KAPITEL 20

LUCA

I ch fand Callisto im Bad angrenzend zum Schlafzimmer, vor dem Spiegel, wie sie sich selbst in die Augen starrte und immer wieder den Mund verzog, als würde sie darin etwas erkennen, das ihr nicht gefiel.

Eine ganze Weile lehnte ich im Türrahmen und sah ihr dabei zu, bis sie schließlich durch den Spiegel hindurch Blickkontakt zu mir suchte.

»Muss ich mir Sorgen machen?«

»Nicht mehr als sonst auch«, murmelte sie.

»Willst du mir verraten, was das werden soll?«

Erneut verzog sie den Mund. »Ich versuche, die Nervosität zu bekämpfen.«

»Indem du dich selbst anstarrst?«

»Indem ich mit mir Selbstgespräche führe«, erwiderte sie und stieß sich schließlich vom Waschbecken ab, wirbelte zu mir herum und schüttelte den Kopf. »Domenicos Abwesenheit macht mir zu schaffen. Das ist alles.«

Wissend nickte ich. Natürlich war mir das nicht entgangen, weshalb ich sie den ganzen Tag über im Auge behalten hatte. Aus der Ferne – damit ich im Notfall umgehend an ihrer Seite war, falls sie die Panik wieder einmal überwältigen sollte.

Nachts war es am schlimmsten. Am Anfang hatte ich es nie kommen sehen, nie damit gerechnet. Mittlerweile erkannte ich die Anzeichen noch bevor irgendetwas tatsächlich geschah – und war vorbereitet, auch wenn es in den allermeisten Fällen auch nur bedeutete, dass ich ihre Hand auf allen Ebenen hielt, auf denen es notwendig war.

»Aber er hat sich doch inzwischen gemeldet, oder nicht?«

»Deswegen habe ich meinem Hirn auch versucht zu erklären, dass es vollkommen unnötig war, sich den ganzen Tag über Sorgen zu machen.«

»Und dein Hirn …?«

»Findet es trotzdem gerechtfertigt, die Sorge zu priorisieren. Ziemlich uncool. Aber ich schätze, es ist ein Prozess.«

In dem Punkt konnte ich ihr nur beipflichten, so wie ich es in den letzten Wochen auch getan hatte. Callisto war nicht dumm. Sie kannte ihre Psyche. Ihre Grenzen. Was notwendig war, um zu heilen und dass es vor allem von ihr abhängig war, welche Fortschritte sie machte. Natürlich spielte der Zustand ihres Geistes eine Rolle dabei, doch im Großen und Ganzen waren es eben doch keine Schritte, die irgendwer für sie gehen konnte.

Zumal ich auch ein wenig mit mir selbst zu kämpfen hatte, nach wie vor. Wir hatten unzählige Gespräche über Viviana geführt, darüber, dass es nicht meine Schuld gewesen war, wie die Nacht verlaufen war, und letztendlich kam ich trotzdem immer wieder an diesen einen Punkt, an dem ich nicht anders konnte, als den Fehler bei mir zu sehen. Weil ich so lange versucht hatte, zwei Vollzeitjobs unter einen Hut zu bekommen – immerhin hatte ich diese Verpflichtungen gewählt. Und selbst jetzt, wo ich es mir tatsächlich erlauben konnte, mehr Zeit bei meiner Tochter zu verbringen, fühlte ich mich noch immer schlecht, wenn ich mich von Callisto dafür verabschieden musste … oder umgekehrt von Viviana, wenn mich die Pflicht zurück nach Hause rief. Im Grunde führte ich nicht nur ein zweigeteiltes Leben, sondern hatte auch mein Herz in der Mitte auseinandergerissen, um es mit mehr als einem Menschen teilen zu können. Deshalb war ich noch immer nicht darüber hinweg, was das alles für einen Preis gehabt hatte.

»Bist du bereit fürs Bett?«, fragte ich sie, anstatt die Gedanken auszusprechen, die mir durch den Kopf gingen.

Natürlich war es für den Heilungsprozess wichtig, immer wieder über Themen zu sprechen – nämlich solange, bis sie wirklich geklärt waren –, doch mittlerweile war ich es selbst leid, mich immer weiter auf dem gleichen Fleck zu bewegen, ohne wirklich voranzukommen.

»Bringst du mich hin?«, fragte sie nonchalant und trat an mich heran, um die Arme um meinen Hals zu legen. Also schob ich die Hände um ihre Taille, hob sie hoch und drehte mich mit ihr, sodass ich sie in Richtung des Bettes tragen konnte.

