59. Kapitel

Ember

Einen endlosen Moment lang starrt er mich aus unergründlichen Augen an, dann zieht er mich ruckartig an sich und presst seinen Mund auf meinen.

Mein Verstand setzt aus, und meine Instinkte übernehmen die Kontrolle. Ich merke nicht einmal, wie ich die Arme um Holdens Hals schlinge und mich an ihn presse. Sein Kuss, seine Nähe, sein Geruch und Geschmack sind alles, was ich wahrnehme. Alles, was ich in diesem Moment brauche.

Ein kurzes Knabbern an meiner Unterlippe, das ich bis tief zwischen meinen Schenkel spüre, schon öffne ich den Mund für ihn. Als sich unsere Zungen treffen, stöhne ich gedämpft auf. Seine Hände wandern an meinen Seiten hinab bis zu meinem Hintern und packen fest zu.

»Du wirst das bereuen«, knurrt er und sucht meinen Blick, ohne auch nur einen Zentimeter von mir abzurücken.

»Es gibt nichts zu bereuen.« Wie um meine Worte zu unterstreichen, mache ich mich von ihm los und greife nach seiner Hand, um ihn mit mir zu ziehen.

Sein Pick-up steht noch auf dem Parkplatz des Restaurants, aber es würde zu lange dauern, damit bis in die WG oder zum alten Haus zu fahren. Kurz sehe ich mich um, bis mein Blick am Rettungsturm hängen bleibt. Mein Puls beschleunigt sich. Um diese Uhrzeit ist niemand mehr dort oben. Wir wären allein, ohne ganz allein zu sein, weil sich am Strand noch immer ein paar Leute herumtreiben.

Seine Augen werden dunkler und hungriger, als er meinem Blick folgt und denselben Gedanken hat wie ich.

Hand in Hand laufen wir zum Rettungsturm, sehen uns kurz um und klettern dann die Stufen hinauf. Mittlerweile hämmert mein Herz zum Zerspringen schnell, und Hitze sammelt sich in meinem Unterleib.

Im Inneren ist es trocken und ziemlich leer. Eine Pritsche, ein Stuhl, ein Erste-Hilfe-Kasten und Notfalltelefon. Mehr nicht.

Ich bleibe mitten im Raum stehen und drehe mich zu Holden um. Das Wellenrauschen und gedämpfte Stimmen dringen von draußen herein. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, schiebe ich erst den einen Träger meines Kleids über die Schulter, dann den anderen.

Seine Nasenflügel beben, als er hörbar durchatmet und meine nackte Haut und den cremefarbenen BH mit seinem Blick abtastet. Der Stoff bedeckt meine Brüste, nicht jedoch meine Erregung, denn meine Nippel zeichnen sich deutlich darunter ab.

Ein Muskel zuckt in seiner Wange. Ich kann förmlich spüren, wie sehr er darum bemüht ist, sich unter Kontrolle zu halten. Nicht die Beherrschung zu verlieren.

»Ich will dich«, wiederhole ich und sehe ihm direkt in die Augen. »Ich will uns . Und ich möchte nicht, dass sich einer von uns jemals zurückhalten muss.«

»Fuck.« Mit einem Mal steht er direkt vor mir, packt mich an den Hüften und hebt mich hoch.

Automatisch schlinge ich die Beine um ihn, vergrabe die Finger in seinen Haaren und küsse ihn leidenschaftlich.

In der einen Sekunde stehen wir noch mitten in dem kleinen Raum, in der nächsten spüre ich die harte Wand in meinem Rücken und keuche auf.

Holden lässt nur kurz von mir ab, um sich das T-Shirt in einer fließenden Bewegung über den Kopf zu ziehen und es achtlos hinter sich fallen zu lassen.

Ich beiße mir auf die Unterlippe. Fest. Ich könnte ihm stundenlang dabei zusehen, wie er sich auszieht, allerdings nur, wenn er mich danach berührt wie jetzt.

Er setzt heiße Küsse auf meinen Hals, knabbert und saugt an meinen sensibelsten Stellen. Seine Bartstoppeln kratzen auf meiner Haut, machen das Ganze aber noch erregender. Mit der einen Hand greift er nach meinem rechten Handgelenk und drückt es neben meinem Kopf gegen die Wand, die freie Hand umfasst meine Brust, massiert sie leicht und schiebt den Stoff beiseite, damit er die Lippen um meine Brustwarze schließen kann.

Keuchend lasse ich den Kopf zurücksinken, bäume mich auf, brauche mehr von ihm, will nicht, dass es endet. Meine Fingernägel bohren sich in meine Handflächen, als er auch den anderen B H -Cup beiseite schiebt und meinen Nippel mit Lippen und Zunge verwöhnt.

»Holden …« Meine Stimme klingt atemloser und flehender als jemals zuvor, doch das ist mir egal. Hier und jetzt gibt es nichts mehr, das uns aufhält. Nichts, das noch zwischen uns steht.

