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BLUT DURCHLÄUFT VIELE WINDUNGEN

KAPILLAREN

IM KONTEXT

SCHLÜSSELFIGUR

Marcello Malpighi (1628–1694)

FRÜHER

1559 Der italienische Arzt Matteo Colombo beobachtet, dass die Lungenvene Blut vom Herzen zur Lunge bringt, und nicht Luft, wie zuvor geglaubt.

1658 Der holländische Biologe Jan Swammerdam schreibt als Erster über die Beobachtung roter Blutkörperchen.

SPÄTER

1696 Der holländische Anatom Frederik Ruysch zeigt, dass Blutgefäße in fast allen Geweben und Organen vorkommen.

1839 Theodor Schwann zeigt, dass Kapillaren Wände aus dünnen Zellen haben.

1922 Der dänische Professor August Krogh beschreibt, wie Sauerstoff, Nährstoffe und andere Substanzen aus den Kapillaren zur Versorgung ins umgebende Gewebe fließen.

Im Jahr 1628 legte der englische Arzt William Harvey den ersten soliden Bericht über das Herz und das Kreislaufsystem vor. Er legte dar, dass Blut das Herz durch Arterien verlässt und dass es durch Venen ins Herz zurückfließt. Aber seine Vorstellungen waren noch nicht umfassend. Ohne geeignete Mikroskope konnte Harvey nicht erklären, wie oder wo das Blut von den Arterien in die Venen gelangt.

Harvey starb 1657. Bald danach, 1660/61, wurde das fehlende Bindeglied gefunden. Der italienische Mediziner Marcello Malpighi entdeckte winzige Blutgefäße (Kapillaren), als er Froschlungen und -blasen mit dem neuesten Mikroskop untersuchte. Malpighi verfolgte die Froscharterien entlang zahlreicher Verzweigungen, bis sie zu »Röhrchen« wurden, die Blut in Richtung Venen beförderten. Er schrieb: »Ich konnte klar sehen, dass das Blut geteilt wird und durch gewundene Gefäße fließt, dass es nicht in Freiräume ausgeschüttet wird, sondern die ganze Zeit durch Röhrchen getrieben und verteilt wird.«

1666 war Malphighi einer der ersten Mikroskopiker, die rote Blutkörperchen sahen. Erst viele Jahre später zeigten Wissenschaftler, dass das in ihnen enthaltene Hämoglobin Sauerstoff transportiert und dass die Kapillaren die Austauschgefäße des Körpers sind. Die Kapillaren durchdringen alle Körpergewebe. Nährstoffe, Gase und Abfallprodukte fließen hin und her zwischen Blut und Geweben. Sie dringen durch die dünnen Wände der Kapillaren, die aus einer einzigen Schicht endothelialer Zellen bestehen. image

»… sie entziehen sich selbst dem schärfsten Auge wegen ihrer geringen Größe.«

Marcello Malpighi