Neunzehn

Trotz Kokain überkam Meg eine Welle der Traurigkeit, als der Zug in Edinburgh aus dem Bahnhof fuhr. Grant war nicht im Club Car, und sie spürte seine Abwesenheit, als fehle eines ihrer Gliedmaßen. Sie wusste, dass so was nicht gesund, dass ihre Beziehung Gift war. Einen Augenblick überlegte sie, ob sie einfach aus dem Zug springen und den Aussteigenden hinterherrennen sollte und alles, inklusive Grant, einfach hinter zu sich lassen. Allein der Gedanke war befreiend, und sie fragte sich, ob der Mann aus dem Sitzwagen vielleicht recht hatte und sie besser ausgestiegen wäre. Sie spähte hinaus in den Schnee, konnte sich aber nicht entscheiden. Und dann fuhr der Zug weiter.

Sie wühlte in ihrer Handtasche, weil sie irgendwas tun wollte. Sie legte noch mehr Make-up auf. »Hat irgendjemand meine Schere gesehen?«, fragte sie laut. Niemand gab eine Antwort.

Der Zug raste durch die anderen Bahnhöfe Edinburghs. Zweige kratzten an den Scheiben. Drohend ragten dunkle Häuser auf und verschwanden. Nirgendwo brannte in den Fenstern ein freundliches Licht, nirgendwo schien es Zuflucht zu geben.

Grant kam zurück in den Speisewagen, wahrscheinlich war er wieder rauchen gewesen, schlüpfte neben Meg in die Sitznische und schmiegte sich an sie. Glücksgefühle schossen in ihr hoch.

Unter den vielen tollen Leuten im Raum hatte er sich für sie entschieden. Sie war sein sicherer Hafen.

Er küsste sie oben auf den Kopf und zog sie an sich. »Alles gut bei dir?«

Sie nickte. Und es war auch alles gut, jetzt, da er wieder da war. Die Traurigkeit war wie weggeblasen. Grant sagte oft zu ihr, ihre Stimmung schlage so schnell um wie das Wetter in den Highlands. »Und, amüsierst du dich?«, fragte sie.

Er zuckte die Achseln. »Ich würde lieber mit dir im Bett liegen, aber was die Bett nennen, ist ein Witz.«

»Wir könnten ja einfach gehen. Ins Bett, meine ich. Jetzt gleich.«

Lächelnd drängte er sich an sie. Sie roch die starke Alkoholfahne in seinem Atem, die Käse-Zwiebel-Chips. Seine Poren schienen sich zu öffnen und zu schließen. Seine Pupillen im Rhythmus seines Atems größer und kleiner zu werden. Ihr wurde auf einmal schrecklich übel, und sie wich vor ihm zurück. Und dann lächelte er nicht mehr.