Bewegung gleiten seine Hände unter mein Shirt, wandern meinen Rücken hinauf und kratzen daran hinunter, sodass ich mit einem protestierenden Murren unter seinem Kuss zusammenfahre und gegen ihn stoße.
Er lässt sich nicht beirren. Mit einem hungrigen Seufzen öffnet er seinen Mund und beginnt mich so fieberhaft zu küssen, dass mein Magen vor Aufregung ein paar Purzelbäume schlägt und mein Unterleib sich begierig zusammenzieht.
Ich bin überfordert. Ich weiß, ich sollte mich auf seine Hände konzentrieren, weil diese erneut den Saum meines Shirts zu fassen bekommen. Eigentlich möchte ich ja um jeden Preis vermeiden, dass er es mir über den Kopf zieht ... aber da ist es schon zu spät: Gerade hat er noch mit seiner Zunge meinen Mund erobert und mich so fordernd geküsst, dass ich kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, nur um sich jetzt von mir zu lösen und meine nackten Brüste in Augenschein zu nehmen.
Ein zufriedenes Lächeln umspielt seinen Mundwinkel – doch dann sieht er auf und sein eisblauer Blick bohrt sich wieder in meinen Kopf. Er lehnt sich vor, nimmt mein Gesicht in beide Hände und setzt seinen Kuss fort.
Das Schlimmste an dem Ganzen: Ich lasse das alles widerstandslos geschehen. Mehr noch; ich habe mich nicht unter Kontrolle. Fast ungeduldig erwidere ich seinen sinnlichen Kuss, schließe genießerisch die Augen und grabe meine Finger in seinen Schopf, um ihn näher zu mir heranzuziehen.
Ich will ihn so sehr. Und ich will vor allem, dass er mich auf ewig so küsst. Immer wieder seufzt er auf meine Lippen, sieht mich für einen Moment an, mustert einen Augenblick mein Gesicht, nur um mich daraufhin von Neuem zu küssen und seine Zunge meinen Mund plündern zu lassen.
Mit einem Mal lässt er von meinen Lippen ab. Seine Hände lösen sich von meinen Wangen und wandern nach unten zu meinen Brüsten, gefolgt von seinem Mund, der sich einen gierigen Pfad über mein Kinn, meinen Hals und mein Dekolleté küsst. Zuerst streicheln seine Daumen meine Nippel, aber schon einen Atemzug später nimmt er meine Brüste in beide Hände und lässt seine Zunge über die erste Knospe gleiten, bevor er sanft hineinbeißt. Ich gebe ein leises Stöhnen von mir und strecke mich ihm gleichzeitig entgegen. Dasselbe wiederholt er mit der anderen Seite.
»Verflucht!«, hauche ich, was Lev mit einem kurzen Lächeln quittiert, das ich unverkennbar auf meiner empfindlichen Haut spüre.
Und dann geht er vor mir in die Knie. Ohne etwas zu sagen. Er küsst sich meinen Bauch hinunter, während seine Finger unter den Bund meiner Hose schlüpfen und sie in der gleichen Geschwindigkeit, mit der seine Lippen zu meinem Venushügel gleiten, hinunterziehen.
Ich kann den Blick nicht von Lev abwenden. Ich bin ihm verfallen. Selbst wenn Galina jetzt durch die Tür gestürmt käme und mir eine Waffe vors Gesicht halten würde, könnte ich es nicht über mich bringen, ihn darum zu bitten, mit dem, was er gerade tut, aufzuhören.
Mit einem erschütterten Keuchen nehme ich es hin, dass er mein Bein zur Seite drückt und kralle meine Finger in seinen Schopf, nur damit ich etwas habe, an dem ich mich festhalten kann.
Er sagt nichts. Er schaut nicht zu mir hoch. Er hat die Augen geschlossen und beginnt, an der zarten Haut meiner Schamlippen zu knabbern. Verstört fahre ich darunter zusammen, verliere fast den Halt, woraufhin Lev mich grob an der Hüfte packt und fest über meine Mitte leckt.
»Oh Scheiße!« Bald habe ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Ich strecke mich Lev entgegen, will, dass er jeden Zentimeter von mir mit seiner Zunge nimmt. Doch zeitgleich scheinen meine Beine ihre Standhaftigkeit zu verlieren und mit jedem Zungenschlag, mit dem Lev mir zusetzt, werden sie schwächer. Seine Zunge stößt in mich, nimmt mich gierig und Lev stöhnt mit jedem Atemzug gegen mein Fleisch.
