Suppenkasper – Als der Stein ins Rollen kam…

Auch im fernen Mexiko durfte sich Teamchef, Lichtgestalt und Werbestar Franz Beckenbauer an Unterbrechungen des manchmal öden Trainingsalltages erfreuen. Während der WM 1986 hatte sich sein aus B- und C-Technikern bestehendes Team (von Beckenbauer liebevoll „Schrottkader“ genannt) rund um Ballstreichler wie Norbert Eder, Karl-Heinz Förster oder Ditmar Jakobs für das Halbfinale qualifiziert, da musste sich der bayrische Gemütsmensch doch glatt mit seinen Werbeaktivitäten aus den 60er Jahren auseinandersetzen („Kraft in den Teller, Knorr auf den Tisch“).

„Suppenkapser“ hatte ihn der ansonsten still vor sich hin leidende und auf der Reservebank oft tiefenentspannte Ersatztorwart Uli Stein tituliert.

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Der Ursprung der Suppenkasper-Affäre.

Angeblich soll der seinerzeit zuvor durchaus in bestechender Form spielende und daher bei der WM auf der Bank geschonte Stein die deutsche Elf verbal als „Gurkentruppe“ ausgezeichnet haben. Ebenso war der Torwart, unterstützt von den Sportskameraden Dieter Hoeneß, Klaus Augenthaler und Ditmar Jakobs vor Ort ernsthaft um die Völkerverständigung bemüht, man vergaß dabei schon einmal die Zeit und die Rückkehr ins Teamhotel. Dies alles erfreute den Teamchef so sehr, das er seinem besten zweiten Torwart eine Gratis-Heimreise spendierte, die Stein auch sofort antreten durfte. Ohne ihn wurde es aber dann ruhiger in Queretaro und Nummer-1-Torwart Toni Schumacher griff, seines Motivations-Impulsgebers beraubt, aus lauter Kummer im Endspiel daneben. Schade!