Epilog
Ein sengender Schmerz reißt mich aus der Bewusstlosigkeit. Mit pochendem Herzen öffne ich die Lider, doch ich sehe nur Dunkelheit.
Der Gestank von Urin und Erbrochenem steigt mir in die Nase. Ich würge, meine Kehle brennt. Ich will aufstehen, doch als ich mich erhebe und einen Schritt tun will, falle ich hin.
Was in Oyas Namen …?
Ich lande auf einem Holzboden. Ketten aus schwerem Metall, das ich noch nie gesehen habe, fesseln meine Knöchel und Handgelenke. Als ich versuche, sie zu zerreißen, rasseln sie in der Stille.
Es dauert eine Weile, ehe mir die weiße Wolke wieder einfällt. Das Gas machte mich bewusstlos, noch bevor ich auf dem Boden auftraf. Als mir klarwird, was passiert ist, stockt mir das Herz.
Ich habe es nicht getan.
Wir haben nicht gewonnen.
»Nein!«, rufe ich und hämmere mit den Fäusten gegen die Holzwand. Keuchend versuche ich, meine Fesseln zu zerstören.
Wir hatten sie. Ich hatte sie. Doch die Monarchie hat uns den Sieg aus den Händen gerissen.
Irgendwie ist es ihnen gelungen, uns gefangen zu nehmen, und ich habe keine Ahnung, wohin sie uns bringen.
»Inan!«, brülle ich, ohne zu wissen, ob er überhaupt in der Nähe ist. Ich sehe mich um, versuche in der Dunkelheit zu erkennen, was sich um mich herum befindet. Dutzende von Gestalten drängen sich auf engstem Raum, sämtlich mit Ketten gefesselt. Ich denke an Mári, Roën und Tzain. Wie viele von uns konnten entkommen? Wie viele Maji sind hier mit mir gefangen?
Der Boden bebt. Über mir fallen durch ein Fenster zarte Lichtstrahlen in die Zelle. Ich recke ihnen das Gesicht entgegen und versuche, meinen Körper von diesem Dunst zu befreien. Ich muss wissen, wohin wir gebracht werden.
Neben mir liegt Amari. Als ich über ihr Bein steige, rührt sie sich. Ich halte mich an ihr fest und nutze ihren schlafenden Körper, um nach oben zu gelangen. Mit gerecktem Hals gelingt es mir, durch das Fenster über mir zu schauen. Was ich sehe, lässt mich verzweifeln.
Es ist nicht der Weg zur Galgenstätte von Lagos. Es sind keine verkohlten Bäume zu sehen.
Überhaupt kein Orïsha.
Um uns herum ist nur weites Meer.
Während ich auf die nicht enden wollenden Wellen schaue, steigt eine Kälte in mir auf, wie ich sie noch nie verspürt habe.
Jemand hat uns aus unserem Land entführt.
Und ich habe keine Ahnung, wohin es geht.