Vertrackte Versprecher:
»Probieren Sie die alkoholfreie Erfrischungsfrikadelle!«
Ein unbestrittener Meister des unglücklichen Versprechers ist CSU-Mann Edmund Stoiber. Einmal gab er zu, dass er in seinem Garten gerne mal »eine Blume hinrichte«. Ein andermal wollte er mit einer Rede die »gludernde Lod« bei seinen Parteikollegen entfachen und fand auch in zwei weiteren Versuchen (»gludernde Flut«, »lodernde Flut«) nicht die gesuchten Wörter. Seine berühmteste Pannenrede handelte jedoch von der in München geplanten Transrapid-Strecke vom Hauptbahnhof zum Flughafen. Ein Auszug im Wortlaut: »Wenn Sie vom Flug … äh vom Hauptbahnhof starten – Sie steigen in den Hauptbahnhof ein, Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen, an den Flughafen Franz Josef Strauß, dann starten Sie praktisch hier am Hauptbahnhof in München – das bedeutet natürlich, dass der Hauptbahnhof im Grunde genommen näher an Bayern, an die bayerischen Städte heranwächst, weil das ja klar ist, weil aus dem Hauptbahnhof viele Linien aus Bayern zusammenlaufen.«
Was er damit genau sagen wollte, ist bis heute ungeklärt. Ebenso wie die Frage, ob Stoiber mit dieser misslungenen Werberede eine Mitschuld daran trug, dass das Transrapid-Projekt schließlich scheiterte. Oder die Frage, ob es Zufall ist, dass diese Kommunikationspanne im Zusammenhang mit einem Bahnprojekt stand. Klar ist zumindest: Verbale Entgleisungen aller Art sind in Gleisfahrzeugen und Bahnhöfen keine Seltenheit – das beweisen die folgenden Anekdoten.
Auf einer Zugfahrt im Regionalexpress aus Hannover wollte der Schaffner kurz vor Einfahrt in den Bremer Hauptbahnhof die Anschlussverbindungen durchsagen. Anstatt mit »Verehrte Fahrgäste« wurden wir zu unserer großen Freude mit »Verehrte Fahrgleise« angesprochen. Erst zwei, drei Sekunden später bemerkte der Schaffner das Malheur und brach die Ansage vor Lachen ab. Einen zweiten Versuch gab es nicht.
Carsten Binnewies
Als Telefone in Zügen der Deutschen Bundesbahn noch neu waren, habe ich einmal folgende Durchsage gehört: »Sehr geehrte Fahrgäste, an Bord dieses Intercitys befindet sich ein Selbstwähltelefon, von dem aus Sie Selbstgespräche ins In- und Ausland führen können.«
Urs von Freydorf, Bonn
Folgende Durchsage war in einem ICE von Hamburg nach Berlin zu hören: »Verehrte Fahrgäste, aus aktuellem Anlass folgender Hinweis: Dieser ICE ist ein Nichtraucherzug. Das gilt auch für die Toiletten. Wir haben da nämlich Kameras … äh … Rauchmelder.«
Heiko Adam, Hamburg
Durchsage im Jahr 2010: »In Kürze erreichen wir die Bundeshauptstadt Bonn.«
Stefan Ritter, Köln
Auf der Strecke Oldenburg-Wilhelmshaven machte der Lokführer folgende Durchsage: »Aufgrund eines auf den Gleisen stehenden Lkw verzögert sich die Weiterfahrt um ein paar Minuten.« Ein Knistern war zu hören, dann ganz leise: »Der Idiot … wo hat der denn bitte seinen Führerschein her? Tja, klar, und jetzt auch noch dämlich grinsen und winken – so einer sollte nicht mehr in den Straßenverkehr gelassen werden … Oh, verdammt!!!« Dann wieder deutlich lauter: »Es tut mir leid, dass Sie diese Unterhaltung mit anhören mussten, wir sind nun bereit zur Weiterfahrt!« Der Lokführer hatte vergessen, das Mikro auszustellen.
