Bount steuerte den Mercedes in die Tiefgarage hinunter. Der Lift brachte ihn zum 14. Stock hoch. Wilkie Lenning hockte auf der Kante von June Marchs Schreibtisch. Der Junge blickte auf Reinigers aufgeschundene Knöchel.
„Musstest du mit handfesten Argumenten arbeiten?“
Bount erzählte von seinen Besuchen bei Stafford Wells und Flip Warner. Und er sagte: „Für mich steht fest, dass die beiden von der Schutzzoll-Gang regelmäßig zur Kasse gebeten werden.“
„Bei Tony Bryl und Rory Kinderman steht das ebenfalls fest“, sagte Lenning und nickte bestimmt. „Aber keiner hat den Mumm, sich gegen diese Banditen aufzulehnen.“
„Seit Benny Palmer ermordet wurde, werden es sich die anderen noch viel reiflicher überlegen, etwas zu sagen, was die Gangster belasten könnte“, sagte Bount Reiniger.
„Ich kann diese Leute verstehen“, sagte June. „Sie haben Angst.“
Bount massierte seine Augen. „Ich kann sie ja auch verstehen, aber wäre es in ihrem Fall nicht trotzdem besser zu reden? Wie sollen wir ihnen helfen, wenn wir nicht wissen, wo wir unseren Hebel ansetzen müssen?“
„Sie wollen doch gar nicht, dass wir ihnen helfen“, sagte Lenning.
Bount schüttelte den Kopf. „Das ist nicht richtig, Wilkie. Sie wollen sehr wohl, dass wir ihnen helfen. Sie zahlen nicht gern an die Gangster. Aber sie möchten, dass wir sie ohne ihr Zutun aus der Klemme heraushauen. Damit sie den Gangstern sagen können: ,Was wollt ihr denn von uns? Wir zahlen, was ihr verlangt. Mit allem anderen haben wir nicht das geringste zu tun.‘ “
Lenning rieb sich nachdenklich die Nase. „Ich hoffe, dass sich Penny Cameron für uns einsetzt. Das Mädchen hat mehr Mut als so mancher Mann. Wenn sie es schafft, Rory Kinderman dazu zu bringen, dass er ihr erzählt, wie der Schuh aussieht, der ihn drückt, wird sie mich das unverzüglich wissen lassen.“
„Penny Cameron“, sagte Bount Reiniger wenig hoffnungsvoll. „Ein Mädchen ... Ist nicht viel, worauf wir bauen können, was?“
„Besser als gar nichts“, erwiderte Lenning.
Das Telefon schlug an. June nahm den Hörer aus der Gabel. „Detektei Reiniger. Büro für private Ermittlungen ...“
Der Anrufer war Jerry Maggage. Bount nahm von June den Hörer entgegen. „Ja, Jerry?“
„Wenn ich noch nicht ganz verkalkt bin, dann war meines Wissens heute ein Fünfziger im Gespräch, nicht wahr?“, sagte der kleine Ganove.
„Ein Fünfziger“, bestätigte Bount. „Aber nicht für nichts.“
„Das ist klar. Auch Sie haben kein Geld zu verschenken.“
„Richtig. Hast du was für mich, Jerry?“
„Oh, ich denke schon, Mr. Reiniger.“ „Spuck’s aus“, verlangte Bount Reiniger hastig.
„Es geht auf die Mittagszeit zu, und ich hatte heute noch nicht die Freude, etwas in den Magen zu kriegen. Wie wär’s, wenn Sie mich zu einem kleinen Mittagessen einladen würden? Ich verspreche Ihnen, Sie nicht armzufressen.“
„Okay, Jerry. Wohin darf ich dich ausführen?“
„Kennen Sie das Self-Service-Restaurant beim Crotona Park?“ „Kenne ich.“
„Da gibt es verdammt leckere Brathähnchen.“
„Du kriegst eines“, versprach Bount. „Aber wenn dein Tipp dann nicht hält, was du versprichst, zahle ich keinen Cent - und du marschierst ab in die Küche, um den Betrag abzuarbeiten!“
„Ich denke, ich kann Sie zufriedenstellen“, sagte Jerry Maggage lachend.
„Das hoffe ich“, gab Bount zurück und legte auf.
„Meinst du wirklich, dass er etwas für dich hat, Bount?“, fragte Lenning.
„Ich bin sicher“, sagte Bount Reiniger. „Jerry würde nicht anrufen, wenn sein Tipp nicht hundertprozentig wäre. Es wäre ihm leid um das Geld, das er in den Telefonschlitz geworfen hat.“