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DOLLY, ERSTER KLON EINES ERWACHSENEN TIERS

KLONEN

IM KONTEXT

SCHLÜSSLFIGUR

Keith Campbell (1954–2012)

FRÜHER

1903 Der US-Pflanzenphysiologe Herbert Webber prägt den Begriff »Klon« für Organismen, die durch asexuelle Reproduktion entstehen.

1952 Die Biologen Robert Briggs und Thomas King klonen Leopardfrösche, indem sie einen Zellkern aus der Zelle eines Embryos in ein unbefruchtetes Ei transferieren.

SPÄTER

2003 Im Zoo von San Diego, USA, werden von einem Hausrind zwei seltene Bantengkälber geboren, nachdem sie aus tiefgefrorenen Zellen geklont worden sind.

2003 Ein Pyrenäensteinbock wird aus eingelagerten Hautzellen geklont. Diese Tierart war zuvor für ausgestorben erklärt worden.

Ein Klon ist ein Organismus, der eine exakte Kopie des Genoms – des kompletten Satzes genetischer Informationen – eines anderen, älteren Organismus enthält. Klone gibt es in der Natur vor allem bei Pflanzen, bei wirbellosen Tieren und bei manchen Fisch-, Reptilien- und Amphibienarten. Natürliche Klone entstehen, wenn ein Weibchen sich asexuell vermehrt. Bei der sexuellen Reproduktion enthalten die Keimzellen jeweils die Hälfte des genetischen Materials, das nötig ist, um ein neues Individuum zu produzieren. Diese Sätze werden bei der Befruchtung kombiniert und wandeln das Ei in eine Zygote um – die erste Zelle eines neuen Organismus. Bei der asexuellen Reproduktion produziert das Weibchen ein Ei, das schon den vollen Satz an Genen hat, eine genaue Kopie ihrer eigenen DNA, und dies fungiert als Zygote.

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Dollys Geburt eröffnete die Aussicht auf neue Wege, Krankheiten zu bekämpfen, warf aber auch ethische Fragen auf. Kritiker fürchteten, bald werde man Menschen klonen. Ein weltweiter Bann verbietet dies zurzeit.

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Dolly, das Schaf

Der Begriff Klon wird auch benutzt, um einen künstlich erschaffenen Organismus zu beschreiben. Die Klonierungstechnik besteht darin, genetische Information von einem Organismus zu nehmen und sie in das Ei eines anderen zu implantieren. Dieser Prozess transformiert ein Ei zu einer Zygote, die sich danach auf normalem Weg entwickelt. Klonierung gelang zunächst an Fröschen im Jahr 1952, aber der große Durchbruch kam 1996, als ein Schaf namens Dolly als erster Klon eines Säugetiers auf die Welt kam.

Dolly wurde erzeugt mit einer Technik, die somatischer Zellkerntransfer genannt wird. Damit hat sie drei Mütter und keinen Vater. Zunächst wurde einem Schaf eine Eizelle entnommen. Deren Kern wurde entfernt, aber das Zytoplasma blieb intakt. Dazu gehörten auch die Mitochondrien, die die Energie für die Zelle liefern und eine eigene kleine Menge DNA mitbringen. Dollys mitochondriale DNA stammte also von diesem ersten Schaf.

Im nächsten Schritt wurde dem Euter eines zweiten Schafs eine Zelle entnommen. Deren Kern, der einen vollen Satz DNA enthielt, wurde in das leere Ei gesetzt – so entstand Dollys Zygote. Die Zygote wurde durch einen Elektroschock zur Teilung stimuliert und wuchs zu einer Zellkugel. Diese wurde dann einem dritten Schaf eingesetzt, das als Dollys Leihmutter fungierte. Dolly wurde am Roslin Institute in Edinburgh, Schottland, erschaffen, wo ein Forschungsteam 277 Versuche unternahm, ein Schaf zu klonen. Dabei entstanden 29 frühe Embryonen, drei Lämmer wurden geboren. Dolly war das einzige, das überlebte. Sie lebte sechs Jahre lang und gebar selbst sechs Lämmer. Die Technik, die für Dolly entwickelt wurde, wird auch benutzt, um andere Säugetiere zu klonen. 2017 wurden erstmals Affen geklont, aber Menschen zu klonen ist weltweit verboten.

Klonierte Stammzellen

Die wichtigste Anwendung der Klonierungstechnik liegt in der Stammzellforschung. Klonierte Stammzellen können sich zu jeglicher Körperzelle oder jeglichem Gewebe entwickeln. Mit ihnen kann man beschädigtes oder krankes Gewebe regenerieren oder reparieren, vielleicht sogar ganze Organe. image

»Der Weg zur Unsterblichkeit führt nicht über das Klonen.«

Arthur L. Caplan

Professor für Bioethik (2001)

Keith Campbell

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In Birmingham, England, 1954 geboren, studierte Campbell am King’s College London und machte Karriere als Mikrobiologe, bevor er 1991 am Roslin Institute in Edinburgh zu forschen begann. Vier Jahre später produzierten er und Bill Ritchie die Schafe Megan und Morag, die aus den Zellen eines einzigen Embryos stammten sich danach aber getrennt entwickelt hatten. Die beiden waren genetische Klone, sozusagen künstliche Zwillinge. Erst Dolly war ein Klon von einem erwachsenen Schaf. Campbell, Ian Wilmut, und Shinya Yamanaka waren das Forschungsteam, das Dolly 1996 schuf. Wilmut sagte später, Campbell verdiene »66 Prozent« der Ehre für den Erfolg des Projekts.

1998 ging Campbell an die Universität von Nottingham, wo er eine Professur innehatte. Zusammen mit einer Privatfirma produzierte er im Jahr 2000 die ersten geklonten Schweine. Campbell starb 2012.

Hauptwerk

2006 Reprogramming Somatic Cells into Stem Cells