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Den ganzen Nachmittag über sitzen sie auf den Polstern der Gartenstühle, wagen sich nicht zum Wasserholen aus dem Keller und verbringen dort auch die Nacht. Anouk klagt nicht ein einziges Mal, sie erträgt Hunger, Durst und alle anderen Widrigkeiten mit einer für ihr Alter erstaunlichen Gelassenheit. Das Penicillin hat zum Glück gut angeschlagen, der Husten ist verschwunden. Aber wie lange wird das in dem feuchten Keller so bleiben?
»Wenn Papa kommt, schickt er den Mann weg, ja?« Anouk sieht Lisa so hoffnungsvoll an, dass sie es nicht übers Herz bringt, ihr diesen Strohhalm zu nehmen.
»Ganz bestimmt«, sagt sie und wird nervös bei dem Gedanken, dass Menno hier jederzeit auftauchen kann. Wie Kreuger dann wohl reagieren wird? Schließlich hat er gehört, was Menno auf den Anrufbeantworter gesprochen hat.
»Mir ist ein bisschen kalt«, meint Anouk zaghaft.
Lisa zieht sie an sich. Auch wenn ihre Beziehung mit Menno nicht nach Wunsch verlaufen ist, hat sie immerhin Anouk.
Was hat Menno vorhin gesagt? Monique wolle sich scheiden lassen? Hoffnung keimt in ihr auf, aber gleichzeitig befürchtet sie, das nervenzehrende Hin und Her könnte von Neuem beginnen. Mit geschlossenen Augen lehnt sie sich an die Wand.