Heligan House, Juni 1914
Es war Samstag, und Hailee stand auf dem Kiesweg vor Heligan House und wartete. An diesem Tag würde sie Mrs Tremayne nach St Austell begleiten.
Seit ihrem Gespräch im Sonnenuhrgarten im vorigen Jahr war Hailee der Hausherrin noch öfter begegnet, und fast immer hatten sie sich dann über Frauenrechte und den Einsatz für das Wahlrecht unterhalten. Auch Hailee war mehr und mehr von dieser Sache überzeugt. Mit welchem Recht wurden Frauen von der Wahl ausgeschlossen? Diese Frage hatte sie sich immer wieder gestellt und war zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen. Es war richtig, sich dafür einzusetzen.
Und nun hatte Mrs Tremayne sie vor wenigen Tagen gefragt, ob sie an ihrem freien Samstagnachmittag nicht mitkommen wolle nach St Austell, wo eine Versammlung der örtlichen Suffragetten geplant sei. Hailee hatte nicht gezögert und zugestimmt. Einer Ada Tremayne sagte man nicht ab. Außerdem war Hailee ja selbst neugierig.
Gleich würde sie zum ersten Mal in einem Automobil fahren.
»Es sind nur ein paar Meilen bis St Austell. Ich könnte auch laufen«, hatte Hailee beteuert.
Aber Mrs Tremayne hatte davon nichts wissen wollen. »Nichts da. Wir fahren natürlich zusammen.«
Bevor Hailee ihre Entscheidung noch einmal überdenken konnte, trat Ada Tremayne aus dem Haus, gekleidet in ein vornehmes Ensemble aus einem schmal geschnittenen langen Rock in dunklem Grün und einem tunikaartigen Oberteil in derselben Farbe. Dabei wäre Hailee nicht einmal verwundert gewesen, wenn Mrs Tremayne Hosen getragen hätte.
»Guten Morgen, Hailee.«
»Guten Morgen, Mrs Tremayne.« Sie knickste, wie es sich gehörte.
Ada Tremayne schüttelte sacht den Kopf. »Ich hätte eine Bitte, Hailee: Sagen Sie doch Ada zu mir. Zumindest, solange wir nicht in Heligan sind.«
Hailee konnte ihr Erstaunen kaum verbergen. »Sehr wohl, Ma’am.« Sie räusperte sich. »Entschuldigung – Ada.«
Es war sehr ungewohnt für sie, Mrs Tremayne mit dem Vornamen anzureden, aber es gab ihr gleichzeitig auch ein angenehm warmes Gefühl. An diesem Tag wären also die Klassenschranken aufgehoben, und sie waren einfach nur Ada und Hailee, zwei Frauen, die sich für dieselbe Sache einsetzten.
Hailee hatte gerade erst ihren Hut gerichtet, als auch schon das rote Automobil der Tremaynes vorfuhr. Am Steuer saß Mr Cullum, der Chauffeur, den Hailee immer als reichlich arrogant empfand.
Die Fahrt war weniger aufregend, als Hailee erwartet hatte. Während Ada auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, saß Hailee hinten, hielt ihren Hut fest und sah zu, wie die hügelige Landschaft Cornwalls an ihnen vorüberglitt.
Ada drehte sich zu ihr um. »Ich freue mich sehr, dass Sie mich heute begleiten«, sagte sie. »Wir brauchen so viele Menschen wie möglich, die uns unterstützen.«
Mutiger geworden, wagte Hailee zu fragen: »Wie steht Mr Tremayne eigentlich zur Suffragettenbewegung?«
»Mein Bruder Jack?« Ada hob eine Schulter. »Nun, er lehnt sie zumindest nicht ab. Manchmal habe ich den Eindruck, er belächelt mein Engagement ein bisschen, aber es käme ihm nie in den Sinn, mich an meinen Aktivitäten zu hindern.«
»Heißt Ihr Bruder nicht John Claude mit Vornamen? Wieso nennen ihn alle Jack?«
Hailee entging nicht, dass der Chauffeur eine Augenbraue hob. Vermutlich fand er ihre Fragen unangebracht.
