Kapitel 2

Bahner mit Humor:

»Meine Dame,
ich bin der Karnevalsprinz!«

»Hallo Mädels!« Diese unkonventionelle Begrüßung entdeckten Bahnfahrer vor wenigen Jahren auf den Displays von Nahverkehrszügen in Baden-Württemberg. »Wo du wolle? Fahre Memphis!« konnten sie ebenfalls als Fahrtziel lesen, ein Zitat aus der SWR3-Kultsendung »Taxi Sharia«. Beides war beileibe kein Bug im Anzeigesystem, sondern fest in die Soft­ware programmiert. Die Sprüche konnten allerdings nur durch einen Zahlencode am Bahncomputer freigeschaltet werden und waren für Sonderfahrten und Fototermine gedacht. Wer sie aber im ­Normalbetrieb aktiviert hatte, ob es Lokführer oder Hacker waren – das konnte bis heute nicht geklärt werden. Die Deutsche Bahn hat vergeblich ­versucht, den Spaßvogel ausfindig zu machen. Ihr blieb nur übrig, alle Bordcomputer mit neuer Soft­ware zu aktualisieren. Schade eigentlich. Denn angesichts des sonst üblichen Ansagekauderwelschs in Bahnen und Bahnhöfen wäre solch humorvolle Abwechslung öfter mal willkommen.

So hatten zum Beispiel auch die Passagiere ihren Spaß, die sich im Februar 2011 ihre Wartezeit auf dem Hauptbahnhof Münster vertreiben mussten. »Bine, ich bin froh, Dich an ­meiner Seite zu haben«, tauchte unvermittelt auf der digitalen Anzeigetafel in der Bahnhofshalle auf. »Du bereicherst mein Leben!«, stand dort und: »Ich freue mich auf eine gemeinsame Zukunft mit Dir. Ich liebe Dich!!! Dein Bernd.« Diese romantische Liebeserklärung hat »Bine« nach der Einfahrt ihres Zuges empfangen. Ihr verknallter Freund konnte zuvor eine weichherzige Bahnmitarbeiterin überreden, seinen Schwur auf der Anzeigetafel aufleuchten zu lassen.

So ganz humorbefreit, wie man manchmal annehmen möchte, ist das Bahnpersonal also nicht. Wie auch Zugbegleiter, Zugchefinnen und Lokführer für Erheiterung ­ihrer Kunden gesorgt haben, erzählen die folgenden Anekdoten.

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In einem Regionalzug der Nord-Ostsee-Bahn nach Itzehoe kam die Durchsage des Lokführers: »Sehr geehrte Fahrgäste, wenn Ihnen die Zugfahrt gefallen hat, befindet sich der Ausstieg in Fahrtrichtung links. Wenn nicht, in Fahrtrichtung rechts! Vielen Dank!«

Patricia Harders, Hannover

Nach der üblichen Begrüßung ging eine Durchsage im RE von Hannover nach Bremen folgendermaßen weiter: »Darüber hinaus begrüßt Sie noch der Bordservice. Dort können Sie Snacks und Getränke in Anspruch nehmen. Wir hätten da ­beispielsweise: Haribo macht Kinder froh, Red Bull verleiht Flügel, Coca Cola enjoy your life, Fanta grüßt alle Flaschen, ­Snickers und der Hunger ist gegessen!« Er redete noch weiter und zählte wirklich sämtliche Produkte mit Slogan auf. Die Passagiere kringelten sich vor Lachen.

Muhammet Yanik, Bremen

Ein Schaffner verabschiedete sich bei der Einfahrt in München mit der Durchsage: »Wir erreichen soeben das rote Herz des tiefschwarzen Kontinents. Bitte lassen Sie weder Taschen noch Ehemänner zurück, Letztere sind immer so schwer zu ver­mitteln.«

Sophia Johler, Zürich

Eine Fahrt von Hamburg nach Lübeck. Der Zugbegleiter teilte uns über den Lautsprecher mit, dass wir bald in Lübeck seien und welche Zuganschlüsse wir hätten. Nach einer kleinen Pause fügte er noch hinzu: »Ach, übrigens, Schönheitsoperationen sind auch keine Lösung.«

Karsten Schulz, Berlin

Vor einigen Jahren am 31. Dezember im ICE kurz vor dem Zielort München: »Und jetzt die gute Nachricht. Unser Lokführer macht heute seine letzte Fahrt.« Ganz schön gemein, denn er hatte gar nichts falsch gemacht. Er sollte mit diesen netten Worten nur in den Ruhestand verabschiedet werden.

