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G arrett kam am nächsten Abend gegen elf Uhr im Hotel an. Während er durch das Foyer lief, fielen ihm direkt die Neuerungen im Dekor ins Auge, die seit seinem letzten Besuch vorgenommen worden waren. Die meisten waren offensichtlich: neue Fußböden, frische Farbe, modernere Möbel.

Er ging zur Rezeption und ließ seine Tasche neben sich auf den Boden fallen. Er schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es unwahrscheinlich war, dass der Geschäftsführer, der hier immer noch vorläufig das Sagen hatte, oder das Mädchen, dem er auflauern wollte, um 23.15 Uhr immer noch da waren. Nur das Nachtpersonal war noch anwesend. Er musste seine Ungeduld, die durch diese erneute Verzögerung noch stärker wuchs, irgendwie zügeln. Eigentlich hätte er von einem Jetlag geplagt sein müssen, doch er hatte keinen. Da er einen Privatbereich in einem der neuen Emirates-Flugzeuge hatte, hatte er dort geschlafen wie ein Baby. Und jetzt konnte er es kaum erwarten, das gesichtslose Mädchen aus seinen Fantasien endlich zu sehen.

Während er eincheckte, schaute er sich um. Die Bar war bereits geschlossen, ebenso das hoteleigene Restaurant. Ein Hausmeister schob unauffällig einen Rollwagen den Gang neben den Aufzügen entlang. Er presste seine Lippen zusammen und dachte darüber nach, wie er nun am besten seine angesammelte Energie aufbrauchen könnte. Denn tat er das nicht, würde er die ganze Nacht wach in seinem Bett liegen und am nächsten Tag komplett am Arsch sein.

* * *

Maria schwamm gerade ihre neunte Bahn, machte eine Wende unter Wasser und stieß sich ein weiteres Mal von der Beckenwand ab, um ihre restlichen Energiereserven in ihre letzte Bahn zu stecken. Ihre Oberschenkel brannten, ihr Bizeps schrie, doch ihr Frustrationslevel war leider immer noch jenseits des Erträglichen.

Sie war mit ihrem Intensivtraining zwar noch nicht fertig, wusste aber jetzt schon, dass es ihr nicht geholfen hatte. Gar nicht, nicht ein verdammtes bisschen.

Sie war einfach zu wütend, um sich beruhigen zu können. Es gab ein Wort für das, was ihr zugegebenermaßen sehr lebhaftes Temperament in die Stratosphäre schickte – eine Sache, die sie am meisten auf der Welt hasste … und diese Sache war Vetternwirtschaft!

Sie hasste Vetternwirtschaft … Sie hasste dieses verfluchte Wort und die Bedeutung dahinter. Vetternwirtschaft war scheiße . Vetternwirtschaft konnte sie mal am Arsch lecken. Und die Rule Corporation konnte sie genauso am Arsch lecken.

Garrett Rule , dieser Scheißkerl, konnte sie am Arsch lecken.

Mit diesem Gedanken – und weil sie keine Schwäche zeigen wollte, indem sie die Stufen aus dem Wasser benutzte – holte sie das letzte bisschen Kraft aus ihren schmerzenden Armmuskeln, das noch übrig war, und drückte sich am Beckenrand aus dem Wasser.

Sie richtete sich auf und unter ihr bildete sich langsam eine Wasserpfütze. Sie zog an ihrem Haar, das von einem Haargummi zu einem Pferdeschwanz zusammengehalten wurde, um wenigstens einen Teil des Wassers mit ihren Fingern herauszupressen, damit das Handtuch, das sie sich gleich umbinden würde, nicht ganz so durchnässt werden würde.

Ein leises Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit in dem ansonsten so ruhigen Hallenbad. Sie riss den Kopf herum und entdeckte einen Mann, der sich lässig gegen die Lehne des schmiedeeisernen Stuhls lehnte. Der Mann stand schweigend da – die Arme über der Brust verschränkt, einen Fuß über den anderen gelegt – und starrte sie an.

Normalerweise hätte sie von einem Chaos an Gefühlen durchströmt werden müssen, wobei Angst wohl das angemessenste gewesen wäre. Doch als sie die Art bemerkte, wie er sie ansah, in einem Bereich des Hotels, der für Gäste zu dieser nächtlichen Zeit tabu war, fühlte sie nur eines, weil sie es wusste . Zweifellos musste dieser Mann eine Schlüsselkarte erhalten haben, die nur besondere Mitarbeiter erhielten … so eine Schlüsselkarte, mit der man alle Türen zu jeder Zeit öffnen konnte. Sie wusste also sofort, wer er war. Und das Gefühl, das in ihr aufsprudelte und ihre Sinne übernahm, war nicht Angst, sondern Wut – das Einzige, was sie aufgrund seiner Anwesenheit gerade fühlte, war pure, ungehemmte, rasende Wut.

Während er sie mit zusammengekniffenen Augen studierte, nahm sie seine Erscheinung mit einem einzigen, allumfassenden Blick auf. Verdammt, der Wichser war umwerfend. Ein etwa ein Meter achtzig großer und muskulöser Mann, mit dunklem Haar und braunen Augen stand schweigend da und beobachtete sie, als hätte er jedes verfluchte Recht dazu.