Noch nie wurde ich so intensiv und nahezu ekstatisch geleckt. Ich kann regelrecht spüren, wie sehr Lev mich schmecken will und dass er es nicht nur tut, um mich zum Höhepunkt zu treiben.
»Verdammt, Lev! Fick mich. Jetzt. Hier!« Ich ziehe an seinem Haar, um ihn dazu zu bringen, wieder aufzustehen, allerdings scheint er meine Worte nicht gehört zu haben, sondern reibt meine Klit mit seinem Daumen und dringt abwechselnd mit Zunge und Fingern in mich ein. »Ich möchte so nicht kommen, Lev. Ich will dich tief in mir spüren.«
Endlich hält er inne und scheint einen Wimpernschlag abzuwägen, ob er meinem Wunsch tatsächlich nachkommen soll.
Er löst er sich von mir, steht auf und funkelt mich aus seinen stechendblauen Augen an. »Okay. Du hörst mir jetzt genau zu, July.« Er vergräbt eine Hand in meinem Haar und zwingt meinen Kopf in den Nacken. »Dies wird das erste und einzige Mal sein, da ich tue, was du von mir verlangst. Danach wirst du mir gehören. Du wirst mit allem einverstanden sein, was ich dir antue. Es wird keine Regeln geben. Du wirst kein Safeword bekommen. Du hast alles, was ich mir ausdenke und was ich dir abverlange, hinzunehmen. Für jedes noch so schwache Anzeichen deines Widerwillens werde ich dich schwer bestrafen. Ich werde dich so lange unterweisen, wie es mir beliebt. Ich werde dich so lange nach meinen Wünschen abrichten, bis ich dich dort habe, wo ich dich haben will. Selbst wenn es Jahre dauert, bis ich mit dir fertig bin, wird dir dein altes Leben wie eine blasse Erinnerung in deinen Träumen erscheinen und ich werde alles für dich sein.« Mit einem Ruck zieht er meinen Kopf zu sich heran, sodass unsere Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt sind. »Bist du einverstanden?«
Ich erstarre sowohl unter seinem Blick als auch unter seinen Worten. Und dann nicke ich. Ich weiß, ich werde es nachher bereuen, mich ihm so bedingungslos hinzugeben, aber … ich bin nicht bei Verstand. Das klingt nach einer Ausrede und vielleicht ist es das auch, doch anders kann ich es mir nicht erklären. Es fühlt sich richtig an. Dafür, dass er verspricht, einmalig meinem Wunsch zu entsprechen, möchte ich ihm eine gute Schülerin sein.
Deswegen bin ich hier.
Es ist genau das, was ich will. Ich will, dass seine Unterweisung endlich beginnt. Ich will dieses Hin und Her nicht mehr. Diese Kämpfe.
Ich möchte nicht mehr Tamara sein. Ich will July sein. Ich will ihm gehören.
»Sag es.«
»Ich ... bin einverstanden.«
»Okay. Wie soll ich dich ficken?«
Na gut. Ein letztes Mal werde ich ihn aus der Reserve locken: »Als hättest du etwas für mich übrig.«
Als Lev ein unwilliges Brummen von sich gibt, kann ich nicht anders, als zu schmunzeln. Er packt meinen Hintern, hebt mich hoch und drückt mich gegen die Fliesen, während ich meine Beine um ihn schlinge und seine Erektion an meiner Mitte spüre.
Schwer atmet er auf meinen Mund und nun merke ich, wie sein Mundwinkel ebenfalls zuckt. »Aber keine Gefühlsbekenntnisse. Damit das klar ist.«
»Keine Gefühlsbekenntnisse. Niemals.« Behutsam lasse ich meine Unterlippe über seinen Mund gleiten, woraufhin er mir unverzüglich nachsetzt und mir einen verheißungsvollen Kuss abringt.
»Also. Wie willst du mich? Hier unter der Dusche?« Der Bariton seiner Stimme ist so rau und verlockend, dass ich langsam aber sicher zu Wachs in seinen Händen werde. Das, worauf er schon die ganze Zeit aus ist.
Leise seufzend schließe ich für einen Moment die Augen, gebe mich seinem Kuss hin und obwohl ich seine Frage nicht beantwortet habe, dringt Lev in mich ein und nimmt mir mit drei festen Stößen die letzten Überbleibsel meines Verstandes.
