Der Flug
von Houston nach New York glich einem Horrortrip. Zunächst drückte mir ein Kind die ganze Zeit die Füße in den Rücken, dann schnarchte neben mir eine Frau und das alles nur, weil bei meiner Buchung des First Class Tickets etwas schiefgegangen war.
»Drei Cola Energy, bitte«, meinte ich sofort zu dem Kerl im Duty-free-Shop, nachdem das Flugzeug gelandet war und ich nicht schnell genug hatte herauskommen können, und fuhr mir durch die Haare. Er nickte, holte sie aus dem Kühlschrank und nahm das Geld entgegen. »Behalten Sie den Rest«, brummte ich, öffnete die erste Dose und trank sie in einem Zug leer. Das Zeug half bei mir besser als Kaffee. Ich inhalierte die beiden anderen auf dem Weg zum Gepäckband, wo ich auf meinen Koffer wartete, und sah
währenddessen auf die Uhr. Fast eine Stunde Verspätung. Das brachte die ganze Planung durcheinander und vor allem spielte es Dad in die Karten, dass sein Sohn mal wieder unpünktlich war.
Als mir der dunkelgraue Hartschalenkoffer ins Auge fiel, lief ich darauf zu, nahm ihn vom Band und durchquerte schleunigst die Ankunftshalle. Draußen suchte ich die Menge an Menschen ab, begab mich zum Taxistand und sah von weitem einen mir bekannten Mann, der an einem Auto lehnte, und musste grinsen.
»Alvaro!«, rief ich ihm zu und zog den Koffer schneller hinter mir her. Sofort blickte er von seinem Handy auf und sein grimmiger Gesichtsausdruck verwandelte sich ebenfalls in ein Grinsen. Als ich bei ihm ankam, schlugen wir ein.
»Danke fürs Abholen!«, begrüßte ich ihn, er quittierte es mit einem Lachen.
»Kein Ding. Du tust mir einen Gefallen. Nämlich, eine Weile diesem Irrenhaus zu entkommen.« Lachend schlug ich ihm auf die Schulter, öffnete den Kofferraum und verstaute das sperrige Gepäckstück und die Laptoptasche. Durch Valentina hatte ich schon einiges von der Familie Rodriguez mitbekommen. Und auch durch meine Freundschaft zu Alvaro. Er war der Cousin ihrer besten Freundin Celia und diese hatte sich vor wenigen Wochen dazu entschlossen, das Elternhaus zu verlassen. Ich verstand ihre Entscheidung allzu gut. Damals hatte ich nicht anders gehandelt. Der einzige Punkt, in dem wir uns unterschieden, war, dass Mom und Dad mir ein Haus gekauft hatten, da es ihnen nicht schnell genug gehen konnte, ihren Sohn rauszuschmeißen. Denn sie wollten mich genauso wenig in ihrer Nähe wie ich sie. Auch wenn ich traditionell jeden Samstag zum Essen erschien, reichte mir das für den Rest der Woche. Außerdem sah ich Dad täglich im Büro. Pensum erreicht. So wie ich es mitbekam, war Anthony offensichtlich nicht so froh über den Verlust seiner Tochter und ließ es an Alvaro aus. »Sucht dein Onkel immer noch nach ihr?«, fragte ich interessiert und schloss den Kofferraumdeckel. Statt zu antworten, nickte er nur, schlenderte auf die andere Seite des Wagens und riss die Fahrertür auf. Ich tat es ihm gleich, eilte zur Beifahrertür, öffnete sie und gleichzeitig stiegen wir ein. Beide Türen fielen scheppernd zu, ehe Alvaro mit der Sprache rausrückte.
»Er weiß ganz genau, wo und bei wem sie ist. Allerdings kann er nicht das Haus stürmen. Sie will sich ständig mit mir treffen, aber ich tue es nicht. Am Ende beschattet er mich und sie gerät dadurch in seine Fänge. Elendiger Bastard.« Er spuckte die Worte förmlich aus, spannte die Kiefermuskeln an und seine Finger verkrampften sich um das Lenkrad.
»Ist es nur das, was dich aufregt?« Ich schnallte mich an und vermutete, dass hinter seiner aufbrausenden Wut viel mehr steckte als das Theater um Celia. Augenblicklich
schloss Alvaro die Augen und atmete tief ein und aus. Das Thema schien ihm ordentlich an die Nieren zu gehen. Na gut, würde es mir genauso, wenn jemand an meinen Fersen hängen würde.