Nach einem letzten festen Saugen, das mir ein heiseres Stöhnen entlockt, richtet er sich wieder auf und sucht meinen Blick. In seinen Augen funkelt es, während seine Finger hinter meinen Rücken gleiten und er den Verschluss meines B H s öffnet. Ich helfe ihm dabei, das Teil loszuwerden, nur um gleich darauf seine Hände wieder an meinen Brüsten zu spüren. Er reizt mich mit Daumen und Zeigefinger, während er sich langsam an meinem Brustbein abwärts küsst, über meinen Bauch bis zu meinen Hüften, und das Kleid dabei immer weiter hinunter schiebt.

»Ich hab noch was wiedergutzumachen«, raunt er und sieht zu mir hoch.

»Jetzt? Hier?«

Allein bei der Vorstellung schießt pure Hitze durch mich hindurch und sammelt sich in meinem Unterleib, dabei hat er noch gar nicht angefangen. Meine Kehle ist völlig ausgetrocknet. Mein Atem geht viel zu schnell. Wir könnten jede Sekunde erwischt werden. Trotzdem nicke ich.

Holden hakt die Daumen unter den Bund meines Slips und zieht den Stoff zusammen mit meinem Kleid über meine Hüften und an meinen Beinen hinunter. Ich stehe nackt vor ihm und trage nur noch die Sandaletten mit dem hohen Absatz, während Holden vor mir kniet, meine Beine auseinander drückt und seinen Mund ohne Vorwarnung auf meine empfindlichste Stelle legt.

Mein Stöhnen hallt im Rettungsturm wider. Hastig presse ich die Lippen aufeinander, damit man uns nicht hört, und kralle die Finger in sein Haar, während er mich leckt, an mir saugt und seine Zunge meine Klit umkreist.

Ich bin so erregt, dass es nicht lange dauern wird, bis ich komme. Reflexartig drücke ich ihn an mich und komme ihm gleichzeitig mit dem Becken entgegen.

Mehr …

Nur noch ein kleines bisschen mehr …

Nur noch …

»Oh fuck!«

Lust detoniert tief in meiner Mitte und breitet sich wellenartig in alle Richtungen aus. Holden packt mich an den Hüften und hält mich fest, reizt meinen Höhepunkt bis zur letzten Sekunde aus, erst dann steht er langsam wieder auf.

Schweiß benetzt meine Haut. Mein Puls rast, das Blut dröhnt in meinen Ohren. Mein Atem geht so schnell, als wäre ich stundenlang gerannt, dabei habe ich mich keinen Zentimeter von der Stelle bewegt.

Sein Blick wandert an mir auf und ab. »Du bist so verdammt schön …«

Mein Herz gerät ins Stolpern. Lächelnd ziehe ich ihn an mich, um ihn zu küssen. Er schmeckt nach mir. Nach uns beiden. Ich brauche mehr davon.

Wie von selbst wandern meine Finger nach unten, suchen und finden den Knopf seiner Jeans, ziehen den Reißverschluss nach unten und schieben den Stoff beiseite, damit ich die Finger um ihn legen kann.

Ein tiefes Stöhnen kommt aus seiner Brust, und er stößt in meine Hand.

»Ich will dich«, raune ich und nehme mir in diesem Moment vor, es ihm in Zukunft so oft zu sagen, bis es endlich bei ihm angekommen ist. Bis er mir endlich glaubt.

Wieder schiebt er das Becken vor, hält dann jedoch abrupt inne. »Shit.« Schwer atmend sucht er meinen Blick. »Ich hab keine Kondome dabei.«

Ich starre ihn mit heftig hämmerndem Herzen an. Wahrscheinlich sollte ich mich jetzt fragen, ob ich welche in meiner Handtasche habe oder ob noch welche in seinem Auto liegen. Ob wir doch zurück zum Parkplatz gehen und unterwegs welche kaufen sollten und wie lange das alles dauern würde. Allerdings ist nichts davon das, woran ich denke. Und während all diese Möglichkeiten mein Bewusstsein streifen, drängt sich etwas völlig anderes in den Vordergrund.

»Ich bin gesund und nehme die Pille.«

Die Worte verlassen meinen Mund, bevor ich sie aufhalten kann. Doch als sie zwischen uns schweben und ich Holdens Reaktion sehe, will ich sie gar nicht zurücknehmen. Es war mein Ernst, als ich gesagt habe, dass ich ihn will. Alles von ihm.

»Ich auch«, antwortet er nach einem atemlosen Moment, nur um gleich darauf zu grinsen. »Minus die Pille.«

Ich erwidere sein Grinsen und ziehe ihn wieder zu mir. Dieser Kuss ist anders, noch immer leidenschaftlich, aber irgendwie tiefer. Inniger. Als wären noch mehr unsichtbare Barrieren zwischen uns gefallen.

Und dann gibt es kein Halten mehr.

Heiße Küsse. Ungeduldige Berührungen. Gedämpftes Stöhnen.

