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ABSTELLKAMMERGESPRÄCHE

Griffin

Das Jahrzehnt Abstand zwischen Cosy und mir tritt grell zutage, als ich auf dem Podium stehe und in das Meer neugieriger Gesichter blicke, Rucksäcke zu den Füßen, Tablets und ein paar Notizblöcke in den Händen, während sie darauf warten, dass ich anfange. Ihren gesenkten Köpfen nach zu urteilen, schreiben ganz hinten ein paar Textnachrichten.

Cosy hingegen sitzt in der ersten Reihe, direkt vor mir. Ihre Miene verrät, dass sie genauso überrascht ist, mich hier oben zu sehen, wie ich sie im Publikum. Vielleicht sollte ich das nicht sein, nachdem sie mir gesagt hat, dass sie auf Besichtigungstour ist. Ich habe es nur nicht mit dem, was ich hier tue, in Verbindung gebracht.

Gestern kam eine Absage des Redners, und als man mich gebeten hat, einzuspringen, habe ich Ja gesagt, auch wenn ich lieber in einem Sitzungssaal präsentiere.

Und jetzt sitzt hier eine sexy Ablenkung in einem durchscheinenden blauen Hemdblusenkleid mit einem Gürtel um die Taille. Wie fast alles, was Cosy außer Jeans besitzt, ist auch das hier zu kurz. Ein gutes Stück ihres Oberschenkels ist entblößt, und sie zupft am Saum, damit das Kleid nicht weiter hinaufrutscht. Sie trägt dazu goldene Ballerinas, und aus irgendeinem gottverdammten Grund sorgt ihr Outfit dafür, dass ich einen Ständer bekomme. Was nicht so toll ist, wenn man bedenkt, dass ich in einem Raum voller Menschen um die zwanzig stehe und der Blutfluss besser durch meinen Kopf führen sollte, damit die Präsentation gelingt.

Das Mädchen zu Cosys Rechter – die ich aus dem Sexshop wiedererkenne – flüstert etwas, das Cosy sichtbar erbleichen lässt. Links von ihr sitzt ein Typ; sein Kinn ist von den Resten einer Pubertätsakne übersät. Er ist dürr und blond, das Gegenteil von mir. Jedes Mal, wenn er mit ihr spricht, beugt er sich viel zu weit zu ihr hinüber, was ziemlich häufig geschieht. Bleib ihr gefälligst vom Leib, du Möchtegern-Justin-Bieber, sie gehört mir.

Ich richte meinen Blick erneut auf Cosy, die bemüht ist, mich böse anzuschauen. Sie formuliert stumm Was soll der Scheiß. Ich denke, was hier passiert, ist ziemlich offensichtlich, und es ist nicht gerade so, als hätte ich die Kontrolle über die Situation.

Nancy, meine Assistentin, bittet um Aufmerksamkeit und stellt mich vor. In den nächsten zwanzig Minuten halte ich einen Vortrag auf Autopilot und versuche, nicht zu Cosy zu schauen, die auf ihr Tablet starrt. Ihre Fingerknöchel sind weiß und ihr Kiefer angespannt.

Am nervigsten ist, wie oft sich der Kerl neben ihr hinüberbeugt und ihr etwas ins Ohr flüstert. Dabei rückt sie jedes Mal näher zu dem Mädchen auf ihrer anderen Seite. Ich weiß nicht, ob das passiert, weil ich hier oben stehe und Zeuge dieses offensichtlichen Flirtversuchs bin oder weil sie sich seiner Aufmerksamkeit wirklich entziehen will. Ich werde so oder so herausfinden, was los ist.

Sobald ich mit meiner Präsentation fertig bin, setze ich mich an den Tisch, und der Hotelmanager steigt auf das Podium. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und tippe unterm Tisch mit den Daumen eine Nachricht. Nachdem ich das leise Summen aus der Richtung gehört habe, wo sie sitzt, wird mir bewusst, dass sie sie während des Vortrags nicht lesen kann, ohne unhöflich zu wirken.

