Kapitel 13

Tückische Technik:

»Wir haben einen Fasan in der Bremszuleitung!«

Ein Spantengerüst aus Aluminium, umhüllt von silbernem ­Segeltuch, und ein Propeller aus Eschenholz am Heck: Der »Flugbahn-Wagen« von Franz Kruckenberg sah aus wie ein Zeppelin, aus dem man Luft abgelassen hat und der auf Schienen gelandet war. Der Prototyp war, als er 1931 vorgestellt wurde, nicht weniger als eine Revolution. Bisher hatten im Wesentlichen Lokomotiven mit riesigen Stahlrädern das Bild von der Eisenbahn geprägt, jetzt wollte ein Schiffs- und Flugzeugbauingenieur einen 26 Meter langen Leichtbau-Schnelltriebwagen mit knapp 20 Tonnen Gewicht auf Reisen schi­cken. Das Publikum war enthusiastisch, die Direktoren der damals noch jungen Deutschen Reichsbahn reagierten trotz erfolgreicher Probefahrten skeptisch. Daher musste ein enormer Aufwand an Sicherungsmaßnahmen betrieben werden, bevor der 48-jährige Kruckenberg am Steuer seines »Schienenzeppelins« einen Rekordversuch starten durfte. Am frühen Morgen des 21. Juni 1931 ruhte sämtlicher Zugverkehr auf der Strecke von Hamburg nach Berlin. Alle Schranken waren ­doppelt gesichert, und Polizisten wehrten Schaulustige ab, die dem Gleisbett zu nahe kamen. »Das silbergraue, in seiner stromlinienförmigen Gestaltung pfeilschnelle Fahrzeug macht den Eindruck technischer Vollendung«, schrieben die »Hamburger Nachrichten«. Und pfeilschnell war der Luftikus mit dem 600-PS-Flugzeugmotor tatsächlich: Die 257 Kilometer lange Strecke legte er in 98 Minuten zurück und erreichte zwischen Karstädt und Dergenthin eine Höchstgeschwindigkeit von 230,2 km/h. Weltrekord! Erst 23 Jahre später wurde er gebrochen. Und schneller als das technische Wunder der dreißiger Jahre konnte die beiden Großstädte erst der ICE im Jahr 2004 verbinden, allerdings lediglich um acht Minuten. Franz Kruckenberg und seinem »Torpedo auf Schienen« war allerdings kein Erfolg beschert. Denn der schnittige Triebwagen hatte ein paar entscheidende Macken: Er war ohrenbetäubend laut, konnte nicht rückwärtsfahren, benötigte zum Rangieren eine Batterie – und er konnte keine Waggons ziehen. Mehr als 24 Passagiere zugleich hätten den wilden Ritt nicht erleben können. Schon 1932 wurde der Zeppelin durchgesägt, dann mehrmals umgebaut, bevor er 1939 kurzerhand verschrottet wurde. Das Regiment auf den Schienen übernahmen dann weniger visionäre Entwürfe – doch der schlanke Schienenzeppelin blieb der Urahn von ICE, Shinkansen und TGV.

Ihre ­Macken haben aber auch diese modernen Hightech­züge – ­bestenfalls kann das zu lustigen Erlebnissen führen, wie die folgenden Anekdoten berichten.

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Vor ein paar Jahren im Hamburger Regionalzug S4 Richtung Ahrensburg: »Achtung, eine Durchsage! Aufgrund einer de­fekten Lautsprecheranlage wird es heute keine Durchsagen geben.«

Matthias Kluth

Im Jahr 1998 fuhr ich im Interregio von Hannover nach Magdeburg. Es war kalt im Abteil, also drehte ich die Heizung hoch. In dem Moment ging das Licht aus, und der Zug blieb für bestimmt zehn Minuten stehen. Ich fragte mich, ob das mit meiner Heizung zusammenhing. Also habe ich den Schalter wieder ausgedreht – da ging doch tatsächlich das Licht wieder an, und der Zug fuhr weiter. Weitere Experimente habe ich mir verkniffen.