Maureen Wreg
Im Intercity von Karlsruhe Richtung Nürnberg, sehr früh am Morgen. Der noch müde wirkende Zugbegleiter informierte die Reisenden per Durchsage über das kulinarische Angebot: »Unser Bordbistro bietet Ihnen heute: eine alkoholfreie Erfrischungsfrikadelle mit … äh … ein alkoholfreies Erfrischungsgetränk mit Frikadelle!«
Moritz Schwering, Albersweiler
An einem Sonntagabend, an dem Bauarbeiten auf der Strecke von Kassel nach Frankfurt stattfanden, sagte der Zugbegleiter Folgendes: »Sehr geehrte Fahrgäste! Ab jetzt sind keine planmäßigen Verspätungen mehr eingeplant!«
Marcel Leßmann
Ansage des Zugchefs: »Unser Personal im Bordrestaurant würde sich gerne auf Sie freuen.«
Frank Muschalle, Berlin
Einen schönen Versprecher habe ich im ICE auf der Fahrt von Basel nach Hannover erlebt. Es war schon nach 23 Uhr und dunkel. Ich döste vor mich hin, als ich folgende Ansage des Zugchefs hörte: »Sehr verehrte Fahrgäste, in wenigen Minuten erreichen wir Berlin Hauptbahnhof.« Mein Puls schnellte auf 180, mein Kopf ruckte zum Fenster. Dann kam der Rest der Ansage: »Entschuldigung, Hannover Hauptbahnhof.« Ich war jetzt jedenfalls hellwach.
Tim Groth, Braunschweig
Gerade war neu eingeführt worden, dass ein Zugmitarbeiter vor dem Aussteigen ansagt, auf welcher Seite der Bahnsteig ist. Da kam kurz vor Düsseldorf folgende Durchsage: »Nächster Halt Düsseldorf Hauptbahnhof. Zum Aussteigen benutzen Sie bitte die Türen …« Sehr lange Pause, Gelächter im Zug, erst dann ging es weiter: »… auf der rechten Seite.«
Jan Meese, Wuppertal
Im Intercity von Stuttgart nach Köln knackte der Lautsprecher. Dann folgte eine Durchsage in sehr bedeutsamem Tonfall: »Achtung, Achtung! Im Speisewagen sind zurzeit alle Sitze beplätzt.«
Thomas Heinrich, Wien
Kurz vor Karlsruhe in einem Zug mit halbstündiger Verspätung kam die Durchsage: »Wir bitten die Entspätung zu verschuldigen!«
Wolfgang Rieger, Freiburg
Ich steckte einmal eine Stunde mit dem ICE irgendwo in der Pampa fest. Es ging nichts voran, und es gab auch keine Prognose. Dafür gab es eine Durchsage, die selbst den grimmigsten Reisenden ein Lächeln entlockte – das ist wahre Meisterschaft. »Sehr geehrte Fahrgäste, aufgrund einer Streckensperrung hat unser Zug momentan eine Verspätung von circa einer Stunde. Die Weiterfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Wir bitten Sie, das zu bedauern.« Kurz danach wurde die Bar geöffnet, und es gab alkoholfreie Getränke auf Kosten des Hauses.
Michael Bieligk
Mein Lieblingsversprecher, damals bei der Einfahrt in den Bahnhof Erlangen: »Verehrte Fahrgäste, in Kürze erlangen wir …« Der Rest ging in einem Lachanfall unter.
Tobias Kipp, Gilching
Ich saß an einem schönen Sommertag in einem Regionalzug aus Oranienburg in Richtung Süden. Der Zug näherte sich dem Berliner Hauptbahnhof, da ertönte folgende Ansage: »Sehr geehrte Damen und Herren, in Kürze erreichen wir den Bahnhof Potsdamer Platz … ähhh … ach, Scheiße, wo sind wir denn jetzt?! So wird das hier nichts!« Der Bahnhof Potsdamer Platz kommt wohlgemerkt nach dem Hauptbahnhof. Die Ansage jedenfalls brach abrupt ab, kurz darauf meldete sich der Zugchef erneut: »So, sehr geehrte Damen und Herren, wir erreichen in Kürze natürlich Berlin Hauptbahnhof und nicht Potsdamer Platz. Ich würde Ihnen auch gerne sagen, an welche Züge Sie dort Anschluss haben, aber mein Handy will nicht mehr, und meine Liste, von der ich jetzt ablesen könnte, finde ich nicht. Im Namen der Deutschen Bahn wünsche ich allen Fahrgästen, die am Hauptbahnhof um- oder aussteigen, eine gute Weiterreise und einen schönen Tag!« Ich konnte mich, wie einige andere Fahrgäste auch, kaum noch vor Lachen halten.
Peter Ley, Berlin
Die schönste Durchsage, die ich je erlebt habe: »Wir begrüßen die zugestiegenen Fahrscheine!«
Ralph Piotrowski, Berlin
Einmal herrschte auf dem Bahnhof Rosenheim Chaos: Regionalzüge fuhren nicht, aber ein Intercity. Die Zentrale in Frankfurt genehmigte, dass auch Passagiere mit Nahverkehrstickets auf den IC ausweichen durften, Abfahrt sei in wenigen Minuten auf Gleis 4. Als wir am Bahnsteig ankamen, wurde der Zug sogleich per halbverständlicher Lautsprecherdurchsage angekündigt: »Es fährt ein der Intercity aus München – auf Gleis 3.« Wie, auf Gleis 3? Es hieß doch Gleis 4. Einige Leute rannten schon in die Unterführung, um zum anderen Bahnsteig zu gelangen. Doch dann kam die Erleuchtung per wiederholter Lautsprecherdurchsage: Der Sprecher meinte nicht »auf Gleis 3«, sondern »aufpreisfrei«.