Ich nahm eine Hand nur wieder von ihrem Körper, um die Decke zurückzuschlagen, ehe ich sie absetzte und ihre Beine über den Rand und sie bis zur Mitte schob.

»Was ist mit Lucifer?«, fragte sie, während sie mich dabei beobachtete, wie ich das Shirt über den Kopf zog und aus meiner Hose stieg.

»Arbeitet noch. Du wirst wohl mit mir vorliebnehmen müssen.« Belustigt sah ich sie an, während sie mit der Hand auf das Bett neben sich klopfte.

»Worauf wartest du dann noch?«

»Woher kommt die plötzliche Ungeduld?«

Callistos Blick wurde ernster. »Ich vermisse dich. Wirklich. Wie es war. Vorher … du weißt schon.«

Ihre Worte begleiteten mich dabei neben sie ins Bett zu gleiten. Ich drehte mich in ihre Richtung, den Kopf auf meine Hand aufgestützt, sodass ich ihr forschend entgegenblicken konnte. »Du weißt, dass ich die ganze Zeit über an deiner Seite bin, oder?«

»Ja. Aber das meine ich gar nicht.« Sie begann damit, ihre eigenen Finger zu massieren. »Ich meine, dass es mir fehlt, deine Hände auf meinem Körper zu spüren.«

»Gerade eben noch–«

»Davon rede ich nicht.« Ihre Antwort klang beinahe ein wenig aggressiv. »Ich rede davon, dass du nackt auf mir liegst, deine Hände über meinen Körper wandern und du mir all diese schmutzigen Worte ins Ohr raunst, von denen ich niemals genug kriegen werde. Davon rede ich – nicht von unschuldigen Berührungen an meiner Schulter, Taille oder anderswo. Mir fehlt das. Du fehlst mir. Es ist fast, als würdet ihr jetzt allesamt von mir erwarten, dass ich das für immer vergesse, einfach nur weil irgendein dämlicher Bastard …« Sie unterbrach sich selbst, verdrehte die Augen und holte tief Luft, ehe sie weitersprach. »Einfach nur weil etwas passiert ist, das nicht hätte gegen meinen Willen passieren sollen.«

Instinktiv biss ich mir auf die Zunge. Wie oft hatte ich mir bereits über dieses Thema Gedanken gemacht? Wie oft versucht, die passenden Worte zu finden, nur um kläglich daran zu scheitern? Ich hatte nicht alles mitansehen müssen, aber ich wusste, welche Bilder sich bis in alle Ewigkeiten in Lucifers und Domenicos Kopf abspielen würden. Außerdem war ich mir sehr wohl darüber im Klaren, dass wir die ganze Zeit über eine schmale Gratwanderung vollführt hatten.

Der einzige verdammte Unterschied war ihre Zustimmung und der allgemein herrschende Konsens gewesen. Der wichtige Unterschied, wohlgemerkt. Trotzdem änderte das nichts an den Skrupeln, die ich empfand. Ich wollte nicht zum Teil ihres Problems werden, indem ich Erinnerungen wachrief, die sie zu verdrängen versuchte.

Deswegen hatte ich von Anfang an nicht einmal daran gedacht, irgendwelche wie auch immer gearteten Versuche zu wagen. Ich hatte beschlossen auf sie zu warten. Egal wie lange. Egal zu welchem Preis.

Umso härter traf es mich nun, sie vor mir sitzen zu sehen, wie sie sich unwohl damit fühlte, dass ich einen gewissen Abstand gewahrt hatte. Ihr zuliebe.

»Wenn es dir dabei um meine Bedürfnisse geht, Callisto …«, setzte ich an, doch sie unterbrach mich sofort.

»Ich würde das niemals nur für dich tun. Hier geht es um meine Bedürfnisse. Mit jedem Tag lastet mehr Druck auf meinen Schultern. Mit jedem Tag fühle ich mich unsicherer, weil ich manchmal das Gefühl habe, nichts weiter mehr zu sein als die Frau, die ihr beschützen müsst.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ich dachte, du liebst mich.«

Meine Augen verengten sich, fixierten ihr Gesicht. »Ich liebe dich.«

»Dann zeig es mir verdammt nochmal auf die gleiche Weise wie sonst auch! Entzieh es mir nicht, wenn es schon seit langer Zeit das ist, was mich überhaupt zusammenhält.« Feuer loderte in ihrem Blick auf und ich hätte schwören können, dass es meine Haut in Flammen setzte.

»Bist du dir sicher, dass …« Obwohl es mir schwer fiel, behielt ich meine Hände noch immer bei mir. Zu groß war die Angst davor, mir einen Fehler zu leisten, der sich nicht wieder rückgängig machen ließ.