Thomas Wille

Auf einer Fahrt von Bergisch Gladbach nach Dormagen hatte die S-Bahn einen Defekt und fuhr nicht weiter. Nach kurzer Zeit meldete sich der Zugführer über die Lautsprecher im ­breitesten Kölsch: »Sehr verehrte Damen und Herren, die Lok, die dät et nimmie!«

Erik Wolter, Kerpen

Als mein ICE von München nach Stuttgart mit einiger Verzögerung losfuhr, war folgende Durchsage zu hören: »Liebe Fahrgäste, aufgrund einer Störung am Triebfahrzeug haben wir bereits zehn Minuten Verspätung. Da wir unsere geplante Höchstgeschwindigkeit nicht erreichen können, wird sich die Verspätung im Laufe der Fahrt noch ausweiten. Wir bitten um Entschuldigung.« In der irrigen Annahme, dass er das Mikrofon ausgeschaltet habe, unterhielt der Fahrer anschließend in breitestem Bairisch die Fahrgäste weiter: »Dreckskarren, verreckter! Scheißkisten, blede! Oiwei fehlt was anders. Do kannst ja besser mim Traktor fahrn!« Ein Knacksen im Lautsprecher. Schweigen. Dann eine erneute Durchsage: »Liebe Fahrgäste, Sie haben eben etwas zu hören bekommen, was nicht für Ihre Ohren bestimmt war. Das tut mir leid. Aber zum Inhalt stehe ich!« Die Reaktion war spontaner Beifall der Fahrgäste.

Michael Erhard, München

Wir fuhren mit der S1 von Essen aus in Richtung Dortmund. Die Fahrt verlief ganz normal, vielleicht ein bisschen ruckelig. Dann hielten wir plötzlich auf offener Strecke an, und der Lokführer meldete sich per Funk zu Wort: »Sehr geehrte ­Damen und Herren, nicht dass Sie denken, dass ich nicht fahren kann. Wir haben hier momentan ein technisches Problem, so dass ich entweder nur Vollgas geben oder bremsen kann.« Der ganze Zug lachte, und kurz darauf ging die Fahrt ruckelig weiter.

Jan Peter H., Bottrop

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Kurz vor Münster hielt der Intercity an. Man konnte den Bahnhof schon sehen, geschätzt wären es zehn Minuten zu Fuß auf den Gleisen gewesen. Mein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es knapp wurde mit meinem Anschlusszug – ich hatte nur 20 Minuten zum Umsteigen. Nach circa 15 Minuten kam eine Durchsage, die gut in die TV-Sendung »Ver­stehen Sie Spaß?« passen würde. Mit einer Stimme, die stark an Helge Schneider erinnerte, sagte der Zugführer: »Wir ­haben einen Fasan in der Bremszuleitung! Eine Weiterfahrt ist bis auf Weiteres nicht möglich!« Diese Stimme, diese Art der Betonung und dann noch der Text: Ich war mir sicher, Helge Schneider persönlich sitzt vorne am Mikrofon. Den Anschluss in Münster hab ich nicht mehr gekriegt – aber fast war es das wert!

Kathrin Hoffmann, Köln

Relativ langsam fuhr der Regionalexpress von Dortmund nach Herne in den Bahnhof Dortmund-Mengede ein: Der Lokführer machte eine Durchsage und kam nur bis zu »Meine Damen und Herren …« Dann war über die Lautsprecher ein erschrecktes, lautes »Oh, Scheiße!« zu hören. Es gab einen Knall, und der Zug stand kurz vor Mengede. Was war passiert? Die Oberleitung war heruntergefallen – kein Anschlag, einfach so passiert. Deshalb mussten wir eine Zeitlang warten, bis der Zug von einer Diesellok die circa 200 Meter in den rettenden Bahnhof geschleppt wurde. Bald kamen Schienenersatzbusse, wobei es jedoch auch ein kleines Problem gab: Der Fahrer kannte zwar den Weg zum nächsten Halt Castrop-Rauxel, aber von dort aus nicht den Weg zum Bahnhof Herne. Also setzte ich mich vorne zum Fahrer und erklärte ihm den Weg. Die Fahrgäste nahmen das Ganze relativ locker. Mit fast zwei ­Stunden Verspätung kamen wir in Herne an.

