In seiner Medizinschule lehrt Hippokrates, Krankheit werde durch ein Ungleichgewicht der vier »Säfte« im Körper verursacht.
1500ER
Die Grundlagen der modernen Pharmakologie legt Paracelsus mit seiner Empfehlung, zur Heilung von Krankheiten geeignete Arzneien zu verabreichen.
1860ER
Robert Koch findet Bakterien in Patienten, die an einer Infektionskrankheit leiden, und bestätigt so die Keimtheorie.
1860ER
In Anwendung der Keimtheorie benutzt Robert Lister chemische Antiseptika, um infektiöse Mikroben zu töten.
1874
Campbell de Morgan belegt, dass die Ausbreitung von Krebs (Metastasierung) verursacht wird durch Tumorzellen, die im Körper zirkulieren.
1901
Drei verschiedene Blutgruppen identifiziert Karl Landsteiner, nachdem ein Vermischen inkompatibler Bluttypen Verklumpungen verursacht hat.
1928
Nach versehentlicher Kontamination einer Mikrobenkultur entdeckt, Alexander Fleming Penicillin, ein Antibiotikum gegen bakterielle Infektionen.
1955
Mithilfe der Röntgenkristallografie beschreibt Rosalind Franklin die Struktur des Tabakmosaikvirus.
1955
Jonas Salk entwickelt einen Impfstoff, der zur nahezu vollständigen Ausrottung der Kinderlähmung führt.
1957
Frank Burnet beschreibt, wie das Immunsystem die Struktur von abgewehrten Pathogenen im Gedächtnis behält und so Immunität gegen künftige Attacken verleiht.
Schon immer haben Menschen nach Wegen gesucht, Krankheiten zu heilen. Wo man an übernatürliche Kräfte glaubte, konnte Krankheit nur durch Magie oder religiöse Riten behandelt werden. Vor allem im Ägypten und Griechenland der Antike wuchs jedoch das Interesse am Verständnis der Krankheitsursachen, um Krankheiten besser bekämpfen zu können.
Insbesondere die Griechen legten Wert darauf, rationale Erklärungen für natürliche Phänomene zu finden. Dies schloss die Diagnose und Behandlung von Krankheiten ein. Sie glaubten, alles im Universum sei aus vier Grundelementen zusammengesetzt: Erde, Feuer, Luft und Wasser. Daraus erwuchs die Idee, der Körper bestehe aus vier »Säften«: Blut, gelbe Galle, schwarze Galle und Schleim. In einem gesunden Körper sind diese Säfte im Gleichgewicht. Ist jedoch von einem der Säfte zu viel oder zu wenig da, wird der Mensch krank.
Hippokrates entwickelte aus diesen Ideen eine medizinische Theorie. Sie bildete für fast 2000 Jahre die Grundlage der Medizin in der westlichen Welt. Erst die Renaissance brachte eine neue Ära wissenschaftlicher Entdeckungen, darunter auch Fortschritte in der Medizin. Ein Pionier war der Arzt und Alchemist Paracelsus. Durch methodische Beobachtunten gelangte er zu dem Schluss, dass Krankheiten nicht durch ein Ungleichgewicht der Säfte, sondern durch ein Eindringen von »Giften« in den Körper ausgelöst werden. Diesen Giften, glaubte Paracelsus, kann man durch die Verabreichung von Gegengiften entgegenwirken.
Erst im 19. Jahrhundert fand man eine exaktere Erklärung. Zahlreiche Theorien, wie Infektionskrankheiten sich verbreiten, waren vorgeschlagen worden, doch erst die Experimente von Louis Pasteur und Robert Koch belegten, dass Mikroben verantwortlich sind. Diese sogenannte Keimtheorie wurde bestätigt, als Koch Bakterien in den Körpern infizierter Patienten fand.
Schlechte Hygiene wurde als zentraler Faktor bei der Verbreitung von Krankheiten identifiziert, ferner erkannte man, dass auch bei der Infektion von Wunden wahrscheinlich Mikroben im Spiel sind. Joseph Lister entwickelte daraus die Idee, dass man Antiseptika (Chemikalien, die infektiöse Mikroben töten) benutzen kann, um die Risiken einer Infektion bei der Wundbehandlung und bei chirurgischen Operationen signifikant zu senken.
Eine weitere wichtige Waffe im Kampf gegen Krankheiten wurde im Jahr 1928 durch Zufall entdeckt, als Alexander Fleming eine verunreinigte Mikrobenkultur in seinem Labor fand. Offensichtlich war ein Stoff (der heute als Penicillin bekannt ist) in seine Probe geraten und es zeigte sich, dass bestimmte Mikroben und Pilze Stoffe produzieren, welche das Wachstum anderer Mikroben unterdrücken. Die antibiotische Eigenschaft dieser Stoffe kann zielgerichtet eingesetzt werden, um bakterielle Infektionen zu bekämpfen.
Die Idee der Impfung – einen Patienten mit einer geringen Dosis einer Krankheit zu infizieren, um eine schwere Erkrankung zu verhindern – geht vermutlich auf die islamische Medizin des Mittelalters zurück. Im Westen war diese Praxis kaum üblich, bis Edward Jenner beobachtete, dass Menschen, die an der leichten Kuhpocken-Krankheit gelitten hatten, immun gegen die Pocken waren, die Ende des 18. Jahrhunderts in Europa grassierten. Jenner impfte einen Jungen mit etwas Eiter aus einem Kuhpockenbläschen – und erreichte eine Immunantwort, die den Jungen vor den Pocken schützte.
Impfungen wurden zu einem wichtigen Werkzeug bei der Ausrottung von Krankheiten. Louis Pasteurs Tollwutimpfung ist ein Beispiel, später die fast vollständige Elimination von Kinderlähmung durch Jonas Salks Impfstoff in den 1950er-Jahren. Impfungen sind auch deshalb bedeutsam, weil viele Infektionskrankheiten durch Viren ausgelöst werden, die unempfindlich gegen Antibiotika sind.
Rosalind Franklin arbeitete heraus, dass Viren keine Zellen sind. Dies führte zu der Erkenntnis, dass Viren sich reproduzieren, indem sie die Zellmaschinerie ihrer Wirte nutzen. Weitere Forschung an Impfstoffen ergab, dass sie die Produktion von Antikörpern stimulieren. Daraus entwickelte Frank Burnet die Theorie, dass die Anwesenheit bestimmter Stoffe, die er Antigene nannte, die Reproduktion von ganzen Klonen spezifischer Antikörper auslöst, die zukünftige Attacken abwehren können.