»Nein, sondern, dass ich keinen Schritt machen kann, ohne dass der Mistkerl genau weiß, wo ich mich aufhalte. Ich kann nicht mal Co–« Er stoppte mitten im Satz, warf mir einen verunsicherten Blick zu. »Vergiss es«, presste er hervor, legte den Gurt an und ließ den Motor aufheulen. Eine unangenehme Stille breitete sich im Cockpit aus, weshalb ich mich zurücklehnte, aus dem Fenster starrte und einen Vorschlag machte. »Wir sollten mal wieder zusammen wegfahren. Eine Auszeit wäre genau das Richtige … für uns beide. Fuck, wenn du schon hier bist, müssen wir das ausnutzen.«
»Wenn Valentina jetzt bei dir einzieht, werde ich höchstens zu deiner Beerdigung fahren können.« Auf die dumme Bemerkung hin lachten wir und ich schlug ihm spielerisch gegen die Schulter. »Ich hoffe, du findest, wonach du suchst«, fügte er hinzu, parkte aus und fuhr vom Gelände des Flughafens.
»Ja, das hoffe ich auch.« Nur er wusste, was damals alles geschehen war und dass ich die Wahrheit herausfinden wollte, weshalb Valentina sich zurückzog. Die wieder einkehrende Stille wurde durch einen Handyklingelton durchbrochen und Alvaro schielte zur Mittelkonsole, sobald er an der roten Ampel hielt.
»Wenn man vom Teufel spricht …«, murmelte er. Auf dem Display blinkte »Collin« auf. Hatte er vorhin dessen Namen sagen wollen? »War das nicht der Kerl, den dein Onkel für Celia ausgesucht hatte?«
Alvaro brummte etwas vor sich her. »Wir treffen uns ab und zu«, rückte er mit der Sprache heraus und zuckte mit den Schultern. Das Klingeln verstummte für einige Sekunden und fing dann wieder von Neuem an.
»Willst du nicht rangehen?« Misstrauisch sah ich ihn von der Seite an, bevor er nach seinem Handy griff und den Anruf entgegennahm.
»Was?!«, fing er das Gespräch an. Wow, dieser pissige Unterton … damit hatte ich keinesfalls gerechnet.
»Du lässt mich sitzen, meldest dich nicht und dann kommst du mir so, du Penner?«, brüllte es am anderen Ende. Um das zu verstehen, brauchte es nicht einmal die Lautsprecher-Funktion. Zwischen den beiden schien sich ordentlich etwas angestaut zu haben.
»Ich kann hier nicht einfach überall herumspazieren, wie du es dir vorstellst. Ich habe viel zu tun«, erwiderte Alvaro und schlug mit der Faust auf die Mittelkonsole. Augenblicklich
fühlte ich mich mehr als fehl am Platz, zog mein Handy aus der Hosentasche und beschäftigte mich damit, obwohl es unmöglich war, wegzuhören.
»Einen Scheiß hast du! Das Einzige, was du willst, ist deinen Arsch retten«, keifte dieser Collin zurück, woraufhin ein lautes Schnauben folgte.
»Ich dachte, du magst mei–«, fing Alvaro sarkastisch an. Sein Kopf schnellte zu mir herum und er hüstelte die letzten Worte herunter. Die Ampel schaltete auf Grün, er gab Gas und fuhr an den Straßenrand. Danach seufzte er, drückte sich mehr in den Sitz zurück, schien zu überlegen und rieb sich über die Schläfe. »Ich komm heute Abend vorbei«, schlug er einen ruhigeren Ton an. Sogar etwas Liebevolles war darin zu erkennen. Dieser Collin und Alvaro also …
»Wirklich? Denn wenn du wieder–« Die Kommunikation und Interaktion zwischen den beiden schien genauso wenig zu funktionieren wie bei mir und Val. Irgendwie erleichterte mich das etwas.
»Ja, verflucht!«, unterbrach ihn Alvaro, legte auf und pfefferte das Smartphone in die Mittelkonsole. Schnaubend stellte er den Schalthebel wieder auf Drive und schlängelte sich in den Verkehr ein.
»Kennt ihr euch schon länger?«, tastete ich mich vorsichtig voran.
»Nein.« Wow, da wurde jemandem ordentlich die Stimmung versaut. Alvaro und ich kannten uns seit den Kindheitstagen. Seine Familie hatte damals noch in New York gelebt, bevor sein Vater entschieden hatte, in sein Heimatland Spanien zurückzuziehen. Zum Leidwesen von Alvaro, der keinesfalls das gewohnte Umfeld verlassen wollte.
Seitdem kam er eher selten zu Besuch, selbst jetzt war er für seine Verhältnisse schon ausgesprochen lange hier, doch ich genoss es. Außer er benahm sich wie ein wortkarger Bastard, wie im Moment. »Sicher? Klang nicht so.«
»Wo soll ich dich eigentlich hinfahren? Ins Büro oder nach Hause?«, wechselte er das Thema und beließ es dabei. Fuck, so ein verdammter Sturkopf, der sich nicht helfen ließ und alles in sich hineinfraß, bis er platzte. Zu oft hatte ich das schon erlebt.
