Eine Frisöse namens Song

Zum Glück kommt schon die Einfahrt zum Lamai Resort, und ich bin in Sicherheit. Eigentlich ist erst Nachmittag, und ich bin am grübeln, was ich noch unternehmen kann. Meine Haare müssten mal geschnitten werden. Genau gegenüber vom Lamai Resort, habe ich neulich am Abend einen Laden mit der Leuchtreklame Hair Cut gesehen. Ich glaube ich werde mal da rüber laufen. Hoffentlich sind die Frisösen nicht auch gerade Schaulustige beim Motorbike Accident!! Ich öffne die Ladentür und sehe nur Thai Kundschaft. Die Frisösen starren mich an, als würde ich geradewegs vom Mars kommen. Die haben doch hoffentlich schon mal Farang bedient? Es wird gerade ein Platz frei, und ich lasse mich vor einer hübschen Haarkünstlerin nieder. Wir kommen ins Gespräch. Sie heißt Song, hat typisch asiatische Gesichtszüge und kommt aus Phuket. Jetzt hilft sie ihrer Schwester im Laden. Sie kann ganz gut Englisch sprechen. Auf dem rechten Oberarm hat sie eine ansprechende Tätowierung. Sieht aus wie ein Stern oder wie ein Edelweiß. Tätowierungen sind in Thailand nichts asoziales. Oft sollen sie ebenfalls vor Geistern schützen. Im günstigsten Fall wird man sogar unverwundbar!! Song erzählt mir, dass sie in Phuket einen schweren Unfall hatte. Sie war ein wenig beschwipst und ist dabei eine Treppe runtergestürzt und hart mit dem Kopf aufgeschlagen. Für mehrere Monate musste sie ins Krankenhaus. Jetzt hilft sie ihrer Schwester vier Stunden am Tag im Laden, da sie immer noch nicht Vollzeit arbeiten kann. Sie muss sehr starke Medikamente einnehmen. Ja, ja der Alkohol!! Ich sag es ja immer wieder. Alkohol bringt nur Unglück!! Irgendwie mag ich sie, und sie tut mir leid. Deshalb lade ich das Mädchen für heute Abend zum Essen ein. Wahrscheinlich bricht mein Beschützerinstinkt durch. Ich glaube bestimmte Programme laufen einfach automatisch ab, sind von der Evolution so vorgesehen!! Wir verabreden uns um 21 Uhr vor dem Laden.

Als ich das Geschäft verlasse, sehe ich die anderen Frisösen an einem Steintisch sitzen und essen. Essen ist in Thailand Super Sanuk und man teilt auch gerne mit anderen. Ich darf ihnen Gesellschaft leisten. Auch Song kommt, nachdem sie meine Farang Haare aufgefegt hat, zu uns an den Tisch. Gerade habe ich erst mit Jeab und ihrer Schwester gegessen und schon gibt es neue Schlemmereien. Ich probiere einige sehr scharfe original thailändische Gerichte, von denen ich jedoch keinen blassen Schimmer habe wie sie heißen. Die Tränen schießen mir in die Augen und alle müssen über das Farang Weichei lachen.

Sehr schön, dass ich für Unterhaltung und Erheiterung sorge. Also bin ich doch mehr als ein wandelnder ATM Geldautomat!! Die Zeit vergeht wie im Flug und schließlich verabschiede ich mich.

Punkt 21 Uhr stehe ich wieder vor dem Laden. Song ist naturbedingt nicht so pünktlich. Das sind Thais fast nie. So eine halbe Stunde muss man immer zurechnen. Aber dann erscheint sie mit einem kurzen, toll geschnittenen Kleid, das ihre Figur optimal betont. Wir gehen zum Strand und von dort zum New Hut Restaurant, dem neuen Killing Field!! Das irische Mädchen wurde ja in der Nähe dieses Restaurants in die ewigen Jagdgründe befördert!! Der ideale Platz für ein romantisches Abendessen!!