Sie wirft mir noch einen wütenden Blick zu und spannt dann wieder den Kiefer an. Ich muss noch zwanzig Minuten ausharren, während die restliche Fachgruppe präsentiert, dann beantworten wir Fragen der Studenten. Sobald das erledigt ist, sollen sie sich in zwei Gruppen aufteilen, um sich die verschiedenen Bereiche anzuschauen und zu erfahren, wie die Dinge hinter den Kulissen laufen.

Ich habe vor, Cosy beiseite zu nehmen, doch ich werde von einer Gruppe Studenten und einer Lehrerin, die bei jeder Frage meinen Arm berührt, mit Beschlag belegt. Was wirklich nervig ist. Schließlich gelingt es mir, aus dem Raum zu schlüpfen, um endlich nach Cosy zu suchen und herauszufinden, was es mit den wütenden Blicken auf sich hat.

Ich schicke ihr noch eine Nachricht und frage, wo sie ist.

Ein paar Sekunden später bekomme ich eine Antwort.

MILLS HOTELS???? ECHT JETZT? WAS SOLL DAS?

Es folgen ein halbes Dutzend Emojis, die von Wut bis Überraschung reichen, auch dieses seltsame mit den Was-zum-Teufel-Händen. Ich bin mir nicht sicher, wieso das eine solche Überraschung ist, oder wieso es zum Nachdruck Großbuchstaben und die ganzen Emojis braucht. Ich schicke eine Nachricht mit einem einzelnen Fragezeichen zurück.

Ich folge dem Zug Rucksackstudenten und entdecke Cosy schließlich am Ende der Gruppe, Telefon in der Hand und die Stirn noch immer gerunzelt. Sie wird langsamer und tippt energisch auf den Screen, während sie zurückbleibt. Ich nutze ihre Ablenkung zu meinem Vorteil. Ich überrumple sie, indem ich meinen Arm durch ihren schiebe und sie zur nächsten offenen Tür ziehe. Ich schließe sie hinter uns, um ungestört zu sein, und stelle eine Sekunde zu spät fest, dass es sich um eine Abstellkammer und nicht um ein leeres Büro handelt.

»Was soll das, Griffin?«, ruft Cosy.

»Schh. Sprich leise.« Das würde wahrscheinlich nicht gut aussehen, wenn uns jemand überraschen würde.

Cosys Ausdruck wechselt von Überraschung zu Ungläubigkeit und dann Verärgerung. »Du hast mich zu Tode erschreckt! Was denkst du dir eigentlich dabei, mich in eine Abstellkammer zu zerren?«

»Weshalb bist du so wütend?«

Sie zwinkert mehrere Male und wirft die Hände in die Luft. »Oh, ich weiß nicht. Vielleicht hätte ich gern gewusst, dass ich mich mit einem Mann treffe, der mehr Geld hat als der scheiß liebe Gott!«

»Gott handelt bestimmt nicht mit Dollarscheinen.« Sogar ich kann zugeben, dass das schwach war.

»Das ist kein Witz, Griffin. Ich muss zurück zu meiner Gruppe, bevor sie merken, dass ich verschwunden bin, und du musst dich wieder darum kümmern, die verdammte Welt am Laufen zu halten.« Sie stößt mich gegen die Schulter, dreht sich um und greift nach dem Türgriff.

»Hoppla, Moment mal.« Ich dränge sie gegen die Tür, damit sie mir nicht entwischen kann. Ihr Haar schlägt mir ins Gesicht, als sie herumwirbelt, wobei ihr Zorn fast amüsant ist. »Weshalb bist du so sauer? Du warst in meiner Suite, du weißt, was für ein Auto ich fahre, und die Restaurants, in die ich dich ausführe, sind keine McDonalds. Du weißt bereits, dass ich Geld habe.«

»Ja, aber jedes Mal, wenn ich nach deinem Job frage, tust du es als unwichtig ab. Wieso bist du nicht damit herausgerückt, anstatt um den heißen Brei herumzureden? Du hast mir den Eindruck vermittelt, du wärst so ein heißer Zahlennerd bei einer Firma mit ein paar fantastischen Zulagen.«

»Der bin ich auch, und mein Job ist kein abendfüllendes Gesprächsthema.« Ich rede noch immer um den heißen Brei herum.