»Büro.« Am liebsten würde ich sofort ins Bett fallen, doch Dad wartete unverzüglich auf den Bericht, wie seine vielen Nachrichten bewiesen. Laut ihm musste man sich anstandsmäßig sehen lassen, bei den Angestellten einen guten Eindruck hinterlassen und ein imponierendes Bild als zukünftiger Chef abgeben. Purer Schwachsinn, aber in Ordnung. Auch wenn es störte, unter seiner Fuchtel zu stehen … er hatte das Haus gekauft, in dem ich lebte, und mir den Job in seiner Firma gegeben. Jedoch nicht aus Liebe. Nein, er liebte die Kontrolle, ebenso wie ich. Und er ließ mich deutlich spüren, dass ich sie
hier nicht hatte. Zumindest noch nicht.
»Willst du das Haus nicht kindersicher machen, bevor Valentina kommt?« Grinsend bog er auf die Straße ab, wo die Firma lag.
»Willst du nicht erzählen, was das mit diesem Collin auf sich hat?«, feuerte ich zurück und sein Blick verfinsterte sich.
»Ich schmeiß dich gleich aus dem fahrenden Auto«, konterte er und konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. Alvaro hatte nie gesagt, dass er auf Kerle stand, doch es hatte gewisse Anzeichen in den letzten Jahren gegeben. Seine Blicke auf das gleiche Geschlecht, wenn er glaubte, niemand würde hinsehen. An Frauen zeigte er nur Interesse, wenn wir alle mit der Gruppe unterwegs waren. Mit Graham und den anderen. Aber ich sprach es nicht an, es musste von ihm kommen, nicht von mir. Und ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass seine Verschwiegenheit an seinem Vater und seinem Bruder lag. Denn die Ausstrahlung der beiden sorgte dafür, dass mein Vater mir vorkam wie ein Pudel.
»Damit würdest du mir einiges ersparen.« Wir sahen uns an und lachten. Gerade ich sollte über sowas nicht scherzen. Trotzdem kam mir etwas faul an der Sache vor. Ich kannte ihn, er redete nicht mit vielen, zog sich lieber zurück. Und so mit jemandem zu reden, den er laut seiner Aussage nur flüchtig kannte, passte nicht zu ihm. Es machte mich fast wahnsinnig, die Puzzleteile im Kopf nicht zusammen zu bekommen. Der Gedanke lenkte dermaßen ab, dass ich nicht mitbekam, wie Alvaro den Wagen vor dem Gebäude anhielt.
»Endstation, du neugieriges Etwas.« Mal wieder ein Versuch, die ganze Geschichte zu verharmlosen, statt darüber zu sprechen. Er schlug mir mit dem Handrücken auf die Brust und stützte sich dann mit dem Ellenbogen auf der Mittelkonsole ab.
»Danke noch mal fürs Abholen!« Rasch schnallte ich mich ab, würde am liebsten sitzenbleiben oder gar von hier verschwinden. »Sehen wir uns die Tage?«
»Wenn dir das Biest bis dahin nicht schon die Augen ausgekratzt hat, gerne.« Nur von ihm durften solche Sprüche kommen, weshalb ich grinste und die Augen verdrehte. Entschuldigend hob er die Hände. »Hey, du weißt, dass ich sie mag.«
»Klar, sonst hättest du schon längst meine Faust im Gesicht«, antwortete ich, stieg aus und holte den Trolley aus dem Kofferraum. »Man sieht sich«, verabschiedete ich mich, während ich durch das Beifahrerfenster ins Cockpit sah, und lief auf den großen Wolkenkratzer zu. Die Fahrt in den fünften Stock ging schneller herum als gehofft. Niemand stieg im Erdgeschoss mit mir ein, sodass ich demjenigen Vortritt mit der Etage lassen konnte.
Ich hievte den Koffer aus dem Aufzug und ging mit langsamen Schritten auf den Eingang von Dads Architektenbüro zu. Vielleicht hatte ich ja Glück und er war nicht mehr da? Aus seinen Nachrichten vermutete ich, dass irgendein wichtiges Meeting anstand. Mit dem Rücken drückte ich die schwere doppelverglaste Tür auf, zog den Koffer an mir vorbei und lief Dad quasi in die Arme.
»Hältst du es auch mal für notwendig, hier aufzukreuzen?«, blaffte er mich an und schaute von oben bis unten an mir herab. »Wie siehst du eigentlich aus?« Fassungslos verzog er das Gesicht. Was für eine Begrüßung …
»Oh, auch schön, dich wiederzusehen!« Unfassbar, wie arrogant ein Mensch sein konnte. »Meinst du wirklich, ich sitze über drei Stunden lang in einem maßgeschneiderten Anzug im Flugzeug, wo sich überhaupt niemand dafür interessiert, wie ich aussehe?«
»Du hättest dich zumindest umziehen können, bevor du herkommst. Wie sieht das denn aus, wenn der Juniorchef hier mit Jeans und Pullover aufkreuzt?«
»Willst du dich jetzt weiter darüber unterhalten oder soll ich dir ein kurzes Update geben? Du bist ja anscheinend auf dem Sprung.« Gott sei Dank.