Ada störten sie nicht. »Vermutlich zur Unterscheidung«, erwiderte sie. »Unser Vater hieß schon John und dessen Vater John Hearle. Ein dritter John wäre da wohl etwas zu viel gewesen.«
Vor einer Brauerei im Herzen von St Austell ließ Ada den Chauffeur anhalten. Hier waren schon etliche Frauen versammelt. Viele von ihnen waren weiß oder grün gekleidet und trugen eine grün-violett-weiße Schärpe oder eine entsprechende Schleife oder Anstecker. Hailee hatte zwar keine entsprechende Garderobe, aber sie trug ihr bestes Kleid und hatte sich den Anstecker angeheftet, den Ada ihr schon vor etlichen Wochen geschenkt hatte.
»Kommen Sie«, sagte Ada und zog Hailee mit sich.
Hailee ließ sich mitreißen von der aufgepeitschten Stimmung. Eine Frau drückte ihr ein handgeschriebenes Schild mit der Aufschrift Wahlrecht für Frauen! in die Hand, dann marschierten sie los.
»Wir fordern die Hälfte der Welt!«, rief eine der Frauen. Und: »Taten statt Worte!«
Bald skandierten alle die bekannten Parolen. In dem allgemeinen Gewühl wurde Hailee von Ada getrennt, aber sie lief mit der Menge mit, bis sie ein herrschaftliches Haus mitten in der Stadt erreicht hatten, auf dessen gepflegter Rasenfläche die Gruppe stehen blieb.
»Wer wohnt hier?«, wollte Hailee von einer Frau mit aufgesteckten rotblonden Haaren wissen.
»Das ist das Haus von Richter Worthington«, gab die Frau zurück. »Er ist Vorsitzender der örtlichen Anti-Suffragetten-Liga. Und dafür wird er jetzt bezahlen.«
»Wie denn?«
Die Frau lächelte und drückte Hailee einen handtellergroßen Stein in die Hand, den sie aus einer mitgebrachten Tasche genommen hatte.
»Hiermit. Damit werfen wir dem Richter die Scheiben ein.«
Scheiben einschmeißen? Davon hatte Ada ihr nichts gesagt.
»Taten statt Worte!«, ertönte erneut die Parole. »Taten statt Worte!«
Im nächsten Moment hörte Hailee es laut klirren. Eine der Frauen hatte tatsächlich einen Stein geworfen, und eine Scheibe im Erdgeschoss war zu Bruch gegangen. Glassplitter funkelten in der Sonne. Gleich darauf tat es ihr eine andere Frau nach, und die nächste Scheibe zerbarst. Hailee umklammerte den Stein in ihrer Hand fester. Ob sie auch werfen sollte? Nein, das wagte sie nicht. Und der Mann hatte ihr ja auch persönlich nichts getan.
Sie blieben nicht lange unbemerkt: Von beiden Seiten der Straße kamen ihnen Polizisten entgegen.
Hailee hatte noch nie zuvor Kontakt mit den Gesetzeshütern gehabt. Polizisten mit ihren schwarzen Uniformen und Helmen waren gefürchtete Respektspersonen für sie. Sie blickte sich ängstlich um. Am Rand der Menge sah sie Adas hochgewachsene Gestalt, aber bevor sie zu ihr vordringen konnte, schoben sich andere Menschen zwischen sie. Dann flog ein Stein in Richtung der Polizisten, und im nächsten Moment waren die Frauen umzingelt. Hailee erhielt einen Schlag mit dem Knüppel in die Seite. Ein heftiger Schmerz flammte in ihr auf, und sie sank keuchend auf die Knie.
Sie wusste kaum, wie ihr geschah. Sie hörte Schreie, wurde hochgezogen, stieß gegen Beine, Körper. Überall waren Polizisten zu sehen, die erbarmungslos auf die Frauen einprügelten. Hailee verlor ihren Hut und ging erneut zu Boden. Dann fasste jemand sie unter den Achseln und zerrte sie nach oben. Zwei Polizisten.
