7

A ls Garrett an diesem Abend das Hotel betrat, durchquerte gerade einer der Wartungsarbeiter schreiend die Lobby. Zuerst war Garrett darüber verärgert. Er fragte sich, warum zum Teufel der Mann gegen das Protokoll verstieß und die Gäste, die sich in Hörweite befanden, dadurch womöglich negativ verstimmte.

In banger Erwartung, Maria zu sehen, schaute er sich um, denn er dachte sofort daran, dass sie mittendrin sein würde, wenn es in ihrem Hotel ein Problem gab. Als er sah, dass sich ein weiterer Wartungsarbeiter zum ersten gesellte, von Maria aber immer noch keine Spur war, ging er zu ihnen hinüber. »Was ist hier los?«

Der erste Mann, der gerade geschrien hatte, war ein viel älterer, seriös aussehender Mann mit einem Namensschild an seinem Overall, auf dem Dan stand. »Die Aufzugstüren klemmen.«

»Sind Gäste darin?«, fragte Garrett.

»Nein, es geht um den Serviceaufzug«, antwortete Dan kurz und wandte sich hektisch ab, als ob er keine Zeit für Fragen hätte.

Seine dezente Aufsässigkeit traf Garrett ins Mark. Es stand außer Frage, dass die Mitarbeiter hier wussten, dass er der Eigentümer dieses Hotels war. »Warum genau schreien Sie dann durch das verdammte Hotel, als würde es brennen? Wollen Sie die Gäste mit Absicht verärgern?«

Der Mann drehte sich mit feurigen Augen um: »Weil Maria da drin ist, deshalb. Und das ist das Einzige, was mich im Moment interessiert, nicht das Hotel und nicht die Gäste.« Die Worte waren voller Wut, als ob jemand versuchte, ihn davon abzuhalten, sein eigenes Kind zu retten.

Als Marias Name über die Lippen des anderen Mannes kam, zuckte Garrett zurück, als hätte er einen Schlag abbekommen. »Ist sie okay?«

»Zur Hölle, nein . Das Mädchen hat die schlimmste Art von Klaustrophobie, die ich je gesehen habe. Und sie sitzt schon seit gut zwanzig Minuten alleine da drin.«

»Klaustrophobie?« Warum zum Teufel hatte er nicht gewusst, dass sie an Klaustrophobie litt?

»Sie befindet sich in einer verdammten Schockstarre. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich muss sie da rausholen, okay?«

»Ich komme mit Ihnen.«

»Gut, gehen wir.«

Die Männer stürmten die Treppe hinauf und arbeiteten mit einer unnachgiebigen Entschlossenheit daran, die Türen zu öffnen. Die Menschen hier liebten Maria, das war Garrett seit dem Tag, an dem er angekommen war, mehr als klar gewesen, und nun arbeiteten sie wie die Verrückten daran, sie aus ihrer Gefangenschaft zu befreien.

Als sich die Türen endlich öffneten, drehte Garrett bei dem Anblick, der sich ihm bot, fast durch. Maria saß barfuß in der hinteren Ecke zusammengekauert auf dem Po, die Knie an die Brust gezogen. Ihr Kopf war nach vorne gebeugt, ihr Gesicht fest gegen ihre Knie gepresst. Die Augen waren geschlossen, und Tränen liefen über ihre blassen Wangen. Ihre Schuhe lagen neben ihr, ihr Haar war ein wirres, feuchtes Durcheinander, und sie keuchte tief in ihrer Kehle und wippte mit dem Oberkörper vor und zurück.

»Verdammt «, blaffte er und machte sofort einen Schritt auf sie zu. Bevor er den zweiten Schritt nach vorne machen konnte, legte Dan eine besitzergreifende Hand auf seinen Arm, die andeuten sollte, dass er derjenige sein würde, der sich zuerst um sie kümmern würde.

Wut, anders als alles, was er jemals zuvor gefühlt hatte, kochte in Garretts Kehle hoch und explodierte in einer Zurschaustellung von Emotionen heraus, die ihn in Erstaunen versetzt hätte, hätte er sich ein bisschen Verstand bewahrt. Mit einer Bewegung, die den älteren Mann zurück gegen die Aufzugswand drückte, knurrte Garrett: »Verpissen Sie sich. Verstehen Sie mich, alter Mann? Sie gehört mir. Meine Frau, meine Verantwortung

Garrett entließ den sichtlich geschockten Mann aus seinem Todesgriff, drehte sich um und setzte sich neben Maria. Sie befand sich immer noch in derselben Position: ihr Kopf lag immer noch an ihren Knien, ihre Arme waren immer noch um ihre Beine geschlungen. »Babe«, flüsterte er mit sanfter Stimme.

