IM KONTEXT
SCHLÜSSELFIGUR
Nicolas Steno (1638–1886)
FRÜHER
um 180 n. Chr. Galen sagt, dass Blut in der Leber entsteht.
1628 William Harvey verkündet, primäre Aufgabe des Herzens sei die Zirkulation des Bluts durch den Körper.
SPÄTER
1881 Der tschechisch-österreichische Arzt Samuel Siegfried Karl von Basch erfindet eine frühe Form des Blutdruckmessgeräts.
1900 Der Holländer William Einthoven erfindet das erste Elektrokardiogramm (EKG).
1958 Der Herzchirurg Ake Senning und der Ingenieur Rune Elmqvist entwickeln den ersten implantierbaren Herzschrittmacher.
1967 Gelingt dem Chirurgen Christiaan Barnard die erste Herztransplantation.
Menschen spüren eine Beschleunigung des Herzschlags nicht nur bei körperlicher Aktivität, sondern auch in Zeiten starker Emotionen. Aus diesen Erfahrungen stammen Ideen, dass das Wesen eines Menschen in seinem Herzen wohnt. Der dänische Biologe und Geologe Niels Stensen (Nicolas Steno auf Latein) stellte diese alten Lehren infrage.
Während der frühen 1660er-Jahre war Steno fasziniert von den Aktionen der Muskeln. Er behauptete, dass ein Muskel bei der Kontraktion seine Form ändert, aber nicht sein Volumen. Er beschloss dann, die alte Vorstellung auf den Prüfstand zu stellen, das Herz sei die Quelle einer unsichtbaren Lebenskraft, des »Lebensgeists«.
Steno studierte Tierherzen und war schon vertraut mit vielen Muskeln des Körpers, ihren Fasern und den mit ihnen verknüpften Blutgefäßen und Nerven. Er fand, dass auch das Herz diese Teile enthält – und nicht viel mehr. 1662 verkündete er, das Herz sei ein normaler Muskel, nicht etwa das Zentrum von Lebenskraft und Wärme. 1651 hatte William Harvey noch gedacht, das schlagende Herz werde »durch das Blut erregt«. Stenos Beobachtungen der Struktur und Funktion von Muskeln stellten solche Ideen infrage – ein Wendepunkt im Verständnis der Muskelkontraktion und des Herzschlags.