»Nein.« Ich ringe nach Luft und verdrehe die Augen zur Decke, weil Lev sich einfach zu gut in mir anfühlt. Obwohl ich noch wund von gestern bin, gibt es aktuell nichts, was ich mir so sehr wünsche, wie ihn in mir zu spüren. »Auf dem Bett.«
Einerseits kann ich es nicht abwarten, von ihm in Besitz genommen zu werden. Er soll mich genau hier, genau jetzt vögeln und mich so schnell wie möglich zum Höhepunkt treiben – und genauso möchte ich, dass er in mir kommt. Andererseits will ich es hinauszögern. Ich will ihn langsam und ausdauernd. Er soll mir zeigen, dass er auch das kann und ich möchte, dass er mich in den Wahnsinn treibt, weil ich ihn in den Wahnsinn treiben werde.
Ich will nicht irgendein gefallenes Mädchen für ihn sein, das er eine Zeitlang grün und blau prügeln und demütigen darf. Ich werde dafür sorgen, dass er sich an mich erinnert. An das Mädchen mit dem Namen July, das ihn zur Weißglut getrieben hat.
»Dein Wunsch sei mir Befehl.« Wieder lässt er seinen Mundwinkel auf meinen Lippen zucken. Er entzieht sich mir, greift mich noch fester an den Oberschenkeln, drückt mich ein Stück nach oben, löst sich mit mir zusammen von der Wand und trägt mich aus dem Bad.
»Wie? So klatschnass?«
»So klatschnass.«
Im Vorbeigehen greife ich nach einem Stapel Handtücher, doch Lev schüttelt den Kopf. »Was willst du mit denen?«
»Damit das Bett ...«
»Das werden wir ohnehin komplett eingesaut haben, wenn ich mit dir fertig bin. Meinst du, ich werde dich heute auch nur einmal einen Fuß raussetzen lassen?«
Langsam lässt er mich an sich hinuntergleiten und positioniert mich auf der Bettkante. Die Handtücher habe ich noch immer in meiner Hand, möglicherweise, damit ich etwas zum Festhalten habe, während ich fragend zu ihm hinaufsehe. Seine Erektion pulsiert genau vor meinem Gesicht, sie glänzt von meinem Saft und ich würde sie gerne in den Mund nehmen. Um Lev zu schmecken – aber auch um meine eigene Erregung zu schmecken.
»Tu es, July.«
Ich gehorche. Ich lasse die Handtücher einfach neben mich fallen, nehme seinen prallen Schaft in meine Hand und stülpe meine Lippen über die zuckende Spitze.
Augenblicklich gibt Lev ein überreiztes Schnaufen von sich, seine Finger vergraben sich in meinem Haar und beginnen, den Rhythmus zu dirigieren, in dem ich ihn in mich aufnehmen soll.
Kalte Tropfen rinnen von meinen nassen Strähnen über meine hitzige Haut, während ich Lev so tief in mich dringen lasse, wie mein Rachen es duldet. Hungrig reibe ich meine Lippen über die weiche, empfindliche Haut, lasse meine Zunge um ihn gleiten und kratze ihn sanft mit den Zähnen. Mit meiner freien Hand umschließe ich vorsichtig seinen Hoden und massiere ihn. Ich lasse von seinem Schaft ab, lecke mich seine gesamte Länge hinunter und …
»Genug!« Levs bellender Befehl gleicht vielmehr einem Ausruf der Verzweiflung und so wende ich mich mit einem zufriedenen Lächeln von ihm ab, greife scheinbar gelassen nach einem der Handtücher und fahre mir damit durchs Haar.
Lev nimmt es mir aus der Hand und beendet zu meiner Überraschung, was ich begonnen habe: Ein paar Sekunden lang massiert er meine Kopfhaut, bis ich genießerisch die Augen schließe und mich vollkommen darin zu verlieren drohe.
»Gefällt es dir?«, brummt er über mir. Ich nicke, ohne die Augen zu öffnen, und spüre auf einmal Levs Mund auf meinem. »Und wie ist das?«
»Besser.«
»Gut.« Das Handtuch ist weg und stattdessen drückt er mich auf die Matratze. Sein Kuss wird fordernder und noch während ich auf den Laken zurückrutsche, spreizt er meine Beine und dringt in mich ein. Mit dem Ellbogen stützt er sich neben meinem Kopf ab und hebt mit der anderen Hand meine Hüfte an, damit ich ihn tiefer in mir aufnehmen kann.