Seine Augen fuhren immer wieder an ihrem Körper auf und ab, als gehöre sie ihm ebenso wie das Grundstück und das Gebäude, in dem sie sich befanden. Ihre Muskeln versteiften sich unwillkürlich. Den Mund zu einer straffen Linie verzogen, griff sie nach dem Handtuch und wickelte es um ihren Oberkörper, wobei ihr dunkles, nasses Haar in einem wilden Durcheinander an ihrem Rücken hinunterfiel. Scheiß drauf. Wen interessierte es? Sie war sowieso so gut wie gefeuert und es kümmerte sie einen Scheiß.

Er stand immer noch schweigend da und zog eine Augenbraue hoch, woraufhin sie ihr Kinn ein Stück anhob und das Schweigen erwiderte, das offensichtlich darauf abzielte, sie einzuschüchtern. »Ihre kleine Freundin konnte mich nicht selbst feuern? Sie musste sich Verstärkung holen?« Auf ihre Fragen hin knirschte er mit den Zähnen und eine subtile Anspannung schien in seinen Körper einzudringen, was sie jedoch nicht weiter kümmerte. Sie war furchtlos, sowohl weil sie stinksauer war als auch, weil sie den Entschluss für ihren Ausstieg schon vor einer Weile gefasst hatte. »Wissen Sie darauf keine Antwort, Herr Rule?« Sie zwang sich ein für ihn sehr offensichtlich gekünsteltes Lächeln auf die Lippen.

Als er sich vom Stuhl abstieß und ihr zwei Schritte entgegenkam, erkannte sie direkt, dass sich hinter seiner trägen Anmut eine Art Wut verbarg, die er nicht gänzlich überspielen konnte. Sie verschränkte ihre Arme um ihren Körper, als würde sie sich selbst umarmen, und hielt den Saum ihres Handtuchs fest in ihren geballten Fäusten.

Schließlich sagte er auch etwas, womit in ihr auch der allerkleinste Zweifel an seiner Identität verflogen war, denn sie erkannte seine Stimme sofort wieder. »Sind Sie deshalb plötzlich so verärgert? Ist das der Grund, wieso Sie sich auf einmal weigern, am Telefon nett zu mir zu sein? Weil Sie etwas zu der Annahme führte, Courtney sei meine Freundin?«

Bei dieser offensichtlichen und direkten Andeutung lief Maria ein Schauer über den Rücken, den sie abrupt wieder unterdrückte. Ob die andere Frau seine Freundin war oder nicht, spielte in diesem Moment keine Rolle. Ja, Maria, rede dir das ruhig weiter ein . »Ich bin über einige Dinge verärgert«, entgegnete sie wahrheitsgemäß, und versuchte dabei, seine Wut zu ignorieren und sich auf ihre Wut zu konzentrieren.

»Ist das so?« Er trat noch einen großen Schritt näher. »Was könnten das für Dinge sein?«

Maria blieb standhaft und weigerte sich, zurückzuweichen. »Warum sollte Sie das denn noch interessieren? Sie sind doch eh nur hier, um mich loszuwerden. Ich bin doch nicht dumm, ich kenne den Grund ihres plötzlichen Erscheinens.« Sie atmete tief durch, in der Hoffnung, ihr Herzschlag würde sich dadurch etwas beruhigen. Doch diese Absicht hatte sich als nicht sehr dienlich erwiesen, als sie bemerkte, wie seine Augen auf ihre sich hebenden Brüste hinabblickten. Und fuck, seine Augen waren unglaublich schön!

Sein Blick hob sich wieder zu ihrem. »Ach ja?«, fragte er in einem Tonfall, der ihr versichern sollte, dass sie keine Ahnung hatte, was er in Wahrheit dachte oder wollte. Sie ignorierte das und fuhr mit einer provokanten Stimme fort: »Jepp, ihre empfindliche kleine Freundin will mich loswerden, hat aber zu viel Angst, sich selbst darum zu kümmern.« Dies ausgesprochen, begann sie an ihrem Verstand zweifeln zu lassen.

»Nur fürs Protokoll, Courtney ist nicht meine Freundin, und sie hatte keine Angst davor, Sie rauszuschmeißen. Der einzige Grund, wieso Sie noch in diesem Hotel arbeiten, bin ich.« Die Verärgerung in seiner Stimme wandelte sich zu eisiger Verachtung. »Und Sie sind entweder total mutig oder total dumm, weil Sie es nicht erkennen.«

Hat dieses Arschloch sie gerade dumm genannt? »Oh, ich bin ganz bestimmt nicht dumm. Ich bin nicht auf diesen Job angewiesen. Ich glaube, acht Jahre meines Lebens sind genug, oder nicht?«

Es gab eine kurze Pause, bevor er fragte: »Sie arbeiten schon seit acht Jahren hier?«

»So etwas sollten Sie eigentlich wissen, wenn Sie sich auch nur halbwegs um Ihre Angestellten scheren würden.«