»Ja. Weißt du auch, warum? Weil es mein Körper ist. Ich bestimme darüber, wer ihn anfassen darf. Und du, Luca, hast die verdammt explizite Erlaubnis, es zu tun. Das ist ein Unterschied. Ich will dich . Und ich will, dass du mich auf die gleiche Weise benutzt wie immer. Oder hat das, was geschehen ist, irgendwas daran geändert, wie du zu mir stehst?«

Sie wusste genau, dass das nicht der Fall war. Callisto wusste es, und hatte trotzdem beschlossen, diese beschissene Karte auszuspielen.

Ich richtete mich auf, griff nach ihrem Kinn und zog ihren Körper in meine Richtung. Inzwischen war das Feuer in ihren Augen geschmolzen. Flüssige Lava, die alles in ihrem Weg verbrannte. »Principessa , wir beide wissen, dass dich auch zwanzig Männer hätten anfassen können, und am Ende hätte jeder Zentimeter von dir immer noch nur mir gehört. Er mag vielleicht deinen Körper berührt haben, aber das, was dich so wertvoll für mich macht, wäre ihm niemals in die Hände gefallen. Es ist einzig und allein für mich bestimmt.«

Meine Worte ließen sie erschaudern, und auch wenn das ein positives Zeichen war, würde ich auf jedes noch so kleine verdammte Detail achten, um absolut sicherzustellen, dass nichts geschah, was sie auf irgendeine Weise aufwühlte.

»Warum muss ich es dir dann erst aufzwingen? Warum nimmst du es dir nicht einfach?«, knurrte sie mir entgegen.

An ihrem Kinn führte ich sie auf meinen Schoß, sodass ich mich zurück in die Kissen fallen lassen konnte, sie automatisch mit mir nehmend. »Weil gewisse Umstände bestimmte Maßnahmen nach sich ziehen und ich niemals mit dem Wissen leben könnte, dir etwas gegen deinen Willen aufgedrängt oder dein Vertrauen missbraucht zu haben. Ich bin hier, um für dich zu sorgen. Nicht um dich auszunutzen.«

Sie beugte sich über mein Gesicht, presste die Lippen gegen meine. Noch im gleichen Moment erwachte mein gesamter Körper zum Leben. Wo ich zuvor seit Wochen kein Bedürfnis verspürt hatte, auch nur einen Gedanken in diese Richtung zu verschwenden, fielen mir nun dutzende Reaktionen von Callisto ein, nach denen es mich verlangte.

»Das sind nicht die Worte, die ich gerade hören will, Luca. Ich weiß sie zu schätzen, aber gerade brauche ich nicht den Beschützer in dir, sondern jenen Mann, der mir befohlen hat, mein Höschen nach oben zu ziehen und frühstücken zu gehen, Sekunden nach dem er tief in mir gekommen ist.«

Hungrig glitten ihre Hände über meinen nackten Oberkörper. Sie hielt sich fest, bohrte ihre Nägel in meine Haut, fasste mich auf all die Weisen an, von denen sie wusste, dass sie eine Antwort verlangten. Berührung für Berührung riss sie meinen Widerstand nieder, bis sie nicht länger nur auf meiner Hüfte saß, sondern auf meiner steinharten Erektion, die durch gleich zwei Stoffschichten von ihrer süßen Mitte getrennt war.

»Dann solltest du tun, was ich sage«, raunte ich ihr zu, nahm ihre Unterlippe zwischen meinen Zähnen gefangen, um ihr Blut zu schmecken. Dennoch verzogen sie sich zu einem Lächeln.

»Und was sagst du, Luca?«

Ich packte ihre Hüften, griff fest zu, sodass ich sie richtig zu fühlen bekam, und hob sie dann neben mich aufs Bett, bevor ich in einer flüssigen Bewegung selbst herausglitt, zum Fußende ging und mich rechts und links an den Pfosten festhielt, während ich sie forschend ansah.

»Lehn dich zurück«, forderte ich sie auf. »Aber vorher wirst du das Top los. Ich will alles sehen.«

Gebannt sah sie mir entgegen, während sie meiner Aufforderung nachkam. Ihr Brustkorb hob und senkte sich schneller als gewöhnlich, aber ihr Fokus ruhte nur auf mir. In ihren Augen erkannte ich nicht den geringsten Zweifel.