Dorothea Marx, Sondershausen

»Im Bahnhof x Ausstieg links« oder »in Stadt y Ausstieg rechts«, so kennt man die Standarddurchsagen. Im Regionalexpress bei der Einfahrt in den Essener Hauptbahnhof wich ein gutgelaunter Schaffner einmal davon ab: »In Essen befindet sich der Ausstieg an den Türen!«

Jörg Weingarten, Essen

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»Meine Damen und Herren, in Kürze erreichen wir Bremen Hauptbahnhof. Das Bordservice-Team, die Deutsche Bahn, meine Kolleginnen und ich wünschen Ihnen eine angenehme und stressfreie Weiterreise. Achten Sie auf die örtlichen Lautsprecheransagen und seien Sie vorsichtig! Überall lauern ­Taschendiebe! Für diejenigen, die zum ersten Mal in Bremen sind, kann ich Ihnen die Kneipe ›Schüttinger‹ nur empfehlen! Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!«

Muhammet Yanik, Bremen

Im Intercity von Stuttgart nach Mannheim, eine unspektakuläre Zugfahrt bei herrlichem Wetter. Einige Passagiere hatten sich beim Bahnpersonal über die circa 15-minütige Verspätung ­beschwert. Ungefähr auf halber Strecke war eine zufrieden klingende Durchsage des Zugführers zu hören: »Sehr geehrte Damen und Herren. Wenn Sie in Fahrtrichtung rechts aus dem Fenster blicken, sehen Sie die Alternative zum Reisen mit der Deutschen Bahn.« Verschlafen blickte ich aus dem Fenster und sah … einen riesigen Stau auf der Autobahn, so weit das Auge reichte.

Yaschar Kabiri, Mannheim

Durchsage im ICE von Frankfurt nach Amsterdam: »Aus gegebenem Anlass müssen wir Ihnen mitteilen, dass unsere Toiletten nicht paarungsgeeignet sind. Wir bitten Sie, dies zu berücksichtigen.«

Fabian Brüggemann, Düsseldorf

Auf der Fahrt von München nach Berlin sagte der Lokführer: »Könnten die Kollegen der Saft- und Brötchen-Abteilung bitte mal nach ganz vorne kommen? Meine Frau hat vergessen, mir etwas einzupacken, und ich habe Hunger! Danke.« Das ganze Abteil lag am Boden vor Lachen!

Alexander Pat, Berlin

Ich saß abends um 23 Uhr in einem »Partyzug« von Hamm nach Münster, er fuhr mit einem spürbaren Ruckeln an. Bei den Fahrgästen sorgte das für ungläubige Blicke und einiges Gelächter, weil der Zug für einige Zeit im Hoppelmodus unterwegs war. Irgendwann folgte die Durchsage des Lokführers: »Verehrte Bahnreisende, bitte entschuldigen Sie den merkwürdigen Fahrstil, ich versuche, einige Jugendliche abzuschütteln!«

Karsten Berlin, Münster

Am letzten Samstag des Oktoberfestes, morgens um sieben im Zug zwischen Ulm und München. Als ich in Augsburg einstieg, hätten die Waggons nicht voller sein können, die Luft roch stark nach Alkohol. Diese Durchsage des Personals löste größte Erheiterung aus: »Rauchen ist im Zug leider verboten, trinken können Sie, so viel Sie wollen – genießen Sie das ­Leben in vollen Zügen!«

