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„Wohin?“, fragte der Taxifahrer, nachdem Bount sich in den Wagenfond gesetzt hatte.

„7th Avenue. 1133“, sagte Bount.

Der Cabdriver nickte und fuhr los.

Doch auf der Fahrt zu seinem Büro-Apartment dirigierte Bount Reiniger das Yellow Cab dann um. Ihm war der Name eines ehemaligen Kollegen eingefallen: Wylie Oakland.

Wylie war viele Jahre Privatdetektiv gewesen. Er hatte zwar nie zur ersten Garnitur gezählt, aber er hatte mit seiner Arbeit ganz gut verdient. Eines Tages war Wylie Oakland dann aber einer gefährlichen Gangsterbande in die Quere gekommen.

Die Verbrecher schossen den Privatdetektiv kurzerhand zusammen. Es hatte damals nicht so ausgesehen, als ob Wylie Oakland noch einmal auf die Beine kommen würde.

Aber Wylie bewies, dass er verdammt zäh war. Er rutschte dem Totengräber gerade noch einmal von der Schippe. Ein längerer Kuraufenthalt in den Catskill-Bergen machte ihn wieder so gut wie neu.

Aber Wylie Oakland hatte die Nase voll vom Privatdetektiv spielen. Er sattelte auf den ungefährlichen Job des Warenhausdetektivs um und arbeitete nun schon seit sechs Jahren für das Pink Shopping Land.

Das war der Grund, weshalb Bount den einstigen Kollegen aufsuchen und sich mit ihm über die mysteriöse Mordserie unterhalten wollte.

Wylie Oakland wohnte in Saddle Rock, an der Little Neck Bay, gegenüber der U. S. Government Reservation.

Das Taxi stoppte in der Bayport Lane. Bount Reiniger bezahlte den Fahrpreis und faltete sich aus dem Wagen. Bount betrat ein schmalbrüstiges Haus. Im Erdgeschoss jammerte ein alter Plattenspieler. Kindergeschrei und das Geklapper von Töpfen war zu hören.

Bount lief zur ersten Etage hoch. Er drückte auf den Klingelknopf, über dem das Namensschildchen verkündete, dass hier Wylie Oakland wohnte.

In der Wohnung schrillte die Glocke. Bount wartete.

„Typischer Fall von nicht zu Hause“, brummte Bount enttäuscht nach dem dritten Läuten.

Er erinnerte sich an Minnie Tubb, mit der Wylie Oakland vor einigen Jahren eine lockere Lebensgemeinschaft eingegangen war. Ob er Wylie bei ihr finden würde?

Minnie arbeitete als Kassiererin in einem Steakhouse in der Bronx.

Bount verwarf den Gedanken wieder Wylie Oakland dort zu suchen. So wichtig war ihm das Gespräch nun auch wieder nicht.

Er stieg langsam die Treppe hinunter. Als er wenig später aus dem Haus trat, wurde auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Wagentür zugeschlagen. Automatisch blickte Bount hinüber, und da erblickte er ihn - Wylie Oakland.

Er hatte sich kein bisschen verändert.

Er war ein großer Mann mit abstehenden Ohren und unregelmäßigen Zähnen. An seiner linken Hand fehlte seit jener Schießerei mit den Gangstern der kleine Finger. Er hatte scharf geschnittene Züge, graue Schläfen und musste inzwischen achtundfünfzig geworden sein.

Als er Bount sah, grinste er breit.