Meine Fehlerliste wurde immer länger.
In seinen Armen einzuschlafen, mehrmals mit ihm zu ficken und es wieder zu wollen. Ich brauchte mehr von den zarten Berührungen, die ich kaum ertrug und mir doch sehnlichst wünschte.
Schmutzige Gedanken überfluteten mein Hirn, brachten mich dazu, an unsere miteinander verschlungenen, heißen Körper zu denken. Ich wollte Sex mit ihm, mit seiner Seele, seinem Wahnsinn. Mit der richtigen Person zu ficken, konnte einen süchtig machen und ich brauchte dringend eine Therapie.
»Val, hörst du mir zu?« Fuck. Ich blickte auf, in seine strahlendgrünen Augen, die mich
musterten, als wäre ich ein Fünf-Gänge-Menü.
»Natürlich«, kam es verdattert von mir, ich fuhr durch mein Haar und versuchte krampfhaft an Cadens Worte zu denken.
»Die Bäckerin für die Torten kommt nachher, bevor deine Eltern hier aufkreuzen«, wiederholte er, als ich ihn recht verzweifelt ansah. Die Hochzeit vorzubereiten, machte sie noch realer und auch wenn ich bei allem mitentscheiden durfte, fühlte es sich eher nach einer gezwungenen Scharade an. Langsam fing ich an, Cadens Beweggründe zu verstehen, er wusste, ich hätte mich nie darauf eingelassen, mit ihm zu reden, ihn nie auch nur in die Nähe des Hauses von Mom und Dad gelassen und keine Chance vergeudet, ihm aus dem Weg zu gehen. In Sachen Sturheit waren wir stets ein großartiges Team gewesen. Aber jetzt merkte ich, wie meine Fassade immer weiter bröckelte. Und er sah es auch, das war das Problem. Das Geschehene hatte ich in verschiedene Päckchen gepackt, es vergraben und die Vergangenheit verdrängt. Nun grub Caden ein Stück nach dem anderen aus und ich wusste nicht, ob wir bereit waren, die Wahrheit zu verkraften. Meine Finger zitterten, ich verschränkte sie unter dem Tisch und vergrub die Nägel in den Oberschenkeln, damit er es nicht bemerkte.
»Du willst nichts darauf erwidern?« Verwundert musterte er mich.
»Nein, warum sollte ich? Du machst doch eh, was du willst.« Kurz flammte Schuld in seinen Augen auf und mein Herz wurde schwer. Ihm alles in die Schuhe zu schieben, war sowas von falsch.
»Val, ich …« Er wurde von dem Geräusch eines Handys unterbrochen und der Klingelton war mir allzu vertraut, denn den ganzen Morgen klingelte sein Smartphone schon.
»Ja?!« Ich beobachtete ihn, wie er sich genervt über das Gesicht wischte. Wie aus einem Reflex stand ich auf, trat näher zu ihm und band seine Krawatte neu, die durch seine Handgriffe vollkommen zerpflückt wirkte. Gebannt sah Caden mich an, wusste wohl nicht, ob er das Gespräch weiterverfolgen oder mir zuschauen sollte. »Es ist wichtig, dass du vorbeikommst …«, hörte ich diese Stella von der anderen Leitung und verdrehte die Augen. Kurz zuckten seine Mundwinkel amüsiert und ich biss mir auf die Lippen.
»Wann ist es das nicht?« Er klang wütend, legte auf und ich trat einen Schritt zurück. »Ich muss ins Büro. Ich versuche, rechtzeitig wieder da zu sein.« Perplex sah ich ihn an, doch er ging längst in den Flur, um sich seine Schuhe anzuziehen.
»Das heißt, ich darf allein den Kuchen aussuchen und kochen?«, blaffte ich ihn an und konnte es nicht glauben. Zog er die Nummer tatsächlich noch mal ab? »Das Glitzer gestern hat dir anscheinend nicht gereicht, oder?«
»Valentina, es ist wirklich wichtig. Ich muss dahin.« Wieso kam mir langsam das Gefühl, mehr in diese beschissene Hochzeit zu investierten als er, obwohl ich sie nicht einmal wollte!