Mark Nowiasz, Dortmund

Auf einer Fahrt von Frankfurt nach Dresden mussten einige Mitfahrer schon bei der obligatorischen Begrüßung schmunzeln, da die Ansage im schönsten Sächsisch gemacht wurde. Allerdings wurden alle, die meinten, dass dies schon tiefster Dialekt wäre, schnell eines Besseren belehrt. Man merkte, dass der Bahnmitarbeiter sich durchaus um das Hochdeutsche bemüht hatte. Denn er vergaß nach der Ansage, das Mikrofon auszuschalten, und ging mit einem Kollegen gut gelaunt eine Checkliste durch. »Tschägg, Lämmbschen äins läuschted grün, Lämmbschen zwai läuschted ouch. Tschägg, ölles wunnderboar.« Diese zwei Minuten trugen ungemein zur Heiterkeit auf dieser Zugfahrt bei, und ich war froh, dass »alle Lämmbschen grün läuschtedden«.

Andreas Kappl, Fulda

Im Regionalexpress von Leipzig nach Cottbus war ein älterer Herr als Zugbegleiter eingesetzt. Hektisch rannte er durch das Abteil, die Schiebetür fiel hinter ihm zu, kurz darauf schrie eine laute männliche Stimme über die Lautsprecher »Eins, zwei, drei« und »Test, Test, Test«. Die Leute im Abteil schauten einander verdutzt an. Die Stimme war noch einmal zu hören: »Eins, zwei, drei – Test, Test.« Dann Ruhe. Kurze Zeit später kam der Zugbegleiter wieder ins Abteil: »Und? Haben Sie mich gehört?«

Sabine Lindemann

Hauptbahnhof München: Statt meines ICE, der mich nach Mannheim bringen sollte, stand das Gleis voller alter D-Zug-Waggons – offenbar alles, was die Abstellgleise so hergaben. Ich fragte einen Bahnmitarbeiter: »Glauben Sie, dass man mit diesem Sammelsurium den Intercity in Mannheim rechtzeitig erreichen kann?« Die Antwort: »Das kommt ganz darauf an, welche Lokomotive wir vorne dranspannen!« Kurz darauf setzte sich der Zug knirschend und klappernd in Bewegung. Durchsage über den Lautsprecher: »Aus Gewichtsgründen ­haben wir keinen Speisewagen dabei, Erfrischungen werden Ihnen in Stuttgart durch die Fenster gereicht.« Der Zug rumpelte über die Gleise und fuhr mit gefühlten 200 Sachen in Richtung Stuttgart. Dort kamen wir pünktlich an, es wurden tatsächlich Snacks und Bier durch die Schiebefenster verkauft. Der Zug fuhr weiter auf die Neubaustrecke in Richtung Mannheim, die fast nur aus Tunneln besteht. Der Lokführer beschleunigte auf gefühlte 300 Sachen – ich hatte das Gefühl, der Zug könnte beim Rein- und Rausfahren aus den Tunneln explodieren. So erreichten wir Mannheim zehn Minuten zu früh! Am Bahnsteig gab es Applaus für den Lokführer, der reckte den Daumen hoch aus dem Fenster und sagte: »Wir müssen heute noch Dortmund erreichen!« Ob der Zug jemals als Ganzes dort angekommen ist, weiß keiner. Meine Weiterfahrt in einem recht modernen Intercity war jedenfalls eher langweilig.

Klaus Carstens

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Ich hatte schon beim Einsteigen in die Regionalbahn von Trier nach Saarbrücken gemerkt, dass das Schild »Defekt« an der einzigen Toilette hing. Wir sind dann losgefahren, und kurz vor dem planmäßigen Halt in Merzig kam eine Durchsage: »Sehr geehrte Fahrgäste, aufgrund der defekten Toilette an Bord machen wir in Merzig zehn Minuten Pinkelpause. Wer mal muss, soll sich bitte beim Triebfahrzeugführer kurz abmelden.« Das Lachen im Zug war großartig!