Die Schaukelbewegung ihres Körpers stoppte, sie blieb jedoch still und mit gesenktem Kopf sitzen.

»Baby, komm schon.« Er fuhr mit einer einfühlsamen Hand vom Scheitel ihres Kopfes über ihr feuchtes Haar, aber sie reagierte immer noch nicht.

Er legte seine Finger auf ihre klamme Stirn und drückte sie zurück, bis sie schließlich ihr Gesicht hob und die Augen öffnete.

Bei ihrem Anblick nahm er einen tiefen, gequälten Atemzug. Ihr Mund war in gespannte Linien verformt und ihre Augen schienen leer, bevor sie sie von seinem Blick abwandte und wegschaute. Er fand nie, dass sie so alt aussah, wie sie war, aber in diesem Moment war ihr jeder Tag ihrer fünfundzwanzig Jahre deutlich anzusehen. Ihre Augen waren rot vom Weinen, und das Einzige, was ihre Haut davor bewahrte, totenbleich zu sein, waren die Streifen von Mascara und anderem Make-up, die in einem bunten Durcheinander auf ihren Wangen verschmiert waren.

»Baby«, murmelte er wieder mitfühlend wegen dem, was sie in den letzten Minuten durchgemacht hatte.

Als er kein Zeichen einer Antwort erhielt, blickte Garrett wieder zu Dan. »Sie steht unter Schock. Ihre Temperatur ist gesunken, sie muss aufgewärmt werden.« Er dachte einen Moment lang nach, bevor ihm eine Idee kam. »Wissen Sie, ob der Whirlpool gerade von Gästen benutzt wird?«

Der Mann schüttelte den Kopf, als ob das nicht die Antwort wäre, die sie brauchten. »Sie werden dort nicht die Privatsphäre bekommen, die sie jetzt braucht. Ich war gerade dort und das Schwimmbad ist noch voller als sonst.« Der Mann schien einige Sekunden lang über etwas nachzudenken, bevor er fortfuhr: »Aber es gibt einen Whirlpool in der Präsidentensuite. Das Zimmer ist im Moment nicht belegt.«

»Fünfter Stock?«, fragte Garrett.

»Ja.«

»Tun Sie mir einen Gefallen und bestellen Sie den Zimmerservice nach oben? Ich möchte eine Flasche Cognac«, Garrett hielt inne, weil er sich fragte, ob sie vor dem Schnaps zurückschrecken würde. »Und eine Flasche Rotwein, Hausmarke ist gut. Rufen Sie dann bitte den Bereitschaftsarzt des Hotels und schicken Sie ihn hoch. Wenn wir noch etwas brauchen, sage ich nochmal Bescheid, in Ordnung?«

»Ja, Sir. Ich kümmere mich darum.« Der Mann warf noch einen letzten väterlichen Blick auf Maria, bevor er die Stirn runzelte und sich abwandte.

Garrett warf einen Blick auf den anderen Wartungsmann, der still dastand, als würde er auf ein sich entfaltendes Gemälde starren, und bellte: »Sorgen Sie dafür, dass das repariert wird. Es ist mir scheißegal, wie viel es kostet oder wen wir anrufen müssen, damit es passiert. Ich will nicht, dass so eine Scheiße nochmal passiert.«

»Ja, Sir«, sagte der Mann und sperrte den Bereich mit gelbem Klebeband ab.

Garrett wandte sich wieder Maria zu und hob mit seiner Hand ihr Kinn an. »Bringen wir dich hier raus, okay?«

Ihre Augen wichen seinem Blick aus, fast so, als hätte sie Angst vor allem, was sie umgab. »Du bist jetzt in Sicherheit, Baby. Ich bin hier, und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert, okay?«

Bei seinen Worten schwenkte ihr Blick zu ihm und blieb an ihm hängen, als sähe sie ihren einzigen Rettungsanker. Seine Bauchmuskeln spannten sich an, als dieser Blick ihn kurz aus dem Gleichgewicht brachte. »Ich werde dich jetzt hochnehmen und hier rausbringen.«

Als sie weder antwortete noch ihre Zustimmung gab, schob Garrett behutsam einen Arm unter ihre bereits angezogenen Beine und den anderen hinter ihren Rücken. Erfreulicherweise versuchte sie nicht, sich gegen ihn zu wehren, sondern blieb zu einem engen Ball zusammengekauert und kuschelte sich an seine Brust.