Ich schlinge ein Bein um seine Hüften und spüre ihn zum ersten Mal in meinem Leben ganz ohne Schutz genau dort, wo ich ihn so dringend brauche. Aber Holden stößt noch nicht zu. Seine Stirn ist gerunzelt, seine Miene angestrengt, während er in meinen Augen nach der Antwort auf die unausgesprochene Frage sucht.

Bist du sicher? Willst du das wirklich?

Ja, verdammt. Ja, ja und noch mal ja!

Statt es ihm mit Worten zu sagen, zeige ich es ihm, indem ich ihm das Becken entgegen dränge und den Kopf hebe, um meine Lippen auf seine zu pressen.

Holden erwidert den Kuss, schiebt seine Zunge in meinen Mund, fordert mich heraus, lässt mich den letzten Funken Verstand verlieren – dann macht er sich abrupt von mir los und wirbelt mich herum.

Instinktiv stütze ich mich an der Wand vor mir ab. Durch das Fenster neben uns kann ich nach draußen sehen, das Meer, die hereinbrechende Dunkelheit, die wenigen Menschen, die noch unten am Strand sind …

»Ich hab nicht vergessen, dass du darauf stehst«, raunt er an meinem Ohr und legt seine Hand auf meinen Mund.

Glühende Hitze schießt bei diesen Worten und dieser Geste durch mich hindurch.

Wir stöhnen gleichzeitig auf, als er von hinten in mich eindringt. Langsam zuerst, dann ist er mit einem festen Stoß ganz in mir.

»Fuck, Ember …«, keucht er und verharrt einen Moment lang reglos. »Du fühlst dich unglaublich an.«

Ich atme schwer. Jeder Laut, jedes Stöhnen, Keuchen, Wimmern wird von seiner Hand auf meinem Mund gedämpft. Ich lehne den Kopf an die Wand, presse die Wange gegen das Holz und drücke mich Holden entgegen. Obwohl ich schon einen Orgasmus hatte, wird es nicht lange dauern, bis ich noch mal komme. Nicht, wenn wir es hier tun und uns beeilen müssen, weil uns jederzeit jemand erwischen könnte, wenn er oder sie genauer zum Rettungsturm schaut.

Holden zieht sich ein Stück aus mir zurück und stößt dann zu. Wieder und wieder, bis wir beide schwer atmen und er in meinen Hals beißt, um sein eigenes Stöhnen zu unterdrücken. Die verräterischen Geräusche unserer Körper, die immer wieder aufeinandertreffen, sind das Einzige, was zu hören ist.

Seine Bewegungen werden schneller, härter, drängender. Die Verzweiflung seiner Entscheidung schwingt ebenso darin mit wie die Leidenschaft zwischen uns. Seine freie Hand wandert zwischen meine Schenkel, findet meine Klit und beginnt sie zu massieren.

Ich stöhne gedämpft auf, zittere, komme ihm entgegen. Selbst wenn uns jetzt jemand sehen würde, könnte ich nicht aufhören, dafür bin ich zu verloren. In meinen Gefühlen, in den alles verbrennenden Empfindungen, die dieser Mann in mir auslöst, in unserer Geschichte, in uns.

Plötzlich nimmt Holden die Hand von meinem Mund, zieht sich schwer atmend aus mir heraus und dreht mich zu sich herum. Gleich darauf pralle ich ein weiteres Mal mit dem Rücken gegen die Wand, er hebt mich hoch, ist wieder in mir, zwischen meinen Beinen, die ich fest um ihn schlinge. Unsere Körper sind eng aneinandergepresst, unsere Münder einander ganz nahe, unsere Atemzüge eins und seine Stöße fast schon qualvoll langsam.

»Ich liebe dich.« Er sieht mir tief in die Augen, sieht geradewegs in meine Seele.

Zwischen uns sind keine Mauern mehr. Nichts, das uns noch trennt. Wir haben sie alle nacheinander, Stein um Stein, niedergerissen, bis nichts mehr von ihnen übrig war.

Bis es nur noch uns gibt.

»Ich liebe dich auch«, wispere ich und bohre die Fingernägel in seine Schultern. »Aber wenn du jetzt nicht schneller wirst …«

Grinsend schiebt er sein Becken vor, und ich stöhne auf.

Zu laut. Verdammt.

Mein Puls schnellt erneut in die Höhe.

»Jemand wird uns hören«, keuche ich.

»Das ist mir egal.« Seine Stöße werden schneller. Härter. Genauso, wie wir beide es gerade brauchen. Genauso, wie es sein muss.

»Holden …«

Er stößt noch ein paarmal fest zu, presst seinen Mund auf meinen, dämpft meinen Schrei und sein eigenes tiefes Stöhnen, als uns der Höhepunkt mit sich reißt und in uns explodiert. Meine Muskeln verkrampfen sich, ich kralle mich in seinen Rücken, klammere mich an ihm fest und vergesse alles, was nicht mit ihm, mit uns zu tun hat.