»Komm mit. Lass deinen Koffer bei Stella, sie wird sich darum kümmern, dass ihn jemand zu dir nach Hause bringt.« Widerwillig leistete ich dem Folge und dachte mir insgeheim, dass ich so lange eigentlich nicht bleiben wollte. Dad nickte der Empfangsdame kurz zu, lief zu seinem Büro und ich wie ein Dackel hinterher. Zunächst schilderte ich ihm das Geschehen in Texas, erzählte von den Geschäftsessen und davon, dass sich einige Kunden für ein Bauwerk von uns interessierten. Diese würden sich in den nächsten Tagen melden, um die genauen Details und Vorstellungen durchzugeben, damit wir die Pläne anfertigen konnten. Die Baupläne hatte ich inspiziert und die ersten Entwürfe ihrer Skizzen überflogen.
»So weit passt alles. Das eine Objekt muss eventuell umgestaltet werden. Besser gesagt habe ich Mister James mitgeteilt, dass seine Vorgaben gegebenenfalls nicht eingehalten werden können. Der Platz scheint mir zu klein für seine Wünsche. Aber das muss man dann sehen.« Die ganze Zeit nickte Dad nur interessiert und zückte, kaum sprach ich den letzten Satz, sein Handy.
»Ich muss los. In deinem Büro liegt einiges zum Abarbeiten. Da hat sich die letzten zwei Wochen vieles angesammelt.« Er war schon auf dem Weg hinaus, als ich ihn zurückhielt.
»Was soll das heißen? Ich dachte, jemand anderes übernimmt so lange meine Aufträge.« Außer mir vor Wut starrte ich ihn ungläubig an.
»Jetzt bist du doch hier. Oder hast du etwa gedacht, du kannst heute faulenzen? Mach dich an die Arbeit.« Mit diesen Worten ließ er mich in seinem Büro stehen und ich hörte nur dumpf, wie er sich von Stella verabschiedete und die Eingangstür quietschend aufschwang. Nur nicht die Fassung verlieren. Bebend schritt ich im Raum auf und ab, zählte von 0 bis 100 und hielt mich nur schwer davon ab, irgendeine von Dads Auszeichnungen gegen die nächstbeste Wand zu schmettern. Mistkerl! Er wusste genau, was heute für ein Tag war. Kaum normalisierte sich das Pochen in der Brust, trat ich aus dem Büro und schlappte am Empfang vorbei in mein eigenes hinüber. Nicht mehr lange, dann würde ich die Firma übernehmen oder alle Kunden mit mir nehmen.
Ich erstarrte und stöhnte genervt auf, als mir der Schreibtisch, der vor lauter Bauplänen überquoll, ins Auge stach, und versuchte, so viel wie möglich in den nächsten drei Stunden abzuarbeiten. Mittlerweile war es früher Mittag. Die bisher überflogenen Dokumente sammelte ich auf einem Stapel und brachte sie hinaus an den Empfang, damit Stella diese an die Kunden faxen konnte.
»Kann ich irgendetwas für dich tun, Caden?« Sie beugte sich erstaunlich weit über den Tresen, als ich ihr die Pläne reichte. Dabei präsentierte sie mir ihr üppiges Dekolleté und ich könnte schwören, vorhin waren die zwei obersten Knöpfe an ihrer Bluse noch verschlossen gewesen.
»Schick die Pläne bitte an die jeweiligen Kunden. Am besten heute noch, da die Dokumente wahrscheinlich schon eine Weile auf meinem Schreibtisch lagen«, erwiderte ich und wollte mich wieder von ihr abwenden.
»Hast du Lust, mit mir zu essen? Ich bin am Verhungern.« Kokett strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ungläubig starrte ich sie an, mir fehlten die Worte. »Wir könnten uns auch etwas kommen lassen«, faselte sie weiter, als die Antwort ausblieb.
»Nein danke, ich muss los. Meine Verlobte kommt heute Abend nach Hause«, antwortete ich mit Nachdruck und löste mich von der Anmeldung. Vor einigen Monaten, mit einigen Drinks intus, hatte ich sie mit nach Hause genommen. Ein schwerer Fehler. Sie später nochmals im Büro flachzulegen, ebenfalls. Kopfschüttelnd durchquerte ich den breitgebauten, mit Parkett ausgelegten Flur des Architekturbüros und stellte freudig fest, dass sie keinen weiteren Versuch unternahm. Sie abzuwimmeln, würde alle Nerven kosten, die ich für Val zu Hause brauchte. Wenn sie überhaupt auftauchte, ansonsten musste ich auf Plan B zurückgreifen, sie suchen und an den Haaren zu mir schleppen. Amüsiert hoben sich meine Mundwinkel. Der Gedanke, ihren Schopf nach hinten zu ziehen, erregte mich. Egal, wie störrisch sie war, ihre Art ließ mich all den Stress mit Dad vergessen. Im Büro holte ich die Laptoptasche, zog die Jacke über und verließ das Unternehmen. Der
Fahrstuhl befand sich zum Glück auf der gleichen Etage, weshalb ich nur einmal auf den Knopf drücken musste, damit sich die Türen öffneten und ich eintreten konnte.