»Fuck, Caden, wenn du mich mit meinen Eltern allein lässt, dann …«
»Wird mein Kopf die Nachspeise sein?«
»Mit einem Apfel im Mund.«
Er kam auf mich zu, legte mir seine Hände auf die Oberarme und strich mit den Daumen drüber. »Ich beeile mich, okay? Die anderen bekommen es ohne mich nicht auf die Reihe. Dann bricht erst recht das Chaos aus. Intensiv sahen wir uns an, bis ich widerwillig nickte, Caden den Kontakt abbrach, sich umdrehte und ich Sekunden später das Klacken der Tür hörte. Wütend trat ich gegen die Kommode, die im Flur neben mir stand und sah auf die Uhr. Noch fünf Stunden, bis Mom und Dad eintrafen, und drei, bis die Bäckerin kam. Ich lief in die Küche, holte mir ein Glas und eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank und schenkte ein, bevor ich es dann in einem Zug leertrank. Es half gegen die Anspannung, die sich in mir bildete. Aber nicht vollkommen. Weshalb ich mein Handy zückte und Phil eine Nachricht schrieb.
Du musst mir wieder etwas besorgen.
Abermals goss ich das Weinglas voll, leerte es und tippte unruhig mit den Fingern auf die Theke. Ich könnte einfach flüchten vor der Situation, dem Geheimnis, welches ich mit mir herumtrug, und vor den Gefühlen, die immer mehr an die Oberfläche traten. Aber einer Sache war mir sowas von klar: Sobald ich ins Auto stieg und losfuhr, würden mich alle Wege wieder hierherführen. Caden war anscheinend so anziehend wie Rom. Mist. Mein Herz wollte hier sein, egal, wie oft ich versuchte, das zu ignorieren. Das Smartphone auf der Arbeitsfläche vibrierte und ich riskierte einen Blick. Genervt seufzte ich.
Val, das muss aufhören.
Ich hatte keinen Moralapostel bestellt und die Rolle passte nicht zu ihm. Das Handy schob ich von mir, setzte mich auf die Theke und überlegte, was es heute Abend zu essen geben sollte. Natürlich wäre es eine Option, alles Monicá zu überlassen, doch so langsam liebte ich das Kochen und vergaß dabei jegliche Sorgen. Schon wieder vibrierte das Smartphone, ich griff danach und sah eine Nachricht von Caden.
Monicá ist krank, du musst einkaufen gehen. Wir sehen uns heute Abend.
Okay, das reichte. Ich hatte kein Problem damit, Lebensmittel einzukaufen, aber seine
Art ärgerte mich unglaublich. Wenn wir verheiratet waren, dann … Stopp. Jetzt stieg mir der Wein anscheinend zu Kopf. Ich hüpfte von dem Tresen, stampfte in den Flur, zog mir Schuhe an, griff nach dem Schlüssel auf der Kommode und trat durch die Tür, um ins Auto zu steigen. Oh, Caden, du wirst bluten.
Auf dem Weg zu seiner Arbeit machte mir der Berufsverkehr einen Strich durch die Rechnung. Ungeduldig schlug ich aufs Lenkrad und legte stöhnend den Kopf in den Nacken. Dadurch dass es schleppend voranging, verrauchte meine Wut auf Caden etwas. Beinahe kam mir ein schallendes Lachen über dir Lippen, da ich zuerst überlegt hatte, wegzulaufen. Stattdessen fuhr ich dem Arsch auch noch hinterher, weil er sich davor drückte, die Hochzeitstorte mit mir zu probieren.
»Komplett idiotisch«, zischte ich, bog an der nächsten Straßenecke ab, als sich der Stau endlich löste, und fand tatsächlich in der Straße vor dem großen Hochhaus einen Parkplatz. Das war wie ein Sechser im Lotto. Aber so musste ich wenigstens nicht in die Tiefgarage und mein letztes Kleingeld dafür ausgeben. Ich parkte ein, stieg aus und lief erst in das Gebäude hinein, dann in den Fahrstuhl, um Minuten später in das Gesicht seiner Assistentin am Empfang zu blicken.
»Er ist nicht hier«, zischte sie. Am liebsten hätte ich Stella mit dem Kopf voran auf die Tischplatte geknallt.