Er fuhr fort, ohne auf ihren verbalen Angriff einzugehen, und als hätte er jedes Recht auf ihre Gedanken. »Ich möchte wissen, was Sie so verärgert hat. Früher waren Sie, sagen wir, recht angenehm am Telefon. Doch das hatte sich schlagartig geändert.«

Sie warf ihm einen kühlen Blickt zu, unfähig, ihren Sarkasmus zurückzuhalten. »Und das hat dem armen, kleinen Jungen gar nicht gefallen, stimmt’s?«

Ein Ausdruck huschte über seine Züge, der die meisten Frauen zum Schweigen gebracht hätte, doch ihr Mut sank dadurch nur um einen Bruchteil. »Schätzchen, ich warne Sie«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Sie sollten sich in meiner Nähe lieber hüten, capisce

Sie versteifte ihr Rückgrat so sehr, bis sie das Gefühl hatte, als stecke eine Stahlstange in ihren Wirbeln. »Oder was?«

Seine Augen wurden eisig und sein Mund verformte sich zu einer straffen Linie, als er zischte: »Sie würden das also gerne herausfinden?«

Dieser Mistkerl konnte ihr keine Angst einjagen. Konnte er nicht . »Das Schlimmste, was Sie tun können, ist, mich zu feuern.«

Er fletschte die Zähne während sich seine Gesichtszüge weiter verhärteten und er ihren Blick fixierte. »So einfach würden Sie mir nicht davonkommen. Nichts daran wäre einfach für Sie, das kann ich Ihnen versprechen.«

Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, nichtsdestotrotz hob sie unbelehrbar ihr Kinn. »Sie machen mir keine Angst. Ihr verdammtes Unternehmen und Ihre zig Millionen genauso wenig. Machen Sie, was Sie wollen«, forderte sie ihn heraus.

Gerade als er einen weiteren Schritt auf sie zugehen wollte, wurde die Außentür aufgerissen, und der Nachtportier betrat das Hallenbad. Der männliche College-Student – ein Teilzeitangestellter um die zwanzig – warf ihr einen besorgten Blick zu und schaute dann nervös zu Garrett Rule, bevor er zu ihr zurückblickte. »Ja?«, fragte sie etwas zu schroff.

»Tut mir leid, dass ich störe, aber Romero Calderon ist in der Leitung und besteht darauf, mit dir zu sprechen. Tut mir leid, Maria, er scheint das mit den Zeitzonen nicht zu verstehen.«

»Kein Problem.« Sie wischte ihre nasse Handfläche am Handtuch ab, das um ihren Körper gewickelt war, und nahm das schnurlose Telefon entgegen, das der Angestellte ihr hinhielt. Wieso habe ich den Anruf überhaupt angenommen? Ich werde doch sowieso gefeuert. Doch sie wusste genau, warum … das Hotel war ihr Leben, verdammt! Sie liebte es, als wäre es ein lebendiges, atmendes Wesen. Während sie sich ein Stück von den beiden Männern entfernte, hob sie das Telefon an ihr Ohr. Sie ging zu dem schmiedeeisernen Tisch, auf dem ihr Tablet lag, und schaltete es ein, denn sie wusste, dass sie es gleich brauchen würde. Sie öffnete den Kalender und sagte in perfektem Spanisch und mit zuckersüßer Stimme: »Guten Abend, Herr Calderon. Wie geht es Ihnen heute Abend, Sir? Oder sollte ich Morgen sagen?«

Er informierte sie darüber, dass er für seine Ankunft nächsten Monat einen zusätzlichen Zimmerblock bräuchte, also prüfte sie im Reservierungskalender die Verfügbarkeiten. Als er ihr sein Anliegen näher beschrieb, da er von dem Umschwung im Hotel erfahren hatte, versicherte sie ihm: »Oh, nein, nein, das ist kein Problem … Ich verspreche Ihnen, die Renovierungsarbeiten sind so gut wie abgeschlossen. Sie werden sich hier nun sicher noch wohler fühlen. Ich reserviere Ihnen die zusätzlichen Zimmer, selbst, wenn das bedeutet, dass ich einem Ihrer Gäste die Nutzung meiner eigenen Privatsuite für die Dauer Ihres Aufenthalts anbieten muss.«

Als er sich auf kokette Art und Weise bei ihr dafür bedankte, konnte Maria sich ein freundliches Lachen nicht verkneifen. Sie schüttelte verlegen den Kopf und rollte wegen des Scherzes des süßen alten Mannes mit den Augen. Der alte Mann brachte immer seine Frau mit, wenn nicht sogar seine ganze Familie. Er war der Inbegriff eines Familienmenschen. Er war mindestens fünfundsiebzig Jahre alt und war bestimmt die Hälfte dieser Zeit sehr glücklich verheiratet gewesen. »Ach, wirklich?«, flirtete sie harmlos zurück. »Ich glaube, Ihre Frau hätte da eventuell ein paar Einwände.«

Nachdem sie seine Wünsche im System eingetippt hatte und den Anruf beendet hatte, reichte sie das Telefon an Justin zurück. »Alles in Ordnung, das kriegen wir hin.«