Hailee hielt verzweifelt Ausschau nach Ada, konnte sie aber nirgends entdecken. Und war da nicht das Geräusch eines davonfahrenden Automobils? Warum hatte sie sich bloß zu dieser vermaledeiten Demonstration überreden lassen?
»Sir, das … das ist alles ein Missverständnis«, stammelte sie.
»Geben Sie zu, sich einer unerlaubten Veranstaltung angeschlossen zu haben?«
»Ich … ich wusste nicht, dass es unerlaubt ist.«
Einer der beiden lachte höhnisch auf. »Wer’s glaubt.«
»Geben Sie zu, Steine geworfen zu haben?«, fragte der andere.
»Ich habe nicht geworfen!«
»Aber Sie hatten einen Stein in der Hand, also wollten Sie werfen, das ist dasselbe.«
Nach wenigen Minuten war alles vorüber. Den meisten Frauen war es gelungen zu flüchten. Die zehn oder zwölf Frauen, die nicht entkommen konnten, wurden von den Polizisten in die Mitte genommen und zu einer langen Pferdekutsche mit vergitterten Fenstern geführt, in die sie nacheinander einsteigen mussten. Auch Hailee.
Sie fand sich zwischen zwei anderen Frauen wieder, während sich der Wagen in Bewegung setzte.
Sie blickte an sich herunter. Ihr gutes Kleid war verschmutzt und hatte seitlich einen Riss, aber das ließ sich mit Nadel und Faden wieder richten. Schlimmer war, dass sie ihren Hut verloren hatte.
»Wohin bringt man uns?«, fragte sie ängstlich.
»Aufs Revier natürlich«, gab ihre linke Nachbarin zurück, die eine Schramme über der Nase hatte.
Die Fahrt dauerte nur ein paar Minuten, dann mussten sie auch schon wieder aussteigen. Sie wurden in das abweisend aussehende Gebäude der Polizeistation geführt, dann teilte man ihre Gruppe und steckte Hailee und fünf weitere Frauen in eine von zwei Arrestzellen.
Hailee setzte sich auf eine der einfachen Pritschen. »Werden sie uns verurteilen?«, sprach sie die Frage aus, die ihr schon die ganze Zeit durch den Kopf ging.
»Und wenn schon«, sagte eine der Frauen. »Dann kommen wir eben ins Gefängnis. Und dort treten wir alle in den Hungerstreik.«
»Nein, danke«, gab eine andere zurück. »Damit man uns zwangsernährt? Hast du nicht gehört, wie sie mit Emmeline und Sylvia verfahren sind?«
Hailee schwieg. Erst vor Kurzem hatte sie von Kampfgefährtinnen gelesen, die aus Protest gegen die Haft nichts mehr gegessen hatten. Die Wärter hatten allerdings nicht lange gefackelt. Die Frauen wurden auf einem Stuhl festgebunden, wo man ihnen brutal einen Schlauch in die Kehle rammte, über den man ihnen einen Speisebrei eingeflößt hatte.
Das, war sich Hailee sicher, würde sie nicht ertragen. Sie würde alles essen, was man ihr vorsetzte. Sie war keine echte Suffragette, nicht so wie manche der anderen Frauen. Sie wollte nichts weiter als zurück nach Heligan.
Zwei Tage später wurde Hailee morgens aus einem unruhigen Halbschlaf gerissen, als einer der Polizisten die Zelle aufschloss.
»Hailee O’Connor?«
Hailee erhob sich erschreckt. »Ja?«
»Mitkommen.«
»Bitte«, flehte sie. »Bitte nicht. Ich … ich habe alles gegessen, was Sie mir gegeben haben. Sehen Sie, mein Teller ist leer.« Sie hasste sich selbst für diesen unterwürfigen Ton, aber ihre Angst war zu groß.
»Was redest du nur, Mädchen?«
Hailee beruhigte sich ein kleines bisschen. »Sie wollen … mich nicht zwangsernähren?«
Der Mann schüttelte den Kopf. »So weit kommt’s noch. Nein, du wirst freigelassen. Du kannst nach Hause gehen.«
»Nach Hause?«
»Ja, Mädchen, bist du blöd im Kopf, dass du alles wiederholen musst? Und nun komm schon.«
Schnell hatte sie ihre Jacke und ihren Schal an sich genommen und folgte dem Polizisten.