Sie stützt eine Faust in die Hüfte. »Du bist ein Hotelmogul und ein verdammter Milliardär!«

»Mein Vater ist ein Milliardär, nicht ich.«

Sie durchbohrt mich mit einem wütenden Blick. »Wortspielereien, Griffin. Du bist ein Erbe der Mills-Hotel-Dynastie.«

»Wieso ist das plötzlich ein Problem?« Ich mag die Hitze nicht, die an meinem Rücken hinaufwandert, obwohl es daran liegen könnte, dass ich einen Anzug in einem engen Raum ohne anständige Belüftung trage.

»Ich wusste es nicht, bevor du dich vor meine Seminargruppe gestellt und es uns allen präsentiert hast.«

»Stimmt nicht. Du wusstest nur keine Einzelheiten. Das darf eigentlich überhaupt nichts ändern.« Jetzt bin ich sauer, zum Teil, weil sie so reagiert, und auch, weil ich das absichtlich vor ihr verborgen habe. Ich habe nichts preisgegeben, weil sie nicht gedrängt hat.

»Wieso bist du nicht ehrlich zu mir? Wieso die Dinge im Ungewissen lassen?«

»Weil ich nicht wollte, dass sich zwischen uns etwas ändert oder du mich anders siehst.«

Cosy reibt sich die Schläfe. »Ich hatte nicht erwartet, dass du einer der Redner bist. Ich bin Collegestudentin, und du bist …« Sie gestikuliert in meine Richtung und lässt ihren Blick auf ungewohnte Art über mich gleiten. »… ein verdammter Gott. Und meine Lehrerin würde sich sowieso am liebsten auf dich stürzen.«

»Zum Teufel mit deiner Lehrerin.«

Sie zieht eine Braue hoch.

Ich wische den Kommentar mit einer Handbewegung weg. »Ich kann die Familie nicht ändern, in die ich hineingeboren wurde, und ich dachte, du stündest über diesen nebensächlichen Dingen, die nicht zählen.«

»Das tue ich auch«, faucht sie.

»Du benimmst dich aber nicht gerade so«, kontere ich.

Sie blickt finster und verändert ihre Haltung. »Es wäre viel einfacher gewesen, damit klarzukommen, wenn ich vorgewarnt gewesen wäre. Deine Präsentation hat mich kalt erwischt.«

»Weißt du, was mich kalt erwischt hat? Dieser verdammte Knilch, der sich beinahe auf deinen Schoß gesetzt hat, sobald er nur einen Funken Aufmerksamkeit von dir bekam.«

»Was?«

Ich grabe mir gerade selbst eine Grube, aber ich bin frustriert und völlig verunsichert. »Wer ist der Typ? Weiß er, dass wir was miteinander haben? Es sah jedenfalls nicht danach aus.«

»Du meinst Landon? Er ist ein Kommilitone, der überhaupt nichts kapiert.«

»Vielleicht solltest du dann etwas deutlicher sein. Und weißt du, was noch helfen würde?« Ich ziehe am Saum ihres Kleids. »Wenn du nicht Gefahr laufen würdest, ihm jedes Mal, wenn du dich hinsetzt, dein Höschen zu zeigen.«

Ihre Augen flackern, und sie kräuselt wütend schnaubend die Lippen. »Willst du etwa behaupten, ich lenke seine unerwünschte Aufmerksamkeit auf mich wegen meiner Art, mich zu kleiden?«

»Etwa nicht?«

Sie reckt das Kinn noch höher und legt den Kopf schräg. »Bist du dir dessen sicher? Wenn ich mich recht erinnere, schien es dich nicht zu stören, wie viel nackte Haut ich gezeigt habe, als du ins STW gekommen bist. Es sah sogar eher danach aus, als hätte es dir gefallen, und so wirkt es noch immer.« Sie umfasst mich durch meine Hose hindurch, um ihre Äußerung zu unterstreichen.

Sie hat nicht unrecht. Was mich in dieser Situation in doppelter Hinsicht zu einem Arsch macht. Trotzdem versuche ich, mich zu rechtfertigen. »Dieser Typ hat während der gesamten Präsentation auf deine Beine gestarrt.«

»Du doch auch.«

Scheiße. Sie hat schon wieder recht. »Ich bin dein Freund. Ich darf wegen deiner Beine einen Ständer kriegen, dieser kleine Wichser nicht.«

Ihre Augen flackern überrascht. »Freund?«

»Wir daten doch niemand anders, oder?« Ein heftiger Anflug von Besitzgier bringt mich dazu, den Kiefer anzuspannen und die Hände zu Fäusten zu ballen.