»Und du bist ihm nicht hinterhergedackelt? Wie wohltuend für ihn«, erwiderte ich bissig, nur noch das Zähnefletschen hatte gefehlt. Stella presste die Lippen aufeinander, ihre Finger verkrampften sich um einen Kugelschreiber und meine Mundwinkel zuckten. »Ich warte hier.« Sie wollte etwas erwidern, doch ich hielt ihr die flache Hand vors Gesicht. »Spar es dir«, kam es im gereizten Ton von mir und ich setzte mich auf einen freien Stuhl im Wartebereich. Wo Caden wohl war? Angeblich wollte er doch ins Büro. Nervös tippte ich mit den Fingern auf dem Holz der Lehne herum, blickte nach links und rechts und hoffte nur, dass sein Vater nicht hier war. Bevor ich weiter über mein dummes, impulsives Verhalten nachdenken konnte, was mich hierhergeführt hatte, hörte ich, wie Stella etwas ins Empfangstelefon hauchte und auflegte.
»Er kommt nach oben.« Ich zog die Augenbrauen hoch, was meinte sie denn damit? Im nächsten Moment ging alles sehr schnell. Ich sah nur Mitarbeiter, die hin und her huschten, Akten verschwanden von den Schreibtischen, genauso wie Snacks und Getränke. Die Eiszeit brach aus, das Leben entwich aus dem Gebäude und die Fahrstuhltüren in der Vorhalle gingen auf. Sofort stand ich auf, sah Caden, der angespannt und wütend aussah. Die Verärgerung von vorhin wich nun vollkommen von mir, eher breitete sich Sorge aus. Was hatte ihn so in Rage versetzt? Er öffnete die Glastüren, trat ein und starrte zu mir herüber. Statt Überraschung oder Freude in seinen Augen zu erkennen, verdunkelten sich
diese noch mehr.
»Nicht jetzt, Valentina.« Dann ging er einfach an mir vorbei in sein Büro. Verdattert blickte ich ihm hinterher.
»Da will wohl jemand nicht mit dir sprechen. Vielleicht sollte ich–«, ertönte es neben mir. Wollte sie unbedingt sterben?
»Stella, ich schwöre dir, wenn du nicht die Klappe hältst, stopf ich sie dir.« Ohne mich zu ihr umzudrehen, blaffte ich sie an, ging langsam zu dem Arbeitszimmer von Caden, öffnete die Tür einen Spalt und sah nur, wie Akten durch die Gegend flogen. Er trat gegen seinen Bürostuhl und fluchte laut auf. »Caden?«
»Was?!«, brüllte er, wandte sich mir zu und für einen Moment erschrak ich vor ihm, musste mich beherrschen, stehenzubleiben und keinen Schritt zurückzumachen.
Seufzend fuhr er sich durch die Haare, als er meinen Blick sah.
»Sorry. Ich hab nur echt keine Zeit für …« Ohne ihn ausreden zu lassen, eilte ich in schnellen Tapsern zu ihm und legte eine Hand an seine Wange. Seine Augen waren blutunterlaufen, er sah erschöpft und übermüdet aus. Das Düstere verschwand aus seinem Gesicht.
»Wir gehen nach Hause«, kam es ernst von mir. Und das nicht wegen dem ganzen Mist, der zu erledigen war, sondern weil Caden Ruhe brauchte.
»Val, das geht nicht, ich muss noch eine Skizze fertigstellen. Der Auftrag in Italien geht langsam mächtig schief und …« Weiter ließ ich ihn nicht reden, stattdessen lief ich zur Tür.
»Aaron …«, rief ich. Ein Mann kam sofort an. Nicht viele seiner Mitarbeiter waren mir bekannt, doch er schon, denn er gehörte zu Cadens engerem Team. Und mit dem Giftzwerg an der Anmeldung gab ich mich sicherlich nicht mehr ab. »Hat er außer den Skizzen irgendetwas zu erledigen, was niemand anders erledigen kann?«
»Also, hier ist die Liste …« Sofort nahm ich ihm das Klemmbrett aus der Hand. Kurz huschte mein Blick darüber, bevor ich ihm den Stift abnahm.