Er stand auf, und als er einen Schritt in Richtung des Hauptaufzugs des Hotels machte, wimmerte sie eine entschiedene Ablehnung in ihrer hintersten Kehle. Mist. Das hätte er sich doch schon vorher denken können. Dafür, dass er sie zusätzlich verängstigt hatte, hätte er sich am liebsten selbst in den Hintern getreten. Er ging zum Treppenhaus und stieg die Treppe hinauf. Er trug sie gerne den ganzen Weg nach oben, denn er hatte das Gefühl, als hätte er diese kleine Buße wegen seiner Dummheit eben verdient.

Als sie an der Präsidentensuite ankamen, stellte er sie auf ihre nackten Füße, um seine Schlüsselkarte aus der Brieftasche zu holen. Sie lehnte sich an ihn, während er die Tür öffnete. Er nahm sie wieder auf seine Arme, ging hinein und schaute sich kurz um. Die Suite war für die Größe und das Alter des Hotels sehr schön, sie war aber auch erst kürzlich mit dem Geld der Rule Corporation renoviert worden. Seine Brüder und er hatten also eindeutig alles richtig gemacht.

Er ging ins Schlafzimmer und zog die Decke zurück, legte sie auf das Bett und deckte sie zu. Er fand eine weitere Decke und legte auch diese über sie. »Ich drehe schnell die Beheizung im Whirlpool auf, Babe. Ich bin gleich wieder da.«

Sie schloss ihre Augen und drehte den Kopf weg, woraufhin er sein Gesicht verzog und schnell zum Badezimmer eilte. Der Whirlpool war groß genug für vier Personen, und er stellte eine angemessene Temperatur für sie ein.

Als er sich auf den Weg zu ihr machte, wurde ihm durch ein Klopfen an der Tür signalisiert, dass der Arzt angekommen war. Garrett ließ den Mann herein, schüttelte ihm die Hand und erklärte ihm kurz die Situation.

Sie gingen ins Schlafzimmer. »Maria, Baby. Du kennst Dr. Valdez … er wird dich untersuchen, okay?«

Fast unmerklich nickte sie mit dem Kopf.

Der Arzt ging an ihre Seite. »Ich werde jetzt Ihre Temperatur und Ihren Blutdruck messen, nur um sicherzugehen, dass Sie keine bleibenden Schäden von Ihrem Schock erlitten haben, okay?«

Wieder war die einzige Antwort, die sie gab, ein leichtes Nicken des Kopfes.

Der Arzt machte sich an die Arbeit, maß ihre Temperatur und prüfte ihren Blutdruck. »Können Sie mir sagen, was passiert ist, Maria?«

Ihre Augen verließen die des Arztes und suchten Garretts Blick. Garrett spürte, wie sich sein Magen zusammenzog, denn sie schien zu wollen, dass er für sie antwortete. »Sie ist im Aufzug stecken geblieben, das habe ich Ihnen doch bereits gesagt«, zischte er sauer, weil der Arzt sie unnötig aufregte.

»Ja, das haben Sie. Und ich möchte, dass Maria es mir mit ihren eigenen Worten erzählt«, sagte der Arzt selbstsicher.

Garrett schaute wieder zu Maria. In ihren Augen stand Verzweiflung. Er wandte sich wieder dem Arzt zu und blickte ihn an. »Sie weiß, was passiert ist. Stellen Sie nur sicher, dass ihre Vitalwerte gut sind, okay?«

»Ihre Vitalwerte sind in Ordnung. Aber ich möchte, dass sie zumindest beweist, dass sie sprechen kann, bevor ich sie in Ihre Obhut gebe.«

Garrett wollte den Mistkerl gerade zur Sau machen, als Maria leise sprach: »Ich kann reden, ich weiß, was passiert ist.«

»Gut, gut«, sagte der Arzt und lud seine Utensilien zurück in seinen Arztkoffer, bevor er sich wieder Garrett zuwandte. »Sie sollten sie warm halten. Das Spa ist eine gute Idee. Es scheint ihr gut zu gehen, ihr Puls ist stark, wenn auch etwas erhöht. Beobachten Sie sie einfach eine Weile und stellen Sie sicher, dass so etwas nicht wieder passiert.«

Garrett stimmte dem aufgeblasenen Arsch zu und begleitete ihn aus der Suite.

Gerade als er die Tür schließen wollte, kam der Zimmerservice mit den gewünschten Getränken. Er nahm sie zügig entgegen und schloss die Tür hinter sich. Er stellte das Tablett mit dem Cognac und dem Wein neben den Whirlpool, überprüfte die Temperatur des Wassers und fand es nahezu perfekt.