»Verdammt«, flucht er auf meinen Mund, als er wieder und wieder in mich eintaucht, sein Blick in meinem verankert. Jedes Mal, wenn er sich in mir versenkt, reagiere ich mit einem lauten Keuchen, bohre die Finger in seinen Rücken, pariere seinen Stoß und bin fast enttäuscht, dass er an seinem langsamen Rhythmus festhält, mich zärtlich küsst und so intensiv ansieht, dass ich es niemals wagen würde, wegzuschauen.
Aber es reicht mir nicht. Ich liebe es, wie er in mich eindringt, so tief, dass er mit jedem Stoß auf meinen Muttermund trifft, doch es reicht für mich nicht, um zu kommen.
Es dauert nicht lange und wir sind schweißüberströmt. Lev zuckt unter jeder meiner Berührungen zusammen und sein Stöhnen wird immer unbeherrschter. Nur meinetwegen hält er sich zurück – und endlich dreht er sich mit einem frustrierten Knurren auf den Rücken und zieht mich mit sich.
Ich ahne, dass er diese Stellung nicht leiden kann, weil es sich für ihn wie ein Kontrollverlust anzufühlen scheint, wenn ich auf ihm sitze. Doch er stöhnt weiterhin seine Lust heraus, packt meine Hüften und steuert meine Bewegungen, lässt mich ihn reiten, während sein drängendes Becken meine eigene Lust schürt.
Er richtet sich auf, zieht mich an sich und lässt mich ihn noch intensiver spüren. Sein Mund landet wieder auf meinem und er küsst mich so innig und leidenschaftlich, dass ich zu glauben beginne, dass er wirklich etwas für mich übrighat.
Das ist der Moment, in dem ich mich ihm vollkommen hingebe. Ein prickelnder Schauer durchfährt mich und ich keuche laut auf, werfe den Kopf in den Nacken, lasse mein Becken ungestüm kreisen, merke, wie Lev seine Zähne in meine Halsbeuge bohrt, während er zu versuchen scheint, mich mit jeder Bewegung noch fester an sich zu ziehen.
Ich öffne mich ihm, präsentiere mich ihm, zeige ihm die dunkelsten Untiefen meiner Seele und gebe ihm alles, was er will. Eine Hand vergräbt sich in meinem Haar, drückt meinen Kopf nach vorn und mein Gesicht landet an Levs Hals. Ich schmiege mich an ihn, keuche und stöhne und lasse meine Zähne über seine Haut kratzen – der Punkt, an dem Lev sich unter mir anspannt. Ich spüre, wie er in mir zu pulsieren beginnt und bohre meine Zähne ebenfalls in seine Halsbeuge.
Er explodiert unter mir. In mir und über mir. Ich habe mein Zeichen auf seine Haut gesetzt; etwas, das mir als sein gefallenes Mädchen absolut verboten sein dürfte. So verboten, wie Lev zu reiten. So verboten, dass es ihn wahnsinnig anheizt und er mit einer Heftigkeit in mir kommt, die dafür sorgt, dass mir von seinem Brüllen Minuten später die Ohren klingeln.
Noch immer sitze ich auf ihm und versuche, zu Atem zu kommen. Lev hat das Gesicht in meinen Haaren vergraben, die Arme fest um mich geschlungen und scheint sich vor mir und dem Rest der Welt verstecken zu wollen.
Langsam und vorsichtig lasse ich meine Fingerspitzen über seinen Rücken gleiten, weil ich das Gefühl habe, dass er aus irgendeinem Grund Trost braucht. Ich weiß nicht, wie ich darauf komme – und ich brauche ihn auch nicht zu fragen, weil er die Feststellung nutzen würde, um diesen vertrauten Augenblick zwischen uns zu zerstören.
Es bleibt nur dabei, dass es einen Grund geben muss, weshalb er und sein Bruder so sind, wie sie sind. Warum sie Frauen wie mich brauchen, um ihre sexuelle Erfüllung zu erlangen.
Aus irgendeinem Grund habe ich es geschafft, zu Lev vorzudringen. Nachdem er mich wegen der Sache mit Galina auf einer Seelenebene verletzt hat, die ich selbst gar nicht kannte.
Ich glaube, er weiß es. Er hat mir auf eine Art wehgetan, die mich in meinem gesamten Sein erschüttert hat.
Ich glaube, es tut ihm leid – was er sich wohl niemals eingestehen könnte.
Ich glaube, deswegen hat er sich mir geöffnet.
Indem ich ihn gebeten habe, zärtlich zu mir zu sein, hat er eine Seite an sich herausgekehrt, die er niemandem zeigen wollte.
Damit ich ihm verzeihe ... und vor allem vertraue.