Johannes Kuchlbauer, Völklingen

Im ICE von Hamburg nach Frankfurt war ein sehr sympathischer und eloquenter Zugbegleiter über die Lautsprecheranlage zu hören. Seine warme Stimmfärbung hätte er glatt beim Fernsehen gelernt haben können. Entsprechend filmreif war eine Durchsage zwischen Göttingen und Kassel: »Sehr geehrte Damen und Herren, wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass in Wagen 4 die Stromversorgung verlorengegangen ist und bisher auch nicht wiedergefunden wurde. Aus Sicherheitsgründen müssen wir Sie bitten, den Waggon zu verlassen – Sie dürfen sich laut der Bestimmungen nicht in einem Wagen ­ohne Stromversorgung aufhalten. Aber machen Sie sich keine Sorgen – in den Wagen 1 bis 3 stehen noch ausreichend Sitzplätze zur Verfügung. Vielen Dank.« Die Erheiterung in den nicht betroffenen Wagen war anschließend groß.

Martin Klein, Wiesbaden

Vor einigen Jahren hörte ich folgende Durchsage in einem Intercity von Essen in Richtung Leipzig: »Sehr verehrte Damen und Herren, wir begrüßen die zugestiegenen Gäste auf unserer Fahrt. Bitte beachten Sie auch unser gastronomisches Angebot im Speisewagen zwischen der Ersten und Zweiten Wagenklasse. Genießen Sie ein Stück Kuchen mit einem Heißgetränk oder unser Angebot der Woche.« Dann kam: »Aufgrund einer technischen Störung steht Ihnen heute der Speisewagen leider nicht zur Verfügung.« An dieser Stelle musste der Schaffner selber kichern.

Thomas Meier, Koblenz

Kurz nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof Stuttgart blieb mein Intercity stehen. »Verehrte Fahrgäste, wir haben ein technisches Problem mit der Lok. Ich informiere Sie, sobald wir ­Genaueres wissen«, sagte der Zugführer. Etwa 15 Minuten vergingen, dann fuhr der Zug wieder an und erreichte bald eine Spitzengeschwindigkeit weit über der üblichen auf dieser Strecke. Ich dachte: »Um Gottes willen, die Bremsen werden doch wohl nicht versagen?« Dann kam eine neue Durchsage: »Verehrte Fahrgäste, hier haben irgendwelche Lämpchen ­geleuchtet. Wir wissen auch nicht, was die zu bedeuten hatten, jetzt sind sie jedenfalls wieder aus. Um die entstandene Verspätung aufzuholen, müssen wir jetzt etwas schneller ­fahren.«

Christine G., Düsseldorf

Ich hatte einen Platz im Großraumwagen im ICE von Dortmund nach Hamburg reserviert. Als ich an meinen Sitz kam, stand dort in blauen Leuchtbuchstaben im Display: »Berlin – Leipzig«. Ich war nicht die Einzige mit einem solchen Problem, an anderen Plätzen standen phantasievolle Städtekombinationen wie »Wien – Bratislava« oder »Zürich – Mailand«. Als die Fahrgäste feststellten, dass an jedem Sitz etwas nicht stimmte, waren die meisten eher amüsiert als verärgert. Über Mikrofon entschuldigte sich der Lokführer, dass bei der Reservierungsanzeige etwas schiefgelaufen sei, und versprach, das nun zu korrigieren. Die Leuchtschrift ging aus. Es dauerte ein paar Minuten, bis auf den Displays wieder etwas zu sehen war: genau die gleichen Ortsangaben wie vorher. Jetzt kam die Durchsage, dass die Technik leider defekt sei – man müsse jedoch einfach die beiden Städte vertauschen, dann stimme es wieder. Vor allem die Fahrgäste mit den angeblichen Zielen Wien und Zürich staunten nicht schlecht.

Julia Fischer, Hamburg

Im Regionalexpress von Elmshorn nach Hamburg hatten wir uns, da alle Abteile schon besetzt waren, ins Fahrradabteil direkt hinter dem Triebwagen gesetzt. So konnten wir alle Funksprüche mithören. Nach einiger belangloser Kommunikation kam die Aufforderung: »Lok xyz bitte melden.« Kurz darauf wurde sie mehrfach wiederholt. Wir waren schon genervt von dieser knarzenden Stimme, als die letzte Durchsage uns entschädigte: »Lok xyz, bitte melden Sie sich sofort in der Zentrale. Ihr Funkgerät ist defekt!« Brüllendes Gelächter nicht nur auf den Klappsitzen im Fahrradabteil, sondern auch im Triebwagen. Anschließend schien die Zentrale aber selber gemerkt zu haben, dass sich der Lokführer mit seinem defekten Funkgerät wohl nicht melden konnte. Den Rest der Fahrt herrschte wieder Ruhe.