»Du hast doch nicht die Reservierungen der Andersons vergessen, oder? Sie haben einen ganzen Zimmerblock reserviert, der während des Aufenthalts der Calderon-Gesellschaft also bereits belegt sein wird.«

Sie schüttelte den Kopf mit einem traurigen Lächeln. Ach, Mist, sie würde das Hotel vermissen. »Ich habe es nicht vergessen. Die Renovierungsarbeiten im dritten Stock werden noch diese Woche abgeschlossen, dann haben wir wieder zusätzliche freie Zimmer.«

Justin verließ den Raum und Maria sammelte ihre Sachen ein, wobei sie Garrett Rule eklatant ignorierte. Ohne das Gespräch offiziell beenden zu wollen, das sie geführt hatten, bevor Justin hereinplatzte, wollte sie sich gerade davonmachen.

Nur leider kam er ihr dazwischen.

»Sie sprechen fließend Spanisch?«, fragte er mit fester Stimme.

Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn an. »Überrascht Sie das etwa, Herr Rule? Mein Name ist Maria Sofia Isabella Alvarez, und ich bin in Miami geboren und aufgewachsen. Ich lebe hier also schon mein ganzes Leben lang. Was haben Sie denn gedacht? Dass ich außer Englisch keine weitere Sprache spreche?«

»Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht. Wenn Sie überhaupt einen Akzent haben, dann nur einen sehr leichten.«

»Und auch nur, weil ich es will.« Sie konnte sich diese kleine Prahlerei nicht verkneifen. »Ich kann ihn nach Belieben erhärten.«

Sein Blick glitt langsam an ihrem Körper herunter, bevor er sich wieder zu ihren Augen hob. »Ich wette, dass Sie das können.«

Wieder brachte sie eine seiner offensichtlichen Anspielungen ins Stocken und Wanken, und sie blaffte: »Gute Nacht, Herr Rule.« Sie verließ das Hallenbad und gab ihm gar nicht erst die Zeit, zu antworten.

* * *

In dieser Nacht lag Garrett wach. Seine Bemühungen, einzuschlafen, waren größtenteils vergebens. Maria Sofia Isabella Alvarez hatte ihn völlig fertiggemacht. Schon auf dem ersten Blick war ihm klar gewesen, dass sich seine Fantasien nicht in Luft auflösen würden. Oh nein, ganz im Gegenteil, sein verfluchter Schwanz war in voller Alarmbereitschaft. Und solange er sie nicht bekam, war er zu weiteren Selbstbefriedigungseinheiten unter der kalten Dusche verdammt.

Es war nicht so, als würde sie der Frau, die sich während seiner Telefonate mit ihr in seinem Kopf geformt hatte, gerecht werden – leider, denn sie hatte noch besser ausgesehen! Zugegeben, bei ihrer ersten Begegnung bot sie ihm einen überwältigenden Anblick. Er sah sie triefend nass in ihrem hautengen Badeanzug, der all ihre Kurven betonte. Obwohl er Bikinis bevorzugte, musste er feststellen, dass sie ihn selbst in diesem eher konservativen einteiligen Badeanzug tierisch heiß machte. Es war nicht zu übersehen, dass sich ein Riesenständer in seiner Hose aufbäumte, während er ihr zusah, wie sie im Becken hin und her schwamm und wie ihre schlanken Muskeln sie durch das Wasser trieben, als würde sie versuchen, etwas aus ihren Gedanken zu vertreiben.

Ihn.

Er hatte es gespürt. Schon bevor sie sich aus dem Wasser gehoben hatte und auf ihren schlanken und müden Beinen zum Stehen kam, die von ihrem strafenden Workout leicht zitterten, hatte er die Spannung zwischen ihnen gespürt.

Als sie am Beckenrand gestanden hatte, hatte es kaum eine Sekunde gedauert, bis er die Anziehungskraft gespürt hatte, die von ihr ausging. Es war, als wäre sie ein Kraftfeld, das ihn magisch anzog. Sie war noch schöner, als er sich in seiner Fantasie ausgemalt hatte … eine Mischung aus frech, sinnlich und sexy.

Sie hatte weiche Gesichtszüge, die aber von so einer eisernen Entschlossenheit geprägt waren, dass sein Schwanz schon beim ersten Anblick heftig anschwoll. Und die zweifellos bevorstehende Auseinandersetzung mit ihr würde sein Verlangen noch mehr anheizen. Ihr dunkles Haar hing in nassen Ringellocken an ihrem Rücken herunter. Ihr Gesicht wurde von Strähnen umrahmt, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatten, was ihr einen exotischen Reiz verlieh.

Ihre Augenbrauen waren hoch und grazil geschwungen, ihre braunen Augen durch lange Wimpern betont, ihre Lippen voll und rot, ihre Haut glatt mit blassgoldenen Untertönen. Sie war zierlich, ihr Körperbau schlank, ihre Schultern schmal. Aber ihre Brüste … Mein Gott, ihre Brüste . Zu sagen, sie hätte volle Brüste, wäre eine schiere Untertreibung. Sie sah aus wie ein Geschenk Gottes an den Mann. Ihre Figur, die der Form einer Sanduhr ähnelte, wurde von hohen, runden Brüsten betont, die ihn sofort einen Hitzestrom über den Rücken laufen ließen.