»Zeig mir, wie du dich selbst anfasst. Alles, was ich gerade von dir sehen will, ist, wie du dir selbst Lust bereitest. Soll ich dir Anweisungen geben, oder willst du selbst entscheiden, was du mit deinen Händen anstellst?«

Der Ausdruck in ihren Augen verriet mir ihre Antwort lange bevor sie diese aussprach. »Sag es mir, Luca.«

»Fingerspitzen an deinen Hals, damit du fühlen kannst, wie zerbrechlich und gleichzeitig doch so empfänglich für sanfte Berührungen er ist.«

»Mir wäre es lieber, wenn es deine Finger wären, die sich darum schließen«, erwiderte sie, kam meiner Anweisung allerdings nach.

Auf ihren Armen bildete sich Gänsehaut, als ich ihren Gehorsam mit einem Schmunzeln quittierte. »Aber meine Hände stehen dir gerade nicht zur Verfügung … lass deine über dein Schlüsselbein nach unten streichen. Vielleicht willst du deine Brüste anfassen, wie ich es tun würde, hm?«

Meine Finger schlossen sich fester um das Holz. Zu gerne wäre ich tatsächlich derjenige gewesen, der sie anfasste. Doch zunächst wollte ich wirklich sicherstellen, dass sie mit dieser Art von körperlichen Empfindungen wieder zurechtkam. Und selbst dann war es noch immer eine Sache, wenn sie sich selbst anfasste … und eine gänzlich andere, wenn ich es tat.

»Hat es eigentlich einen Grund, warum du deinen Slip noch immer trägst, Callisto?«

»Du hast mir nicht gesagt, dass–«

Mein Kopfschütteln war eine nonverbale Warnung. »Ich sollte dir das auch nicht sagen müssen, oder? Ausziehen. Und dann spreizt du deine Beine so, dass ich dich sehen kann. Oder willst du mir nicht zeigen, wie feucht du bist?«

Als sie meiner Aufforderung nachgekommen war, stellte ich fest, dass sie nicht nur feucht war, sondern nass. Ihre Oberschenkel schimmerten. »Siehst du? Immer noch mia piccola troia . Selbst wenn ich dich nicht anfasse, nur deine Gedanken lenke, wirst du nass für mich. Warum benetzt du deine Finger nicht mit deiner Nässe und probierst sie für mich?«

Callisto stieß den Atem aus. »Warum kommst du nicht her und schmeckst mich selbst?«

»Weil ich die Befehle gebe … nicht du. Und ich werde dir solange zusehen, bis du gekommen bist. Aber das konntest du dir mit Sicherheit schon denken.«

Die Aussicht, noch länger auf mich warten zu müssen, schien sie zu motivieren. Mit beiden Händen glitt sie zwischen ihre Beine, und während die Finger der einen sich über ihre Klit legten, um sie auf jene Weise zu reizen, die sie jedes Mal zielsicher zum Orgasmus brachte, schob sie zwei Finger ihrer anderen Hand ohne Zögern in sich.

Sie schloss die Augen, den Kopf auf dem Kissen hinter ihr gebettet. Immer wieder hob sich ihr Oberkörper, doch sie biss sich weiterhin auf die Unterlippe, unterdrückte jeden Laut, der ihren Mund hätte verlassen können.

»Warum verweigerst du es mir, dir zuhören zu dürfen? Ist dir nicht bewusst, wie hart es mich macht, dein Stöhnen zu hören?« Es war nur eine kleine Hemmung, die sich mit rückversichernden Worten an der richtigen Stelle in Luft auflöste, was ihre Reaktion sofort bewies.

Ein leises Keuchen entkam ihren Lippen, und als ihre Finger das nächste Mal in sie glitten, verwandelte es sich in ein Stöhnen.

»Stellst du dir vor, es wäre mein Schwanz?«

»Ja«, hauchte sie. »Aber es ist kein Ersatz, Luca. Es ist einfach kein Ersatz. Bitte …«

Sie hatte die Augen geöffnet, flehte mich mit ihrem Blick an, doch ich schüttelte den Kopf. Erst wenn sie für mich kam, würde ich ihr geben, was sie wollte.

Zeitgleich drehten wir unsere Köpfe in Richtung der Tür. Sie hatte die Schritte also auch gehört.

Ich wandte mich ihr zu. »Hör nicht auf. Fass dich weiter an. Meine Aussage gilt weiterhin. Oder meinst du, wir beenden das hier, nur weil Lucifer beschlossen hat, ins Bett zu gehen?«

Das Aber, welches ich eigentlich auf ihrem Gesicht las, ging vollständig unter, als ihr Körper sie daran erinnerte, was sie gerade empfand.

Als Lucifer die Tür öffnete, sah ich nicht einmal in seine Richtung, beließ meine Aufmerksamkeit vollständig auf Callisto, die wiederum nur zu mir sah.