Brigitte Hoernle, Augsburg

Durchsage in einem Regionalexpress: »Moin, Moin! Ist zufällig ein Polizist oder ein Soldat in diesem Zug anwesend? Ich würde Sie dringend bitten, nach ganz vorne zu kommen. Und vergessen Sie Ihre Dienstwaffe nicht, es ist wichtig!« Alle Passa­giere schauen sich verdutzt an. Fünf Minuten später dann: »Ich kann Sie beruhigen, meine Damen und Herren, es ist nichts passiert. Mein Kollege hat dank meiner Durchsage vorhin lediglich eine Wette verloren und muss jetzt meine Schicht übernehmen. Schönen Tag noch!«

Muhammet Yanik, Bremen

An Karneval fuhr ich abends mit dem ICE von Frankfurt nach Köln. Kurz vor dem Ziel ertönte folgende lokalpatriotische Ansage im besten Kölsch: »Meine lieben Fahrgäste, in wenigen Minuten haben wir Einfahrt in Köln Hauptbahnhof. Köln ist die Hauptstadt des Frohsinns und Zentrum des rheinländischen Karnevals. Wir begrüßen alle Gäste im schönen Kölle und wünschen eine lustige Zeit. Fahrgäste mit dem Reiseziel … (längere Sprechpause von fünf Sekunden) … Düsseldorf können ihre Reise von Gleis 3 fortsetzen – wenn’s wirklich sein muss.« Das hat selbst bei den seriösesten und schweigsamsten Businessreisenden größte Erheiterung ausgelöst.

Magnus Thurn, Hürth

Nach einem Stopp auf offener Strecke sieht man einen Lokführer mit ratloser Miene neben dem Zug auf den Gleisen hin und her gehen. Darauf die nicht sehr beruhigende, aber durchaus erheiternde Durchsage: »Bitte entschuldigen Sie den außerplanmäßigen Halt, der Lokführer hat eine Störung!« Wir haben es alle geglaubt!

Christiane Hirsch, Wiesbaden

Ich bin Berufspendler und fahre seit drei Jahren jeden Tag aus dem schönen Hamburg nach Hannover und zurück. An einem Freitagabend, kurz vor Hamburg gegen null Uhr, kam über den Lautsprecher die Information, dass wir nun in Kürze den Hauptbahnhof erreichen würden. Doch diese Ansage endete nicht mit dem klassischen »Sänk ju for träweling«, sondern mit der erstklassig in reinstem Hamburgisch vorgetragenen ­ersten Strophe von Heidi Kabels »In Hamburch sacht man tschüs«. Die wenigen Gäste im Abteil quittierten die Gesangseinlage des Zugchefs mit Applaus. Wären doch bloß mehr Mitarbeiter der Bahn so spontan und witzig!

Avelino Rodriguez Gallegos, Hamburg

Es war vor etwa zehn Jahren bei einer Fahrt im ICE von München nach Stuttgart, am Samstag vor dem vierten Advent, abends gegen 22 Uhr. Kurz hinter Ulm – es war noch viel zu früh für die Ansage, dass der Zug bald Stuttgart erreicht – meldete sich plötzlich der Zugchef über die Lautsprecher. Und las seinen wenigen Gästen ein Weihnachtsgedicht vor, das Gedicht von dem Tannenbäumchen, das so gerne Blätter gehabt hätte. Immer wenn Geschichten von unfreundlichem Zugpersonal, von unverständlichen Ausfällen, kaputten Automaten und anderen Unzulänglichkeiten erzählt werden, schildern wir dieses Erlebnis, für das wir dem damaligen Zugchef heute noch dankbar sind.

Siegfried Haag, Sachsenheim

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Mein Bruder ist Lokführer, hat einen großartigen Sinn für ­Humor und vertreibt sich auf vielen einsamen Schichten damit die Zeit. Zum Beispiel so: Manchmal muss er außerplanmäßig auf dem Bahnhof kleinerer Ortschaften anhalten. Er öffnet dann das Fenster oder die Tür und fragt wartende Leute auf dem Bahnsteig: »Entschuldigen Sie, aber ich glaube, ich habe mich verfahren – wo geht es denn hier nach München?« Er schwört Stein und Bein, dass die Menschen ihm meistens sehr hilfsbereit die Richtung erklären!