Die Frage scheint sie zu überraschen. »Vermutlich nicht.«

»Vermutlich?« Ich bin erneut in ihrem persönlichen Bereich. Im Hinterkopf gestehe ich mir ein, dass das nichts Ernstes ist. Wir treffen uns zwanglos und werden in ein paar Wochen zu neuen Abenteuern aufbrechen, aber ich will sicher sein, dass ich sie zumindest bis dahin ganz für mich allein habe. »Gibt es noch jemand anders, an dem du interessiert bist?«

Sie legt mir eine Hand auf die Brust, damit ich nicht noch näher komme. »Nein.«

»Irgendjemand, an dessen Seite du nachts gern schlafen würdest?«

Sie schluckt schwer. »Nein.«

Ich lasse meinen Finger von ihrer Hüfte zum Saum ihres Kleids gleiten, der übrigens gut zwanzig Zentimeter oberhalb ihrer Knie endet. Ich streiche mit dem Daumen über ihre bloße Haut. »Gibt’s noch jemanden, der dich so berühren soll?«

»Niemanden«, flüstert sie.

»Bei mir auch nicht. Ich glaube, das macht mich zu deinem Freund.« Ich lasse meine Finger über ihren Oberschenkel gleiten und schiebe dabei ihren Rock zusammen.

»Griffin.« Es ist nur mein Name, eine Warnung, eine Bitte.

Wir blicken beide hinab, als ich ihren Rock anhebe, um ihr Höschen zu enthüllen. Es braucht nicht viel, weil ihr Rock kurz ist – und sie weiß das. Als es zum Vorschein kommt, schmunzle ich. Es ist nicht aus Spitze oder Satin oder sexy. Sie trägt einen billigen Baumwollslip mit einem Auberginen-Emoji-Muster. »Wirklich, Cosy?« Ich schiebe einen Finger unter das Gummiband.

»Was tust du da?« Sie ist atemlos und panisch.

»Dich berühren.«

»Wir sind in einer Abstellkammer.«

»Als ob mich das interessieren würde.«

»Ich muss zu meiner Gruppe zurück, Griffin.«

»Sag ihnen, du hättest dich verlaufen. Oder besser noch, dein Freund hätte dich in eine Abstellkammer gezerrt, damit er dich befummeln kann, weil er sich von einem kleinen Wichser bedroht gefühlt hat und zu dem Schluss gekommen ist, dass du vielleicht eine kleine Erinnerung daran brauchst, wer über diesen Körper verfügen darf.« Ich bedecke ihren Mund mit meinem, bevor sie wieder sauer auf mich werden kann wegen dieses bescheuerten Kommentars, und fahre mit dem Finger über ihre Scham, bis ich in sie hineingleiten kann.

»Herrgott, Griffin.« Cosy packt mich an den Schultern. Doch sie spreizt die Beine und lädt mich ein, weiterzumachen.

Das ist ein blöder Ort dafür, mehr nach dem Geschmack meiner jüngeren Brüder. Aber dabei zuzusehen, wie der Junge eine Stunde lang mit ihr geflirtet hat, hat mich auf die Palme gebracht. Ganz zu schweigen davon, wie unvernünftig sie auf die finanzielle Situation meiner Familie reagiert hat. Es ist nicht so, als hätte sie nicht die leiseste Ahnung gehabt – selbst wenn es stimmt, dass ich es ihr hätte erzählen sollen.

In all den Jahren, die ich für meinen Vater arbeite, habe ich mich noch nie mit jemandem in einer Abstellkammer eingeschlossen, um zu vögeln. Ich hatte noch nicht einmal Sex im Büro, und meine Ex kam dauernd zum Lunch vorbei. Ich hab eindeutig was versäumt.

Ich bewege meinen Finger ein paarmal in ihr, wo es so weich und warm und einladend ist, bevor ich einen zweiten Finger dazu nehme. Nachdem ich ihr Höschen beiseitegeschoben habe, drücke ich meine Handfläche gegen ihre Klitoris und dringe tiefer mit den Fingern ein.