»Du hast doch nichts dagegen, wenn er sich uns anschließt, oder?«

»Wird er …?«

»Sich beteiligen?«, fragte ich mit einem Schmunzeln. »Hast du dir denn zwei Schwänze verdient?«

Ihre Lippen teilten sich, doch es schien ganz, als hätte sie darauf selbst keine Antwort. Als wüsste sie nicht, was sie verdiente. Nachdem ich die Worte, die ich an sie richtete, in den letzten Minuten problemlos gesteigert hatte, beschloss ich, nun damit weiterzumachen.

»Komm für uns und vielleicht entscheide ich mich dazu, dich mit Lucifer zu teilen.« Diesmal sah ich zu ihm.

Der Anblick auf dem Bett war eindeutig nicht das, was er heute beim Zubettgehen erwartet hatte. Und um ehrlich zu sein ging es mir ähnlich. Dennoch löste er sich von seinem Platz an der Tür und bewegte sich zu mir, um ebenfalls in der ersten Reihe der Show zu sein, die uns Callisto gerade lieferte.

»Warum solltest du …«

Ein Schmunzeln breitete sich auf meinen Lippen aus. »Habe ich dir das nicht bereits gesagt, principessa ? Das Ausprobieren hat ein Ende gefunden. Du bekommst jeden von uns. Mich. Lucifer. Domenico.« Gianni .

»Als wir damals erfahren haben, dass du ebenfalls der Tradition nachkommen sollst, haben wir einen kleinen Pakt miteinander geschlossen«, fügte Lucifer hinzu. Noch nie zuvor hatten wir derart konkret mit Callisto selbst über das Thema gesprochen. »Eine Art Deal, dass wir uns keinen Wettstreit um dich liefern, sondern teilen.«

Ein paar Details ließ er aus, aber das war vollkommen in Ordnung, immerhin war das nicht der Rahmen, in dem wir die Stolperfallen auf dem Weg bis hierher diskutieren würden.

»Du gehörst uns«, übernahm ich erneut. »Und wenn wir ehrlich sind, hast du auch keine andere Wahl, als es zu akzeptieren.«

Es waren diese Worte, die sie über den Rand sandten.

»Gefällt dir der Gedanke etwa? So ungezogen. Kannst du glauben, dass sie derart gierig ist, Luca?«

»Ich habe nie etwas anderes erwartet. Eine steinharte Erektion, die sich an ihren Körper presst, war wohl nie genug.«

Callisto fasste sich noch immer an, jedoch mit weitaus mehr Antrieb als zuvor. Offensichtlich gefiel es ihr, dass wir über ihr lauerten, über sie sprachen, sie ein wenig degradierten.

»Sieh dich bloß an. Sehnst du dich nach etwas? Benutz deine Worte, ansonsten muss ich mir gut überlegen, ob du meinen Schwanz auch wirklich verdienst.« Ihr Blick glitt zwischen Lucifer und mir hin und her.

Offensichtlich waren wir uns nicht so unähnlich wie erwartet.

»Sag es uns«, forderte ich sie auf, nachdem Lucifer den Grundstein bereits gelegt hatte. Trotzdem ließ ich es mir nicht nehmen und kletterte zu ihr ins Bett, positionierte mich über ihrem Körper, damit ich mich zu ihrem Gesicht nach unten beugen konnte.

Sofort lag ihr Mund auf meinem, zwang mich in einen schnellen, dreckigen Kuss, bevor es mir gelang, mich loszureißen, die Hand um ihren Hals gelegt. Nur leicht – damit sie eine Ahnung davon bekam, was möglich wäre, wenn ich es denn darauf anlegte.

»Lucifer hat dir eine Frage gestellt. Willst du sie nicht beantworten?«

Anstatt die Worte zu verwenden, die er so explizit verlangt hatte, streckte sie die Hand nach ihm aus, in einem verzweifelten Versuch, ihn dadurch dazu zu bewegen, das zu bekommen, was sie wollte.

»Wörter, Callie«, erinnerte ich sie, legte zwei Finger an ihre Brustwarze und begann, grob damit zu spielen, um ihren Fokus aus den Gedanken zurück in die Realität zu lenken.

»Ich will euch«, stieß sie aus. »Euch beide.«

Irgendwo hinter uns gab Lucifer ein nachdenkliches Geräusch von sich. Ich hörte, wie er seinen Gürtel öffnete, ehe die Matratze sich senkte. »Und wie genau stellst du dir das vor? Wie würdest du gerne von Luca und mir gefickt werden, hm?«

Es war förmlich zu spüren, wie sich ihr rationales Denken langsam verabschiedete und mit einem Mal nur noch ein Bedürfnis existierte, das erfüllt werden musste.