»Das hier könnt ihr auch Praktikanten anvertrauen und du schaust es dir danach an, okay?«, murmelte ich und schrieb es daneben. »Und das kann Mary übernehmen.« Ich sah zu Caden. »Du hast Mitarbeiter, nutz das.« Sein Kontrollzwang würde ihn nämlich irgendwann umbringen. »Die Grafiken kann Meredith übernehmen, du, Aaron, kümmerst dich um die Aufsicht und den Rest kann Caden am Montag machen. Bring uns bitte die Skizzen, die er erledigen soll, wir nehmen sie mit nach Hause.«
»In Ordnung, Miss Bishop«, kam es amüsiert von Aaron, woraufhin ich belustigt
schnaubte. Er machte kehrt, um mir die Sachen zu besorgen.
»Woher kennst du fast alle Namen meiner Angestellten?«, fragte Caden.
»Weil ich mich mit ihnen unterhalten habe, wenn ich in den letzten Wochen auf dich gewartet habe.« Er fing an, sich die Schläfen zu reiben.
»Und was möchtest du jetzt machen? Mich von der Arbeit wegschleifen?«
»Ich kann dich auch mit Handschellen abführen, kein Problem. Aber du kommst auf jeden Fall mit. Wir gehen einkaufen, ich koche, du setzt dich an die Skizzen und dann machst du eine Pause.«
»Val …« Wollte er ernsthaft immer noch widersprechen? Ich schritt zu ihm, nahm seine Hand und lief aus dem Büro heraus. Aaron kam uns entgegen, gab mir die Blätter und Caden ging voraus und betätigte den Knopf für den Aufzug. Bevor ich ihm folgte, drehte ich mich noch mal zu Stella um.
»Und wenn du Caden auch nur wegen irgendetwas dieses Wochenende anrufen solltest, komm ich zu dir und drück einen Lauf gegen deinen Schädel. Verstanden?« Vor Schock klappte ihr der Mund auf, ich öffnete die Glastüren, trat hinaus und gemeinsam stiegen wir in den Fahrstuhl. Dabei bemerkte ich sein belustigtes Grinsen auf den Lippen. »Was?«
»Ich kann deine Gedanken lesen … Du solltest dich schämen«, hauchte er nah an meinem Ohr, verpasste mir eine Gänsehaut und ich beherrschte mich, nicht die Augen zu schließen. Seine Worte klangen nicht mal vorwurfsvoll, sondern eher amüsiert und erregt. »Du bist eine unglaubliche Frau, Valentina Bishop.« Geschockt sah ich zu ihm, schüttelte den Kopf, hastete schnell aus dem Fahrstuhl, als sich die Türen im Erdgeschoss öffneten. Mein Herz raste wie verrückt.
»Warum steigst du hier aus?« Verwirrt sah er mir entgegen, hob die Arme verständnislos in die Luft.
»Hab vor dem Gebäude einen Parkplatz gefunden. Wir treffen uns beim Food Emporium.« Schnell eilte ich nach draußen zum Auto und stieg mit wild klopfendem Herzen ein. Zur Beruhigung lehnte ich mich zurück in die Polster, holte tief Luft und schloss dabei die Augen. Wenige Minuten später hörten die verdammten Schmetterlinge im Bauch auf, herumzuschwirren, weshalb ich den Motor startete. Bishop. Mir sollte der Nachname definitiv nicht gefallen …
Ich legte den Rückwärtsgang ein, drückte aufs Gaspedal und landete gleich bei der nächsten Kreuzung an einer roten Ampel. Gelangweilt starrte ich durch die Gegend und
entdeckte ein bekanntes Auto neben mir. Caden sah mich im selben Moment an und wir ließen beide die Fenster herunter. Das Lichtsignal schaltete auf Orange, ich konnte es mir nicht nehmen lassen und drückte langsam aufs Gas. Der Motor schnurrte auf wie ein Kätzchen, Caden schnaubte daraufhin belustigt und tat es mir gleich. Die Ampel wurde grün, ich trat das Gaspedal durch, sodass die Räder durchdrehten, scherte aus, wodurch er bremsen musste und ich ihn im Rückspiegel nur fluchen sah. Es war gefährlich, aber ich konnte einfach nicht widerstehen. Der Verkehr von vorhin hatte sich gelegt, die Straßen waren zunehmend leerer, was in New York nur selten vorkam.
