Handeln in Achtsamkeit

So.

Ich hoffe, Sie sind mir bis hierhin gefolgt. Die Auseinandersetzung mit meiner Titelfrage »Bin ich schon alt – oder wird das wieder?« hat mich gefesselt und mir Spaß gemacht. Aber nicht in jedem Kapitel war das Schreiben leicht und sicher auch nicht das Lesen.

Immer klarer wurde mir: Wissen schadet nicht, im Gegenteil, doch es braucht seinen Platz oder, anders ausgedrückt, wir müssen wählen, was wir mit all dem Wissen über uns anfangen wollen: Interessiert zur Kenntnis nehmen, unser Leben ändern oder vergessen. Diese vielen Informationen, die ich vor Ihnen ausgebreitet habe, können nur dann Bedeutung entfalten, wenn Sie sie lebendig werden lassen.

Besonders wichtig ist mir, das Wissen über unseren Körper und seine Bedürfnisse, vor allem anderen seine Beweglichkeit, an die Frau, den Mann zu bringen. Körper, Geist und Seele gelten als untrennbar, aber dieser Konsens wird in unserer verkopften Gesellschaft leicht in den Hintergrund gedrängt. Der Körper wird vernachlässigt und muss sich seine direkten oder übertragenen Streicheleinheiten zu oft auf subversiven Wegen holen, die gerade im Alter in Abgründe führen können.

Gelernt habe ich, dass unser kostbares Selbst bei aller Wertschätzung nicht alles ist. Wenn überhaupt etwas nachhaltig wirksam sein kann, so unser Tun und Handeln. Die von uns ausgehenden Impulse wirken weiter, wenn es unser Ego längst nicht mehr gibt. Eine Anregung: Legen Sie doch etwas mehr Betonung auf das Handeln als auf die Befindlichkeit.

Achtsamkeit hilft im ganzen Leben, um uns selbst näher zu kommen. Aber so, wie wir Menschen nun mal gestrickt sind, wird uns die Bedeutung des Lebens im Hier und Jetzt erst dann so richtig klar, wenn wir alt geworden sind, vielleicht auch deswegen, weil der Körper mit seinen lustvollen Zielen Geist und Seele nun nicht mehr mit so viel Nachdruck dominieren kann.

Zu meinem eigenen Erstaunen ist mir manches spiritueller geraten, als es meiner Selbstwahrnehmung entspricht: Achtsamkeit, Hier und Jetzt, mehr Bibelzitate, als ich erwartet hätte. Das zu kritisieren, ist Ihnen natürlich freigestellt. Aber fragen Sie sich vielleicht selbst, ob das ökonomisch Materielle, das unsere Zivilisation so ganz und gar zu dominieren scheint, eine Lebensperspektive sein kann. Vor allem im Hinblick auf das Alter.