Immer wieder überzeugt der Mann, den sie bereits als junger Spieler „Kaiser“ nannten, durch Meinungswechsel im Minutentakt, schafft es aber irgendwie immer seriös dabei zu wirken. Dabei ist Beckenbauer stets unterhaltsam, steht aber nie im Verdacht, eine eigene Meinung zu haben. Jedenfalls keine, die einen längeren Zeitraum überdauert. Ein bisschen wie ein lebendiges Boulevardmagazin lustwandelt Beckenbauer quer durch die Republik, weicht dabei keiner Kamera und keinem Mikrofon aus und beglückt die Medienwelt mit Nichtigkeiten, die aus seinem Mund jedoch wie die aufrichtige Verkündung eines Regierungssprechers wirken. So wie die folgende Aussage aus den späten 90er Jahren:
„Ja guat, … wir sind Weltklasse, aber laufen international der Musik hinterher. Der WM-Titel geht aber nur über uns. So viel ist mal klar“.
„Der deutsche Fußball ist einerseits nach wie vor an der Spitze. Ob er jetzt an erster, zweiter oder dritter Stelle ist, ich glaube, das machen Nuancen aus – aber Spitze ist er, des is kloar. Obwohl, andererseits muss man mindestens alle Strukturen ändern, weil es ja um die Zukunft geht, und darum muss der Nachwuchs besser werden. Wo ist er denn, der Nachwuchs? Deutschland ist meilenweit von der Spitze entfernt und wenn wir nicht aufpassen, werden wir auf dem Niveau von Albanien wach.“
„Wissen Sie, wer mir am meisten leid tat? Der Ball.“ (Franz Beckenbauer zum Niveau der deutschen Nationalmannschaft) |
Dies mag auf dem ersten Blick aufgrund nicht zu verschweigender Widersprüche der totale Schmarrn sein, aber da es Beckenbauer gesagt hat, ist es „Kaiserschmarrn“. Der Mann veredelt jeden Unsinn zu philosophisch wertvollen Inhalten. Dies ist die Kunst des Genialen, die Franz Beckenbauer bereits als Spieler so ausgezeichnet hat. Und davor sollte man den Hut ziehen.
Chapeau, Kaiser!!!
... nach dem TV-Interview auch?