Mit einem schnellen Blick über die Schulter entdeckte ich, dass Caden aufholte, und drückte stärker aufs Pedal. Doch es half nichts, er zog rüber und versuchte, mich zu überholen. Grob legte ich den nächsten Gang ein, der Motor brummte auf und ich schaffte es im letzten Moment, seinen Überholversuch abzublocken. Zusammen preschten wir durch die Straßen, nahmen uns abwechselnd die Vorfahrt und hörten auch nicht damit auf, als der Verkehr dichter wurde und die anderen Verkehrsteilnehmer hupten. Statt auf dem großen Parkplatz vor dem Lebensmittelladen zu parken, fuhr ich in eine der Seitenstraße und stellte den Audi in einer kleinen Parknische ab. Zügig stieg ich aus, eilte über die Straße zu dem riesigen Gebäudekomplex, vor dem Caden schon stand und auf mich wartete.
»Du hättest uns beinahe umgebracht«, murmelte er dumpf und sah dabei auf seine Uhr.
»Und du hast mitgemacht«, erwiderte ich grinsend, woraufhin seine Mundwinkel zuckten. »Du könntest ja mal …« Ich stoppte sofort, verwarf den Gedanken und sprach den Satz nicht zu Ende. Wollte ich Caden ehrlich fragen, ob er zu den Rennen mitkam? Mit meinen Freunden tratschte und mit dem Wagen über die Straßen heizte? Der Wein vorhin musste mir echt das Hirn vernebelt haben. Erwartungsvoll sah er mich an, erwartete wohl, dass ich weitersprach.
»Vergiss es, lass uns einkaufen.« Gemeinsam betraten wir das Food Emporium, nahmen einen Einkaufswagen und spazierten wenige Sekunden später wie ein ganz normales Pärchen durch die Gänge.
»Was willst du kochen?«, fragte Caden und griff nach einer Packung Nudeln im Regal.
»Ich hatte an Saltimbocca gedacht.« Dad liebte das Gericht. Zartes Kalbfleisch mit Parmaschinken umwickelt und dazu selbstgemachte Gnocchi. Sogar Mom würde nicht meckern. Zusammen kauften wir alles ein, holten noch etwas Süßes und ein Stück Kuchen aus dem Regal. An der Kasse starrte ich es die ganze Zeit an und sobald wir aus dem
Laden waren, kramte ich es von oben aus der Tüte, die Caden hielt, und öffnete die Box.
»Du willst wirklich nun Erdbeerkuchen essen? Obwohl es gleich noch Torte gibt?« Erstaunt beobachtete er mich dabei, verzog aber keine Miene. Ich zuckte mit den Schultern.
»Da soll man aber nur probieren. Ich kann ja schlecht alles aufessen.«
Auch wenn ich es zu gern tun wollte …
Lachend schüttelte Caden den Kopf. »Satt bist du wenigstens erträglicher.« Ich blähte meine Wangen auf und sah ihn erbost an, musste dann aber selbst lachen. Ja, in dem Punkt hatte er echt recht. »Ich könnte auch etwas Süßes vertragen. Dich angekettet am Bett, mit Eis …« Ich verschluckte mich an dem Bissen, hustete, während seine Hand meinen Nacken runter über den Rücken wanderte. Seine Finger lösten ein Kribbeln auf meinem gesamten Körper aus. Hastig trat ich einen Schritt zurück. »Keine Zärtlichkeiten, vergessen?«
»Ich hör damit auf, sobald du mir erzählt hast, warum du es nicht willst.« Geschockt schaute ich ihn an, war unfähig, mich zu bewegen, einen Finger zu rühren, konnte aus eigenem Antrieb nicht atmen. Auf meinem Brustkorb lag ein schweres Gewicht. »Fuck, Val, das war ein Witz.« Ich schluckte, füllte meine Lunge wieder mit Sauerstoff und nickte zur Bestätigung. Verflucht, die Deckung hatte sich kurzzeitig in Luft aufgelöst. Nun blickte mich Caden misstrauisch an, ich presste die Lippen aufeinander und meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich musste eine Ausrede finden.
»Lass uns einfach nach Hause fahren«, brachte ich nur heraus, machte auf dem Absatz kehrt und lief zu meinem Auto. Ich war gerade mehr als froh, dass wir getrennt fuhren und mir der Heimweg Zeit zum Beruhigen bescherte. Jedoch entschied ich mich für einen kleinen Umweg, nutzte die Seitenstraßen und zögerte die Rückkehr so lang wie möglich hinaus. Langsam rollte der Wagen in Cadens Einfahrt, wo ich seinen Bentley erblickte. Die Uhrzeit verriet mir, dass unser erster Besuch in einer Stunde eintreffen würde. Ich stieg aus, betrat das Haus und lief direkt in die Küche, sah Caden schon am Esstisch über den Skizzen hängen.
