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SINNESEINDRÜCKE, WAHRNEHMUNG UND WILLE

DAS GEHIRN KONTROLLIERT DAS VERHALTEN

IM KONTEXT

SCHLÜSSELFIGUR

Jean-Pierre Flourens (1794–1867)

FRÜHER

6.–5. Jh. v. Chr. Der griechische Naturphilosoph Alkmaion hält das Gehirn für das Zentrum des Denkens.

1811 Der Franzose Julien Jean César Legallois zeigt, dass eine Region der Medulla oblongata (unterer Hirnstamm) die Atmung kontrolliert.

SPÄTER

1865 Der Anatom Paul Broca erkennt, dass ein Teil des menschlichen Frontallappens mit Sprache zu tun hat.

1873 Der italienische Biologe Camillo Golgi entwickelt eine Färbetechnik, mit der man Neuronen unter dem Mikroskop sichtbar machen kann.

1909 Der Deutsche Korbinian Brodmann unterscheidet 52 Areale der Großhirnrinde nach ihrer Funktion.

Frühe Ideen über die Funktion des Gehirns waren sehr unterschiedlich. Die Griechen debattierten, ob Geist und Seele im Herzen oder im Gehirn zu Hause sind. Aristoteles hielt es für die Aufgabe des Gehirns, das Blut zu kühlen. Doch einige frühere Griechen – darunter Hippokrates – erkannten die Rolle des Gehirns bei Empfindung und Denken, und im Rom des 2. Jahrhunderts n. Chr. lehrte Galen, dass das Gehirn geistige Leistungen kontrolliert.

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Um zu sehen, wie das Gehirn eines Kaninchens funktioniert, machte Flourens verschiedene Hirnteile unbrauchbar und beobachtete die Auswirkungen.

Funktionen des Gehirns

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beobachtete man, dass verschiedene Hirnteile für verschiedene Aufgaben zuständig sind. Zwischen 1822 und 1824 experimentierte der französische Physiologe Jean-Pierre Flourens an drei Hauptteilen tierischer Gehirne: dem Kleinhirn (einer Struktur am Hinterkopf), dem Hirnstamm (der »Wurzel« des Gehirns, die mit dem Rückenmark verbunden ist) und dem Großhirn (große, paarige Lappen oberhalb des Hirnstamms).

Er wies nach, dass das Kleinhirn Willkürbewegungen kontrolliert, der Hirnstamm unwillkürliche vitale Funktionen wie Atmung und Blutkreislauf. Dagegen sei das Großhirn für höhere Funktionen wie Wahrnehmen, Entscheiden und die Einleitung von Willkürbewegungen zuständig. Anders gesagt, das Großhirn schien eine herausragende Rolle bei der Kontrolle des Verhaltens zu spielen. image