Wenn er Maria jetzt ausziehen und aufwärmen könnte, würde ihm das Atmen wieder etwas leichter fallen.

* * *

Erst jetzt begann sich Marias Herz von dem unsagbaren Schock, den sie erlitten hatte, zu beruhigen. Sie war unendlich dankbar für Garretts Anwesenheit, nahm sich jedoch nicht die Zeit, den Grund zu hinterfragen oder zu viel darüber nachzudenken.

Sie war einfach nur froh.

Er kam an die Tür zurück und beobachtete sie. »Wo hast du den Kerl gefunden?«

Maria spürte, wie sich ihre Lippen ein wenig öffneten. Er meinte offensichtlich den kompetenten Arzt. Wäre sie zu einem Lachen fähig gewesen, hätte sie sich über Garretts verärgerten Gesichtsausdruck ausgelassen.

Als sie schwieg, fuhr er fort: »Ich bin froh, dass es dir gut geht. Wenn es nicht so wäre, müssten sich jetzt einige Wartungsmitarbeiter einen neuen Job suchen.«

Sie wusste, dass er scherzte, damit sie sich besser fühlte, und das schätzte sie an ihm, das tat sie wirklich.

»Ich helfe dir jetzt in den Whirlpool. Das Wasser ist warm, es wird dir guttun.«

Sie leckte sich über die Lippen und versuchte, eine Antwort zu formulieren – ihr Gehirn fühlte sich immer noch träge an. »Mein Badeanzug ist in meinem Zimmer.«

»Den brauchst du nicht.«

Sie schluckte und nickte mit dem Kopf, versuchte, darauf zu bestehen, ohne zu sprechen.

»Ich habe doch sowieso schon alles gesehen, schon vergessen?«

Ihr Herz begann gegen ihr Brustbein zu schlagen, und sie zwang ein einziges, verzweifeltes Wort heraus. »Bitte.«

Ein Ausdruck huschte über seine Gesichtszüge. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Maria gewusst, dass dies zu einem Kampf werden würde, den sie nicht gewinnen konnte. Doch diesmal nicht, denn irgendwie war sie sich sicher, dass er sie nach alldem nicht noch mehr aufregen wollte. Sie wusste nicht genau, wieso sie sich dieser Tatsache so sicher war, aber als er sich von der Tür wegdrückte und sagte: »Ich bin gleich wieder da«, überraschte sie das nicht im Geringsten.

Dieses Gefühl, das dadurch in ihr hervorgerufen wurde, war ähnlich wie warme Melasse, die durch ihre Adern rann.

»Garrett?«, flüsterte sie kaum hörbar.

Er blieb abrupt stehen und drehte sich um, ein besorgter Blick auf seinen Zügen.

»Oberste Schublade.«

Er nickte mit dem Kopf und ging los, um ihr ihren Wunsch zu erfüllen.

* * *

Dreißig Minuten später saß Garrett, bekleidet mit seiner Badehose, neben Maria im sprudelnden Wasser. Er wäre nackt ins Wasser gegangen, doch er wusste, dass seine Nacktheit sie nur noch mehr aufgebracht hätte. Also hatte er seine Badehose ebenfalls geholt, als er sowieso schon unterwegs war, um ihren Badeanzug zu holen.

Er hatte sie gefragt, ob sie lieber Cognac oder Wein wolle, und auf ihr leichtes Neigen des Kopfes in Richtung Wein hin öffnete er die Flasche und schenkte zwei Gläser ein.

Während sie am Wein nippten, beobachtete Garrett sie von der gegenüberliegenden Seite des Whirlpools. Als sie weiterhin nichts tat, als ins Wasser zu starren, fragte er sie mit betrübter Miene: »Es war ziemlich schlimm, was?« Sie schwieg, also fuhr er fort: »Du musst nichts sagen. Ich suche nicht nach Antworten.« Er hielt einen Moment inne und fuhr fort: »Menschen haben Ängste. Das ist normal. Klaustrophobie ist keine Seltenheit … wir müssen nicht darüber reden.«

Sie schürzte die Lippen und blickte zu ihm nach oben, bevor sie wieder wegschaute und murmelte: »Das ist gut.«

Er lächelte, mehr zu sich selbst als zu ihr. Das Mädchen war hartnäckig, das musste man ihr lassen. Wahrscheinlich war Sturheit etwas, was er bei Frauen als attraktiv empfand. Nach einigen Minuten der Stille schaute sie ihn wieder an. »Hattest du jemals Angst vor etwas?«, fragte sie mit ruhiger Stimme.