»Was ist denn das Problem bei dem Projekt?« Neugierig legte ich ihm eine Hand auf die Schulter und linste darüber. Er drehte den Kopf in meine Richtung, wodurch sein Atem herüberschwappte und mir der Minzgeruch in die Nase stieg. Ich schluckte schwer. Es wäre so simpel, die Lippen auf seine zu pressen. Schnell räusperte ich mich und sah wieder zu den Skizzen.
»Die Maße der Vorhalle passen nicht zu seinen Vorstellungen und er will das Projekt
so bald wie möglich fertig haben. Der Bastard hat keine Geduld und Dad kriecht ihm in den Arsch, nur weil er schon viel mit Großvater zu tun hatte.«
»Vielleicht ist der Untergrund nicht fest genug, um die ersten Etagen richtig zu tragen. Wieso baut man nicht Säulen zur Verstärkung ein?«, fragte ich und Caden lächelte müde.
»Nein, mit dem Untergrund stimmt so weit alles und die Säulen habe ich ihm auch schon vorgeschlagen. Nur entspricht das ebenfalls nicht seinem Geschmack. Das wäre ihm zu rustikal.« Genervt verdrehte er die Augen und streckte sich kurz. Mir tat mittlerweile schon alles weh. »Der Typ hat einfach keine Ahnung und wenn er sich wenigstens die Zeit nehmen würde, mir zuzuhören … Außerdem will er jetzt schon eine genaue Gestaltung von dem Innengebäude. Bodenbeläge und den ganzen Scheiß. Dafür bin ich nicht mal zuständig! Der Mistkerl denkt, wir arbeiten wohl Tag und Nacht nur für ihn.« Um die Skizzen besser zu sehen, beugte ich mich weiter zu ihm herunter.
»In Italien wird Deckenmalerei sehr gerne gesehen. Wenn ihr ein Meisterwerk dort anbringt …« Beim Sprechen zeigte ich auf die Innenwände der Skizze im Eingangsbereich gegenüber den großen Eingangstoren. »… wird es eine Menge Kunstfans anziehen. Und hier …« Mein Finger wanderte weiter zum Außengeländer. »Einen Balkon, der einer Aussichtsplattform gleicht. Wenn er schon eine pompöse Ankunftshalle will, soll er auch gleich auf der anderen Seite etwas Ebenbürtiges bekommen.« Ich nahm Caden den Stift aus der Hand und versuchte, zu verdeutlichen, was ich meine, während er nickte. Bei mir schlich sich sofort wieder die Erinnerung in den Kopf, wie wir früher ständig zusammen etwas ausgetüftelt hatten. In dem Punkt waren wir schon immer ein gutes Team gewesen. »Im Innenhof dann ein Brunnen. Wenn die Sonne untergeht, spiegeln sich die orangeroten Lichter in der Wasseroberfläche. Drum herum Bänke, Musik … Was?«, unterbrach ich meinen Ideenfluss und sah Caden an, als ich bemerkte, wie er mich grinsend anstarrte.
»Nichts … Ich sollte öfter von zu Hause aus arbeiten.« Eine leichte Röte breitete sich auf meinen Wangen aus, wobei mir der Stift aus der Hand fiel. Ich richtete den Oberkörper auf, wollte flüchten, doch bevor ich gehen konnte, wirbelte er herum und zog mich auf seinen Schoß. Vielleicht brauchte ich seelisch viel Überwindungskraft, um über den großen Schatten zu springen, aber körperlich definitiv nicht. Denn mein Körper handelte instinktiv. Caden schob seine Hände zu meinem Hintern, drückte mich fester an sich, wodurch unsere Körpermitten aufeinanderprallten. Trotz des Stoffes spürte ich seine Härte, keuchte und legte ihm die Handflächen auf die Brust.
