Mottram Hall – Hosenlose Deutsche

Der gemeine englische Fußballfan hat es wirklich nicht leicht. Nicht nur, dass er beständig Niederlagen und Demütigungen bei Turnieren ertragen muss, dazu eine chronische „Elfmeterschießen-Unfähigkeit“ seit Jahrzehnten nicht mehr abschütteln kann, … nein, man hat auch Fußball-Hoffnungsträger David Beckham durchstehen müssen, der mehr als ein Jahrzehnt lang vergeblich versucht hat, die Schönheit seines makelloses Körpers auf sein Spiel zu übertragen.

Um letztlich doch daran zu scheitern. Immerhin konnte er brauchbare Freistöße schießen. Um die Nationalelf zu Titeln zu führen war das dann aber doch nicht genug.

Aber um auch darauf noch einen draufzusetzen, bei der Europameisterschaft im eigenen Land, damals im Jahre des Herrn 1996 nach Christus und fast neun Jahre nach der Geburt von Wayne Rooney, musste die stolze englische Nation auch noch dabei zusehen, wie Queen Elizabeth II den EM-Pokal an den deutschen Mannschafts-Kapitän Jürgen Klinsmann und seine Mannen überreichte. Per Golden Goal hatte Oliver Bierhoff in der englischen Fußball-Kathedrale Wembley den EM-Titel entschieden. England hingegen war – wie immer – im Elfmeterschießen an diesen deutschen Spielern gescheitert. Jene deutsche Mannschaft, die sich von nichts und niemandem den Titel nehmen lassen wollte. Auch nicht von Übungsleiter Berti Vogts, der dank wirrer Interviews und verstörenden Äußerungen in der Öffentlichkeit bereits bei der WM zwei Jahre zuvor von so manchem Fan und Journalisten eher als lästig empfunden wurde.

„Die Breite an der Spitze ist dichter geworden.“

(Berti Vogts)

Heute weiß man, warum die eigentlich wild entschlossenen Engländer im Elfmeterschießen im Halbfinale mal wieder den Kürzeren zogen. Bei der EM 96 wohnte die deutsche Delegation im Quartier Mottram Hall. Wenige Tage vor dem entscheidenden Spiel um den Finaleinzug waren mehrere deutsche Nationalspieler im piekfeinen Hotel in die Sauna marschiert. Nackt! Natürlich, wie auch sonst … die englischen Hotelgäste, die sich zeitgleich in der Luxusanlage aufhielten mussten dies mit ansehen und machten große Augen (besonders die Damen, wie berichtet wurde…).

Selbstverständlich wurde dieses Erlebnis der schockierten (und beeindruckten?) Hotelgäste publik, die als fair-investigativ bekannte Yellow-Press berichtete in ihrer zurückhaltend-informativen Art über die deutschen „Würstchen“, die den englischen Snobs stolz und schamlos präsentiert wurden.

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Tatort-Foto aus dem Polizeiarchiv von Scottland Yard: Hier haben laut Zeugenaussage von Berti Vogts deutsche Fußballer ohne Badehose sauniert.

Berti Vogts zeigte in dieser „Affäre“ nun seine wahre, von manchem nicht für möglich gehaltene Souveränität. Darauf immer wieder angesprochen, äußerte sich Bundes-Berti abgezockt: „Ich weiß, wie es in China in der Sauna zugeht. In Finnland hat man ein Glas Schnaps in der Hand, in Rußland eine Pudelmütze auf dem Kopf, und in England trägt man eine Hose.“

„Kompliment an meine Mannschaft und meinen Dank an die Mediziner. Sie haben Unmenschliches geleistet.“

(Berti Vogts)

Man kann es nun so deuten, dass die deutschen Nationalspieler nun einmal nichts zu verbergen hatten. Ganz im Gegensatz zum gemeinen Briten, den es in der Tat traditionell nur mit Hose bekleidet in die Sauna treibt. Somit zeigten die nationalen Kicker genau das, was ein gewisser Oliver Kahn Jahre später einmal für Bayern München forderte. Nämlich die umgangssprachliche Bezeichnung für ein Hühnerprodukt mit zwei Buchstaben in der Mehrzahl. Übrigens, jener Oliver Kahn war 1996 als zweiter Torwart mit im Kader. Man ahnt, an welche Situation Kahn dachte, als er in späteren Jahren diese Forderung aussprach und damit die deutsche Fußball-Sprache revolutionierte.

„Eier, wir brauchen Eier!“

(Oliver Kahn)

Als es dann Tage später zum Elfmeterschießen zwischen Deutschland und England kam, da war sich jeder deutsche Schütze seiner Sache sicher. Die Symbolik der vorangegangenen Aktion in Mottram Hall im Hinterkopf waren sie sich ihrer Überlegenheit sicher, während das englische Team, sinnbildlich gesehen, die anbelassene „Hose voll“ hatte. Kein Wunder, das irgendwann einem Spieler die Nerven versagten. Gareth Southgate war der bemitleidenswerte Elfmeter-Versager, der an Torwart Andreas Köpke scheiterte. Im Anschluss daran verwandelte Andy Möller den letzten Elfer und seine daruf folgende Geste kann man mit den Worten „Seht her, ich habe die dicksten…“ untertiteln. Tun wir aber aus Respekt vor den Erfindern des Fußballs nicht…

Wofür ein Saunabesuch aber nicht alles gut sein kann!