Heike Vogt, London, Großbritannien

»Meine sehr verehrten Damen und Herren, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass der Kollege, der heute die Fahrkartenkontrolle machen sollte, kurzfristig abgesprungen ist. Ich weiß, das stört Sie nicht im Geringsten. Eigentlich wollte ich Sie daher nur bitten, nicht alle Bekannten und Freunde anzurufen – sonst ist unser Zug schnell überlastet.«

Muhammet Yanik, Bremen

Auf einer ICE-Fahrt von Bielefeld nach Bonn an einem Sonntagabend wurde ich kurz vor dem Erreichen des Zieles Zeuge folgender großartiger Durchsage »Sehr geehrte Damen und Herren, zur völligen Überraschung des Zugchefs und des gesamten Zugteams erreichen wir unseren Zielbahnhof Bonn heute voraussichtlich sieben Minuten zu früh. Wir entschuldigen uns für die unnötige Hektik!«

Marc Müllner, Bonn

Einfahrt mit dem Regionalexpress um 7 Uhr in den Bahnhof Nürnberg. Statt der obligatorisch gelangweilten Durchsage des Zugbegleiters kam das Lied »Guten Morgen, Sonnenschein« von Nana Mouskouri aus dem Lautsprecher. Danach meldete sich ein überschwänglicher Schaffner: »So, und jetzt aufstehen. Es wartet ein wunderschöner Tag auf Sie, genießen Sie ihn!« Das war eine willkommene Abwechslung.

Bernd Simmet

Im Intercity über Münster nach Hamburg meldete sich der Zugführer unterwegs mit dem Hinweis, dass in diesem Zug das Rauchen nicht erlaubt sei. Dann sagte er: »Das Rauchverbot gilt auch für den Gang vor den Abteilen. Sollte jemand an Bord sein, der die knapp zwei Stunden bis Hamburg nicht mehr ohne Zigarette aushält, so kann er gerne die kurzen Stopps oder die Dachterrasse benutzen. Sollte dennoch jemand meinen, weiterhin im Zug rauchen zu können, so ist es kein Problem, am nächsten Regionalbahnhof zu halten. Mit den Regionalzügen sind Sie wahrscheinlich bis Mitternacht in Hamburg und haben bei den zahlreichen Stopps reichlich Zeit zum Rauchen.«

Wolfgang Hamann, Bocholt

In einer Regionalbahn von Dresden nach Hof hatte ich es mit einem äußerst humorvollen Zugbegleiter zu tun. Der traditionell völlig überfüllte Zug hatte Plauen bereits verlassen und steuerte gerade Hof an, als folgende Durchsage in breitestem Bairisch ertönte: »Sehr geehrte Reisende, Sie verlassen jetzt die Bundesrepublik Deutschland. Herzlich willkommen in ­Bayern. Bitte halten Sie Pässe und Fahrkarten griffbereit.« Das folgende Gelächter machte die Enge bis zur Endstation etwas erträg­licher.

Gregor B., Köln

Im Regionalzug »Metronom« von Hamburg nach Uelzen. Kurz vor Uelzen kommt die Durchsage des Zugchefs mit den Anschlussmöglichkeiten. Als diese beendet ist, hört man eine weitere Stimme: »Der Ausstieg befindet sich in Fahrtrichtung links.« Darauf der Zugchef: »Und das war unser Lokführer, der hat zu Hause nix zu sagen, also will er hier immer das letzte Wort haben.« »Genau.«

Carola Schmidt, Hannover

Im Regionalzug zwischen Hamburg und Lüneburg ertönen plötzlich rauschende, knackende Geräusche wie beim Funkverkehr aus den Bordlautsprechern. Der Lokführer meldet sich: »Hier noch eine kleine Durchsage aus dem Cockpit. Wir befinden uns im Landeanflug auf Winsen. Unsere Reise­geschwindigkeit beträgt 160 km/h, und wir hoffen, dass Sie sich an Bord des Metronom wohl fühlen. Wenn Sie links aus dem Fenster schauen, sehen Sie das Winsener Schloss, rechts sehen Sie das Gelände der Bundesgartenschau. Wir verringern nun unsere Reisegeschwindigkeit und beginnen mit der Anfahrt auf die Haltestelle Winsen. Allen aussteigenden Fahr­gästen wünschen wir einen schönen Tag und sagen bye-bye.« Ich blickte sofort rechts und links aus dem Fenster, aber außer Bäumen an der Bahnstrecke war nichts von den angekündigten Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Doch dann fiel mir ein: Das kann man natürlich nur sehen, wenn man mit dem Flugzeug unterwegs ist – so wie der Lokführer.

