21

Sarah wartete nicht auf eine Nachricht von den Mädchen, dass sie ihr Gepäck hätten, sondern empfing sie direkt am Flugsteig. Jess tauchte aus der Gangway auf – in Designerjeans und mit großen Reifenohrringen mit Fransen, die ihr bis auf das transparente Blusenshirt reichten. Morgan trug Jeansshorts, ein Shirt mit Prinzessinnen darauf, hatte einen Reif mit Mausohren aufgesetzt und hielt einen großen Plüschtiger im Arm.

„Wie wäre es mit einer Umarmung für deine Mutter, Jess?“, fragte Sarah, nachdem Morgan sie in die Arme geschlossen hatte.

Jess sah gerade so lange vom Bildschirm ihres Handys hoch, dass sie sie mit einem Arm umarmen konnte, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Telefon zuwandte.

„,Hallo, Mama‘“, frotzelte Sarah, „,schön, dich zu sehen. Wie geht es dir?‘ ‚Gut, danke, Jess, dass du nachfragst. Ich freue mich, dass ihr wieder zu Hause seid! Ich habe euch vermisst!‘“

Lächelnd ließ Jess ihr Handy in einer Handtasche verschwinden, die Sarah noch nicht kannte. „Hallo, Mama. Wir haben dich auch vermisst.“

Auf dem Weg zum Gepäckband legte Sarah die Arme um ihre beiden Töchter. „Gigi ist mit euch shoppen gewesen, was?“

„Ein paar Mal“, berichtete Morgan.

„Habt ihr mehr Gepäck mitgebracht, als ihr mitgenommen hattet?“

„Gigi hat Jess einen Koffersatz gekauft. Ich habe meine Souvenirs in ihrem alten verstaut.“

„Was war denn mit deinem alten Koffer?“, fragte Sarah Jess.

„Nichts.“

Morgan rückte ihre Mausohren gerade. „Gigi will mit Jess nach ihrem Highschool-Abschluss nach Europa reisen. Ein Examensgeschenk.“

„Morgan!“, fuhr Jess sie an.

„Aber so ist es doch.“

„Und dir will sie ein Pferd kaufen“, gab Jess zurück.

„Moment mal! Was soll das heißen?“ Sarah blieb so abrupt stehen, dass jemand von hinten mit einem Koffer in sie hineinfuhr. Eine Entschuldigung murmelnd, trat sie zur Seite und bedeutete den Mädchen, das ebenfalls zu tun. „Also gut. Jetzt noch mal von vorn. Gigi will was?“

Jess stieß Morgan den Ellbogen in die Rippen. „Du solltest den Mund halten. Sie wollte doch zuerst selbst mit Mama sprechen.“

Morgan streckte ihr die Zunge heraus.

„Schluss damit!“, ging Sarah dazwischen. „Alle beide.“

„Sie will mir kein Pferd kaufen. Sie hat nur gesagt, sie würde mit dir darüber reden.“

„Prima, wir werden reden. Aber die Antwort lautet trotzdem nein.“

„Mama!“

„Nein, Morgan. Papa und ich haben das doch mittlerweile ausführlich mit dir besprochen. Du musst uns zuerst beweisen, dass du das wirklich willst. Dass du nicht nur den Spaß haben willst, sondern auch vor der Arbeit nicht zurückscheust.“

„Aber das will ich doch!“

Sarah machte ihr ein Zeichen, sie solle die Stimme senken. „Wir reden später darüber.“

„Und Jess?“

„Auch darüber reden wir später.“

„Das kannst du mir nicht verbieten“, maulte Jess. „Du und Papa habt mir bereits eine Reise nach dem Abschluss versprochen.“

„Von einer Europareise war bisher nie die Rede, Jess. Wir haben darüber gesprochen, dass du dir eine Show in New York anschaust oder eine Reise nach Washington machst.“

„Gigi wird alle Kosten übernehmen.“

„Ich werde mit ihr reden“, erklärte Sarah.

„Mama!“, rief Jess genauso entnervt wie Morgan.

„Ich habe gesagt, ich rede mit ihr.“

„Ja, aber was wirst du ihr sagen?“

Das wusste sie noch nicht. Allerdings würde sie abwarten, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte, damit sie Carol nicht etwas an den Kopf warf, das sie später bereuen würde.

