Fünfzig

Vom Fenster aus beobachtete Ember, wie der Baum von der Trasse gehoben wurde. Er war riesig. Sie stellte sich vor, es sei ein Weihnachtsbaum, verziert mit selbst gemachtem Christbaumschmuck und Kerzen. Vielleicht atmeten die stählernen Gleise erleichtert auf. Die Techniker, Gleisarbeiter, Sanitäter, Polizistinnen und Polizisten waren unter lautem Jubel der Passagiere eingetroffen. Es wurde bereits daran gearbeitet, die Waggons wieder aufs rechte Gleis zu bringen. Ember wünschte nur, das ginge im Leben auch so einfach.

Ein Ruck ging durch den Zug. Ember stieß mit den Polizistinnen rechts und links von ihr zusammen, als die Handschellen zuschnappten. Aus anderen Abteilen waren Freudenschreie und Applaus zu hören. Die Mitreisenden würden bald Weihnachten feiern und daheim von vielen Abenteuern berichten können. Das würde dem ganzen Land einiges an Schadenfreude bereiten, genau wie im Vorjahr, als pünktlich zu den Feiertagen die Morde im Endgame House an die Öffentlichkeit drangen. Solche Storys sorgten selbst in den dunkelsten Nächten für ein Feuerwerk funkelnder Schlagzeilen und Tweets.

Die Sanitäter trugen leere Leichensäcke zum Zug. Ember dachte an Grants Leiche, die erst in einem Plastiksack und dann unter der Erde verschwinden würde. Sie war froh darum.

Sie sah zum Fenster hinaus. Am Himmel waren dramatische Wirbel in Pink und Orange zu sehen. Vielleicht würde sie irgendwann noch ihre Meinung ändern, aber momentan war sie stolz darauf, dass sie immer als Killa bekannt sein würde. Ihr Leben hatte doch einen Sinn. Ember fragte sich, ob sie aus ihrer Gefängniszelle wohl würde hinausblicken können, hinaus in den großen Himmel.