Steffen Persiel, Hamburg

Auf dem Weg von Hamburg nach Bremen im »Metronom« sagte der Zugführer: »Sehr geehrte Damen und Herren, zu ­Ihrer Rechten werden Sie gleich Zeuge eines seltenen ­Naturschauspiels: Wir werden einen ICE der Deutschen Bahn AG überholen!«

Henning Rüpke, Bremen

Eine Zugfahrt am Abend; es ist der Heimweg von der Arbeit und zudem Montag. Ein Kontrolleur läuft durch die Gänge und sagt mit lauter Stimme und freundlicher Mimik: »Werte Damen und Herren, ich bitte Sie – ich weiß, es ist spät nach Feierabend –, Ihre Fahrkarte herauszukramen.« Ich zeigte ihm keine Monatskarte wie die meisten anderen, sondern einen Einzelfahrschein. »Oh, das sieht man aber sehr selten, vielen Dank, der Herr!«, war seine Reaktion. Dann sagte er zu den anderen Passagieren: »Auch Ihre Fahrkarten werde ich sehen müssen.« Darauf ein weiblicher Gast: »Ach, Sie sind der Kontrolleur?« Seine Antwort: »Nein, meine Dame, ich bin der ­Karnevalsprinz und auf der Suche nach meiner Prinzessin!« Wir haben alle herzlich gelacht! Mein Dank an den Zugbegleiter, denn alle waren wieder munter und werden diese Fahrt nicht vergessen.

Christian Geppert, Spalt

Irgendwann im Dezember wollte ich in Northeim nach der Schule in den Zug einsteigen. Wie immer war ich natürlich zu faul, um ans Ende oder an den Anfang des Zuges zu gehen, andere Schüler dachten offensichtlich genauso. Das Einsteigen dauerte nun eine Weile, da sich alle an einer Tür drängelten. Daraufhin der Schaffner: »Wir sind kein Adventskalender, hier dürft ihr mehrere Türen gleichzeitig öffnen!«

Arne Teschner, Ismaning

Ich saß im Intercity von Rostock nach Leipzig, als ich kurz hinter Schwerin die folgende Durchsage hörte: »An den Zugbegleiter: Bring mal ’nen Kaffee mit!«

Jana Haake

Auf der morgendlichen Fahrt zu meiner Fachhochschule in Köln war zwei Minuten vor Ankunft am Hauptbahnhof über Lautsprecher zu hören: »Achtung, Achtung, eine dringende Durchsage!« Alle Gespräche im Waggon verstummten, aber nichts geschah. Dann erneut: »Achtung, Achtung, eine dringende Durchsage!« Totale Ruhe im Zug. Man blickte sich nervös an, während der Zug weiter gen Hauptbahnhof rollte. Wieder eine Durchsage: »Achtung!« Nervöses Getuschel unter den Fahrgästen, auch ich war inzwischen angespannt. Der Zug hielt, und jetzt war zu hören: »Und wieder ist ein Zug der Deutschen Bahn pünktlich in Köln angekommen!« Der ganze Waggon war am Lachen.

Andreas Decker, Düsseldorf

Auf dem Weg im ICE von Köln nach Frankfurt auf der wunderschönen Rheinstrecke sah unser Schaffner nicht nur Rudi Völler verblüffend ähnlich, er war auch eine wahre rheinische Frohnatur. Kurz hinter Koblenz rauschte er in unser Großraumabteil mit der Frage: »Hier noch jemand zugestiegen? Und wenn ja, warum?« Und da behaupte noch mal ­jemand, die Deutsche Bahn habe kein Interesse an ihren Fahrgästen!