Sie ließ sich fallen. Gänzlich. Vertraute sich unserer Obhut an, setzte darauf, dass wir uns genau auf die richtige Art und Weise um sie kümmern würden.

Allein dafür verehrte ich sie. Allein dafür war ich bereit, ihr die ganze Welt zu Füßen zu legen.

»Sollen wir uns damit abwechseln? Oder willst du einen von uns in deinem Mund, während der andere …«, schlug Lucifer vor.

Doch Callisto schüttelte den Kopf.

»Nein?«, übernahm ich. »Was willst du dann, principessa ? Glaubst du wirklich, du kommst gleichzeitig mit uns zurecht?«

Sie nickte. Und ich fluchte, schon jetzt in dem Wissen, dass es Himmel und Hölle zugleich werden würde. Nicht nur würde sie sich unglaublich eng um uns legen, nein. Gleichzeitig in ihr zu sein bedeutete auch, dass es Reibung und Kontakt an Stellen gab, die zuvor unmöglich erschienen waren.

»Es ist ganz einfach«, erklärte sie, mit regelrechter Vorfreude auf ihren Gesichtszügen. Ihre Hand glitt über meinen Brustkorb nach unten und setzte alles auf dem Weg in Brand. »Du füllst mich als Erstes aus, und dann hältst du meine Beine für ihn offen, dehnst mich, und …«

Mir fiel da etwas sehr viel Besseres ein, weswegen ich ihre Hände nun in meinen Nacken führte, ihre Mitte umgriff und mich aufrichtete, um sie aus dem Bett zu heben.

Ihre Beine schlossen sich automatisch um meine Hüfte, sodass sie beinahe schon in der richtigen Position war, um auf meinen Schwanz zu sinken, wäre da nicht meine lästige Boxershorts noch im Weg. Ich wurde sie los.

»Weißt du, wohin das führen wird?«, wollte ich von ihr wissen, senkte meinen Mund auf ihren Hals und zwang sie dazu, ihren Kopf in den Nacken zu legen … damit er auf Lucifers Schulter ruhte.

Beinahe erschrocken atmete sie ein. Als ob sie jetzt erst realisierte, was das alles zu bedeuten hatte.

Seine Hände schoben sich ebenfalls über ihren Körper, während meine an ihrem Hintern lagen, um sie aufrecht in ihrer Position zu halten, auch dann noch, als ihr Rücken vollständig an Lucifers Brust lag.

Callisto war zwischen uns gefangen. Ein Stöhnen löste sich aus ihrer Kehle, als Lucifer damit begann, sie zu küssen. Im gleichen Moment gab ich ihren Hintern frei, schob die Arme stattdessen unter ihre Beine, sodass ich sie mühelos auf meinen Schwanz sinken lassen konnte.

Ein Zittern lief durch meinen gesamten Körper, bis in die Zehenspitzen, während sie erschauderte, sobald ich bis zum letzten Zentimeter in ihr versunken war.

»Zeigst du mir jetzt, warum du immer so um Lucas Schwanz bettelst?«

Sein Raunen entlockte ihr einen Fluch, was wiederum dazu führte, dass sich ihr Inneres um mich herum anspannte und … bei allen Göttern, wie ich dieses Gefühl vermisst hatte.

»Habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, wie verdammt gut es sich anfühlt, in dir zu sein? Wenn du dich um mich legst? Nass und warm und so verdammt weich? Meinst du, Lucifer sollte es auch fühlen dürfen?«

»Bitte«, seufzte sie, die Hände an ihren Brüsten.

Lucifers unterdessen glitten über ihren flachen Bauch und weiter nach unten, bis er sie ein wenig reizen konnte, während ich sie immer wieder anhob, nur um sie erneut auf meinen Schwanz sinken zu lassen.

»Fick mich hart, Luca, nur ein einziges Mal.« Normalerweise wäre eine Bitte wie diese aus ihrem Mund bei mir nicht auf taube Ohren gestoßen, doch heute konnte ich es mir mit gutem Gewissen erlauben, sie zu ignorieren.

»Wir werden dir genau das geben, was du brauchst, sobald du uns beide in dir hast.« Lucifer schob ihr zwei seiner Finger in den Mund, ließ sie darüber lecken und daran saugen, während wir beide unsere Positionen minimal änderten und an das Vorhaben anpassten. Weil sich ihr Körper so perfekt und flexibel zwischen uns einfügte, würde es wohl kein Problem sein, sie auf genau die Art und Weise zu nehmen, wie sie es brauchte.