Der riesige Gebäudekomplex, in dem sich das Büro befand, war gegenüber des Central Parks erbaut worden und stach durch seine komplette Glasfront vom Erdgeschoss bis hinauf in den 20. Stock ins Auge. Dad hatte damals den Auftrag mit Glück ergattert und war nach der Fertigstellung des Wolkenkratzers direkt eingezogen. Hinaus aus der kleinen Kammer in Brooklyn, wodurch sein Ego mit dem Gebäude ins Unermessliche gestiegen war. Seitdem floss das Geld der namhaften Klienten in Strömen. Ich zog das Handy aus der Hosentasche. Keine Lebenszeichen von Val. Wer hätte das gedacht? Ob sie überhaupt lebte? Nach dem sensationellen Neujahrsessen bei ihr zu Hause hatte ich nichts mehr von ihr gehört und ihre Eltern kamen nicht an sie heran. Entweder hatte sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen oder war wie vom Erdboden verschluckt. Auf meine Nachrichten und Anrufe kam ebenfalls keine Antwort, weshalb ich mich dazu entschieden hatte, sie in Ruhe zu lassen.
In solchen Momenten fragte ich mich, ob es richtig war, sie zu alldem zu zwingen. Ich liebte ihr Gefühl von Freiheit, andere mochten es nicht, wie sie ihren Mund aufriss und sich allem widersetzte, was nicht ihren Moralvorstellungen entsprach. Doch ich wollte sie nicht ändern. Ihr Feuer sollte nicht erlöschen. Niemals. All die Penner, die es anders sahen, sollten sich verpissen. Und wenn sie heute Abend nicht auftauchen würde, musste ich es akzeptieren. Ihre mandelförmigen, braunen Augen zeigten einen unvergleichlichen Glanz, wenn sie mich ansah. Das Funkeln gab mir Hoffnung. Doch niemand konnte Valentina Caruso zu etwas bringen, was sie nicht wollte, und somit musste ich mich heute Abend überraschen lassen. Ihr impulsives Wesen im Haus zu haben, würde mir wohl mehr gefallen, als ich zugeben wollte. Abseits von ihren Eltern, von der ganzen Phase der Hochzeit. Fuck. Um sie wieder zu bekommen, um meine Fehler von damals wiedergutzumachen, würde ich alles tun. Ich wollte wieder ihre Sanftheit, ihr strahlendes Lächeln auf ihren vollen, roten Lippen spüren. Solange ich sah, dass sie irgendwo noch etwas für mich empfand, würde ich ihr verdammt noch mal nicht den Gefallen tun und aufgeben. Verzweiflung machte sich in mir breit, ließ mich durch die Haare fahren. Ich hatte nur diese eine Chance und die würde ich nutzen. Solange sie es zuließ.
Gerade wollte ich das Smartphone wieder wegstecken, als mich ein Vibrieren hoffen ließ. Doch es war nur eine SMS von Graham.
Hab dich im Büro nicht mehr erreicht. Lust auf ein Bier?
Ich schickte ihm einen Daumen nach oben. Da wir uns immer in der gleichen Bar trafen, benötigte ich keine weiteren Informationen. Der Fahrstuhl hielt im Erdgeschoss. Während die Türen langsam zur Seite aufglitten, sah ich schon die kleine Traube von Menschen, die versuchten, in die Kabine zu stürmen. Fuck, wieso waren die heute Morgen nicht dagewesen? Kopfschüttelnd quetschte ich mich zwischen ihnen hindurch, lief durch die Vorhalle und gelang durch die Drehtür hinaus an die frische Luft. Der eisige Wind peitschte mir um die Ohren und fühlte sich wie ein Schlag ins Gesicht an. Von diesem Wetter hatte ich die Nase gestrichen voll und konnte die wärmeren Tage kaum abwarten. Direkt vor dem Gebäude standen einige Taxis parat, doch für den kurzen Weg in die Bar entschied ich mich, zu laufen.
Zehn Minuten später stieß ich die Eisentür auf, schob den schwarzen Vorhang zur Seite und betrat die Kneipe. »Caden!« Graham winkte mir von einem Tisch in der Ecke zu. Sein Sakko hing ordentlich über dem Stuhl neben ihm. Ich lief auf ihn zu, schlug ein, stellte den Laptop auf dem Boden ab und setzte mich ihm gegenüber. Ich beobachtete ihn kritisch, legte den Wintermantel ab. Vor uns auf dem Tisch standen zwei Gläser Bier. Ich griff nach einem und nahm unmittelbar einen Schluck.