Zu Hause angekommen, verschwanden die Mädchen sofort in ihren Zimmern. Auf der Fahrt hatten sie zwar höfliche, aber sehr knappe Antworten auf Fragen zu ihrer Reise gegeben. Zach, der heute lange arbeiten musste, antwortete nicht auf ihre SMS mit der Frage: Hast du mal eine Minute? Sarah starrte auf ihr Handy und fragte sich, ob ihre Mutter wohl noch immer mit diesem pastoralen Notfall beschäftigt war, der sie veranlasst hatte, ihr Mittagessen zu verschieben.

Wenn es bei dem Problem mit den Mädchen nicht gerade um Carol ginge, würde sie ihre Mutter jetzt anrufen und das mit ihr besprechen. Aber die Gefühle ihrer Mutter gegenüber Carol waren immer noch ziemlich ambivalent. Das könnte ihr Urteilsvermögen trüben. Und Sarah hatte nicht vor, sie zu ihrer Verbündeten zu machen. Das wäre nicht fair.

Eigentlich glaubte sie nicht, dass ihre Reaktion überzogen war. Auf jeden Fall nicht in Bezug auf Morgan und das Pferd. Carols Reise mit Jess nach Europa war allerdings etwas anderes. Sie wüsste nicht, warum sie das verbieten sollte. Die Reise müsste natürlich unmittelbar nach der Abschlussfeier erfolgen, damit Jess im Sommer noch etwas Geld verdienen und ihren Teil zu den Collegekosten beisteuern könnte. Das war nicht verhandelbar. Und wenn die Reise deswegen kürzer ausfallen müsste, als Carol und Jess gehofft hatten, dann war das eben so.

So. Das war schon mal eine gute Grundlage. Aber die Sache mit dem Pferd …

Sie kramte in ihrer Erinnerung. Hatte sie mit Carol eigentlich schon mal darüber gesprochen? Mit Mama auf jeden Fall. Vielleicht wusste Carol ja nicht, dass sie und Zach Nein gesagt hatten. Morgan hätte diese Information ganz bestimmt nicht an ihre Großmutter weitergegeben. Vermutlich hatte sie Gigi erzählt, wie gern sie zum Reiten ging, wie gut es für sie wäre, die Verantwortung für ein eigenes Pferd zu übernehmen, und dass alle anderen Mädchen im Reitstall bereits ein eigenes Pferd hätten. Bestimmt hatte sie dick aufgetragen. Sarah stellte sich vor, wie Carol voller Mitgefühl zuhörte und nach einem Weg suchte, „die Mädchen gleich zu behandeln“, trotz ihres Altersunterschieds.

Also gut. Sie würde Carol einen Vertrauensvorschuss geben. Sie würde ihr nur das Beste unterstellen und ihr Handeln und ihre Motive nicht infrage stellen.

Sie atmete tief durch. Sieh dir die Fakten an. Und sei gnädig beim Interpretieren der Fakten.

Sie schrieb Carol eine SMS. Können wir reden?

B

„Das tut mir wirklich leid“, sagte Gigi. „Ich hatte keine Ahnung. Nie würde ich gegen dich und Zach arbeiten.“

Sarah lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Nein, das habe ich auch nicht angenommen. Morgan kann sehr gut manipulieren. Das müssen wir bei ihr im Auge behalten.“

„Ich muss gestehen, dass mir das auch schon ein paar Mal aufgefallen ist. Nur bei Kleinigkeiten. Aber sie weiß, wie sie ihren Willen durchsetzt“, erwiderte Carol lachend. „Genau wie ihre Gigi.“

Das stimmte, dachte Sarah. Sie sah noch vor sich, wie ihr Vater in gespielter Kapitulation die Hände hob und grinsend zu Carol sagte: „Ich habe das bereits beim ersten Mal verstanden, Frau!“ Carol bekam alles von ihm, was sie wollte.

„Ich kann gern mit ihr reden, Sarah. Ich werde ihr sagen, sobald ihr eure Zustimmung gebt und sie gezeigt hat, dass sie verantwortungsbewusst genug ist, sich auch darum zu kümmern, werde ich ihr sehr gern helfen, eines zu kaufen. Natürlich innerhalb vernünftiger Grenzen. Natürlich würde ich ihr kein Rennpferd kaufen.“

Sarah lachte. „Ich denke, irgendwo wird es wohl ein altes Pferd geben, das auf seine alten Tage eine Bleibe braucht. Und Morgan wird sich an den Kosten beteiligen müssen.“

„Mir hat sie erzählt, sie hätte das Geld gespart, das sie fürs Babysitten bekommen hat.“

Sarah hatte noch keine großen Ersparnisse zu Gesicht bekommen – allerdings war ihre Beobachtung, dass Morgan sehr viel Geld ausgab. Aber die Aussicht auf ein Pferd könnte sie veranlassen, etwas sparsamer zu sein.

