IM KONTEXT
SCHLÜSSELFIGUR
Alexander Fleming (1881–1955)
FRÜHER
1877 Louis Pasteur macht Milzbrandbakterien unschädlich, indem er sie Luftbakterien aussetzt.
1907 Der deutsche Medizinforscher Paul Ehrlich entdeckt ein synthetisches Antibiotikum, das aus einer Arsenverbindung besteht, und bahnt den Weg für antibakterielle Behandlungen.
SPÄTER
1942 Die ersten penicillinresistenten Bakterien werden entdeckt, nur ein Jahr nach der Einführung von Penicillin.
2015 Die Weltgesundheitsorganisation warnt, bis zum Jahr 2050 könnten jährlich 10 Mio. Menschen an Infektionen durch resistente Bakterien sterben, wenn der Missbrauch von Antibiotika nicht aufhört.
Antibiotika sind die »Wunderdrogen« der Medizin und sie haben eine erstaunlich lange Geschichte. Antike Zivilisationen benutzten Schimmelpilze, um Infektionen zu bekämpfen. Schimmeliges Brot auf Wunden zu legen wurde weithin praktiziert, im antiken Ägypten, in China, Griechenland und Rom.
1877 beobachteten Louis Pasteur und Robert Koch, dass manche Bakterien das Wachstum anderer Bakterien behindern. Auch andere Biologen erforschten die sogenannte Antibiose, die chemische Kriegsführung zwischen Mikroorganismen.
Dank eines verbesserten Gesundheitswesens waren um 1900 die meisten Infektionskrankheiten zurückgegangen, sie waren aber immer noch für einen Großteil der Todesfälle verantwortlich. Penicillin, die Zufallsentdeckung des schottischen Bakteriologen Alexander Fleming, wies den Weg zu einer neuen Waffe im Kampf gegen Infektionskrankheiten. Um die Mitte des Jahrhunderts erschien es möglich, viele davon auszurotten.
Die alten Ägypter entdeckten, dass Infektionen schneller heilen, wenn sie mit schimmeligem Brot behandelt werden. Sie wussten aber nicht, warum.
Dieses Diagramm zeigt für einige wichtige Antibiotikagruppen das Jahr der Entdeckung und wann eine Resistenz bemerkt wurde. Seit 1987 wurden keine neuen Antibiotika zugelassen, aber 2020 wurden drei neue entdeckt.
1928 begann Fleming eine Versuchsreihe mit dem Bakterium Staphylococcus aureus. Als er aus den Ferien zurückkam, bemerkte er, dass sich auf einer Probe Schimmel gebildet hatte. Dieser tötete die Bakterien ab, mit denen er in Kontakt kam. Fleming identifizierte den Schimmelpliz als Penicillium notatum und fand heraus, dass er auch wirksam ist gegen die Bakterien, die für Scharlach, Lungenentzündung und Diphtherie verantwortlich sind. Er stellte fest, dass nicht der Schimmel selbst die Bakterien tötet, sondern der »Saft«, den er produziert. Trotzdem fiel es Fleming schwer, mehr als nur winzige Mengen des Stoffs zu isolieren, den er »Penicillin« nannte. Als er die Befunde 1929 publizierte, erwähnte er das therapeutische Potenzial des Stoffs nur knapp – und die wissenschaftliche Gemeinschaft beachtete seinen Artikel kaum.
1938 wurde eine Gruppe von Wissenschaftlern der University of Oxford aufmerksam auf das Penicillin und versuchte, es zu reinigen. Der Pathologe Howard Florey und der Biochemiker Ernst Chain verwandelten ihr Labor in eine Penicillinfabrik. Sie züchteten den Schimmelpilz Penicillium in riesigen Mengen und lagerten ihn in jedem verfügbaren Behälter, auch Milchkannen und Badewannen. 1941 erhielt der 43-jährige Polizist Albert Alexander als erster Mensch das Oxford-Penicillin und erholte sich bemerkenswert gut von einer schweren Infektion. Aber Chain und Florey hatten nicht genug reines Penicillin, um die Infektion ganz auszurotten, und Alexander starb ein paar Tage später.
Ein Zufall führte das Team zu dem Pilz Penicillium chrysogeum, der viel mehr Penicillin liefert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion hochgefahren, im September 1943 war genug da für die alliierten Streitkräfte. Am Ende des Jahrs hatte man zahlreiche Menschenleben gerettet und das Penicillin hatte sich den Namen »Wunderdroge« verdient.
Fleming, Florey und Chain teilten sich 1945 den Medizin-Nobelpreis. In seiner Nobelvorlesung warnte Fleming, der Missbrauch von Penicillin könne zu einer Resistenz der Bakterien führen. In der Tat hat die massenhafte Anwendung von Antibiotika zum Erscheinen neuer Keime geführt, die resistent gegen eines oder mehrere sind.
Alexander Fleming
Alexander Fleming war das siebte von acht Kindern einer Bauernfamilie und wurde 1881 im schottischen Ayrshire geboren. 1901 erhielt er ein Stipendium für die medizinische Fakultät des St. Mary’s Hospital in London.
Als medizinischer Bakteriologe am St. Mary’s trat Fleming 1906 der Abteilung für Impfungen bei, wo man daran forschte, das Immunsystem des Körpers durch Impfungen zu stärken. 1921 entdeckte er in seinem eigenen Nasenschleim eine Substanz, die einige Bakterien zersetzt. Die Substanz, die Fleming Lysozym nannte, ist eine wichtige Komponente des tierischen Immunsystems – ein natürliches Antibiotikum. 1927 begann er mit Foschungen an der Bakteriengattung Staphylococcus, diese Arbeit führte im folgenden Jahr zur Entdeckung des Penicillins. Fleming starb 1955 und wurde in der St.-Pauls-Kathedrale in London bestattet.
Hauptwerk
1929 On the Antibacterial Action of Cultures of a Penicillium