»Und was gibt es Neues bei dir? Wann zieht Valentina ein?« Der stichelnde Unterton in seiner Stimme gefiel mir ganz und gar nicht. Sofort sank meine Laune in den Keller. Musste er genau dieses Thema als Erstes ansprechen? Ich stöhnte auf und strich mir über das Gesicht.
»Ich denke mal heute Abend. Sie meldet sich seit Neujahr nicht mehr bei mir.« Schulterzuckend lehnte ich mich zurück. Graham verkniff sich einen Kommentar und senkte den Blick. Er verstand es keineswegs, weshalb ich Val und dem damit verbundenen Theater nicht endlich den Laufpass gab. Seit unserer Jugend waren wir befreundet, er hatte mir immer zur Seite gestanden, doch unser Verhältnis wackelte immer wieder mal. Ich nannte ihn gerne ein loyales Arschloch, denn wenn es mir dreckig ging, war Graham für mich da. Aber manchmal würde ich ihm am liebsten in die Fresse schlagen. Im letzten Jahr war ich dankbar dafür gewesen, dass er mich so unterstützt hatte, an meiner Seite gewesen war, aber ich würde nicht den gleichen Fehler wie damals machen und auf ihn hören, wenn es um Val ging. Ihre Abwesenheit hatte in mir den Verdacht geschürt, sie würde sich mit einem anderen treffen oder sich trennen wollen. Daher konnte ich die Schuld nicht ausnahmslos Graham zuschreiben. Im Endeffekt gebührte sie mir allein.
»Du weißt, was ich von ihr und der ganzen Sache halte«, kam es kurz angebunden von ihm, bevor er das Glas an den Lippen ansetzte und trank. Dabei verstand ich Graham nicht: Er selbst hatte sich damals an Valentina rangemacht, als wir noch nicht zusammen
gewesen waren, doch sie hatte kein Interesse gezeigt. Womöglich pisste ihn genau das an.
»Nur zu gut.« Val wäre ihm definitiv zu wild. Für ihn wäre sie nur eine einfache Nummer im Schlafzimmer. Bei ihr brauchte man Geduld und Zeit. Die Tage, an denen ich zu lange gearbeitet und sie deshalb die Tür zu dem Büro aufgerissen hatte und ich an der Krawatte herausgezogen worden war, blieben mir auf ewig in Erinnerung. Für die anschließende Nummer im Aufzug würde ich es aber immer wieder tun.
»Das Funkeln in deinen Augen …«, murmelte Graham, trank und schüttelte den Kopf. »Was ist, wenn das Gleiche wie damals passiert …?«, fügte er hinzu. Kurz blitzte Schuld in seinen Augen auf. Fühlte er sich doch schlecht, weil er sie damals runtergebuttert hatte?
»Wird es nicht …«, betonte ich und trank einen Schluck.
»Dich dort so liegen zu sehen …« Graham schluckte. »Das ist keine Frau wert.«
Gefühle für ein weibliches Wesen konnte dieser Mann nicht entwickeln, beziehungsweise wollte er das gar nicht. Er lebte für seinen Job an der Börse, spekulierte tagsüber mit Aktien, um sich abends eine Nutte nach Hause zu bestellen und sich an ihr auszutoben. Jeden Tag ging derselbe Scheiß wieder von vorne los. Hauptsache, keine Verpflichtungen gegenüber einer Frau, außer den Geldbeutel aufzumachen. Und das war okay. Es war sein Leben. Aber ich hatte mir ein anderes ausgemalt.
»Fuck, Graham, lass es sein. Was ich mit Val mache, ist meine Sache.«
»Wieso fickst du nicht ihre Schwester?« Der Griff ums Glas wurde fester. »Celesté ist wenigstens leichter zu kontrollieren. Warum gibst du dir die Mühe mit Valentina, wenn das jüngere Ebenbild nur darauf wartet, von dir beglückt zu werden?«
»Halt sofort deine verdammte Fresse. Ich habe dich nicht um einen Rat gebeten. Lass uns das Bier trinken und über andere Sachen reden. Mit diesem Thema beschwörst du Anderweitiges in mir auf.« Und zwar die zerstörerische Wut, die ich mit aller Kraft versuchte, zu unterdrücken. Graham wusste genau, was ihm blühte, wenn er ein falsches Wort gegen Valentina erhob. Das mit Celesté war einer der vielen Fehler in meinem Leben gewesen und ich würde den Teufel tun, das zu wiederholen.
»Hey, ich will dir nichts Übles, Kumpel.« Beschwichtigend hob er die Hände. »Ich sehe nur, dass dir das ganze Drama nicht guttut. Ist es ein Verbrechen, sich um seinen besten Freund zu sorgen?« Sein Blick glitt hinunter aufs rechte Handgelenk, welches von der Breitling-Uhr verdeckt wurde.