Über ihren Kopf hinweg tauschten Lucifer und ich einen kurzen Blick aus, bevor ich mich für einen kurzen Moment vollständig aus ihr zurückzog. Ihr Protest ging im Stöhnen unter, als Lucifer meinen Platz einnahm, seinen Schwanz in ihrer Nässe tränkte, nur um direkt im Anschluss erneut mich in sie eindringen zu lassen.

»Ich kann es kaum erwarten zu sehen, wie du uns beide in dir hast. Fuck, du machst das schon jetzt so verdammt gut.« Weiterhin hielt ich ihre Beine, doch dieses Mal hob ich sie nicht nach oben, damit sie zurück auf meinen Schwanz sinken konnte. Stattdessen verharrte ich in ihr, hielt sie fest und davon ab, sich weiter zu bewegen.

Diesmal nutzte ich meine Zunge als Ablenkung, ließ sie über ihren Hals und weiter nach unten gleiten, bis ich ihren Nippel zwischen meine Zähne ziehen konnte.

Die Veränderung spürte ich nicht nur durch ihren Körper, sondern erlebte sie hautnah. Mit jedem Zentimeter, den Lucifer sich weiter in Callisto drängte, richtete er mehr Worte an sie.

»Bellissima regina , du wirst mich noch den Verstand kosten. Wenn du fühlen könntest, was ich in diesem Moment fühle …«

Doch wie viel Callisto selbst fühlte, war weder zu überhören, noch zu übersehen. Es wirkte fast, als würden wir sie allein schon damit, dass wir beide ihre Pussy ausfüllten, in den siebten Himmel versetzen.

Und noch hatte keiner von uns sich bewegt …

Lucifer griff von hinten um ihren Hals, hob ihr Kinn an und sah ihr auf diese Weise in die glasigen Augen, bevor er sie dazu zwang, in meine Richtung zu sehen.

»Sag: Luca, bitte fick mich «, flößte er ihr die Worte ein, die er von ihr hören wollte.

Vermutlich würde das der härteste Orgasmus meines Lebens werden. Alles fühlte sich intensiver an. Jedes Zucken ihrer Muskeln. Jede Reibung. Jeder Reiz. Jeder Laut, der ihren Mund verließ. Jedes Wort.

»Bitte«, brachte sie hervor, vollständig eingenommen von ihrer Ekstase.

»Reicht uns das, Lucifer?«

Mit diabolischem Grinsen neigte er den Kopf. »Ich weiß ja nicht, wie es bei dir aussieht, aber halbe Sachen lasse ich grundsätzlich nicht durchgehen. Eher werden sie bestraft.«

Noch bevor er irgendetwas in diese Richtung tun konnte, wiederholte Callisto, was er ihr zuvor zugeraunt hatte. »Oh fuck, Luca, bitte fick mich. Ich halte das keine Sekunde länger aus. Es fühlt sich an, als – oh  …«

Noch bevor sie zu Ende sprechen konnte, hatte ich mich in ihr bewegt, und Lucifer automatisch mit mir, weil sie uns beide so fest umklammert hielt, dass es fast unmöglich war, eine richtige Bewegung zu vollführen.

Also umfasste ich ihre Beine wieder mit mehr Nachdruck, hob ihren Körper mit seiner Hilfe an und ließ sie dann wieder sinken. Zunächst waren es nur wenige Zentimeter, doch ich wusste, dass es ausreichte. Dass es mit einem Mal nicht mehr hart und schnell war, was sie brauchte. Sondern tief und langsam, damit wir all die Stellen erwischten, die einen Schauder nach dem anderen durch ihren Körper sandten.

»Weißt du, was mir gerade durch den Kopf geht, Callie?«

Ich war mir nicht sicher, ob sie gerade überhaupt aufnahmefähig war, doch Lucifer sprach unbeirrt weiter, ein wenig mitgenommen von den gemeinsamen Anstrengungen, die uns das hier kostete.

»Wir sollten ein kleines Video für Domenico machen. Eine Erinnerung daran, was er verpasst. Oder eine Motivation, damit er schneller zu uns zurückkehrt. Ganz wie du es betrachten willst.«

In seiner Hand tauchte ein Smartphone auf, das er ihr gab.

»Und ich sage dir auch, was du für ihn aufnehmen wirst. Nämlich wie du uns beide nimmst. Siehst du, wie verdammt sexy es ist, wenn wir beide in dich gleiten, und dann wieder fast ganz heraus? Das sollte er sehen, findest du nicht auch?«

Mit zittrigen Händen hielt sie das Smartphone in Position, doch nun war es ihr eigener Blick, der wie gebannt auf der Stelle lag, an der wir uns alle drei vereinten.

