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Tiparillo

Bount betrat die „Orion“-Bar. Die ganze Bude war auf Raumschiff getrimmt, und auf der Getränkekarte jagte ein Gag den anderen. Hier gab es Drinks wie „Bloody Mars“, „White Saturn“, „Galaxis“, „Black Venus“ ... Da, wo allabendlich der Diskjockey seine heiße Stratosphärenshow abzog, hing eine fliegende Untertasse knapp unter der Decke. Auch hier war offiziell noch nicht auf. Stafford Wells, der Besitzer der „Orion“-Bar, plärrte soeben recht irdische Flüche ins Telefon. Es gab Lieferschwierigkeiten mit dem Bier, das hier „Milchstraßensaft“ genannt wurde.

„Ist mir vollkommen Wurscht, wie Sie das deichseln, mein Lieber. Entweder ich habe in einer Stunde meine Kisten, oder Sie sind mich ein für allemal los, ist das klar?“ Die Antwort wartete Wells nicht mehr ab. Er knallte den Hörer in die Gabel und brüllte das Telefon mit einem herzhaften „Arschloch!“ an.

„Aber, aber“, sagte Bount grinsend. Er kam auf Wells zu. Seine Hände steckten in den Manteltaschen.

Wells hob den Kopf. Er war ein grober Klotz mit breiten Schultern, Doppelkinn, einem festen Bauch, den der Ledergürtel in zwei Hälften teilte. Wells’ Haar begann an den Schläfen grau zu werden. Seine Augen hatten eine undefinierbare Farbe, waren hell gesprenkelt. Sofort stahl sich Misstrauen in seine Züge.

„Was kann ich für Sie tun?“, fragte Stafford Wells reserviert. Er wusste, wen er vor sich hatte, und in seiner Situation war es nicht gut, wenn man mit einem Privatdetektiv zusammen gesehen wurde.

Bount schmunzelte. Er nahm das Plastikröhrchen aus seinem Glas und schob es sich zwischen die Zähne. „Oh, Sie könnten sehr viel für mich tun, Mr. Wells.“

„Und das wäre?“

„Sie könnten mir zum Beispiel ein bisschen was über die Leute erzählen, von denen Sie erpresst werden.“ Bount fiel einfach mit der Tür ins Haus - und es war ein voller Erfolg. So blass wie Wells war manche Leiche nicht.

Stafford Wells räusperte sich verwirrt. Bount hatte ihn regelrecht aus dem Sattel gehoben. Wells rang nach Fassung. „Ich ... ich hör’ wohl nicht richtig, Mr. Reiniger. Also, wenn das eine neue Art sein soll, Leute zu erschrecken, dann kann das für Sie unter Umständen unangenehme Folgen haben!“ Der Barbesitzer hatte seine Stimme erhoben. Er dachte anscheinend, Bount auf diese Art einschüchtern zu können.

Aber Reiniger ließ sich nicht beirren. „Hören Sie zu, Wells!“, sagte er zornig. „Heute Nacht musste Benny Palmer ins Gras beißen. Ich habe Benny gesehen. Ich bin bestimmt nicht zimperlich, das können Sie mir glauben. Wenn einer so viele Leichen gesehen hat wie ich, kann ihn kaum noch was erschüttern. Aber Benny Palmers Anblick hat mich erschüttert. Das kann ich Ihnen sagen!“ „Wozu erzählen Sie mir das alles?“, fragte Wells krächzend.

„Finden Sie nicht, dass Leute, die solche Morde begehen, unschädlich gemacht werden müssen? Man muss etwas gegen diese Kerle unternehmen, Wells!“

„Na schön. Dann unternehmen Sie etwas gegen sie!“, brauste Stafford Wells mit zornfunkelnden Augen auf. „Ich habe nichts dagegen. Nur ... rechnen Sie nicht mit meiner Unterstützung.“

Bounts Miene wurde verächtlich. „Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, was Sie für ein jämmerlicher Schlappschwanz sind, Mr. Wells?“

Stafford Wells schob dem Detektiv trotzig sein Kinn entgegen. „Geben sie sich keine Mühe, Reiniger. Sie können mich nicht beleidigen. Ich weiß haargenau, was ich tue, und ich kann für Sie nur hoffen, dass Sie das auch wissen!“