»Gray, ich schwöre dir … Warum willst du sie mir unbedingt ausreden?« Der Griff um
das Bierglas wurde fester. Wenn er nicht sofort aufhörte, zu reden, würde es seinen Schädel treffen. Er beugte sich mir über den Tisch entgegen. Mit einem Mal verzog sich seine Miene schmerzerfüllt, er wirkte traurig und … wütend? Auf Val? Wegen dem ganzen Mist? Damals hatte sie keine Schuld an meiner Entscheidung getragen. Die Überforderung hatte mich dazu getrieben, einen Schritt zu gehen, den ich nie wieder wagen würde.
»Jetzt hast du noch die Chance, nein zu sagen, bevor das Desaster seinen Lauf nimmt. Sobald sie bei dir wohnt und eure Hochzeit geschäftlicher und offizieller wird, gibt es kein Entkommen mehr. Oder willst du deine Eltern weiter in den Dreck ziehen und ihnen einen Scheidungskrieg zumuten?« Bei den Worten verhärtete sich sein Gesichtsausdruck.
»Fuck, es geht mir nicht um die verfluchte Geschäftsbeziehung, sondern um sie.« Das Bierglas in meiner Hand flog gegen die Wand und zersprang. Andere sahen zu uns herüber, Graham fluchte und sah erschrocken zu mir. Ich hatte ihn gewarnt. Er sollte aufhören, genau wie Dad in meinem Leben herumzupfuschen. Verdammt. Unser ehemals freundschaftliches Verhältnis ging allmählich völlig in die Brüche. Hatte er sich so stark verändert oder ich mich?
»Sie ist eine Schlampe, verdammt. War sie schon damals«, redete Graham verzweifelt weiter. Ja, er hatte bereits früher versucht, mir einzureden, dass sie fremdgehen würde, sich mit anderen lieber traf … und ich war so dumm gewesen und hatte darauf gehört.
»Steck dir den Scheiß sonst wo hin. Und bei deinen ganzen Huren solltest du vorsichtig mit den Vorurteilen sein. Eine Frau, die sich austobt, ist deshalb noch lange keine Schlampe.« Ich zückte den Geldbeutel aus der Hosentasche, schmiss ihm zehn Dollar über den Tisch hin.
»Ach komm, ihr Ausschnitt zeigt doch genau, was sie will.« Es reichte mir. Ich schlug auf den Tisch und durchbohrte ihn mit meinem Blick. »Was Val trägt, definiert sie nicht«, knurrte ich.
»Wenn ein Mann mehr will, brauch sie sich nicht wundern. Das mein ich nur.« Graham zuckte mit den Schultern. Ich massierte mir indes kurz die Schläfen. Er war in einer Familie großgeworden, in der es normal war, dass der Mann das Sagen hatte. Und ich merkte immer wieder, wie viel er sich abgeschaut hatte. Und dann wunderte er sich, wieso Val damals kein Interesse an ihm gezeigt hatte. Er konnte eher froh sein, keine Ohrfeige von ihr kassiert zu haben. »Merk dir das ein für alle Mal: Kein Ausschnitt der Welt ist daran schuld, wenn du dich nicht benehmen kannst. Und wenn ihr jemand zu nah kommt, reiß ich diesem Penner den Arsch auf, wenn sie es dann nicht schon selbst getan hat«, fügte ich bedrohlich zu. Graham begann mich auf eine Art zu mustern, die ich nicht verstand.
»Wir sehen uns.« Beim Hinausgehen zog ich den Wintermantel an, griff mir die Tasche und hörte nur Grays genervtes: »Caden!«
Vor der Kneipe winkte ich ein Taxi an den Straßenrand, stieg ein und nannte dem Fahrer meine Adresse. Wir fuhren durch den stockenden Verkehr. Für einen Freitagabend völlig normal. Dabei ging mir das Gespräch mit Graham nicht mehr aus dem Kopf und verursachte bei mir Herzrasen. In vielen Belangen schätzte ich seine Meinung, beim Thema Val hatte ich ihn schon einige Male in die Schranken gewiesen und ihm klargemacht, dass er seine Kommentare unterbinden sollte. Doch er versuchte es immer aufs Neue. Doch ich würde mir nie wieder etwas von jemandem einreden lassen.
Irgendwann löste sich der Verkehrsknoten auf. Der Herr fuhr allerdings wie eine lahme Ente, obwohl die Straße vor uns völlig frei war.