»Weißt du, was wir ihm auch schicken? Das Nachbeben. Wie wir beide aus dir tropfen, während du dich darum kümmerst, diese nette Sauerei von uns zu beseitigen. Mit deiner spitzen, großspurigen Zunge. Du wolltest uns beide … also kümmerst du dich auch um uns.«

Lucifer sprach Worte aus, die ich nicht passender hätte wählen können.

Aber zunächst würden wir uns um sie kümmern, denn ihr Orgasmus war es, der uns zweifelsohne für einen kurzen Augenblick ins nächste Leben schicken würde.

Ohne dass ich es aussprechen musste, schien sich Lucifer auf dem gleichen gedanklichen Pfad zu bewegen.

Inzwischen hatte sie sich entspannt, sodass es leichter war, in sie einzudringen. Wir hatten einen gemeinsamen Rhythmus gefunden. Lucifers Hand glitt also zurück zwischen ihre Beine, während Callisto noch immer das Smartphone hielt. Während ich dafür sorgte, dass sie aufrecht zwischen uns blieb und wir uns weiterhin mühelos bewegen konnten, kümmerte er sich darum, sie endgültig – im übertragenen Sinne – auf die Knie zu schicken.

Und obwohl er mir zwei Jahre an Erfahrungen mit ihr nachstand, hatte er sie in Kürze genau da, wo wir sie beide haben wollten.

»Weißt du, was mir ganz besonders gut gefällt? Die Tatsache, dass du abseits dieses Zimmers nach Belieben über mich verfügen und bestimmen kannst, aber hier drinnen gehörst du mir. Da sind es meine Regeln, nach denen du spielen musst, bellissima regina

Ich konnte spüren, wie nahe sie dem Orgasmus war. Wie nahe ich ihm war.

»Mia piccola troia «, setzte ich atemlos nach. »Aber ich schätze, mittlerweile bist du nicht mehr nur meine kleine Schlampe. Vielleicht solltest du Lucifer sagen, dass du ihm auch gehörst?«

Es gefiel mir nicht nur, sie auf diese Weise dazu zu verführen, bestimmte Dinge zu tun. Es reizte mich so unfassbar, dass es sich jedes Mal wie ein Miniorgasmus anfühlte, wenn sie meine Aussagen als Grund dafür nahm, zu handeln.

Sie drückte den Rücken fester gegen seine Brust, ihren Kopf über seiner Schulter, sodass ihre Kehle entblößt vor uns lag. Das Smartphone war vergessen. Stattdessen klammerte sie sich an Lucifers Arm fest, als hinge ihr Leben davon ab.

Und ganz so, wie ich es prophezeit hatte, riss sie nicht nur mich mit ihrem Höhepunkt von den Füßen, sondern auch Lucifer. Für einige Sekunden beherrschte allein dieses Gefühl mein Bewusstsein … bis Callisto sich befreite, zwischen uns auf die Knie sank und … ich fluchte.

Es war fast ein Brüllen, denn ihr warmer Mund schloss sich mit Nachdruck um die Spitze meines Schwanzes.

»Du bist ein Dämon aus der verdammten Hölle«, knurrte ich, die Nachwirkungen meines Orgasmus gerade um das Hundertfache intensiviert erlebend.

Ich griff in ihre Haare, um wenigstens irgendwo Halt zu finden.

Meine Worte schienen ihre Erinnerung daran zu sein, dass auch Lucifer noch anwesend war, denn sie griff hinter sich, umschloss seinen Schwanz und kümmerte sich um uns, weil sie doch noch nicht von uns lassen konnte.

Irgendwann ließ sie von mir ab, drehte sich um und schloss den Mund um Lucifers Schwanz, ihre Hand nun an meinem. Doch ganz egal wie, selbst wenn sie mich in diesem Augenblick mit den Füßen berührt hätte, ich hätte mich dafür noch bei ihr bedankt.

Fuck .

Nach einigen Minuten, in denen ich einfach nur genossen, dirigierte ich sie zurück auf ihre Füße, nur damit ich sie mit ins Bett nehmen konnte. Ich fand mich an ihrer linken Seite wieder, Lucifer zu ihrer rechten. Und Callisto zwischen uns, ihre Gliedmaßen entspannt und zufrieden in alle möglichen Richtungen ausgestreckt.

»Ich schätze … deine Besitzansprüche sind genehmigt, Lucifer«, hörte ich sie irgendwann verschlafen murmeln, und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Ja, Callisto war definitiv eine Frau, die mehr als einen Mann brauchte, um sie rundherum glücklich zu machen.