A:Sie fertigten aus der Seide die Fadenkreuze für ihre Fernrohre.

Seidige Spinnfäden sind sehr dünn, extrem fest und aufgrund ihrer Elastizität außerdem äußerst bruchsicher. Diese Erkenntnis, so heißt es, brachte Mitte des 18. Jahrhunderts den italienischen Gelehrten Felice Fontana auf eine geniale Idee. Er nutzte die Fäden als Hilfsmittel für Mikrometer und Sucherfernrohre. Die Methode, mit der man diese Fäden einbaut, verfeinerte in den Jahren darauf der Begründer des wissenschaftlichen Fernrohrbaus Joseph von Fraunhofer. Er und seine Astronomen-Kollegen züchteten an ihren Observatorien zu diesem Zweck Spinnen für die Herstellung von Fadenkreuzen und Mikrometern.

Die Methode wurde noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts angewendet. Auf Englisch nennt man das Fadenmikrometer bis heute einfach »Spider«. Auch das Fadenkreuz dürfte seinen Namen von den Spinnfäden haben. In der Landessternwarte auf dem Königsstuhl bei Heidelberg kann man an einer Kuppel eine »Spinnengrube« besichtigen.