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Kevin La Casa empfing Bount Reiniger mit einer giftigen Herzlichkeit. Bount Reiniger spürte deutlich, wie sehr dieser Mann ihn hasste. La Casa gab sich übertrieben gelassen. Er wollte Bount zeigen, dass er ihn nicht im mindesten fürchtete. Und doch hockte ein gewisses Unbehagen in La Casas Eingeweiden. Sein lauernder Blick glitt an Bount prüfend auf und ab. Er war sich der Tatsache bewusst, dass er in dieser Stadt nur einen einzigen Gegner hatte, den er ernst nehmen musste: Bount Louis Reiniger. Mit einem süffisanten Grinsen fragte er: „Möchten Sie einen Drink haben, Mr. Reiniger?“

„Ich lasse mir von Ihnen nichts schenken“, gab Bount frostig zurück. „Und ich trinke nicht mit jedem.“

Es blitzte in La Casas Augen. „Hört sich verdammt aggressiv an.“

„Das soll es.“

„Sind Sie zu mir gekommen, um mich zu beleidigen?“, fragte La Casa gereizt.

„Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, dass Sie mir seit Langem schon ein Dorn im Auge sind, La Casa.“

Der Gangsterboss grinste eisig. „So? Womit habe ich denn Ihren Unmut erregt?“

„Sie wissen selbst am besten, wie viel Dreck Sie am Stecken haben.“ „Vorsicht, Mr. Reiniger. Keine Anschuldigungen ohne stichhaltige Beweise!“

„Ich bin gerade dabei, die Beweise zusammenzutragen. Und ich kann Ihnen versichern, dass ich emsig wie ein Eichhörnchen bin.“

„Seien Sie mir nicht böse, aber ich habe keine Ahnung, wovon Sie eigentlich sprechen.“

„Das will ich Ihnen gern verraten“, sagte Bount schneidend. „Ich spreche von Ihrer letzten großen Schurkerei, La Casa. Ich spreche davon, dass Sie Ihre Leute ausschicken, um einer Reihe von Barbesitzern in Greenwich Village Schutzzoll abzupressen ...“

La Casa lachte aus vollem Hals. „Wie kommen Sie dazu, mir so etwas Unsinniges in die Schuhe zu schieben. Mann, Reiniger, wenn ich Sie nicht so schrecklich komisch fände, müsste ich mit Ihnen jetzt direkt böse sein.“

„Machen Sie sich darüber lustig, wie Sie wollen!“, erwiderte Bount hart. „Aber ich verspreche Ihnen, dass Sie schon bald nichts mehr zu lachen haben werden.“

La Casa schoss unvermittelt einen durchdringenden Blick auf Bount ab. „Moment mal, Reiniger. Sie haben doch nicht etwa die Absicht, mir versteckt zu drohen.“

Jetzt grinste Bount. „Von versteckt kann nicht die Rede sein. Ich möchte, dass Sie wissen, woran Sie sind, La Casa. Sie haben den Bogen in letzter Zeit zu sehr überspannt. Es darf Sie also nicht wundernehmen, wenn er nun bricht.“

„Hören Sie, Sie fangen an, mich zu langweilen!“, sagte La Casa ärgerlich. „Denken Sie, ich durchschaue Sie nicht? Sie haben nichts, aber schon gar nichts gegen mich in der Hand. Deshalb kommen Sie hierher, klopfen auf den Busch, feuern mir was vor den Bug und warten darauf, dass etwas passiert, das Sie gegen mich verwenden können, aber den Gefallen tu’ ich Ihnen nicht, Reiniger. Ich behaupte, dass mein Gewissen rein ist. Und es wird Ihnen unmöglich sein, das Gegenteil zu beweisen!“ „Meinen Sie nicht, dass es dumm ist, sich hinter so viel Optimismus zu verkriechen?“

„Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich endlich wieder entfernen würden, Reiniger.“

Bount nickte mit grimmiger Miene. „Sie wissen jetzt, woran Sie sind, La Casa, und Sie wissen auch, was Ihnen demnächst blüht. Richten Sie einstweilen Ihre Zahnbürste her. Es wird nicht mehr lange dauern, bis es Zeit für Sie ist, von all dem hier Abschied zu nehmen und ins Zuchthaus zu gehen.“

La Casa grinste überheblich. „Vertraulich gesagt, Reiniger: Ich halte Sie für einen ausgemachten Idioten.“

Bount hob die geballte Rechte. „Ich kriege Sie, La Casa. Darauf können Sie Gift nehmen. Dieser Schutzzoll-Trick bringt Sie zu Fall. In der vergangenen Nacht sind Sie nämlich um einen verdammten Schritt zu weit gegangen.“

La Casa schüttelte unwillig den Kopf. „Ich kann Ihnen nicht folgen.“ „Ich hab’s auch deutlicher: Es wäre besser gewesen, die Finger von Benny Palmer zu lassen!“

La Casa trieb die Frechheit auf die Spitze. Er rieb sich das Kinn und sagte: „Benny Palmer. Benny Palmer ... Ist das nicht der Barbesitzer, der sich in der vergangenen Nacht mit einem Sprung aus dem Fenster das Leben genommen hat?“

„Sie entstellen die Tatsachen. Palmer ist nicht gesprungen. Er wurde ermordet!“ Bount richtete seinen Zeigefinger auf La Casas Pfannkuchengesicht. „Und der Tod dieses Mannes wird Ihnen das Genick brechen, mein Lieber. Dafür werde ich sorgen!“

Kevin La Casa brauste zornig auf. „Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt, Reiniger. Was habe ich denn mit dem Tod dieses Mannes zu schaffen? Ich habe ihn nicht aus dem Fenster geworfen.“

„Nein. Sie nicht. Denn Sie machen sich auf diese Weise nicht die Hände dreckig. Dafür haben Sie Ihre Henkersknechte. Es stimmt. Sie haben Palmer nicht aus dem Fenster geworfen. Aber Sie haben diesen Mord veranlasst.“

La Casa breitete grinsend die Arme aus. „Machen Sie sich doch nichts vor, Reiniger. Was Sie da so ungezwungen von sich geben, können Sie nie im Leben beweisen!“

Bount fletschte angriffslustig die Zähne. „Ich finde einen Weg, um Sie fertigzumachen, La Casa. An Ihrer Stelle würde ich mich darauf einstellen.“