„Was Jess betrifft“, gestand Carol, „ich hätte auch über dieses Thema zuerst mit dir reden sollen. Unsere Pläne sind aber noch nicht endgültig, du meine Güte, nein. Wir haben nur überlegt, in welche europäischen Länder sie gern einmal reisen würde.“

„Kommt Gary auch mit?“

Carol schnaubte. „Er hat immer noch keinen Pass. Darum habe ich ihm gesagt: Prima. Dann werde ich stattdessen mit meiner Enkelin verreisen. Seit dem Tod deines Vaters wollte ich noch einmal nach Europa und mir die Orte anschauen, die wir gemeinsam besucht haben. Das wäre eine gute Gelegenheit dazu. Stell sie dir als meine Reisebegleitung im Stil Jane Austens vor.“

„Da fällt mir Little Women ein“, sagte Sarah. „Aber du bist doch viel moderner und lustiger als Tante March. Ich wünschte, ich könnte mitkommen.“

„Und? Warum nicht?“

„Nein, ich würde Jess nicht um diese Gelegenheit bringen wollen. Aber Zach und ich wollen das irgendwann auch mal machen.“

„Ihr solltet einen besonderen Hochzeitstag zum Anlass für eine Europareise nehmen. Dein Vater und ich waren zu unserer Silberhochzeit dort. Erinnerst du dich noch?“

Ja, sie erinnerte sich. Die Fotos von den Orten anzuschauen, die auch ihre Mutter so gern besucht hätte – London, Edinburgh, Paris, München, Wien, Rom –, war immer mit einem Hauch Wehmut verbunden gewesen. Das Leben, das ihr Vater mit Carol geführt hatte, war so ganz anders gewesen als das Leben ihrer Eltern.

„Ich habe es nie bereut. Wir hatten keine Ahnung, dass es unsere letzte gemeinsame große Reise wäre. ,Carpe diem‘, sagte dein Vater immer.“ Carol seufzte. „Wie ich diesen Mann vermisse.“

Es ging sie zwar nichts an, doch Sarah fragte sich, wie Gary solche Äußerungen wohl empfand. Falls er sie mitbekam. „Ich vermisse ihn auch“, sagte sie.

„Ich weiß. Das wird uns beide immer verbinden. Und die Mädchen auch. Ich bin so froh, dass sie alt genug waren und noch Erinnerungen an ihn haben.“ Carols Stimme klang plötzlich belegt. „Wie auch immer. Ich werde das mit Morgan klären. Und wir beide ziehen jetzt an einem Strang.“

Na also, dachte Sarah, nachdem sie sich bei Carol bedankt und sich verabschiedet hatte. Viel leichter, als sie gedacht hatte. Sie stand auf und streckte sich, als ihr Handy eine Nachricht von Zach anzeigte. Alles in Ordnung?

Alles bestens, tippte sie und ging ins Haus.

B

Als Zach auf dem Heimweg vom Krankenhaus anrief, verschwand Sarah im Waschkeller, damit die Mädchen ihr Gespräch nicht mitbekamen.

„Sie wusste es“, sagte Zach nach Sarahs Bericht.

„Was meinst du damit? Was wusste sie?“

„Dass wir Morgan das Pferd verboten hatten.“

Sarah starrte auf den Wäscheberg, den sie aus dem Haus am See mitgebracht hatten. „Bist du sicher? Ich weiß, dass ich mit Mama darüber gesprochen habe, aber ...“

„Ja, ich bin sicher. Du hast es Carol gesagt. Ich war bei deinem Gespräch dabei.“

„Wann?“

„Kann ich nicht genau sagen, Schatz. Vor ein paar Wochen? Ich weiß aber noch, dass ich gedacht habe, wie gut, dass du es ihr gesagt hast, weil wir ja wissen, wie gern sie die Mädchen verwöhnt.“

Sarah strich sich über die Stirn. „Und du bist ganz sicher, dass das Carol war und nicht Mama?“