Die Frage traf ihn überraschend. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie versuchen würde, Konversation zu betreiben. Doch er wollte, dass sie weitersprach, damit sie vergessen konnte, was ihr widerfahren war – oder zumindest, um darüber hinwegzukommen –, also dachte er über ihre Frage nach. »Na ja, ich habe keine Phobien, falls du das meinst. Zumindest keine, die ich bis jetzt entdeckt habe.«

Er hielt inne, bevor er sich entschloss, sich ihr zu öffnen. Eigentlich verspürte er nicht das Bedürfnis, über das zu sprechen, was er ihr gleich sagen würde. Aber im Moment würde er fast alles tun oder sagen, um den geschockten Blick aus den Tiefen ihrer Augen zu vertreiben. Und wenn das bedeutete, über sich selbst zu sprechen, was er normalerweise nie tat, dann war es eben so. Also holte er tief Luft und begann. »Aber es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich Angst hatte, ja. Mein Vater starb, als ich aufs College ging. Es passierte unerwartet … ein massiver Herzinfarkt. Es war nicht nur der Schmerz über seinen Tod, der mich beinahe lähmte, noch dazu fanden wir heraus, welch beträchtliche Summe an Schulden er hatte.« Er hielt inne und sah, dass ihre Augen an den seinen klebten. »Willst du, dass ich weitererzähle?«

Mit mitfühlendem Blick in ihren Augen nickte sie.

Garrett ließ die Erinnerung über sich ergehen. »Es war verdammt erschreckend, und ich war wie versteinert. Meine Mutter hatte noch nie außerhalb des Hauses gearbeitet, und Erin, unsere kleine Schwester, war noch ein Teenager und kurz davor, aufs College zu gehen. Meine Brüder und ich hatten keine Ahnung, wie wir das bezahlen sollten. Wir fanden heraus, dass der Lebensstil, den wir gelebt hatten, nur ein verdammter Deckmantel war. Als mein Vater starb, kündigte die Bank alle Darlehen, sowohl die privaten als auch die geschäftlichen. Dem Haus, in dem wir aufgewachsen waren, drohte die Zwangsversteigerung, um die Schulden auch nur ansatzweise zu begleichen … Geld, das wir nicht hatten. Damian und Nick, meine älteren Brüder, waren hartnäckig – sie wollten einen Weg finden, Erin aufs College schicken zu können … und, um unsere Mutter weiterhin in dem Haus leben zu lassen, in dem sie war, seit sie unseren Vater geheiratet hatte. Und ehrlich gesagt war die Gründung der Rule Corporation mit meinen Brüdern eines der schwierigsten Dinge, die ich je in meinem Leben getan hatte. Ich ging noch zur Schule … und plötzlich war meine Zukunft für mich entschieden. Und was das alles noch schlimmer machte, war, dass ich das Gefühl hatte, niemanden zu haben, mit dem ich darüber reden konnte. Mein Vater war weg, und meine Brüder wollten, aus welchen Gründen auch immer, unsere Mutter nicht damit belasten, wie schlecht die Dinge in Wirklichkeit standen. Das habe ich nie verstanden … sie ist eine starke Frau, aber ich glaube, sie ist so sanftmütig, dass man nicht darüber hinwegsehen kann, und sie hatten das Bedürfnis, sie zu schützen. Aus diesem Grund konnte jedenfalls auch ich nicht mit ihr reden und fühlte mich total allein. Allein und gezwungen, meine Brüder zu unterstützen, obwohl ich keine verdammte Ahnung hatte, worauf wir uns da einließen.« Er holte tief Luft und schob die Erinnerungen beiseite. »Natürlich hat es offensichtlich irgendwie funktioniert. Wir haben uns den Arsch aufgerissen und die Vorstellung, dass unsere Familie alles verlieren könnte, ist nicht einmal mehr ein Gedanke wert. Aber sei dir sicher … wir hatten einige ziemlich dunkle Tage.«

Seine Worte gerieten ins Stocken. Die Röte auf Marias Gesicht sagte ihm, dass er das Richtige getan hatte, um sie von ihrem jüngsten Erlebnis abzulenken.

Sie leckte sich über die Lippen. »Das tut mir leid.«

Ein Mundwinkel hob sich zu einem verzerrten Lächeln. »Danke … aber das ist nicht deine Schuld.«

»Mein Vater hat meine Mutter und mich verlassen, als ich ein kleines Kind war«, sagte sie leise.