Cosys Augen flackern, und sie stöhnt.

»Schh, Baby, du willst doch keine Schwierigkeiten bekommen, oder?«, ermahne ich sie.

»Nein, aber, oh Gott …« Sie verschließt ihren Mund mit einer Hand, als ich die Finger erneut krümme. »Meine Güte, was tust du da?« Sie rollt die Augen nach oben.

»Dich daran erinnern, wem diese Pussy gehört.«

»Du bist unglaublich, weißt du das?«, murrt sie, gefolgt von einem leisen Stöhnen, als ich ihre empfindliche Stelle treffe. Sie krallt sich in meine Anzugjacke und hält nach etwas Ausschau, worauf sie sich stützen kann, weil ihre Beine nachzugeben drohen.

»Ich hab dich«, versichere ich ihr.

Sie sackt gegen die Tür und lässt ihr Gewicht auf meine Handfläche sinken.

»Steck dein Kleid in den Gürtel.«

»Wieso?«

»Damit ich sehen kann, was ich mit dir mache.« Ich warte, bis sie gehorcht, bevor ich das Tempo erhöhe.

Ihr Mund geht auf, und ihre Augen flackern. »Es ist so … Gott.«

Ich lege ihr meine freie Hand auf den Mund, um ihr Stöhnen zu dämpfen, als sie kommt, und lasse sie los, als sie mir nicht länger die Zähne hineinbohrt.

»Herrje, war das intensiv.«

Zufrieden ziehe ich mein Einstecktuch heraus. »Ich habe dir gesagt, dass ich über diesen Körper herrsche, oder?«

»Oh mein Gott, du bist schrecklich.« Sie zieht ihr Höschen zurecht und glättet ihren Rock. »Glaub ja nicht, dass ich nicht mehr verärgert bin, nur weil du irgendeinen Voodoozauber mit meiner Vagina veranstaltet hast. Wir führen diese Diskussion später fort, und nicht in einer Abstellkammer, und du wirst deine Finger bei dir behalten, bis wir mit Reden fertig sind.«

Ich weiß nicht, was es noch zu bereden gäbe, aber ich stimme trotzdem zu. Ich öffne die Tür und werfe einen Blick in die Halle, bevor ich sie hinausscheuche. Ihre Wangen sind gerötet, und ihre Augen haben diesen glasigen, befriedigten Blick. Ich bezweifle, dass dieser Dummkopf Lance, oder wie er heißt, überhaupt weiß, wie ein Orgasmusnachglühen aussieht.

Ich schließe die Tür hinter mir und prüfe, ob mein Anzug ordentlich sitzt. Die Aufschläge sind nur leicht zerknittert.

»Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast. Was ist das nur mit dir und dem Fummeln in der Öffentlichkeit?« Cosy legt ihren Handrücken auf ihre Wange. »Ich muss meine Hände waschen, und du ebenfalls.«

»Zufällig mag ich den Geruch deiner Orgasmen.« Ich streiche mir mit den Fingern, die in ihr drin waren, über die Lippen und lache über ihren entsetzten Gesichtsausdruck. Sie wirbelt herum und marschiert den Flur entlang in die falsche Richtung. »Toiletten sind hier entlang«, rufe ich ihr hinterher.

Sie bleibt stehen, macht kehrt und starrt mich wütend an, als sie an mir vorbeigeht. Nachdem sie ihre Hände gewaschen hat, gehe ich mit ihr gemeinsam den Flur entlang auf der Suche nach ihrer Gruppe. »Hier, du solltest das nehmen, falls du fertig bist, bevor mein Nachmittagsmeeting vorbei ist. Wir treffen uns in meiner Suite.«

Sie nimmt die Schlüsselkarte und steckt sie rasch in ihre Tasche, während sie den Blick herumschnellen lässt, um sich zu vergewissern, dass niemand sie bemerkt. Wir finden ihre Seminargruppe in der Küche. Ich habe die Absicht, sie dort zu lassen und unbemerkt wieder hinauszuschlüpfen, doch die Tür quietscht und zieht die Aufmerksamkeit aller auf sich.

