Albert Einstein kam wie gesagt 1879 in Ulm zur Welt. Er hatte fünf Geschwister, sein Vater war Teilhaber einer Bettfedernfabrik. Kurz nach Alberts Geburt zog die Familie nach München – Vater und Onkel eröffneten einen Installationsbetrieb für Gas, Wasser, Schei-, äh, Strom und eine kleine Fabrik für elektrische Geräte. In München verbrachte Albert Einstein seine Schulzeit. Er interessierte sich besonders für die Naturwissenschaften und spielte gerne Geige. 1894 zog die Familie nach Mailand. Einstein verließ das Gymnasium mit 15 Jahren ohne Abschluss. Zunächst folgte er den Eltern nach Italien und wollte dann 1895 , im zarten Alter von 16 , an der Eidgenössischen Polytechnischen Schule (der späteren ETH ) in Zürich studieren. Doch er fiel trotz brillanter Leistungen in Physik und Mathe durch die Aufnahmeprüfung und holte anschließend an der Kantonsschule Aarau seine Matura nach, das Schweizer Abitur. 218 Sein Abschlusszeugnis war voller Fünfen und Sechsen. Eine Sechs in Algebra, eine Sechs in Physik, eine Fünf in Chemie. 219 Und dieser junge Mann sollte sich zu einem der größten Genies aller Zeiten entwickeln?
Ja, genau. Denn die Sechs steht in der Schweiz für die Note »sehr gut«.
Einstein studierte schließlich in Zürich Mathematik und Physik auf Lehramt und machte vier Jahre später, mit 21 , seinen Abschluss. Damit absolvierte er das Physikstudium weitaus schneller als die meisten Studierenden heutzutage, was aber auch kein Wunder ist. Denn wie der Experimentalphysiker Gerd Ganteför einst in einem Vortrag scherzhaft bemerkte: Einstein musste ja auch nie die Relativitätstheorie pauken. 220 Die musste nämlich erst noch erfunden werden … von Einstein selbst!
Nach seinem Abschluss bewarb sich Einstein als Assistent an verschiedenen Hochschulen, jedoch ohne Erfolg. Er arbeitete als Aushilfslehrer am Polytechnikum Winterthur und als Hauslehrer in Schaffhausen. Dann ging er zum Schweizer Patentamt nach Bern – als »Technischer Experte 3 . Klasse« – und promovierte schließlich an der Universität Zürich. Seine Arbeit im Patentamt beanspruchte Albert Einstein nicht sonderlich, und so hatte er jede Menge Zeit zum Nachdenken. Im Jahr 1905 veröffentlichte er fünf wissenschaftliche Artikel, die zu seinen wichtigsten Arbeiten überhaupt zählen. Was für Newton die Jahre der Isolation von 1665 /66 waren, das war für Einstein das Jahr 1905 . Von den fünf Werken seien hier aber nur zwei erwähnt: Sein Aufsatz über den photoelektrischen Effekt vom 17 . März legte einen wichtigen Grundstein für die Quantenmechanik und bescherte ihm einige Jahre später den Nobelpreis (siehe Kapitel 8 ). Im Juni 1905 folgte dann der nächste Geniestreich: In seiner Abhandlung Zur Elektrodynamik bewegter Körper begründete der 26 -Jährige seine Idee der Speziellen Relativitätstheorie . Wenig später reichte er einen Nachtrag ein, in dem dann auch die wohl berühmteste Formel aller Zeiten zu finden ist:
E = mc2
Damit stellte Einstein fest, dass Energie und Masse dieselbe Sache in unterschiedlicher Form sind. In der Formel steht E für Energie, gemessen in Joule, m für Masse, gemessen in Kilogramm, und c steht für die Lichtgeschwindigkeit, ausgedrückt in Metern pro Sekunde – und das noch mal zum Quadrat. Eine wahrhaft gigantische Zahl. In dieser Formel manifestiert sich die Erkenntnis, dass in einer 65 Kilogramm schweren Person etwa 5 ,8 -mal 10 12 Megajoule an Energie stecken, was der Kraft von etwa 97400 Hiroshima-Atombomben entspricht. 221 Bisher hat die Menschheit noch nicht herausgefunden, wie sie diese Energie effizient freisetzen kann, was erklärt, warum ich manchmal lieber einen ganzen Tag auf der Couch herumlümmle, anstatt vor Energie zu explodieren.
Doch am größten und weitreichendsten war Einsteins Erkenntnis, dass Raum und Zeit relativ sind. Aber was heißt das eigentlich? Ist es für Laien überhaupt möglich, die Relativitätstheorie nachzuvollziehen? Ich glaube schon. Und genau das ist das Ziel dieses Kapitels. Lasst uns der Sache auf den Grund gehen.