Das hatte er nicht gewusst. »Das ist scheiße, Baby.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist, was es ist. Wir haben’s überlebt.«

»Wo ist deine Mutter jetzt?«

Sie formte ein winziges, wehmütiges Lächeln, und er war verdammt froh, es zu sehen. »Fort Lauderdale. Sie heiratete einen Schadensachbearbeiter für Immobilien, der nach dem Sturm in der Gegend war und den sie kennengelernt hatte. Während meines letzten Jahres an der Highschool arbeitete ich hier in Teilzeit, und als ich meinen Abschluss machte, wurde mir eine Vollzeitstelle mit einer Suite angeboten. Also zog ich ein, und sie verkaufte das Haus und ging fort.«

»Du hast also während deines Studiums gearbeitet?«

»Ja.«

Er merkte, wie sich seine Augenbrauen zusammenzogen. »Geht es dir schlecht, weil deine Mutter nicht mehr in der Nähe wohnt?«

»Nein, sie wollten, dass ich mitkomme, aber ich hatte große Träume, weißt du? Außerdem hatte ich bereits diese verrückte Affinität zu diesem Hotel, die ich nicht abschütteln kann.«

Eine Seite seines Mundes hob sich zu einem schiefen Lächeln. »Woher kommt das?«

Sie hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Es war mein erster Job … und ich habe es immer geliebt, hier zu sein … ich liebte die Menschen … liebte das Gebäude.«

»Dann war es wohl ein Schock, als die Familie es verkauft hat?«

»Damals nicht, denn ich wusste bereits, dass Mrs. Duncan nicht mit dem Herzen dabei war. Der Schock kam schon vorher … als Mr. Duncan starb.«

»Das tut mir leid, Baby.«

»Wirklich? Ich glaube nicht, dass es deine Schuld ist.«

Er schnaubte, halb lachend. »Das ist wahr. Ich habe den Kerl nicht umgebracht. Ich kannte ihn nicht einmal.«

»Er war ein guter Mann.«

Einen Moment lang herrschte Stille, bevor er weitersprach: »Und wenn er nicht zu diesem Zeitpunkt gestorben wäre, hätten wir beide uns nicht kennengelernt.« Warum zum Teufel hatte er das gesagt?

Ihre Augen hoben sich und trafen auf seine. Eine seltsame Atmosphäre erfüllte die Luft, als eine laute, donnernde Stille zwischen ihnen herrschte. »Komm her«, flüsterte er.

Ihre Augen weiteten sich, und sie bewegte sich nicht vom Fleck. Also versuchte er, sie zu beruhigen: »Ich werde nichts tun. Ich will dich nur in den Arm nehmen.«

Ihre Augen wirkten beunruhigt, doch nach einem kurzen Moment glitt sie von ihrem Platz und kam etwa den halben Weg zu ihm. Als sie stoppte, streckte er die Hand aus, nahm ihre in seine und zog sie in seine Arme.

Sie erschauderte, und er hob sie hoch, bis sie sich rittlings auf ihm befand, ihren Bauch an seiner Brust. Ihr Körper zitterte leicht, und Garrett hob eine Hand und fuhr mit ihr über die honigfarbenen Konturen ihres Rückens. Als sie ihren Kopf auf seiner Schulter ablegte, war es, als wäre er von einem magischen Schlag getroffen.

»Ich bin fast durchgedreht, als ich gesehen habe, in was für einem Zustand du dich befindest«, sagte er in ihr Ohr und kraulte sie sanft.

Sie stieß einen zittrigen Atemzug aus. »Es war so schrecklich.«

»Schhh … Ich weiß, Baby. Es geht dir gut«, sagte er, und seine Hände strichen an ihrer Wirbelsäule auf und ab.

»Garrett?«

Sie flüsterte seinen Namen in demselben sinnlichen Ton, wie sie es in seinen Träumen immer getan hatte, und augenblicklich schwoll sein Schwanz an. Er nahm ein paar tiefe Atemzüge, um nicht die Kontrolle zu verlieren, und fragte leise: »Ja?«

Ihr Kopf hob sich von seiner Schulter und ihre Augen fixierten seine. »Wirst du es mich vergessen lassen?«

Er fühlte sich, als hätte ihn ein Pfeil direkt durch das Herz getroffen. »Wenn es das ist, was du willst, Liebling.«

* * *

Maria starrte in seine tiefbraunen Augen, die sie förmlich verschlangen. Sie spürte, wie sich eine Mulde in ihrem Magen bildete, bevor sich ihr Herzschlag beschleunigte. Garretts Finger wanderten in einer prickelnden Hitzewelle ihren Rücken hinauf, bevor sie auf ihren Schultern landeten, wo sie einen Moment verharrten, um sie dort zu streicheln. Er beugte sich vor und küsste sie sanft auf die Lippen, sein Mund blieb auf ihrem geschlossen. »Du bist so süß«, flüsterte er, und sein Mund bewegte sich zu ihrem Ohr, während sich ein Arm um ihre Mitte legte, und eine Hand ihr Gesicht umschloss und ihre Wange umfasste.

