Vor dem Zweiten Weltkrieg war Meroe Island vor allem für das Wrack bekannt, dem die Insel ihren Namen verdankt. Über fünf Monate waren die Matrosen der HMS Meroe auf der Insel gestrandet, und die Handvoll Überlebenden mussten sich am Ende vor Gericht für den Mord an ihren Schiffskameraden verantworten. Düstere Gerüchte über Kannibalismus kreisten um den Prozess, dessen Einzelheiten so grausig waren, dass sie nicht einmal in den Zeitungen erwähnt wurden. Nur einer der acht Überlebenden, ein gewisser Lieutenant Thornton, wurde verurteilt. Seine Hinrichtung durch den Strang zog Tausende von Schaulustigen an, darunter auch solche Größen der damaligen Zeit wie Lord Byron und William Turner. Danach wurde Meroe Island zu einem dunklen Kapitel in der Geschichte der Seefahrt, bis sich die Alliierten im Pazifik in den Vierzigerjahren die strategisch günstige Lage der Insel zunutze machten. Seither war sie mehr oder weniger verlassen, doch in den letzten Jahren ist sie zu einem beliebten Ziel für eine abenteuerliche Sorte von Reisenden geworden.

Hidden Histories, Traveler’s Press, 2010