Laura Schulze, Pinneberg

Im Nachtzug CNL 1287 von München nach Hamburg, morgens um 8.30 Uhr. »Meine Damen und Herren, in 10 bis 15 Minuten erreichen wir unseren nächsten Halt Hamburg Hauptbahnhof«, sagte der Lokführer mit deutlich hörbarem sächsischem Zungenschlag. »Über Ihre Anschlusszüge kann ich Ihnen aufgrund der erfolgten Zeitumstellung leider keine Angaben machen – auf meiner Anzeige hier steht nur das, was ab 9.55 Uhr fährt.«

Die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit war allerdings schon mehr als 24 Stunden her. Drei Minuten später war eine andere Stimme zu hören: »Der nächste Ausstiegshalt ist Hamburg-Harburg.« Die Haltestelle war ­offenbar ebenfalls durch die Zeitumstellung vorübergehend verschwunden gewesen.

Michael Roth, Hamburg

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Auf einer schon verspäteten ICE-Fahrt von Bielefeld nach Bonn hielten wir längere Zeit an einem Bahnhof auf der Strecke. Wird man für gewöhnlich eher mit »Störungen im Betriebs­ablauf« als Ursache abgespeist, hatte der Zugchef dieses Mal ein großes Mitteilungsbedürfnis. »Sehr verehrte Fahrgäste, hier eine nicht so schöne Nachricht: Beim Lokführer ist der Funk ausgefallen, und wir dürfen nicht weiterfahren. Er weiß nicht genau, wie er ihn reparieren kann. Testweise wird er deshalb gleich den Computer runterfahren, etwas warten und dann wieder hochfahren. Das ist genauso wie bei Ihrem Computer zu Hause, wenn der nicht mehr das macht, was Sie wollen. Es wird also gleich das Licht ausgehen, und die Türen können zeitweise nicht benutzt werden. Das wird mindestens zehn Minuten dauern, eher mehr.« Das Licht ging aus und wieder an, gefolgt von der Durchsage: »Verehrte Fahrgäste, es gibt im Moment leider nichts Neues. Der Lokführer versucht immer noch, die Störung zu beheben.«

Nach einer Weile fiel ihm der gerade einfahrende Intercity auf dem gegenüberliegenden Gleis nach Köln auf. Mit hektischer Stimme sagte er: »Verehrte Gäste, da steht ein IC nach Köln am anderen Bahnsteig – halten Sie ihn auf!« Einige Fahrgäste taten wie geheißen, sprangen aus ihren Sitzen und eilten zu dem Intercity. Viele andere blieben jedoch mit dem Gefühl im ICE, das Finale dieses Comedy-Programms noch nicht erlebt zu haben. Als unser Zug die Fahrt nach der Durchsage »Funk und Computer funktionieren wieder« fortsetzen konnte, sahen sie sich durch folgende Worte bestätigt: »Meine Damen und Herren, Abenteuer Eisenbahn! Es ist spannend und es bleibt spannend. Dazu in Kürze mehr.« Spätestens jetzt hatten die verbliebenen Fahrgäste Bücher und Zeitschriften beiseitegelegt und warteten äußerst amüsiert und gespannt darauf, wie es nach diesem Cliffhanger wohl weitergehen würde. Wenige Minuten vor der Ankunft in Köln kam die Auflösung: »Verehrte Fahrgäste, in Köln endet heute außerplanmäßig diese Zugfahrt. Der Grund: besagter Computer beim Lokführer. Im Namen der Deutschen Bahn und des Computers bitte ich vielmals um Entschuldigung.« Nach Ankunft wurden wir noch freundlichst verabschiedet. Im Gegensatz zu früheren ähnlichen Erfahrungen stiegen die meisten Fahrgäste mit einem Lächeln aus dem Zug.

Henrik Segelhorst, Bonn