Sie schloss die Augen und ließ den wunderbaren Duft, den er verströmte, durch ihre Sinne gleiten. Sie holte tief Luft und neigte den Kopf zur Seite, um ihm Platz zu schaffen, damit seine Lippen an ihrem Hals hinuntergleiten konnten, und genau das tat er. Er übersäte ihre feuchte Haut langsam mit Küssen. Sie stieß ein leises Stöhnen aus, und in der Sekunde, in der es ihrem Mund entglitt, wurde der Arm um ihre Taille ein wenig fester.

Seine Lippen wanderten an ihr hinunter und kamen zu ihrem feuchten Dekolleté. Seine Hand glitt nach unten, und sie spürte, wie ihre Brüste angehoben wurden, als sein Mund zu der oberen Schwellung ihrer Haut kam. Langsam und unendlich sanft bewegte sich sein Mund zwischen beiden Brüsten hin und her, bevor er stöhnte und seine Lippen auf die ihren legte.

Zur gleichen Zeit, als seine Lippen auf den ihren landeten, fanden seine Finger die prallen Spitzen ihrer Brustwarzen und er begann, sie dort zu streicheln. Genauso wie seine Zunge in ihren Mund glitt und sie auch dort zu streicheln begann. Tausend Lichter gingen in ihrem Kopf an, als ein Strom des Verlangens sie dazu brachte, ihre Hüften anzuheben und sich gegen seinen Oberkörper zu pressen.

Mit dem Arm, der um ihre Taille gelegt war, drückte er sie noch fester an sich heran. Sie begann unter seinen perfekten Küssen zu keuchen. Seine Hände fuhren zu ihren Schultern hinauf, und wie in Zeitlupe – er wollte ihr Zeit geben, sich zu widersetzen –, schob er die Träger ihres Badeanzugs zu beiden Seiten an ihren Armen nach unten.

Ohne sie aus seinem Kuss zu entlassen, schob er ihren Badeanzug so weit herunter, bis ihre Brüste entblößt waren. Dann fuhren seine Hände an ihren Seiten auf und ab, kamen ihren Brüsten immer näher, bis sie sich auf ihm wandt und sich gegen ihn presste, um ihn um seine Berührungen anzuflehen.

Er kam ihr mit einem tiefen Stöhnen entgegen. Seine Hände kamen zwischen sie und hoben ihre vollen Brüste an. Sie spürte, wie ihre Brustwarzen zu kribbeln begannen, und als seine Daumen über sie strichen, hin und her, begann sie, sich mit ihrer Hüfte im Takt seiner Berührung gegen ihn zu wiegen. Sein Kuss wurde heiß und gierig, und sie erwiderte ihn, völlig verloren in den Empfindungen, die zwischen ihnen flossen.

»Maria, Baby, ich werde dir jetzt den Badeanzug ausziehen, okay?«

Sie wimmerte eine bejahende Antwort. Zu mehr war sie nicht fähig. Seine Hände fielen an ihre Seiten, und als er ihren Badeanzug nach unten schob und auszog, schlängelte sie sich auf ihm, half ihm, wollte einfach nur ihre nasse nackte Haut an der seinen spüren.

Er warf den Badeanzug über den Rand des Whirlpools, und als seine Hände zu ihrer nackten Hüfte hinunterrutschten und zupackten, stöhnte sie bei dem intensiven Gefühl, das ihr Rückgrat hinunterschoss, auf. Sie drückte mit ihrer Hüfte fester gegen seinen Bauch. Eine seiner Hände verließ ihre Hüfte, um zwischen sie zu gleiten, drückte gegen ihren Schamhügel und umschloss ihn mit einer Besessenheit, die ihr den Kopf verdrehte.

