Fische vs. Schwerkraft

Zurück zu Isaac Newton. Mit seinen Principia stellte er Bewegungsgesetze auf, mit denen er nachhaltig und korrekt beschreiben konnte, wie sich … na ja, wie sich alles bewegt. Planeten, Monde, Kometen und Kanonenkugeln, alles tanzte plötzlich nach Newtons Pfeife. Keplers Planetengesetze konnten endlich mathematisch hergeleitet und damit bewiesen werden. Newton war vielleicht nicht der Erste, der verstand, dass die Schwerkraft die Himmelskörper zusammenhält, das hatten auch schon Edmund Halley und seine Wettpartner vermutet, aber er war nun mal der Erste, der diese Kraft mathematisch beschreiben konnte.

Newton katapultierte das Wissen der Menschheit mit seinen Naturgesetzen auf ein ganz neues Level. Die Royal Society, damals die angesehenste Wissenschaftsorganisation, ahnte gleich, welch bahnbrechende Gedanken er da zu Papier gebracht hatte. Eigentlich hatte man auch zugesichert, die Principia in Druck zu geben, aber daraus wurde erst mal nichts. Schuld waren ein paar Fische.

Ja: Fische.

Man hatte sich nämlich kurz zuvor entschieden, das illustrierte Buch Historia Piscium (Die Geschichte der Fische) von Francis Willughby zu drucken, einem heute völlig irrelevanten Naturforscher, der bereits 14 Jahre zuvor verstorben war. Das Buch war gespickt mit detailreichen, aufwendig gestalteten Illustrationen von – Achtung, Überraschung! – Fischen. Die vielen Zeichnungen machten das Unterfangen sehr teuer, was sich schon deshalb rächte, weil das Buch leider gewaltig floppte. 79 Mit diesem finanziellen Fehltritt im Nacken traute sich die Royal Society nun plötzlich nicht mehr, den Druck von Newtons Principia zu finanzieren. Das bedeutendste Werk in der Geschichte der Wissenschaft drohte in der Versenkung zu verschwinden.

Es war dann kein Geringerer als Edmund Halley, der Newtons Arbeit zur Veröffentlichung brachte, indem er den Druck des Buches aus eigener Tasche bezahlte. Im selben Jahr kündigte die Royal Society an, dass sie sich Halleys Jahresgehalt von 50 Pfund, welches er für diverse Vermittlungsaufgaben bekam, nicht mehr leisten könne. Stattdessen entschädigte man ihn mit 50 Exemplaren der Historia Piscium. 80 Für ihn damals ein absoluter Reinfall, heute werden einzelne Exemplare genau dieser Auflage aus dem 17 . Jahrhundert jedoch für bis zu 10000 US -Dollar gehandelt. 81 Halleys Sammlung wäre inzwischen also etwa 10000 Shilling wert. Um so viel Geld zu verdienen, hätte er 200 Jahre arbeiten müssen.