»Caden, ich denke nicht, dass …«
»Ach, halt die Klappe«, hauchte er leise, rückte etwas von mir ab und ließ seine Hand
unter das Kleid wandern. Seine Finger glitten über den feuchten Stoff des Slips, immer wieder hoch und runter. Ich stöhnte. Fuck, wie sollte ich mich dem entgegensetzen? »Ich würde gerne deine Schenkel auseinanderpressen, mit der Zunge über deine nasse Spalte gleiten …«, knurrte Caden und allein durch den Gedanken daran konnte ich schon förmlich die Hitze seines Mundes unten spüren.
»Tu es einfach …«, keuchte ich und in seinen Augen flammte loderndes Verlangen auf. Verflucht, wie konnte das jetzt passieren? Ruckartig packte er meine Hüften und legte mich auf dem Esstisch vor sich ab. Seine Skizzen fegte er dabei herunter, zog mir danach den Slip aus und warf ihn in Richtung Flur. Mit einem zuckenden, lustvollen Schmerz im Inneren beobachtete ich Caden, wie er meine Beine auf seinen Schultern platzierte und den Kopf senkte.
»O Gott …«, entfuhr es mir, als er mit der Zungenspitze meine Schamlippen spaltete und lustvoll meine Klit umkreiste. Je mehr er darüber glitt, daran saugte, desto heftiger stöhnte ich auf und wölbte den Rücken durch, legte den Kopf in den Nacken.
»Sieh mich weiter dabei an, Val.« Voller Verlangen blickte ich wieder zu ihm und er ließ den Augenkontakt keine Sekunde abreißen. Er trieb mich mit seinen Berührungen in den Wahnsinn und kaum näherte sich der Höhepunkt, stoppte er und grinste hämisch. Meine Finger vergrub ich in seinen Haaren, drängte mich ihm gierig entgegen und spreizte meine Beine etwas mehr. Ein unkontrolliertes Zucken durchfuhr mich, als Caden seinen heißen Atem auf meine Perle hauchte und sie mit etwas mehr Druck massierte. »Gott, Caden …«, stöhnte ich laut auf und presste meine Beine zusammen, als er gekonnt einen Finger einführte, sich immer schneller in mir bewegte und mich mit der Zunge stimulierte, bis der Orgasmus in Form von heißen Wellen Besitz von meinem Körper nahm und ich alles um mich herum vergaß. Wie betäubt genoss ich das Nachbeben, stöhnte losgelöst. Stürmisch richtete sich Caden auf, beugte sich über mich und küsste mich gierig. Dabei konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Ich liebe es, dass du meist Kleider trägst …«
»Mistkerl«, hauchte ich, konnte aber selbst ein Lachen nicht unterdrücken. In diesem Moment versuchte ich wenigstens, das Gefühl zu genießen, denn später würden mich schon genug Schuldgefühle und Ängste quälen. Das Geschehene ließ sich nicht rückgängig machen und es war nur Sex, redete ich mir ein und wollte etwas erwidern, als es im nächsten Moment klingelte. Verflucht, ich sah auf die Uhr. »Sie ist eine halbe Stunde zu früh.« Ich klatschte mir mit der flachen Hand aufs Gesicht und stieg mit wackeligen Beinen vom Tisch herunter. Da sah ich den zerrissenen Slip auf dem Boden liegen. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, wie er ihn mir ausgezogen hatte. Mein Gott, Val … eine
Berührung und er nimmt all deine Sinne ein.
Flink griff ich danach, schüttelte aus Ärger über mich selbst den Kopf und huschte hinaus. »Ich geh mich eben frischmachen«, hauchte ich, als Caden mir schließlich einen Klaps auf den Hintern gab. »Treib es nicht zu weit«, fuhr ich ihn noch grinsend an und eilte den Flur entlang ins Gästezimmer und in das angrenzende Badezimmer. Dort angekommen betrachtete ich mich im Spiegel, betätigte den Wasserhahn und wischte mir mit dem kalten Wasser über die Stirn. Die ständig aufkommenden Gefühle fickten meinen Kopf. Meine Finger krallten sich haltesuchend ins Waschbecken, denn mir zitterten die Beine wie Espenlaub. Mit Caden in der Nähe fühlte ich pures, ungezügeltes Verlangen. Absolutes Herzrasen setzte ein, sobald seine warme Haut meine streifte. Und das, obwohl ich ihn hassen sollte.