All das war ihm innerhalb eines Herzschlags an ihr aufgefallen … und dann hatte sie zu ihm hochgesehen … ihre Blicke hatten sich miteinander verbunden, und er hatte ihre leidenschaftliche Natur in den Tiefen ihrer Augen erkannt. Sein Schwanz schwoll nun so stark an, dass es ihn schmerzte, und ein Lusttröpfchen hinterließ einen feuchten Punkt auf seiner Boxershorts.

Fuck.

Tief in seiner verdammten Seele hatte er die ganze Zeit gewusst , dass diese Scheiße passieren würde. Er hatte gewusst , dass sie gut aussehen würde. Verflucht, sie sah sogar noch viel besser aus, als er sie sich in seinen wildesten und geilsten Träumen ausgemalt hatte. Und dementsprechend angetörnt war er auch, bevor sie angefangen hatten, sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf zu knallen.

Die kleine Hexe dachte, Courtney sei seine Freundin? Das war es also, was sie auf den Kriegspfad geführt hatte? Jeder Gedanke bezüglich Courtney, der über eine platonische und geschwisterliche Beziehung hinausging, war regelrecht lächerlich – zumindest für ihn … Doch dann erinnerte er sich an den Ausdruck auf Nicks Gesicht, als sie sich ihretwegen gestritten hatten. Das war vor etwa einem Monat. Courtney hatte gerade ihr Studium abgeschlossen, und er und sein Bruder hatten eine Meinungsverschiedenheit darüber, in welcher Abteilung des Unternehmens Courtney ihre Arbeit antreten sollte. Beide wollten sie in ihrem Team haben. Garrett war etwas überrascht, dass sein Bruder eine so klare Meinung über Courtney und ihre Zukunft hatte, doch zu diesem Zeitpunkt hatte er das Ganze nicht wirklich hinterfragt.

Allerdings hatten Marias Anschuldigungen – auch wenn sie nicht zutrafen – etwas bei ihm ausgelöst, was Garrett bisher nicht erkannt hatte, und so kam auch das letzte Puzzleteil an seinen Platz. Nicks Gefühle für Courtney waren nicht nur platonisch. Verdammte Scheiße . Garrett wusste nicht, wie er das all die Jahre übersehen konnte, geschweige denn, was er davon halten sollte, nun, da der Groschen gefallen war. Auch wenn das nicht auf seinen Bruder zutraf – für Garrett war Courtney wie eine kleine Schwester, genau wie Erin, und wenn Nick sie jemals verletzen würde … würde er sich vor ihm verantworten müssen.

Doch momentan musste Garrett sich auf Maria und das Dilemma konzentrieren, in dem er ihretwegen steckte. Es war unbestreitbar, dass er sie so schnell wie möglich ausziehen und in die Horizontale bringen wollte.

Als sie ihn vorhin beschimpft hatte, war er so kurz davor gewesen – so verdammt kurz davor –, zu sagen: Sie sind gefeuert. Und dann hätte er sie hochgehoben, ihre Beine um seine Taille gelegt und sie mit dem Rücken gegen die gekachelte Wand gepresst. Es wäre lächerlich einfach gewesen, ihren dünnen Badeanzug zur Seite zu schieben und seine Hose zu öffnen. Er hätte innerhalb von fünf Sekunden in ihr sein können. Das war es, was er tun wollte. Das war es, was er vorhatte, zu tun .

Aber dann tauchte dieser Typ auf und sie nahm diesen verdammten Anruf entgegen, der in seinem Kopf noch mehr Chaos anrichtete. Selbst jemand, der nicht fließend Spanisch sprach, wäre in der Lage gewesen, allein an ihrem Tonfall zu erkennen, wie professionell und höflich sie gewesen war. Doch Garrett beherrschte Spanisch fließend, denn er hatte Spanisch im Nebenfach studiert und jedes Wort aus ihrem Teil der Unterhaltung verstanden. Zudem hatte er nicht nur aus erster Hand erlebt, mit welcher Fürsorge sie sich um die zahlenden Gäste kümmerte, er hatte auch gesehen und gehört, wie sehr sich die anderen Mitarbeiter auf sie verließen.

Die Konsequenz war ihm sofort klar … er konnte sie nicht feuern, er konnte sie auf keinen Fall gehen lassen. Der vorläufige Geschäftsführer war scheiße. Garrett hatte zwar nie das Vergnügen gehabt, den Mann kennenzulernen, doch Courtney hatte darauf bestanden, den Kerl in die engere Auswahl zu nehmen. Das Hotel brauchte Maria, zumindest für die Übergangszeit. Und das ließ Garrett in der Vorhölle zurück – in einem Fegefeuer, in dem er die anhaltenden Qualen von permanent blauen Hoden durchstehen musste. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es derart schwer werden würde, sein Ziel zu erreichen. Ihm wurde versichert, dieses Mädchen sei eine Unruhestifterin. Also bestand sein ursprünglicher Plan darin, ihr zu kündigen und sie sich zu schnappen, sobald das passiert wäre.

