Grüß Gott, Herr Pfarrer. Ich hab Sie nicht engagiert. Ist das Kleid von Armani? Ich trage Bademantel, unfreiwillig. Hoffentlich stört das Ihre Andacht nicht.

Das Glöcklein bimmelt. Punktum. Jetzt geht’s los.

Wer ist die blonde Frau? Gar nicht so unhübsch? Kenne ich die? Nööö. Was macht die beim Klavier? Wer ist der Mann am Klavier? Lieber Gott, spreng mich sofort in die Luft und die ganz Bude auch! Das ist die größte Sauerei, die sich ein Teufel ausdenken kann. Hirn, schalt endlich ab!!!

„Kennst du den am Klavier, Kuzmany?“

„Klar, Chef. Das ist der verrückte Klavierspieler aus der Wohnung über der vom Klinger.“

„Und sie?“

„Keine Ahnung, irgendeine von seinen Singamseln.“

„Das ‚Ave Maria’. Puh, die muss noch üben! Meinst du nicht auch, Kuzmany?“

„Das kann meine Mutter besser! Die ist im Kirchenchor und manchmal singt sie auch Solo, bei einer Hochzeit oder zu Weihnachten. Viel schöner als die!“

„Hat das die Halbschwester eingefädelt?“

„Garantiert!“

„Was hat der Pfarrer gesagt?“

„Aus der Tiefe, Herr, rufen wir nach dir. Und das andere habe ich vergessen. War nichts Wichtiges.“

„Dass er ein Sünder war und dass wir für die Vergebung seiner Sünden beten sollen. Oder so ähnlich.“

„Ach ja, dass er seinen Weg im Leben nicht gefunden hat. Und dass Gott ihm jetzt den Weg weisen wird.“

„Nichts über seinen Beruf? Dass er ein Schriftsteller war?“ „Nichts, Chef. Nur, dass ihn das Leben auch auf die Schattenseiten geführt hat.“

„Das ist aber auch nicht fair! Was kommt jetzt?“

„Das Vaterunser.“

„Ich bete nicht mit. Aus Protest!“

„Ich auch nicht.“

„Das Lied geht schon irgendwie nahe, auch wenn es so mies gesungen wird, oder?“

„Ich hasse ‚Time to say goodbye’. Seit der Verabschiedung von meinem Bruder. Er ist nur 37 geworden.“

„Tut mir leid, Kuzmany. Edith. Echt.“

„Danke, Chef.“

„Das war’s dann, oder?“

„Der Pfarrer ist jedenfalls weg.“

„Gut, dann schnappen wir uns den Herrn Wolf und die liebe Frau Klinger.“

„Pardon … “

„Ach, die Polizei. Nett, dass Sie auch gekommen sind!“ „Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, ich muss nur die Musiker bezahlen.“

„Kuzmany, geh mit!“

„Ja, so ist das Leben. Jetzt ist alles vorbei.“

„Noch nicht ganz, Frau Klinger.“

„Klar, Herr Kommissar, die Wohnung entrümpeln. Das machen wir morgen, der Wolf und ich.“

„Entrümpeln?“

„Oder sollen wir die Wohnung anzünden?“

„Lieber nicht. Haben Sie das Sparbuch oder der Herr Wolf?“

„Was meinen Sie, Herr Kommissar?“

„Ob Sie das Sparbuch haben oder er.“

„Sparbuch?“

„Tamara.“

„Woher wissen Sie … “

„Also wer hat es jetzt?“

„Keine Ahnung.“

„Würden Sie bitte die Handtasche öffnen?“

„Wolf, komm. Es gibt Probleme!“

„Was ist los?“

„Geben Sie mir das Sparbuch. Sie kennen ja nicht einmal das Losungswort.“

„Welches Sparbuch?“

„Das Sie bei Ihrem Einbruch in Klingers Wohnung gestohlen haben!“

„Okay. Das geht sowieso in den Nachlass. Und da ich die einzige Erbin bin … “

„Frau Klinger. Für Einbruch in eine polizeilich versiegelte Wohnung gibt es Haftstrafe, ein paar Monate mindestens. Das gilt natürlich für Sie beide. Und dann kommt dazu der Versuch, eine Bank durch Vorspiegelung falscher Tatsachen zu betrügen. Auch nicht schlecht.“

„Was machen wir jetzt. Ich will das Geld gar nicht.“

„Ich auch nicht, Herr Kommissar.“

„Ja, dann geben Sie uns das Sparbuch.“

„Und die Sache ist gegessen?“

„Das wäre schon möglich.“

„Und die 10.000?“

„Welche 10.000, Frau Klinger?“

„Schon gut. Hier ist das Sparbuch. Adieu.“