Den mexikanischen Journalisten Miguel Hirsch bezeichnete er – wahrscheinlich als Präventivmaßnahme – als „geistigen Nichtschwimmer“ und ließ einen Satz der Nachwelt zurück, der wohl lediglich der Sorge entsprang, es könne ihm vor Ort so ergehen wie seinem Berufskollegen im Jahr 1867. Auf Hirsch bezogen raunte er ein nicht ganz ernst gemeinstes „Wenn man kurz zudrückt, dann gibt es ihn nicht mehr“ in den Raum. Die mexikanische Bevölkerung zeigte großes Verständnis für diese kleine, spaßige Geste, die eine optimale Kommunikation zwischen Gast und Gastgeber unterstreicht.
Zwischen den Spielen widmeten sich dann die Spieler Uli Stein, HSV-Kollege Ditmar Jakobs und die beiden Reservisten aus München, Klaus Augenthaler und Dieter Hoeneß, den Freuden des Lebens und speisten unter anderem bei mexikanischen Familien. Wer vergisst dabei nicht einmal Raum und Zeit, und was sind schon zwei Stunden Verspätung in tiefer Nacht? Beckenbauer unterhielt sich souverän mit den „Idioten“, wie er sie liebevoll nannte, und überredete die Jungs, 5000 DM für gemeinnützige Zwecke zu spenden. Stein durfte dann als zusätzliche Belohnung für weitere kreative Momente die Heimreise antreten (siehe „Suppenkasper“).
„Auch ein Franz Beckenbauer kann einmal den Spielern in den sogenannten Hintern treten.“ (Lothar Matthäus) |
Auch Kapitän Karl-Heinz Rummenigge hatte in Querétaro keine Langeweile, führte mit Vize-Kapitän Toni Schumacher bezüglich der Kapitänsbinde einen Verständigungsdialog, der zeitweise etwas missverstanden wird. Aber Delegationsleiter Egidius Braun konnte Rummenigge nach einem Hinweis, wie man zeitnah den Weg nach Deutschland gestalten könnte, wieder auf Kurs bringen. Es gelang Braun, die Missverständnisse auszuräumen und er konnte den inneren Frieden innerhalb der Nationalmannschaft wieder herstellen. Auch Schumacher konnte sich, nach gutem Zureden der Herren Beckenbauer und Magath, mit dem Münchner Stürmer wieder an einen Tisch setzen. Sein zuvor ausgesprochener Satz „Ich kann mit Verleumdern nicht zusammensitzen“ ist ja eh nur rheinische Folklore. Man sagt ja so viel, wenn der Tag lang ist.
„Der Franz ist zornig, das sieht man. Wir sehen gelegentlich Beckenbauers rechte Schläfe. Die Zornesader schwillt.“ (Karl-Heinz Rummenigge) |
Alles in allem, es war eine schöne Zeit in Querétaro, Vize-Weltmeister geworden, viel Sonne getankt, viel Spaß und gute Laune gehabt. Was will man mehr? Ach ja, es wurde niemand füsiliert, Miguel Hirsch und Kaiser Franz überstanden die WM verletzungsfrei und England wurde nicht Weltmeister. Alles ist gut!