Scheiße.

Er bekam stechende Kopfschmerzen.

Wer hätte gedacht, dass sich seine Situation durch diesen Besuch von schlimm zu noch viel, viel schlimmer ändern würde?

* * *

Diese verwöhnte Blondine war also nicht seine Freundin? Genau. Maria glaubte diesen Scheiß keine Sekunde lang … Na ja, am vorigen Abend vielleicht für ein paar Sekunden, als sie beim ersten Anblick von Garrett Rule kurz die Fassung verloren hatte. Umwerfend beschrieb diesen Mann nicht einmal ansatzweise. Wie groß er wohl genau war? Seine Größe und die Breite seiner Schultern wirkten zweifellos ziemlich einschüchternd. Und sein Gesicht . Sie stieß einen hörbaren Atemzug aus.

So schlimm wie ihr Morgen bisher verlaufen war, hoffte sie, er würde es endlich hinter sich bringen und sie einfach feuern, sobald er seinen Arsch aus dem Bett bewegt hatte. Das würde ihr das Leben wesentlich erleichtern. In einem der größeren und nobleren Hotels die Straße weiter runter und sogar mit Küstenlage wartete ein Job auf sie, den sie haben konnte, wann immer sie wollte. Dort wäre sie zwar nicht, wie bei diesem Job, direkt vor Ort untergebracht, sie wäre so aber auch nicht rund um die Uhr auf Abruf gewesen.

Doch nun, nach dem Tod des Eigentümers, war dies ihr Hotel – zumindest betrachtete sie es so –, und sie würde ihren Job genauso professionell weitermachen, wie sie es bisher getan hatte … jedenfalls noch so lange, bis er aufwachen und sie auf die Straße setzen würde.

Mit diesen Worten im Kopf betrat sie das Chaos, das durch die Renovierungsarbeiten auf der Westseite des dritten Stocks verursacht wurde. Sie war von fünf stämmigen Bauarbeitern umgeben, trug Stöckelschuhe und einen knielangen Bleistiftrock. Sie begutachtete die neuen Rigipsplatten und stellte den erheblichen Fortschritt fest, der seit dem Morgen zuvor gemacht wurde. Na gut, so schlecht lief es ja doch nicht.

Juan, der für die Leiharbeiter zuständige Vorgesetzte, unterbrach seine Arbeit, als er Maria in die Suite kommen sah, und sprach sie auf Spanisch an: »Gefällt Ihnen, was Sie sehen, Fräulein Maria?«

Maria lächelte ihn an und ignorierte seine sexuelle Anspielung. An seine harmlosen Flirtversuche war sie mittlerweile gewöhnt – das tat er schon seit Beginn des Renovierungsprojekts. Außerdem wusste sie, dass er es nicht böse oder respektlos meinte.

Sie inspizierte die Wände und bewunderte die kaum mehr sichtbaren Fugen. »Ja, es gefällt mir«, antwortete sie auf Spanisch. »Ihr Team macht einen tollen Job. Wir haben Glück, dass wir Sie haben.«

In einer theatralischen Geste legte er seine Hand auf sein Herz. »Alles, was wir tun, tun wir nur für Sie.«

Sie brach in Gelächter aus und schüttelte den Kopf. »Aaa-ha. Und die Gehaltsschecks, die ich jede Woche verteile, sind Ihnen vollkommen egal, richtig?«

»Da haben Sie Hübsche mich jetzt erwischt«, sagte er mit einem Lächeln, bevor er seine Farbrolle wieder in die Hand nahm.

Sie wollte ihm gerade einen guten Tag wünschen, als sie einen halbvollen Karton mit Reinigungsmittel bemerkte. Sie ging hin, ging vorsichtig in die Knie und nahm eine Sprühflasche heraus. Etwa die Hälfte der Sprühflaschen wurde bereits aus dem Karton entfernt. »Wo kommen die denn her?« Sie stand auf und schwenkte die Flasche in ihrer Hand, betrachtete sie und dann wieder den Karton, in dem sie hergebracht wurde.

»Sie kamen vor etwa einer Woche bei uns an. Wieso, gibt es ein Problem?«

»Hat Ihr Team das benutzt?«, fragte sie.

»

»Mist«, murmelte sie und kehrte unbewusst ins Englische zurück. »Benutzen Sie das nicht mehr, okay?«

»Okay, aber wir werden neues Reinigungsmittel brauchen.«

»Ich werde bis heute Nachmittag welches besorgen.« Damit drehte sich Maria auf dem Absatz um und verschwand zusammen mit der Sprühflasche.

Keine drei Minuten später betrat sie das Büro des Geschäftsführers, ein Mann, vor dem sie nur wenig Respekt hatte. Sie klopfte an seine Tür, und als er aufblickte, hielt sie ihm mit fragendem Blick die Flasche mit dem Reinigungsmittel entgegen.

»Was?«, röchelte der Mann ungeduldig.