Martin Schweinberger, Traunstein
Auf einer Fahrt im ICE von Hamburg nach Göttingen hörte ich nach Verlassen des Bahnhofs Hannover folgende Durchsage: »Liebe Reisende, soeben ist unser Snackverkäufer zugestiegen. Er bietet Ihnen nun Sex und heiße Getränke. Unsere Gäste in der ersten Klasse werden auch direkt am Platz bedient.« Schweigen im vollbesetzten Abteil. Ich prustete verhalten los. Alle schauten sich um: Haben wir das richtig verstanden? Dann brach ein Lachsturm los. Kurz darauf kam die Schaffnerin ins Abteil. Wir hatten uns noch nicht beruhigt, und ich konnte mir den anerkennenden Hinweis auf das deutlich erweiterte Serviceangebot bei der Bahn nicht verkneifen. »Also habe ich doch richtig gehört«, sagte die Schaffnerin und ergänzte: »Ich möchte Sie dann aber bitten, in die erste Klasse zu wechseln, dort haben wir mehr Personal. Ich schaffe das hier nicht allein. Gern kann ich Ihnen dazu ein Upgrade verkaufen.« Das war richtig schlagfertig.
Thomas Seidel, Hamburg
Sehr nett war eine Durchsage im Intercity aus Amsterdam bei der Ankunft am Abend in Hannover: »Wir verabschieden uns von allen Vorwürfen – ähhh – von allen Fahrgästen, die in Hannover aussteigen.«
Eduard Interwies, Berlin
Sehr häufig waren auf der Strecke von Bonn nach Düsseldorf, die ich jahrzehntelang regelmäßig fuhr, Ansagen über Anschlusszüge zu hören, die in »Liege« – deutsch ausgesprochen – halten. Hat eine Zeit gedauert, bis ich kapiert habe, dass das französische »Liège« (Lüttich) gemeint war.
Urs von Freydorf, Bonn
Im Sommer 2010 saß ich im Regionalexpress von Gifhorn nach Wolfsburg. Der Schaffner kündigte an, dass wir in wenigen Minuten Wolfsburg Hauptbahnhof erreichen. »Dort haben Sie Anschluss an einen Intercity nach … [Pause]Tschetschenien.« Ich staunte zunächst nicht schlecht über diesen Ausbau der Streckenverbindungen – tatsächlich gemeint war aber der polnische Name von Stettin, Szczecin.
Frank Muschalle, Berlin
Durchsage an einem Sonntagabend im Frühjahr 2011 im Intercity von Münster nach Frankfurt, kurz vor der Einfahrt in Köln: »Verehrte Fahrgäste, wir erreichen in Kürze den Hauptbahnhof Köln mit einer Verspätung von fünf Minuten. Sie erreichen jedoch alle Ihre Anschlusszüge. Wir bitten, dies zu entschuldigen.«
Karl-Dietrich Leonhard, Rheine
Eine Bahnfahrt von Köln nach Bremen mit dem Intercity am Donnerstag vor Ostern. Der Zug war sehr voll, und viele Reisende standen in den Gängen. Ansage des Schaffners: »Meine Damen und Herren, der nächste Halt ist Duisburg. Dort haben Sie Anschluss [ihm fällt auf, dass er seine Brille nicht aufhat] – und das Ganze ohne Brille – an den RE nach … [Pause] ich glaube, Bochum.« Lautes Gelächter im Zug, das merklich zur Auflockerung der Stimmung führte! Den Rest der Ansage hat er dann fehlerfrei über die Bühne gebracht.
Friederike Kunkel, Bamberg
Im Nachtzug von München nach Berlin: »Wir verabschieden uns von den Fahrgästen, die in Potsdam von uns gehen.«
Matthias Beutter, München
Vor etwa einem Jahr war ich mit drei Freunden unterwegs von Paris nach Mannheim. Während der Fahrt gab es wie so häufig einige außerplanmäßige Stopps, weshalb wir in Mannheim einige Minuten später als geplant ankamen. Kurz bevor wir unser Ziel erreichten, ertönte folgende Durchsage: »Sehr geehrte Damen und Herren, wir bedanken uns für die Verspätung und entschuldigen uns für Ihre Reise mit der Deutschen Bahn.«
Jasmin Fußer, Mannheim