Koh Samui - Baan Bang Rak

Welch ein Wunder. Ich kann Koh Samui sehen!! Es ist geschafft. Das Bangen hat ein Ende. Wir legen an. Der Ort heißt Baan Bang Rak. Das ist in unmittelbarer Nähe zum Airport. Mann!! Warum bin ich nicht gleich geflogen wie tausend Touristen das jedes Jahr tun? Ja klar, ich wollte Geld sparen. Schließlich bleibe ich 3 Monate. Aber dafür der ganze Stress? Speedkatamaran? Never again my friend!!

Ich habe wieder festen Boden unter den Füßen. Gott sei Dank! ( Hey an den glaube ich doch gar nicht!) Im Namen des Christentums wurde gefoltert und gemordet. Der Buddhismus ist eine friedliche Religion, die lediglich Ratschläge erteilt (du kannst durch gute Taten Pluspunke für Deine Wiedergeburt erwerben) Das Christentum besteht nur aus Verboten! Du sollst nicht, du darfst nicht, die Sieben Todsünden.

Da fällt mir ein: „Wollust“. Sehr schön! Ich bin ein böser; böser Sextourist, der arme, ausgebeutete und unterdrückte Mädchen schamlos ausnutzt. So zumindest das Klischee, das permanent in den deutschen Medien verbreitet wird. Zum Glück sieht die Realität ganz anders aus. Ich befinde mich in einer völlig anderen Kultur, in der ganz andere Wertmaßstäbe gelten, und von Europa aus ist es halt unmöglich Dinge objektiv zu sehen.

Ich laufe den Landungssteg entlang auf die Hauptstrasse. Habe keine Lust mehr, noch lange nach einer Unterkunft zu suchen. Die Überfahrt hat mich wirklich angestrengt. Ein Mädchen winkt mir zu. Sie sitzt im Garten eines Restaurants „Where youu go?“ fragt sie in seltsam klingendem Englisch. Ich erkläre ihr; dass ich eine preisgünstige Unterkunft suche, und sie deutet auf ein paar alte Holzbungalows, die sicher schon bessere Zeiten gesehen haben. An der Rezeption angekommen, lass ich mir die Hütten von innen zeigen. Wirklich sehr einfach, es gibt ein altes Doppelbett, eine saubere Dusche, Toilette und einen großen Ventilator an der Decke. Das ist für 1-2 Tage sicherlich in Ordnung. Gebongt, nehme ich.

Es ist 19 Uhr, und da ich ziemlich müde bin, haue ich mich erst einmal aufs Ohr. Aber wie soll es auch anders sein, 2 Stunden später weckt mich ein Musikkauderwelsch. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Ab unter die kalte Dusche. Dann ziehe ich mir ein frisches T-Shirt mit dem tollem Aufdruck: „I don´t need Viagra Knock on Wood!“ an und schaue wem ich die akustische Umweltverschmutzung zu verdanken habe. Was bei Tageslicht nicht aufgefallen war, sehe ich nun. Die Bungalowanlage ist zwischen einer kleinen Stranddisko und dem besagten Restaurant (mit Barbetrieb) eingekeilt. Von beiden werde ich beschallt, und mein Bungalow liegt genau in der Mitte. Also gehe ich zu dem Restaurant und sehe das Mädchen wieder. Nur diesmal trägt sie eine Schuluniform, ebenso wie Ihre Freundinnen. „Mister?Sit down please!” Ich nehme Platz, und ehe ich mich versehe, habe ich Sie auf dem Schoß. Sie redet auf mich ein, aber ihre Freundin gefällt mir wesentlich besser. Die hat schöne, lange Beine und ein sehr hübsches Gesicht. Zusammen mit der Schuluniform törnt mich das ganz schön an. Japaner sollen ja auf Schuluniformen voll abfahren! Aber meine Chancen sinken, denn leider schraubt die Freundin an einem 50 jährigen Australier rum. Etwas frustriert, gehe ich an den Tresen, um mir ein Singha Bier zu holen. Dort sitzen schon ein paar in die Jahre gekommene Engländer. Ich bleibe an der Bar hängen. Der Typ hinter der Bar stellt sich als Harry vor. Er wäre der Besitzer. Nun weiß ich aber, dass man als Ausländer in Thailand normalerweise keine Bar besitzen kann. Die läuft normalerweise immer auf den Namen der thailändischen Frau, Freundin oder den Namen eines Immobilienbesitzers. Im Falle eines Streites kann er sehen, wo er bleibt, denn dann gehört die Bar der Frau. Vor Gericht kann er nicht einen Barhocker oder Teelöffel als sein Eigentum einklagen. Er hat lediglich eine Lizenz, die den Ausschank von Alkohol erlaubt.. Wahrscheinlich hat er nicht mal eine Arbeitserlaubnis und kann jederzeit ausgewiesen werden! Ich saufe mit den Engländern und denke nicht mehr an Weiber, und sie laden mich für Weihnachten zum Truthahnessen ein. Ein ungefähr 60 jähriger Engländer ist ziemlich besoffen, und ruft ständig ein junges Mädchen zu sich. „She is looking shy!!” “Are you shy??” Harry sagt, dass sie nicht schüchtern ist, aber der Engländer ist hackedicht und lallt weiter: „Oh!! You are shy girl!” , “My shy girl!! Are you shy? I think you are shy!” Das Besoffene immer zwanghaft alles wiederholen müssen. Ja, ja so ist das, wenn die Gehirnzellen absterben. Für heute habe ich wirklich genug von diesem Zirkus. Ich verspreche, dass ich zum Truthahnessen kommen werde und ziehe mich in meine Bretterbude zurück.