Marion Müller-Klausch, Hamburg

Im Intercity von Köln nach Hamburg an einem Samstag im September 2010. »Um den Betriebsablauf nicht nachhaltig zu stören, bitten wir Sie, auf der rechten Seite auszusteigen«, sagte der Zugführer, und einige Zeit später: »Wir haben Bremen Hauptbahnhof drei Minuten früher erreicht als beabsichtigt. Auch das gibt es bei der Deutschen Bahn. Bitte denken Sie bei der nächsten Verspätung daran, dass die DB AG drei Minuten guthat.«

Kai-Uwe Henker, Köln

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Täglich pendelte ich von Markelsheim im Taubertal nach Crailsheim mit der Westfrankenbahn. Einmal hielt mein Zug kurz vor meinem Heimatbahnhof und blieb ein paar Minuten auf freier Strecke stehen. Als es mir zu lange dauerte, ging ich nach vorne. Da stieg der Lokführer gerade mit einer Tüte ­voller Nüsse wieder ein und sagte: »Jetzt fahre ich jeden Tag an diesem vollen Nussbaum vorbei. Keiner pflückt die Dinger. Da habe ich jetzt nicht widerstehen können.« Sprach’s und fuhr die paar hundert Meter bis nach Markelsheim weiter. Ich habe mich lediglich geärgert, dass ich seine Absicht nicht kannte. Ich ­hätte mir auch gerne ein paar Nüsse gepflückt!

Konrad Schneider, Markelsheim

Nachdem unser defekter Zug sich mit letzter Kraft in den Bahnhof Fürth geschleppt und alle Gäste in den regnerischen Tag entlassen hatte, kam nach 45 Minuten ein Ersatzzug. Auf den Displays in den Wagen, die ansonsten über Geschwindigkeit und Fahrkartenangebote informieren, wurden wir mit der Meldung begrüßt: »Aus die Maus.« Ich habe das zuerst für einen Scherz gehalten, der die kurze Zeit bis zur nächsten wichtigen Information überbrücken sollte. Nach einiger Zeit wurde mir jedoch klar, dass das Zynismus war, den ein verzweifelter Mitarbeiter nicht für sich behalten konnte.

Frank Weisel, Eichenau

Bei einer Fahrt am Faschingsdienstag 2007 von Würzburg nach Stuttgart hatte der Zugchef wohl Karnevalslaune. Waren die Ansagen anfangs noch deutlich zu verstehen, änderte sich das nach jedem Stopp. Nach Osterburken folgte einer kaum noch verständlichen Durchsage das erste »Helau«. Die Ansagen begann er nun nach jeder Station lauter und fröhlicher mit »Helau« und beendete sie nach einigen unverständlichen Sätzen mit einem erneuten »Helau«. Kurz vor Stuttgart bedankte sich der Zugchef für die Fahrt mit der »Deutschen Dampfbahn« und verabschiedete die Gäste mit einem kräftigen dreifachen ­»Helau«. Das war die netteste Zugfahrt auf einer der schlimms­ten Rumpelstrecken der Deutschen Bahn.

Burkhard Tuchert, Heidelberg

Eines Morgens begrüßte ein S-Bahn-Fahrer in München alle Mitreisenden mit diesen Worten: »Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen an Bord dieser S5 von Ebersberg nach Herrsching. Nun zu den Sicherheitshinweisen: Im Falle eines Druckverlustes fallen automatisch Sauerstoffmasken aus der Decke über Ihnen. Im Falle einer Notwasserung befinden sich Schwimmwesten unter Ihren Sitzen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich wünsche Ihnen eine schöne Fahrt mit uns.« Den genauen Wortlaut habe ich nicht mehr im Kopf, aber es war eine abgekürzte Version der typischen Flugzeug-Sicherheitsinstruktionen. Die Fahrgäste fanden das so früh am Morgen total witzig. Es wurde sogar geklatscht – wie in einem Ferienflieger.

Alexander Bogensperger, Ebersberg