Eine Viertelstunde später trafen wir bei Korowskys Anwesen auf den Brooklyn Heights ein. In diesem Villenviertel wohnten die, die es geschafft hatten. Einige Hollywoodstars hatten hier ihr Domizil.
Korowskys Villa wurde von einer hohen Mauer umgeben.
Wir fuhren vor das Metalltor.
Milo stieg aus und betätigte die Gegensprechanlage.
Einige finster wirkende Bodyguards in dunklen Anzügen näherten sich dem Tor. Sie waren mit MPis ausgerüstet und führten mannscharfe Schäferhunde bei Fuß.
Die Unterhaltung an der Sprechanlage zog sich etwas hin.
Schließlich kehrte Milo zurück. Er verzog das Gesicht. "Mister Korowsky empfängt uns!"
"Zu gütig!"
"Seine Leute scheinen ziemlich nervös zu sein..."
Das Tor öffnete sich automatisch.
Ich lenkte den Sportwagen in die Einfahrt. Die Bodyguards musterten uns mit regungslosen Gesichtern. Die Hunde zerrten an ihren Leinen und schienen es nicht abwarten zu können, uns zu zerfleischen.
"Hier fühlt man sich doch gleich richtig willkommen", meinte Milo ironisch.
Einer der Bodyguards empfing uns vor der Haustür.
Ich stoppte den Sportwagen. Wir stiegen aus.
"Mister Korowsky erwartet Sie", erklärte der Bodyguard. Er drehte sich um. Wir folgen ihm in einen Salon, der mit Antiquitäten nur so vollgestopft war. Korowsky wusste offenbar, was gut und teuer war. Und er hatte Geld, um es sich zu leisten.
"Sie an", begrüßte er mich. "Randy J. Wood! Ich hatte immer gedacht, Sie wären nur eine kleine Nummer, ein Wichtigtuer aus der Provinz... Und jetzt entpuppen Sie sich als G-man!"
"Meine Tarnung ist bei den Ereignissen im Johnson Plaza leider aufgeflogen", erklärte ich. "Aber da waren Sie ja nicht dabei..."
Ich hielt ihm pflichtgemäß meinen Ausweis hin.
Er warf einen kurzen Blick darauf.
"Meine Zeit ist kostbar, Trevellian. Verschwenden Sie sie nicht und fassen Sie sich kurz..."
"Vor einer Stunde ist ein Mann namens Jakovlev bei Pier 12 aus dem Salzwasser gefischt worden... Sie kannten ihn ja gut genug, um ihn 'Jacky' nennen zu dürfen..."
"Bedauerlich, was ihm zugestoßen ist..."
"Sie haben nicht zufällig eine Ahnung, wer dafür verantwortlich ist?"
"Nein."
"Sie haben Jacky nie besonders leiden können."
"Wer sagt das?"
"Das war allgemein bekannt..."
"Und deshalb bin ich ein Mörder?"
Ich bedachte ihn mit einem eisigen Blick. Er wich mir aus.
Jetzt meldete sich Milo zu Wort. "Vic Lugin, der Mann, der für Larinas Flucht sorgen sollte, hat kurz vor dem Attentat auf Big Joe mit Ihnen telefoniert. Das steht fest. Worum ging es dabei?"
"Ich kann mich nicht erinnern."
"Vor Gericht werden Sie damit nicht durchkommen!"
"Vor Gericht?", fragte er gedehnt. Dann lachte er schallend. "Sie reden eine ganz Menge Mist daher, Mister..."
"Tucker."
"...aber Sie können nichts davon beweisen. Vic hat also mit mir telefoniert? Das beweist gar nichts..."
"Angenommen in ein paar Tagen hat das Gerücht die Runde gemacht, dass Sie Kamarovs Organisation übernommen hätten...", sagte ich.
Korowsky unterbrach mich.
"Eine Organisation, die nur in Ihrem Hirn existiert, Trevellian! Jedenfalls habe ich nichts damit zu tun!"
"Ich erwarte nicht, dass Sie sich selbst belasten, Mister Korowsky. Vielleicht hören Sie mir trotzdem einfach mal zu. Jemand hat Big Joe aus dem Weg räumen wollen. Vielleicht waren Sie das, vielleicht auch jemand anders. Jedenfalls hat er praktischerweise auch noch Dwight Janov, den ausgemachten Kronprinzen beseitigt. Lugin war Janovs Mann. Was hatte der mit Ihnen zu reden? Es sei denn, sie hatten ihn längst für eine entsprechende Summe auf Ihre Seite gezogen. Was, wenn sich rausgestellt hätte, dass Lugin etwas mit dem Sprengstoffattentat auf Dwight Janov zu tun hatte?"
Sein Gesicht verlor jegliche Farbe, der Kinnladen klappte herunter. Er brauchte zwei Sekunden, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.
"Sie bluffen", stellte er fest. "Sie haben gar nichts."
"Das Gesicht, das Sie gemacht haben sprach Bände!"
"Welchen Staatsanwalt wollen Sie denn damit zum Lachen bringen?"
"Ich weiß nicht, ob Ihnen zum Lachen sein wird, wenn Larina mit einer Automatik vor Ihnen steht... Brent Smith haben wir schon und er wird singen wie ein Vogel, Sie sollten jetzt auspacken, wenn Sie noch was für sich rausholen wollen..."
"Ich denke, unser Gespräch ist zu Ende, Mister Trevellian. Und in Zukunft werde ich mit Ihnen nur noch in Anwesenheit meiner Anwälte reden..."
Ich nickte.
"Ich glaube, die werden Sie dann auch nötig haben", sagte ich.