IM KONTEXT
SCHLÜSSELFIGUR
Paracelsus (1493–1541)
FRÜHER
Um 60 n. Chr. Dioskurides, ein griechischer Militärchirurg, schreibt De Materia Medica – für 1500 Jahre das wichtigste Handbuch über Heilkräuter.
Um 780 Dschabir ibn Hayyan stellt erste chemische Arzneimittel her.
1498 Behörden der Stadt Florenz veröffentlichen das erste offizielle Arzneibuch, bekannt als Ricettario Fiorentino.
SPÄTER
1804 Die Chemiker Armand Séguin und Bernard Courtois isolieren Morphin, den Hauptwirkstoff in Opium.
1828 Friedrich Wöhler synthetisiert als Erster eine organische Substanz, Harnstoff, und bestätigt damit Paracelsus’ Ansicht, dass der Körper aus Chemikalien besteht.
Die Behandlung von Beschwerden mit Pflanzen oder Mineralien geht auf prähistorische Zeiten zurück. Heiler gaben ihr Wissen über Heilpflanzen weiter, der griechische Arzt Dioskurides sammelte es in De Materia Medica, der islamische Universalgelehrte Dschabir ibn Hayyan wurde später zum Pionier der Idee chemischer Arzneien. Im Europa des Mittelalters jedoch herrschte noch die Säftelehre vor.
Die erste gedruckte Ausgabe von De Materia Medica von 1478 löste die Veröffentlichung von Arzneibüchern aus – Listen von Arzneimitteln mit Anleitungen zu ihrem Gebrauch. Anfang des 16. Jahrhunderts verkündete dann der Schweizer Arzt und Alchemist Paracelsus, Krankheit sei ein Befall des Körpers oder ein »Gift«, das man mit einem Gegengift behandeln müsse.
Paracelsus behauptete, ein Gegengift könne selbst ein Gift sein: »Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift«, insistierte er. »Nur die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei.« Ein Arzt, sagte Paracelsus, müsse Stoffe extrahieren wie ein Bergmann und sie ernten wie ein Bauer. In seinem Labor suchte er nach medizinischen Wirkstoffen. Eine seiner Entdeckungen war Laudanum: Aus pulverisiertem Opium und Alkohol gemischt, wurde es zum Schmerzmittel für Jahrhunderte. Mit geringen Dosen Quecksilber behandelte er Syphilis.