Maria schäumte innerlich vor Wut. Der Mann saß den ganzen Tag an seinem Computer, spielte Spiele und beschäftigte sich mit seinen Social-Media-Kanälen, während sie die Arbeit erledigte, für die er bezahlt wurde. Der arme Herr Duncan würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass sein geliebtes Hotel in solch respektlose Hände gefallen war – wenn auch nur vorübergehend.

»Haben Sie die bestellt?«, fragte sie zornig.

»Ja. Und?«

Maria hörte jemanden hinter sich auf dem Flur, war jedoch so in Rage, dass sie sich nicht noch darum kümmern konnte, nachzusehen, welcher der Angestellten gerade vorbeigegangen war. Das hier hatte Priorität, also konzentrierte sie sich im Moment nur auf das unmittelbare Problem. »Fehlt hier nicht etwas?«, fragte sie und deutete auf die Flasche.

»Nein«, schnauzte er, offensichtlich ungeduldig.

»S. D. B.«, antwortete sie knapp und verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Sagt Ihnen das etwas?«

»Auf Sprühreiniger?« Er rollte mit den Augen, als hätte sie eine Schraube locker gehabt. »Gehen Sie jetzt, ich bin beschäftigt.«

Sie holte tief Luft und betete für mehr Geduld. »Herr Treadway, es ist offensichtlich, dass wir beide uns nicht sehr gut verstehen, aber glauben Sie mir, das ist keine Kleinigkeit.« Während sie sprach, bemühte sie sich redlich, ihren Tonfall neutral zu halten. »Für jede einzelne Flasche von diesem Zeug, für alle Chemikalien, die in diesem Hotel verwendet werden, müssen Sicherheitsdatenblätter vorhanden sein. Nicht nur auf dem Karton, sondern auf jeder einzelnen Flasche.«

»Auf Sprühreiniger? Wen kümmer das schon?«, schnaubte er und blickte zurück auf seinen Computerbildschirm, als würde sie seine Zeit verschwenden.

»Die OSHA wird es kümmern «, entgegnete sie bestimmt, während sie zu seinem Schreibtisch hinüberging und die Flasche neben sein Handy stellte.

»Die OSHA?«, wiederholte er und widmete seine volle Aufmerksamkeit weiterhin seinem Bildschirm, ohne ihr auch nur die Höflichkeit zu erweisen, Interesse vorzutäuschen.

Da sie genau wusste, dass er genau wusste, wer die OSHA war, verlor sie die Fassung und konnte den Sarkasmus nicht aus ihrer Stimme heraushalten. Zur Hölle, Sie erhielt heute sowieso noch ihre Kündigung, also warum sich zurückhalten, verdammt? »Ja, Sie wissen schon, die Occupational Safety and Health Administration , diese große Bundesbehörde, die sich gerne für den Schutz von Arbeitern einsetzt, indem sie Unternehmen, die sich nicht an ihre Richtlinien halten, hohe Geldstrafen auferlegt? Sind Ihnen dieses Hotel und seine Mitarbeiter denn völlig egal?«

Zu ihrer völligen Überraschung schoss seine Hand hervor und ergriff sie am Handgelenk. Seine Lippen verzogen sich zu einem widerlichen Grinsen. »Ihre Einstellung nervt. Ich weiß, wer die verdammte OSHA ist, und ich gebe einen Scheiß auf ein paar Flaschen Reinigungsmittel.«

Das heizte ihre Wut noch mehr an. Wie konnte er es wagen, sie zu berühren? Doch sie blieb vollkommen ruhig und warf ihm lediglich einen vernichtenden Blick zu. »Wenn Sie mich nicht sofort loslassen …«

Die Drohung, die sie gerade aussprechen wollte, wurde unterbrochen, als Garrett Rule den Raum betrat. Sein Gesichtsausdruck verursachte ein leises Summen in ihren Ohren. Der Mann schien wütend zu sein. Genauer betrachtet sah der Mann mehr als nur wütend aus. Und obwohl er noch kein Wort gesagt hatte, wusste sie, dass sie nicht die Person war, gegen die sich seine Wut richtete. Maria versuchte mit einem Ruck, ihr Handgelenk zu befreien, doch zu Herrn Treadways Pech entschied er sich, seinen Griff zu verstärken.

Garrett trat vor und erfüllte den Raum um sie herum mit einer gefährlichen Aura, sodass ihr der Kopf zu schwirren begann. »Lassen Sie sie los .« Die Worte kamen scharf und zwischen zusammengebissenen Zähnen aus seinem Mund.

Treadway ließ ihr Handgelenk los, beging jedoch einen weiteren verhängnisvollen Fehler. »Wer zum Teufel sind Sie? Verpissen Sie sich aus meinem Büro.«

Maria zog ihre Hand schnell zurück und rieb ihr Handgelenk, ohne bewusst darüber nachzudenken. Als sich ihr Blick mit dem von Garrett kreuzte, fand eine undefinierbare Kommunikation zwischen ihnen statt. Und wieder fiel ihr mit einem einzigen Blick auf, wie schön dieser Mann war. Seine Augen und Haare waren braun, auch seine Haut war leicht dunkel, wodurch er den Anschein machte, von gemischter Abstammung zu sein. Seine Gesichtszüge waren weich, doch im Moment waren seine Lippen noch vor Verachtung gespannt.