»Sorry, aber könnten Sie ein bisschen mehr Gas geben?«, bat ich den Mann hinter dem Lenkrad, der mich durch den Rückspiegel entgeistert ansah und vor sich hinmurmelte. »Ich hab es wirklich eilig … Bitte.« Die Hand streckte ich ausladend nach vorne, hoffte, er würde den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen. Fuck, wenn es ihm um das beschissene Geld ging, bekam er später 40 Dollar oben drauf, aber sollte ich ohne triftigen Grund länger in diesem stinkenden Gefährt sitzen müssen, kotzte ich. Von der Rückbank aus beobachtete ich, wie sich die Tachonadel zögerlich bewegte und er zumindest 10 Meilen schneller wurde. Der Typ hatte wohl den Knall noch nicht gehört. Leise fluchend presste ich mir die Handfläche auf die Augen und versuchte, an etwas anderes zu denken. Sonne, Strand, Meer. Scheiße, das half überhaupt nichts, weshalb ich anfing mit dem Bein zu wippen und am Uhrenarmband herumfummelte.
Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, als der Taxifahrer mit dem Wagen dreißig Minuten später vor meinem Haus hielt. Ich gab ihm das Geld genau passend. Für diese jämmerliche Kutschfahrt zahlte ich sicherlich keinen Penny zu viel, auch wenn ich üblicherweise nicht mit dem Trinkgeld geizte. Doch heute hatte er mich definitiv auf dem falschen Fuß erwischt. Mittlerweile dröhnte mir der Kopf und die Schläfen pochten unangenehm. Angestaute Wut verschaffte mir ständig die schlimmsten Kopfschmerzen und Müdigkeit kam auch noch hinzu. Für mich gab es nur einen Weg, den Druck abzulassen, weshalb ich zu Hause sofort die Treppen in den Keller runterstieg. Im Hobbyraum hing auf der rechten Seite der Boxsack. Normalerweise zog ich zum Boxen Sportklamotten an, doch dafür war keine Zeit mehr. Ich musste den Zorn über Graham, meine Eltern und sogar Valentina sofort rauslassen, sonst platzte ich. Wenn ich eins in den letzten Monaten gelernt hatte, dann war es, meine Wut herauszulassen. Dr. Johnson hatte es mir mit auf den Weg gegeben.
Flink riss ich den Pullover von mir, schmiss ihn in die Ecke und legte die Uhr ab. Die Boxhandschuhe lagen auf der Kommode rechts von mir, ich griff nach ihnen und stülpte sie über, spürte, wie die Ader am Hals pochte, sich mein ganzer Körper mit jeder Minute weiter anspannte. Selten verlor ich die Kontrolle und packte es meistens in letzter Sekunde, mich zu beherrschen. Aber die Fahrt nach Hause war zu lang gewesen. Während ihr hatten meine Gedanken wandern und die Wut hatte sich manifestieren können. Kaum saßen die Handschuhe fest am Handgelenk, drosch ich abwechselnd mit der Linken und Rechten auf den Boxsack ein, gönnte mir keine Pause.
Meine Atmung ging stoßweise und der Schweiß lief mir am Rücken hinab. Wieso konnte nicht jeder den Mund halten, mich selbst entscheiden lassen, wie ich und vor allem mit wem ich die Zukunft verbringen wollte? Der Sack schwang immer kräftiger hin und her, sodass ich ihn teilweise sogar verfehlte oder nur einen Hauch berührte und abrutschte. Die Wut übernahm die Kontrolle über meinen Körper, die Gedanken setzten aus und ich spürte nur Hass und Zorn. Nahm um mich herum nichts mehr wahr und boxte mir die Seele aus dem Leib.
Erschöpft sank ich kurze Zeit später auf den Boden. Mein Oberkörper war übersäht von roten Flecken, die von der Anstrengung hervorgerufen worden waren, und einzelne Schweißperlen rannen daran hinunter. Ich schnappte nach Luft, spürte die trockene Kehle und versuchte mit zitternden Armen, die Boxhandschuhe zu lösen. Neben mir legte ich sie ab, stand auf und verließ den Hobbykeller.
Langsam schlurfte ich die Treppen nach oben, während sich die Müdigkeit wieder bemerkbar machte und jeder Schritt einer Tortur glich. In der Küche nahm ich mir aus dem Hängeschrank über der Spüle ein frisches Glas, hob es unter den Wasserhahn, füllte es mit dem kalten Nass und trank es in einem Zug leer. Genoss dabei das kühlende Gefühl in der Brust und stellte das Behältnis ab. Meine Atmung normalisierte sich etwas, ich stützte beide Hände auf der Arbeitsplatte ab, zog die Luft tief ein und stieß sie wieder aus. Wenn Valentina bei mir einzog, würde alles in Ordnung kommen. Ich verstand nicht, wieso sie sich zurückzog, wo ihr Verlangen doch so deutlich spürbar war. Ich würde es herausfinden, denn ich glaubte nicht mehr, dass es nur an meinen Fehlern in der Vergangenheit lag. Nein, dann hätte sie mich längst zum Teufel geschickt. Bevor der Gedanke ausreifte, hörte ich das Aufschnappen des Türschlosses und das Klackern von High Heels auf den Marmorfliesen im Flur.
Sie war tatsächlich aufgetaucht.