Er zögerte. „Jetzt hast du mich unsicher gemacht. Also sagen wir, ich bin zu 95 Prozent sicher und nicht zu 100 Prozent.“

Mit ihrer freien Hand legte Sarah helle Shorts und Shirts in die Waschmaschine. „Ich muss es genau wissen, bevor ich ihr vorwerfe, dass sie gelogen hat.“

„Das würde ich nicht machen“, sagte Zach. „Frag sie einfach. Hier ist Diplomatie gefragt.“

Diplomatie war nicht unbedingt Sarahs Stärke. Ihre Schüler zur Rede zu stellen war etwas ganz anderes, als ihre Stiefmutter zu beschuldigen, sie belogen zu haben. Sie würde erst einmal eine Nacht darüber schlafen, bevor sie mit ihr telefonierte.

Oder sollte sie lieber eine Mail schreiben?

Nein, anrufen war besser.

„Und wir beide“, fuhr sie fort, „müssen uns in Bezug auf Morgan einig sein. Und in Bezug auf Jess und ihren Sommerjob.“

„Jawohl.“

„Und du bist sicher, dass wir da auf einer Linie sind, Zach? Dass du nicht nachgeben wirst?“

„Wann habe ich schon mal nachgegeben?“

„Na, was war mit Jess’ Auto?“

Er lachte. „Okay, ertappt. Aber du musst zugeben, dass sie am Ende ein viel besseres Auto bekommen hat als das, das du ihr ausgesucht hattest.“

„Hmmm. ‚Dieses süße kleine Auto ist viel sicherer, Papa.‘ Um dreitausend Dollar sicherer. Mit Sonnendach.“

„Ein cooles Sonnendach.“

Sarah legte das Handy aus der Hand und stellte auf Lautsprecher, damit sie Waschpulver in die Maschine geben konnte. „An einem Strang, Zach. Sommerjob, kürzere Reise, wenn nötig.“

Sie sah vor sich, wie er salutierte, als er sagte: „Verstanden.“

„Und wir werden Morgan sagen, dass sie warten muss, egal, was Carol ihr versprochen hat.“

„Genau, aber wir sollten ihr eine Frist setzen, Schatz. Dann weiß sie, woran sie ist. Das sind definierbare Ziele.“

Das war vernünftig. Sie stellte die Waschmaschine an und griff wieder zum Handy. „Solange sie diese Ziele nicht nur erfüllt, um ihren Willen durchzusetzen. Das wäre dem Pferd gegenüber nicht fair.“

„Einverstanden.“

Morgan sollte einen Aufgabenkatalog aufsetzen, beschloss Sarah, als sie nach dem Anruf die Treppe hochstieg. Sie sollte die Stallbesitzer fragen, wie sie helfen könnte, und dann müsste sie bereit sein, einen Zeitplan zu erstellen, und ihn einhalten, als würde sie für die Arbeit bezahlt. Keine Ausreden. Keine Ausflüchte, weil das Wetter schlecht war oder sie nicht genügend Zeit für ihre Freundinnen hatte. Zuerst die Schulaufgaben, dann der Reitstall und Babysitten. Das waren die Rahmenbedingungen, und dann konnte sie immer noch sagen, dass ein eigenes Pferd sie in ihrem Leben zu sehr einengte.

Morgan saß vorgebeugt am Küchentisch und tippte in ihr Handy. Die Mausohren hatte sie immer noch nicht abgelegt. „Hast du mit Papa gesprochen?“, fragte sie, ohne hochzuschauen.

„Ja.“ Sarah setzte sich ihr gegenüber an den Tisch.

„Und?“

„Wenn du fertig getippt hast und ein Gespräch wünschst, dann können wir reden.“

Morgan tippte die Nachricht zu Ende und legte das Telefon zur Seite.

„Ganz weg“, forderte Sarah.

Seufzend schnappte Morgan sich das Handy und legte es ins Wohnzimmer, bevor sie mit verschränkten Armen in die Küche zurückkam.

„Da wir hier eine ernste Angelegenheit besprechen wollen, Morgan, wäre es angebracht, dass du deine Haltung änderst.“

„Ich habe doch gerade Nachrichten mit Gigi ausgetauscht.“

„Und was hat Gigi gesagt?“

Morgan antwortete nicht.