Und dennoch sah sie eine kurze Sanftheit in seinen Augen aufblitzen, während er sie besorgt begutachtete. »Sind Sie okay?«

Zu schockiert, um ein Wort hervorzubringen, nickte sie mit dem Kopf.

Er drehte sich um, schlug die Tür zu und kam um den Schreibtisch herum. Maria war sofort klar, dass er die Webseite mit den Spielen auf dem Bildschirm des Geschäftsführers sah. Puh, jetzt ist die Kacke gleich wirklich am Dampfen . Während Treadways Mund sich öffnete und schloss wie bei einem Fisch, der nach Luft schnappte, sah man den sprichwörtlichen Groschen bei ihm förmlich fallen. Garrett legte beide Hände auf den Schreibtisch und stützte sich so fest darauf, dass die Farbe aus seinen Fingerknöcheln verschwand, während er den anderen Mann aufmerksam beobachtete. »Haben Sie schon mal von der Rule Corporation gehört?«, fragte er in einem geladenen und finsteren Ton.

»Aah … ja, Sir.«

»Gut. Das wird die Sache erleichtern. Verpissen Sie sich von hier

»Ohne Anhören können Sie mich nicht feu…«

Garrett richtete sich langsam zu seiner vollen Größe auf. Seine Augen blieben auf den anderen Mann gerichtet. Er sah ihn an, als wäre er nichts weiter als ein Käfer, der zerquetscht werden sollte. »Natürlich können Sie sich entscheiden, dort sitzen zu bleiben. Aber ich verspreche Ihnen, in dem Moment, als Sie ihr gegenüber handgreiflich geworden sind, haben Sie es vermasselt. Es juckt mich gerade dermaßen in den Fingern, Ihre verdammte Kehle zuzudrücken. Also, ich wiederhole: Verpissen. Sie. Sich. Von. Hier. Jetzt

Das Gesicht des Mannes wurde kreidebleich, und er begann, seine persönlichen Gegenstände vom Schreibtisch zu nehmen. Maria hatte noch nie gesehen, dass er sich so schnell bewegte, aber sie konnte es ihm nicht verübeln. Mit Garrett Rule legte man sich besser nicht an. Merk dir das, Maria .

Innerhalb von drei Minuten hatte der Ex-Geschäftsführer fluchend den Raum verlassen.

Nun mit ihr allein, wandte sich Garrett Maria zu. »Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut geht?«

In Marias Kopf drehte sich alles. Abgesehen von der Tatsache, dass Garrett Rule eine ernstzunehmende Gewalt war, schwirrte ihr nur ein anderer Gedanke im Kopf. Sie musste das Hotel vor der Schlange beschützen, die gerade ihre Mitte verlassen hatte.

»Ja«, antwortete sie und rieb sich wieder beiläufig das Handgelenk, während sie sich auf den Stuhl setzte, von dem der Geschäftsführer gerade aufgestanden war. Sie positionierte ihre Hände an der Tastatur und fing an, zu tippen.

»Was machen Sie da?«, fragte er mit dröhnender Stimme.

Maria runzelte die Stirn und versuchte, bei der Sache zu bleiben. »Nicht jetzt. Ich muss mich konzentrieren.«

»Was machen Sie da?«, wiederholte er die Frage, diesmal fordernder.

»Ich rette Ihren Arsch«, antwortete sie, ohne vom Bildschirm aufzublicken.

»Sie retten meinen Arsch? Was zum Teufel …?«

Daraufhin schaute sie zu ihm auf und hielt etwa drei Sekunden lang stillen Blickkontakt. »Er hat alle Passwörter, Herr Rule. Und Sie haben ihn gerade gedemütigt. Glauben Sie, dass er der Typ Mann ist, der das einfach über sich ergehen lässt, ohne an Rache zu denken?«

Garrett runzelte die Stirn und fragte: »Sie ändern die Passwörter?«

»Ja«, antwortete sie knapp und sah auf den Bildschirm zurück.

»Bankkonten?«, erkundigte er sich kurz.

»Ja, aber das ist nicht das Wichtigste. Jedenfalls nicht in diesem Moment.«

»Was könnte wichtiger sein als das?«, fragte er.

»In der Hotelbranche? OTA.«

»OTA?«

Hatte der Mann denn überhaupt keine Ahnung von der Hotellerie? »Online Travel Agency , das Online-Reisebüro.«

»Sie erwarten von mir, dass ich Ihnen blind vertraue?«

Ihre Finger stoppten, und ihr Blick wanderte wieder zu ihm nach oben. »Wollen Sie es tun? Es muss jetzt erledigt werden. Er kann das Hotel in den nächsten fünf Minuten zerstören, wenn wir ihn nicht aufhalten.«

Er zögerte und antwortete schließlich: »Nein, machen Sie nur. Und wenn Sie fertig sind, kommen Sie zu mir ins Restaurant.«

Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm. »Okay.«