Montag, 15.20 Uhr, Hotel Imperial, Wien

»André, der Kunde kann die Leber, wenn er will, noch heute Nacht haben.«

So schnell? Dr. Keller war zwar ein hohes Tempo gewohnt, aber eine derartige Blitzaktion kam selbst für ihn überraschend.

»Eva, das ist wahrscheinlich zu früh. Vor allem wenn ich an den Lebensstil des Empfängers und die Operationsvorbereitung denke. Aber wie kommt es, dass du schon diese Nacht liefern könntest?«

»Die Zielperson muss die beiden kommenden Tage für einen Kollegen als Tutor einspringen, also habe ich ein Treffen für heute 18.30 Uhr vorgeschlagen. Ich habe mich als Koordinatorin einer Outdoor- und Eventagentur ausgegeben und mir eine für die Extraktion passende Örtlichkeit ausgesucht. Ich treffe die Zielperson in Kirchbach am Ende der Hagenbachklamm im Wienerwald.«

»Eva, wenn du die Extraktion bereits heute durchführst, musst du die Zielperson für schätzungsweise zwölf Stunden stabilisieren. Die Entnahme kann frühestens morgen am Vormittag erfolgen. So lange wird der Empfänger für die Operationsvorbereitungen sicherlich brauchen.«

»Damit habe ich gerechnet, André. Ich muss nur wissen, wann die Transplantation erfolgen soll und der Jet in Bratislava abflugbereit ist, dann rechne ich von da aus zurück und entnehme die Leber.«

Dr. Vekete hatte wie immer alles bedacht. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Kunden rief Dr. Keller zurück. Die Transplantation konnte morgen ab 15.00 Uhr beginnen.

Um 18.41 Uhr wurde die Zielperson von einem Mitglied des örtlichen Teams außer Gefecht gesetzt. Sieben Minuten später lag sie intubiert und stabilisiert im Notarztwagen.

Am Dienstag um 8.05 Uhr setzte Dr. Vekete das Skalpell an und um 10.48 Uhr startete der Privatjet mit der Leber Richtung Riad.