»Mr Mills! Kann ich Ihnen etwas bringen? Wir haben eine hübsche Auswahl zu Mittag, falls Sie sich die Karte ansehen wollen.« Die Küchenchefin Emilee sieht aus, als würde ihr gleich der Kopf platzen, wahrscheinlich, weil ich sonst nie ohne Vorwarnung in der Küche auftauche.

Alle im Raum drehen sich zu mir um. Cosy fährt zusammen, tritt von mir zurück und versucht in der Gruppe unterzutauchen.

»Ich brauche nichts, danke.« Ich lächle und hebe die Hand zu einem ungeschickten Winken. »Hallo nochmals, ich hoffe, Sie genießen Ihre Tour. Ich überlasse sie Ihnen, Emilee.«

Ich habe vor, die Küche zu verlassen, ohne Cosy weiter Beachtung zu schenken, aber ich riskiere einen letzten Blick in ihre Richtung. Das Mädchen, das neben ihr gesessen hat, schaut mich schräg an, als wüsste sie, was in der Abstellkammer passiert ist. Cosys knallrotes Gesicht ist vielleicht ein Hinweis. Ich komme klar mit ihrem Verdacht und damit, dass Cosy die Situation peinlich ist.

Doch der ahnungslose kleine Wichser rückt dicht an sie heran und legt seinen Arm um ihre Schulter. Cosy betrachtet seine Hand, als wäre sie eine giftige Spinne, und schlägt sie weg. »Ich bin nicht deine Armstütze«, zischt sie.

Doch anstatt Abstand zu nehmen, zieht er sie fester an sich. »Ach, komm schon, du hast die perfekte Größe, und ich brauche jemanden zum Anlehnen.«

»Und ich will, dass du die Finger von mir nimmst.«

Er lacht, als wäre es ein Witz.

Ich würde dem Kerl am liebsten eine verpassen dafür, dass er Cosy überhaupt berührt und ihre deutlich geäußerte Forderung, sie loszulassen, ignoriert. Ich will außerdem meinen Anspruch auf sie geltend machen, indem ich etwas noch Primitiveres tue, als es ihr in der Abstellkammer mit dem Finger zu besorgen. Doch mir ist klar, dass sie bereits wütend auf mich ist, weil ich nicht in aller Deutlichkeit gesagt habe, dass ich der Erbe eines milliardenschweren Imperiums bin, und ich mir so eine nur noch tiefere Grube schaufeln würde.

Stattdessen starre ich den Kerl durchdringend an. »Lester, stimmt’s?«

Seine Brauen schießen hoch, und er zeigt mit dem Finger auf sich, während er in die Runde blickt. »Mein Name ist Landon, Mr Mills. Freut mich, Sie kennenzulernen, Sir.«

Ich mache einen Schritt auf ihn zu und zwinge ihn so, seinen Arm herunterzunehmen und von Cosy wegzutreten. Ich ergreife die Hand, die er mir reicht, mit meiner ungewaschenen und versuche es mit einem höflichen Lächeln, während ich ihm die andere Hand auf die Schulter lege und mich nach vorn beuge. »Eine Frau so anzufassen, wie du es soeben ohne Erlaubnis oder Aufforderung getan hast, nennt man in der Geschäftswelt sexuelle Belästigung.« Nennt mich ruhig Heuchler, weil ich dieselbe Frau in eine Abstellkammer gezerrt und ihr gesagt habe, dass ihre Pussy mir gehört.

»W-wir sind Freunde, Sir«, krächzt er.

Ich drücke seine Hand fester als nötig. »Das gibt dir nicht die Erlaubnis, zu grapschen, vor allem dann nicht, wenn sie dir deutlich zu verstehen gegeben hat, dass sie von dir lieber nicht angefasst werden will.«

Er erbleicht. »Natürlich nicht, Sir.«

»Großartig, Landon.« Ich banne ihn mit einem finsteren Lächeln und klopfe ihm auf die Schulter, bevor ich ihn loslasse, der Klasse erneut zuwinke und zur Tür eile. Cosy sieht mich an, als wollte sie mich schon wieder umbringen, und Landon, als würde er sich gleich übergeben.

Ich bin sicher, er wird ab jetzt die Finger von ihr lassen, weshalb ich mich später um Cosys Zorn kümmern werde.