C:die Uhren in Köln, München und Berlin heutzutage gleich ticken
Wie gern diskutieren wir über den Sinn und Unsinn von Sommer- und Winterzeit. Dabei gibt es in Deutschland überhaupt erst seit etwa 125 Jahren eine einheitliche Zeitmessung. Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts tickten die Uhren in jedem größeren Ort des Deutschen Reichs im wahrsten Sinne des Wortes anders. Mittag war, wenn die Sonne am höchsten stand. Punkt. Vor allem längere Eisenbahnfahrten wurden zum Problem. Zwar richtete sich seit 1848 der Eisenbahnverkehr in Preußen nach der sogenannten Berliner Zeit, aber eben auch nur dort. Doch selbst nach der Abschaffung der deutschen Kleinstaaten und der Reichsgründung 1871 durch Otto von Bismarck änderte sich zunächst wenig an dem Zeitdurcheinander.
Doch die unaufhaltsame Modernisierung der Gesellschaft, nicht zuletzt im Bereich der Motorisierung, führte schließlich doch zu einer Vereinheitlichung der Zeit. Am 1. April 1893 trat ein von Kaiser Wilhelm II. unterzeichnetes Gesetz in Kraft, das die »mittlere Sonnenzeit des fünfzehnten Längengrades östlich von Greenwich« im gesamten Deutschen Reich zur einzig gültigen Uhrzeit bestimmte. Heute ist sie als Mitteleuropäische Zeit bekannt. Seit dem 1. Januar 1925 schließlich existiert sogar eine »Weltzeit«. Wenn es im Observatorium von Greenwich bei London 12 Uhr schlägt, ist »Weltmittag«.