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Seit zwei Tagen fiel er mir auf, der schwarze BMW. Ein zweitüriger 316er. Kein Zweifel, er verfolgte mich. Vor drei Tagen - Rose' Einsatz in der Lower East Side war gerade angelaufen - stand der Wagen morgens gegenüber des Eingangs meines Apartmenthauses. Ich hatte mir zunächst nichts dabei gedacht.

Zusammen mit Milo machte ich meine Nachtschicht in unserer mobilen Einsatzzentrale. Wir überwachten Rose rund um die Uhr. Am Morgen nach der Ablösung durch Leslie Morell und Jay Kronburg fuhren wir in meinem Sportwagen über den Broadway in Richtung West Side. Im Rückspiegel der schwarze BMW. Ich notierte mir das Kennzeichen - Spiegelschrift zu lesen gehört für einen Special Agent zum Standard.

Das Ergebnis meiner Recherchen half mir nicht weiter - der Wagen gehörte einer Autovermietung. Er hatte getönte Scheiben, so dass ich vom Fahrer nur Umrisse erkennen konnte. Jedenfalls in meinem Rückspiegel.

Am nächsten Tag sah ich den Wagen sogar in der Nähe des Supermarktes, auf dem wir unseren Standort bezogen hatten, am Straßenrand stehen.

Und jetzt erkannte ich ihn wieder im Rückspiegel.

Nach einem langen Tag vor Monitoren, Funkgeräten und Telefonen hatte ich Sehnsucht nach einem Steak und einem Bier. Milo war in der Nähe des Madison Square Parks ausgestiegen, wo er seine neuste Flamme treffen wollte. In Chelsea bog ich vom Broadway in die zweiunddreißigste Straße ein, wo ich ein argentinisches Steakhaus kannte, das paradiesischerweise auch Budweiser vom Fass führte. Der BMW bog ebenfalls in die Zweiunddreißigste ein.

Ich griff unter die Jacke zum Holster meiner Dienstwaffe, entsicherte meine SIG und lockerte sie. Dann stieg ich kurz entschlossen auf die Bremse und sprang aus meinem Sportwagen.

Der BMW saß fast auf meiner Stoßstange. Hinter ihm gellte ein Hupkonzert los. Ich kümmerte mich nicht darum. Der Mann hinter dem Steuer verzog keine Miene, als ich die Fahrertür seines Wagens aufriss. Es war ein Afroamerikaner. Korrekt, fast elegant gekleidet und ziemlich massiv gebaut.

Auch darum kümmerte ich mich nicht. Ich packte ihn an seinem Schlips, zerrte ihn aus dem Wagen und hielt ihm meine SIG unter die Nase. "Hier bin ich! Sag', was du willst, und ich sag' dir, ob ich dir's gebe! Und danach will ich dich nie wieder in meinem Rückspiegel sehen!"

"Bleib cool, Trevellian!" Beschwichtigend hob der bullige Kerl beide Arme. "Bin' Kollege."

"Und ich bin Santa Claus!" Zwei Handbewegungen, und ich hatte ihm die Brieftasche aus dem Sakko gefischt. Tatsächlich - ein Dienstausweis der City Police von San Francisco. Curtis Kentucky hieß der Typ. Er war Captain.

Ich steckte die Waffe ein. "Was soll das, verdammt noch mal!", blaffte ich ihn an. Die Leute hinter seinem BMW hatten aufgehört zu hupen. Stattdessen waren sie aus ihren Fahrzeugen gestiegen, schwangen Fäuste, streckten Stinkefinger in die Abendluft und schimpften.

"Ich such' Rose Warrington." Seine Kaumuskeln pulsierten. "Hast du was mit ihr?"

Ich traute meinen Ohren nicht. Rose hatte einen Lover. Einen eifersüchtigen dazu. "Idiot!" Ich ließ ihn los. "Klar hab' ich was mit ihr - einen Einsatz!"

Ich wandte mich ab und lief zu meinem Wagen zurück. Ich war ziemlich sauer. Er trottete hinter mir her. "Ich glaub' dir nicht, Trevellian!"

"Dann lass es bleiben." Ich schwang mich in den Sportwagen und schlug ihm die Tür vor der Nase zu.

Er beugte sich zum offenen Seitenfenster herab. "Wo find' ich sie - ich muss sie dringend sprechen!"

Mir platzte der Kragen. "Ich denke, du bist ein Cop!", brüllte ich ihn an. "Dann hast du sicher schon mal von der Schweigepflicht eines Beamten gehört!"

"Wir sind doch Kollegen! Ich muss sie sehen!"

"Wende dich an unseren SAC!" Ich trat die Kupplung durch, gab Gas und schob den ersten Gang ein - mein Schlitten schoss mit schreienden Reifen davon.

Im Rückspiegel keine Spur mehr von diesem Kentucky. Bis zum Steakhaus fluchte ich vor mich hin - dann verflog meine Wut. Ich beschloss den Chef zu informieren. Diesem verrückten Captain sollte seine Dienststelle mal kräftig in den Hintern treten. Ein sensibler Einsatz mit derart hohem Risiko, wie Rose ihn aufgenommen hatte, vertrug nicht die geringste Störung von außen. Schon gar nicht Störungen aus dem Privatleben.

Ich nahm mir vor, Rose nichts von der Begegnung mit Kentucky zu erzählen. Sie sollte sich ganz auf ihre Existenz als Joan Whitney konzentrieren können...