»Und lass beim nächsten Mal besser die Flausen«, sagte er zum Abschied. »Eine Frau muss wissen, wo ihr Platz ist.«
Hailee war so erleichtert, dass sie ihm nicht widersprach. Und nach den Erfahrungen der vergangenen Tage würde sie so schnell sicher nicht mehr für die Rechte der Frau demonstrieren gehen.
Als sie auf die Straße vor der Polizeistation trat, blendete sie im ersten Moment das helle Licht des Tages. Es kam ihr vor, als wäre sie wochenlang eingesperrt gewesen, dabei waren es nur zwei Tage.
Dann ließ sie den Kopf hängen. Ob sie es überhaupt wagen konnte, zurück nach Heligan zu gehen? Bestimmt hatte man ihr längst gekündigt – ein Küchenmädchen, das von der Polizei verhaftet worden war, wollte sicher niemand mehr.
Andererseits war es Ada Tremayne gewesen, die sie zu dieser Veranstaltung mitgenommen hatte. Sie würde sie doch hoffentlich nicht fallen lassen.
»Hailee!«
Der Ruf kam von hinten. Sie drehte sich um, und als sie den jungen Gärtner erkannte, der da auf sie zukam, durchströmte sie warme Zuneigung.
»Tommas! Was machst du denn hier?«
Er wirkte plötzlich verlegen. »Ich … ich hab mitbekommen, wie Mrs Tremayne vorhin die Nachricht bekam, dass man dich freilässt. Und da hab ich mir für heute freigenommen, um dich abzuholen.« Er sah sie an. »Freust du dich ein bisschen?«
»Oh Tommas, du glaubst ja gar nicht, wie sehr!« Sie hätte ihn am liebsten umarmt, aber das schickte sich nicht in der Öffentlichkeit. »Dann … habe ich meine Stellung also noch?«
»Natürlich hast du das! Mrs Hammett kann es schon gar nicht mehr erwarten, bis du endlich zurück bist. Sie kam sogar gestern extra zu uns in den Garten und hat erzählt, was für eine Frechheit es sei, ein armes Mädchen zu verhaften, das nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sei. Sie hat auch erzählt, dass Mrs Tremayne noch am selben Tag aufs Polizeirevier gegangen ist, damit man dich freilässt, aber dort hätte man der Madam gesagt, dass es noch ein paar Tage dauern könne. Aber jetzt ist ja alles wieder gut.«
»Ist das wirklich wahr? Mrs Tremayne hat sich für meine Freilassung eingesetzt?«
»Aber ja doch. Mrs Hammett hat es mir selbst erzählt.«
Der Weg zu Fuß zurück nach Heligan dauerte zwei Stunden, aber die Zeit verging für Hailee wie im Flug, während sie und Tommas sich unterhielten. Er war ein netter Kollege – nein, mehr noch, ein guter Freund. So einen, den man sich an seiner Seite wünschte, wenn es mal nicht weiterging.
»Lass uns den Weg durch den Alten Wald nehmen«, sagte er, als sie Heligan erreicht hatten. »Ich möchte dir nämlich noch was zeigen.«
Während über ihnen die Vögel lauthals sangen und zwitscherten, führte Tommas sie durch das weitläufige Waldgebiet am Rande von Heligan, bis sie an die Überreste eines alten Tempels kamen, dessen Mauern sich zwischen den Bäumen erhoben. Dort blieb Tommas stehen.
»Das ist natürlich kein echter antiker Tempel«, erklärte er. »Mr Griffin sagt, das hier ist vor etwas mehr als hundert Jahren von einem Vorfahren von Mr Tremayne errichtet worden. Seinem Urgroßvater, glaube ich. Damals haben sie solche Sachen schön gefunden.« Er sah Hailee an. »Gefällt es dir auch?«
»Oh ja. Es ist sehr … romantisch.«
»Ich habe diesen Ort ausgesucht, um dich was zu fragen, aber …« Tommas stockte.