„Du kannst es mir sagen oder mir zeigen. Du weißt, dass das die Regel ist.“ Wenn der Bericht über den Inhalt der SMS nicht mit dem tatsächlichen Inhalt übereinstimmte, hatte das Konsequenzen. Das wusste Morgan. Eine ehrliche Antwort beim ersten Mal war für alle hilfreich. Normalerweise.

„Sie schrieb, es tue ihr leid und dass sie mir keine falschen Hoffnungen hätte machen sollen.“

„Hier geht es nicht darum, dir falsche Hoffnungen zu machen, Morgan. Papa und ich haben nicht gesagt, dass du nie ein Pferd haben darfst. Wir haben dir gesagt, dass du selbst etwas dafür tun musst.“

„Ich weiß das.“

„Dann erzähl mir doch von deinen Gesprächen mit Gigi. Nicht nur in den SMS, sondern auch in Florida.“

„Die Dinge, die mir wichtig sind, sind auch ihr wichtig“, erklärte Morgan. „Darum will sie mir ja helfen.“

„Das weiß ich. Papa und mir ist auch wichtig, was dir wichtig ist. Aber wir wollen, dass du lernst, Verantwortung zu übernehmen. Das ist unsere Aufgabe. Und Gigi spricht doch gar nicht dagegen. Eigentlich hat sie mir gesagt, dass sie sich von dir manipuliert gefühlt hat, dass du nicht ehrlich zu ihr warst und ihr das, was wir dir gesagt haben, verschwiegen hast.“

Morgans Augenbrauen schossen hoch. „Das stimmt nicht! Ich war ehrlich zu ihr!“

„Was hast du ihr gesagt?“

„Dass Papa und du mir ein Pferd versprochen habt, wenn ich zeigen würde, dass ich auch bereit bin, es zu versorgen, und sie meinte, sie würde mit dir reden. Sie fände auch, dass es gut wäre, wenn ich ein Pferd hätte, und dass sie mir gern eins kaufen würde. Kein Rennpferd, aber das brauche ich doch auch gar nicht.“

Sarah starrte ihre Tochter an. Irgendjemand log hier. Und zum ersten Mal in ihrem Leben hoffte sie, dass es nicht Morgan war.

„Ich habe sie nicht manipuliert, Mama. Ich schwöre es. Ich habe das Thema nicht einmal aufgebracht. Sie war diejenige, die mich danach gefragt hat. Sie wollte Fotos von mir auf einem Pferd sehen, also habe ich ihr welche gezeigt. Und ja, vermutlich hätte ich gesagt, dass ich mir ein Pferd wünsche, aber das brauchte ich gar nicht. Das kam von ihr.“

Morgan hatte keine Ahnung, dass sie durch ihre Verteidigung ihre geliebte Gigi in Misskredit brachte.

„Ich kann dir die SMS zeigen. Du kannst es selbst lesen.“

Das Angebot der Überprüfung reichte als Beweis aus. „Das ist nicht nötig, Morgan. Ich glaube dir. Danke, dass du offen zu mir warst.“

Morgan wirkte betrübt. „Bekommt sie jetzt Ärger?“

„Niemand bekommt Ärger.“

„Verrate ihr nicht, dass ich es dir erzählt habe.“

Sarah beugte sich vor. „Ich muss ihr die Wahrheit sagen, damit wir die Sache klären können.“

„Bitte nicht!“

„Hör zu, Morgan, deine Beziehung zu Gigi ist ganz besonders, und ich werde dich darin immer unterstützen. Ich verspreche es. Aber sie hat Papas und meine Autorität untergraben, und damit das Vertrauen wiederhergestellt werden kann, muss ich mit ihr reden.“ Genug gesagt. Morgan brauchte nicht zu wissen, dass Carol gelogen hatte.

Morgan schlug die Hände vors Gesicht. „Ich hätte es dir nicht sagen sollen.“

„Darum geht es hier doch nicht. Und du hast nichts Falsches gemacht.“

„Aber Gigi auch nicht! Sie wollte mir nur helfen.“

„Okay. Das weiß ich. Und sie und ich werden das auch klären. Ich verspreche es.“

Doch sobald Morgan in ihrem Zimmer verschwunden war, schrieb Sarah eine SMS an ihre Mutter. Brauche deinen Rat. Hast du morgen Zeit für ein Frühstück oder ein Mittagessen?

Kits Antwort kam sofort. Wie wäre es um 8 Uhr im Corner Nook?