Seine Finger fanden ihre Klitoris, und sein Mund fiel wieder auf ihren. Er drang mit seiner Zunge in ihren Mund ein, und ihre Hände fielen auf seine Schultern. Seine glitschigen, feuchten Finger vollbrachten einen Zauber, während sie über ihre Klitoris tanzten. Ihre Hände legten sich auf sein Gesicht, und als sie sich küssten, als sie sich gegen ihn drückte, wusste sie in den Tiefen ihres Verstandes, dass das, was sie erlebte, pure Magie war. Es war, als wären sie eins, zusammen und eine Einheit. Sie hatte das Gefühl, als könne er jeden Funken der Erregung und des Verlangens in ihr spüren. Als könnte er ihre Gedanken lesen, hob er sie plötzlich hoch, schwenkte sie herum und platzierte sie mit ihrem nackten Hintern auf dem Rand des Whirlpools, nur noch ihre Beine waren ein Stück im Wasser.

Er kniete sich zwischen ihre Beine, und während seine Hände ihre nassen Gliedmaßen auf und ab fuhren, machte sich eine Emotion auf seinem Gesicht breit, die sie nicht genau interpretieren konnte. Während seine Hände an den Innenseiten ihrer Schenkel hinaufglitten und ihre Schamlippen trennte, stöhnte er: »Ist dir auch nicht zu kalt?«

Sie schüttelte ihren Kopf vehement von einer Seite zur anderen, als sein Mund auf ihre intimste Stelle fiel. Er küsste sie dort, seine Zunge und Zähne fuhren über ihre Klitoris, leckten an ihr, leckten sie immer wieder, bis sie hinten in der Kehle zu wimmern begann. »Ich möchte, dass du für mich kommst, Maria. Ich will, dass du auf meiner Zunge kommst. Ich muss dich schmecken.« Sie wimmerte wieder, und als Antwort schob er einen großen, stumpfen Finger in sie hinein. Es war wie ein köstlicher Feuerstoß, der sie dazu brachte, ihre Hüften zu heben und nach mehr zu verlangen. Er führte einen weiteren Finger in sie ein, um sich dem ersten anzuschließen. Seine Zunge und seine Lippen auf ihrer Klitoris, zusammen mit seinen Fingern in ihrem Inneren, strahlten ein Gefühl von tausend Wellen elektrischer Hitze an ihrer Wirbelsäule hinunter, bis sie mit einem Stöhnen, das ihre Lippen verließ, in Ekstase explodierte.

Er ließ ihr einen Moment Zeit, um sich wieder zu sammeln, dann stieg er aus dem Wasser, und tropfnass hob er sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer. Er legte sie auf das Bett, und durch den Nebel der absoluten Euphorie bemerkte sie, wie er seine Badehose zu Boden fallen ließ und sich ein Kondom überzog, das er aus seiner Jeans geholt hatte. Auf dem Bett kam er auf sie herab und schob sich zwischen ihre gespreizten Schenkel.

»Alles in Ordnung?«, fragte er, und seine Worte waren ernst.

»Ja«, flüsterte sie, und zwei Sekunden später drang er mit einem heftigen Stoß in sie ein und hielt sie in seinem Bann.

Er stützte sich auf die Ellenbogen und schlang seine Hände um ihr Gesicht, während er ihr in die Augen sah und sagte: »Ich will dich nie wieder so aufgelöst sehen.«

Sie biss sich auf die Lippe und schloss die Augen, als er erneut in sie hineinstieß. Seine Stöße schickten einen Zauber durch ihren Geist, der das Denken beinahe unmöglich machte.

Immer wieder stieß er in sie hinein, bis sie spürte, wie sich wieder dieses intensive Kribbeln in ihrer Blutbahn aufzubauen drohte. »Ja, Baby. Komm mit mir.« Seine Finger strichen über ihre Wangen und Brauen, und sie konzentrierte sich auf die Sanftheit seiner Worte. »Ich habe davon geträumt, dass du zusammen mit mir kommst. Auf mir, unter mir, durch meine Finger, meine Zunge, aber immer, immer mit mir.«

»Garrett …«

Er biss die Zähne zusammen, seine Hände versanken in ihrem Haar. »Ja?«

Sie hob ihre Hüften, als eine Hitzewelle sie erfasste. »Ich komme nochmal«, jammerte sie.

Ein heißes Grollen trat aus seiner Kehle, und er drückte seine Hüfte fest und tief in sie hinein, hielt sich dort, stieß zu, drückte, wiegte sich gegen sie, bis sie mit einem lauten Stöhnen der Erleichterung und Befriedigung spürte, wie er in ihr explodierte. Seine Hitze und Kraft schalteten ihr Gehirn vollkommen aus, als sie im Einklang miteinander kamen.