Gerade als ich am einnicken bin, höre ich die Saufköpfe rumgrölen. Ein metallisches Scheppern, wahrscheinlich torkeln sie nach Hause. Einer von ihnen hat bestimmt seine neueste Errungenschaft dabei (Are you shy?). Oh my Buddha! Die Ärmste. Aber viel kann der Typ wahrscheinlich nicht mehr ausrichten. Leicht verdientes Geld für die Kleine!

Am nächsten Tag, wache ich mit einem bösen Brummschädel auf. Habe wohl selbst ein bisschen viel durcheinander getrunken. Ich beschließe den Tag langsam anzugehen und suche mir im Ort ein preiswertes Thairestaurant und bestelle eine Reissuppe. Diese schmeckt durch besondere und ungewohnte Gewürze wirklich sehr lecker und hilft hervorragend gegen Kater. Außerdem gleicht man Flüssigkeitsverluste aus. Es ist immer empfehlenswert sich ein Restaurant zu suchen, in dem viele Einheimische essen. Denn dort ist es sehr preiswert, und die Mahlzeiten sind ein Hochgenuss, da es sich um original thailändische Speisen handelt. Auf keinen Fall sollte man ein Restaurant aufsuchen, die mit dem Slogan (Clean Food, Good Taste ) werben. Meistens sind auf der Werbetafel auch noch Messer und Gabel abgebildet. Wenn man da hineingeht gehört man zu den Qualitätstouristen. Herzlichen Glückwunsch!! Diese werden original thailändisches Essen nie kennen lernen und nur entschärfte Suppen und Speisen vorgesetzt bekommen. Übrigens Thailänder kennen keine Messer. Normalerweise isst man mit Gabel und Löffel, wobei die linke Hand generell als unrein gilt, weil man sich mit dieser, unter Zuhilfenahme von Wasser, in einfachen Toiletten den Allerwertesten abwischt!!

Ich schlürfe meine Reissuppe und überlege, ob ich heute aus der Bretterbude ausziehen soll? Irgendwie fühle ich mich zu schlapp für einen Umzug und mittlerweile ist es schon 12 Uhr und tierisch heiß und schwül. Muss so an die 35 Grad haben. Ich schleiche zurück zu meinem Verschlag, hole Strandtuch und Badehose und lege mich vor meinem Ressort in den Sand. Als ich schwimmen gehen will, bemerke ich; dass das Meer an dieser Stelle ganz schön verschmutzt ist, da die Anlegestelle für den Speedkatamaran sowie diverser anderer Fähren und Motorboote nur 50 Meter entfernt ist. Anscheinend verlieren diese oft Öl. Von hier aus werden Touristen auch auf die Nachbarinsel Koh Phanghan gebracht, wo einmal im Monat die legendären Full Moon Partys stattfinden. Bei Vollmond tanzen hunderte von besoffenen, oder unter Drogeneinfluss stehender junger Leute zu infernalischen Technobeats bis zum Sonnenaufgang und länger. Dabei pissen sie ins Meer, hinterlassen Berge von Müll und zerbrochene Bierflaschen. Immer wieder schlitzen die Leute sich die Füße auf, weil sie barfuss in Glasscherben treten. Es gab auch schon mehrere Todesfälle. Manche schwimmen im Drogenrausch ins offene Meer hinaus und kehren nicht wieder. Ein paar Touristen wurden mal erschossen, als ein Thai unter Jabba Einfluss (das thailändische Exstasy) völlig ausklinkte und wahllos auf die Menschen ballerte. Soviel ich weiß, flüchtete er in den Dschungel und wurde dort von der Polizei hingerichtet. Davon liest man in der deutschen Presse nichts. Ach ja, und dann war da noch der Speedboat Unfall vor 2 Jahren. Da wurde die zulässige Personenanzahl für das Boot bei weitem überschritten. Die See war wohl ziemlich aufgewühlt, und das Ding ist außer Kontrolle geraten. 10 Leute fanden den Tod. Aber es gibt auch gutes zu berichten: Nicht alle Leute knallen sich die Birne zu, und ich bin nach wie vor ein Fan elektronischer Musik.

Okay, Lonely Cowboy, morgen früh ziehst du weiter. Ich verbringe den Tag am Strand, gammle einfach nur so rum. Am Nachmittag, gehe ich zum 7/11 Supermarkt und mache ein paar Besorgungen. Ich schlendere durch Baan Bang Rak. Vor 2 Jahren gab es hier fast keine Bars, nun gibt es an die 20. Aber es ist erst Nachmittag und alle haben noch geschlossen. Beim Minimart bleibe ich stehen. Hier gibt es sogar schon deutsche Zeitschriften wie den Stern, Focus, Men` s Health usw. zu kaufen. Drinnen kann man auch Farang Food (Essen für westliche Ausländer) wie Steaks, Brot, Croissants und ähnliches kaufen. Mann o Mann!! Ich bin mehr als 12000 Kilometer von der Heimat entfernt und hier gibt es schon so was!!