»Was denn fragen?«
Er senkte kurz den Kopf, dann sah er auf. »Ich … ich hab dich sehr gern, Hailee.«
Sie lächelte schüchtern. »Ich mag dich auch sehr, Tommas.«
Er griff in die Tasche seiner Jacke und holte etwas Kleines heraus, das er für Hailee nicht sichtbar in der geschlossenen Faust hielt.
»Was hast du da?«, fragte sie neugierig.
Statt zu antworten, sank er vor ihr auf ein Knie, mitten auf den Waldboden.
»Tommas, was machst du denn?«
Er holte tief Luft, dann noch einmal. »Hailee O’Connor«, sagte er endlich, »willst du mich heiraten?«
Damit hielt er ihr seine geöffnete Rechte entgegen, auf dessen Handfläche ein aus Gras geflochtener Ring lag.
Hailee fühlte sich so überrumpelt, dass ihr die Worte fehlten. Gerade war sie noch im Gefängnis gewesen, hatte geglaubt, ihre Stellung verloren zu haben, und ganz allein auf der Welt zu sein. Ihre Eltern waren tot, auch Tante Louise, und ihr einziger Bruder … sie wusste nicht, was aus ihm geworden war. Wortlos starrte sie Tommas an und rieb sich über die Stirn. Sie musste einen Entschluss fassen.
»Hailee?« Tommas’ Stimme zitterte. »Sag doch was.«
Eine Ehe war die Verbindung von zwei Menschen, die füreinander da waren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und das war es doch, was Tommas ihr bot.
Sie nahm den Ring entgegen. »Ja«, flüsterte sie. »Ja, Tommas, ich will dich sehr gerne heiraten.«
Er sah sie an, dankbar und fast ein wenig benommen – und so voller Freude, als hätte sie ihm gerade das Paradies gezeigt.
»Ich bin ja so glücklich!« Er lachte auf, erhob sich leichtfüßig und trat einen Schritt auf sie zu. »Darf ich dich küssen?«
Sie nickte. Dann küsste er sie – erst zaghaft, aber bald immer mutiger –, und Hailee, die am Morgen noch geglaubt hatte, dieser Tag könne nur ein schlechter werden, küsste ihn unbeholfen, aber voller Freude zurück.
Tommas konnte gar nicht genug bekommen. Er, der sonst so sanft war, wurde immer forscher, küsste und liebkoste sie mit einer Leidenschaft, die Hailee verlegen machte und verwirrte. Er zog sie mit sich zu Boden, und ehe Hailee wusste, wie ihr geschah, hatte er ihr den Rock nach oben geschoben und ihre Schenkel freigelegt.
»Willst du es auch?«, keuchte er.
»Ja, ich will«, gab Hailee zurück, weil sie dachte, er meine das Heiraten.
Im nächsten Moment hatte er seine Hose geöffnet und nach unten gestreift, und Hailees Augen wurden groß. So also unterschieden sich Mann und Frau. Darüber hatte noch nie jemand mit ihr gesprochen.
Dann war Tommas über ihr, schob und drückte, und Hailee spreizte die Beine, weil es ihr richtig erschien. Plötzlich tat es furchtbar weh, und sie gab einen kurzen, erschrockenen Schrei von sich – es fühlte sich an, als wäre irgendetwas in ihr kaputtgegangen. Aber gleich darauf spürte sie Tommas in sich, und das war kein schlechtes Gefühl. Der Schmerz war erträglich, und so, wie Tommas schnaufte und keuchte und immer tiefer in sie stieß, schien es ihm zu gefallen, also hielt sie still, bis es vorüber war und Tommas sich von ihr löste.
»Oh Gott, Hailee«, murmelte er danach, »ich liebe dich!«
Sie lag neben ihm im Gras, den Blick in das dichte Blätterdach gerichtet, hinter dem ein tiefblauer Himmel zu erkennen war. Dann wandte sie ihm das Gesicht zu.
»Ja«, sagte sie leise. »Ich glaube, ich dich auch.«