Ich bestelle mir eine Tom Kaa Gai, eine Kokosmilchsuppe mit Hühnerfleisch, Chilis, Zitronengras, und ein großes Chang Bier. Song nimmt frisch gepressten Orangensaft und Pat tai, ein einfaches Nudelgericht. Das sind Bratnudeln mit Ei, Erdnüssen, Gemüse, Garnelen. Auch sehr lecker!! Wir genießen das Essen und die lauwarme Nacht. Song erzählt mir, dass sie immer noch starke Schmerzen als Unfallfolgen hat und manchmal einfach bewusstlos wird. Ihre Schwester ist sehr besorgt um sie und spielt die große Beschützerin. Das bleibt auch mir nicht verborgen, denn genau jetzt klingelt das Mobile, und ihre Schwester erkundigt sich nach ihrem Wohl. Big Sister is watching you!! Song versichert ihr, dass alles bestens sei, und ich kein potentieller Vergewaltiger bin, der über arme bewusstlose Mädchen herfällt.

Das kommt ja immer wieder vor, dass ahnungslosen Mädchen, die frisch vom Lande kommen, am Busbahnhof in Bangkok, ein Getränk mit einem Betäubungsmittel gereicht wird. Dermaßen willenlos gemacht, werden sie verschleppt, und meistens von mehreren Thais vergewaltigt und anschließend zur Arbeit in einem illegalen Thai Puff gezwungen.

Beruhigend rauscht das Meer, die Wellen brechen sich am Strand. Ich mache den Vorschlag noch Billard zu spielen, und Song ist einverstanden. Wir nehmen mein Motorrad und fahren ins Bauhaus in Lamai, weil sie dort viele Billardtische haben und es nicht ganz so laut ist wie in den Bars. Ich stelle fest, dass Song sehr gut Billard spielt und mich um Längen schlägt. Auf diese Niederlage, muss ich mir erst mal einen Whiskey pur bestellen. Bei der Revenge schneide ich etwas besser ab, aber gewonnen hat natürlich Song. Auf der Tanzfläche wird es langsam voll und doch ganz schön laut. Sie spielen House und Electronic Music, und es sind viele Engländer hier. Einige davon sind ziemlich besoffen. Ein paar Mädchen sind ziemlich auffällig, haben wohl Jabba (das thailändische Ecstasy) eingeworfen. Plötzlich sackt ein junges Mädchen vor ihrem Freund auf den Boden, ihre Pupillen sind vor Panik stark geweitet, sie schlägt mit Armen und Beinen um sich, fängt hysterisch an zu weinen und zu schreien. Wahr wohl zu viel von dem Scheiß Zeug. Ihr Freund macht überhaupt nichts, steht nur dumm da und grinst. Wahrscheinlich ist er selber voll drauf und rafft überhaupt nichts. Ich versuche die Kellner dazu zu bewegen einen Krankenwagen zu rufen aber es geschieht erst einmal rein gar nichts. Nach einer halben Ewigkeit kommt ein Pick UP, und sie werfen das Mädchen einfach auf die Ladefläche. Ob sie jetzt ins Krankenhaus kommt weiß man nicht so genau. Vielleicht haben ein paar Thais auch einen Riesenspaß!! Nachdem sie abtransportiert ist, feiert ihr Freund mit seinen Kumpels weiter als wäre nichts gewesen. Wir leben schon in einer pervertierten Welt.

Ich tanze noch ein wenig mit Song. Auf den Schreck muss ich noch einige Whiskeys in mich schütten. Als wir dann aufbrechen wollen, bin ich nicht mehr so ganz fahrtüchtig und lasse Song fahren, die jederzeit ohnmächtig werden kann. Ganz schön verantwortungslos!! Aber wir kommen gesund und zufrieden vor dem Frisörladen an, und ich bedanke mich für den netten Abend und verabschiede mich von Song.